Höhlenwohnungen Langenstein

Zwischen den Orten Blankenburg und Halberstadt im Landkreis Harz liegt die kleine Ortschaft Langenstein. Man könnte sie fast auf der Landkarte übersehen, wären da nicht ein paar ganz besondere Sehenswürdigkeiten, die Langenstein zu einem perfekten Ziel für einen Ausflug oder gar eine Wanderung machen. Hier liegen nämlich die berühmten Höhlenwohnungen, die noch bis ins 20. Jahrhundert bewohnt waren. Im Osten zieht sich ein langgestreckter Höhenzug mit bizarren Felsformationen wie dem Gläsernen Mönch entlang. Und dann gibt es da auch noch die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, die uns knapp 100 Jahre in der Geschichte zurückführt.

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Langenstein – ein wenig Geschichte

Die Siedlungsgeschichte der Region reicht schon sehr lange zurück. Bereits in der Früh- und Vorgeschichte gab es hier Menschen, die sich über kürzere oder längere Zeit in den Höhlen im Sandstein niederließen. So richtig ging es dann los, als in den 1150er Jahren Bischof Ulrich von Halberstadt auf dem Langen Stein, einem Bergrücken südlich von Halberstadt, der zum Hoppelberg gehört, eine weitläufige Burganlage errichten ließ. Von der Burg – oder besser gesagt dem Bergrücken, stammt auch der Name Langenstein.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel, Zerstörung und Wiederaufbau der Anlage, wurde die Burg dann irgendwann aufgegeben und Mitte des 17. Jahrhunderts völlig abgerissen, weil man die Steine woanders benötigte. Während die Burg ihr Ende fand, bestand das Gut jedoch weiter.

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Fast wie aus dem Wilden Westen entsprungen: Franziskus-Kapelle Langenstein

Hierzu kam Ende des 18. Jahrhunderts dann ein barockes Schloss, das nach dem Kauf durch Freifrau Maria Antoinette von Branconi errichtet wurde, die schon mit 12 Jahren verheiratet und mit 20 Jahren Witwe wurde. Bekanntheit erlangte sie als Mätresse von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig – und vor allem durch ihre Freundschaft zu Johann Wolfgang von Goethe. Sie galt damals als die schönste Frau Deutschlands.

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Landung Heißluftballon auf dem Parkplatz
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Bergfeldhof, Campinghof f. kleine Campingmobile

St. Franziskus

Auf der Dorfstraße reckt sich ein seltsam anmutender Kirchturm aus Holz mit Glocke in die Höhe und schmiegt sich dabei an einen Backsteinbau mit Fachwerkgiebel an. Wer sich wundert, was das ist, hier die Geschichte:

Eigentlich war die evangelische Gemeinde in Langenstein früher in der St.-Nikolai-Kirche untergebracht. Einer herkömmlichen evangelischen Kirche mit steinernem Kirchturm und Spitzhaube, so wie wir es gewohnt sind. Doch irgendwann in den 1960er oder 70er Jahren wurde deren Dach undicht. Und weil im kommunistischen Regime der DDR sicherlich eine Kirche das letzte war, was man unterstützen wollte, versagte man Zuschüsse und Baugenehmigung. Gleichzeitig hieß es: Entweder vollständig instand setzen oder abreißen.

Tja, eine wirkliche Alternative war das nicht. Aber weil man keine Möglichkeit sah, die Kirche zu reparieren, wurde sie an die Gemeinde verkauft und im Anschluß gesprengt. Deshalb hat sich aber nicht gleichzeitig auch die evangelische Gemeinde aufgelöst. Die Lösung war ein gekonnter Schachzug: die katholische Kapelle, die nur als Ausweichmöglichkeit genutzt wurde, bekam einen evangelischen Turm. Und weil der halt nicht viel kosten durfte, ist das Holzgerüst mit Glocke entstanden.

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Felsenwohnungen auf dem Schäferberg in Langenstein

Die Höhlenwohnungen in Langenstein

Wohnhöhlen auf dem Schäferberg

Auf dem Schäferberg im Ortskern trifft man auf ein einzigartiges Zeugnis von Wohnkultur, die wohl die wenigsten von uns erwartet hätten. Die Höhlenwohnungen von Langenstein wurden von Landarbeiterfamilien in den weichen Sandstein geschlagen.

Beinahe fühlt man sich wie in Mittelerde von J.R.R. Tolkien und erwartet hinter den massiven Türen im Fels und den niedlichen Gardinen an den Fenstern Hobbits als Bewohner. Zwar mögen einige der Höhlen rund um den Ort auch von Neandertalern oder anderen Höhlenmenschen in grauer Vorzeit als Wohnung oder Unterschlupf gedient haben, doch diese hier sind noch gar nicht so alt, wie man vielleicht glauben mag.

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Wohnhöhlen am Schäferberg
Die Geschichte der Wohnhöhlen am Schäferberg

Es trug sich zu, dass Wilhelm Wimpau im Jahr 1855 das Schloss Langenstein erwarb, um dort Pflanzen zu kultivieren. Da er für die Zucht der Pflanzen ausgebildete Arbeiter brauchte, warb er 12 Familien aus dem Umland an. Doch leider gab es im ganzen Ort keine geeigneten Unterkünfte für diese Familien. Da kam der Gemeinderat auf die außergewöhnliche Idee, man solle die Familien doch in Höhlenwohnungen unterbringen. Solche gab es schon denen auf der Altenburg.

Gesagt, getan. Für nur 8 Groschen wurde ein Felsen verkauft und als Bauplatz ausgewiesen. In wenigen Monaten waren die Reihenhöhlen, wie man sie vielleicht heute bezeichnen würde, bezugsfertig. Der erste Höhlenbewohner zog in die der Straße zugewandte Wohnung im Jahr 1856 mit seiner Familie in die Fünf-Zimmer-Wohnung ein. Sie bestand aus einer Stube, einem Kinderzimmer, einer Küche, einer Kammer und einem Vorratsraum. Für damalige Verhältnisse schon fast luxuriös. Und vor allem: erschwinglich.

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Fast wie im Auenland
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Felsenwohnungen in Langenstein

Vor den einzelnen Wohnungen befanden sich dort, wo heute Blumen wachsen, kleine Gärten für Gemüse. Das Vieh, meist Ziegen, graste oben auf den Dächern und war nachts in einer kleinen Stallhöhle untergebracht. Richtig modern und luftig waren die Wohnungen durch die Fenster, hinter denen in der Regel das Wohnzimmer lag, in dem man sich meist aufhielt. Heizungen, Strom und fließendes Wasser gab es damals natürlich noch nicht.

Geheizt wurde mit einer offenen Feuerstelle, auf der auch gekocht wurde. Und damit die Bewohner nicht im Qualm erstickten, schafften sie eine Abzugsmöglichkeit über einen Schornstein nach oben. Da die Höhle von Haus auf kühl und eher feucht war, wurde das ganze Jahr über Feuer entfacht. Die Wärme zog dann durch alle Räume, denn außer der massiven Haustüre gab es keine anderen Türen zwischen den Räumen.

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Innenräume der Wohnhöhlen am Schäferberg

Die Familien, die hier lebten, hatten durchschnittlich acht Kinder. Das muss man sich einmal vorstellen, bei dem kleinen Kinderzimmer. Und weil dort natürlich nicht genügend Betten hineinpassten, schliefen die Kinder einfach zu zweit in einem Bett. Wer sich nun fragt, wo denn die Toiletten waren, der muss sich im Hof umschauen. Dort steht ein Toilettenhäuschen mit Plumpsklo, wie es früher überall üblich war. Entleert wurde es regelmäßig. Angeblich düngte der Gutsherr damit seine Felder …

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Die berühmteste Höhlenwohnung ist die von Ludwig Schmidt
Die Schmidthöhle

Gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich eine weitere Höhlenwohnung, die idyllisch unter großen Bäumen versteckt liegt. Hier lebte Ludwig Schmidt mit seiner Familie, übrigens die letzte Familie, die aus diesen Höhlen auszog. Ludwig Schmidt war auf Jahrmärkten wie bei Hochzeiten als Drehorgenspieler ein gern gesehener Gast. Hatte er keine solchen Verpflichtungen, spielte er auch einmal gerne vor den Höhlen für die Kinder und Jugendlichen aus dem Dorf.

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Jede Wohnung ist einzigartig
Die Felsenwohnungen heute

Heute können noch fünf von den ursprünglichen Höhlenwohnungen besichtigt werden. Die übrigen fünf existieren zwar noch, allerdings haben die ehemaligen Bewohner wohl so gut bei ihrer Arbeit auf dem Schloss verdient, dass sie sich ein richtiges, modernes Haus leisten konnten. Und weil sich einige nicht so richtig von ihrer wunderschönen Höhlenwohnung trennen konnten, bauten sie diese Häuser direkt vor den Eingang, sodass sie nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Heute werden sie von den Familien als eine Art Keller genutzt.

Besonders gut kann man das bei der Sattlerhöhle neben dem Haus des Vereins erkennen, der sich heute um den Erhalt der Höhlenwohnungen kümmert. In der Schmidtschen Höhle befindet sich ein Gästebuch, in das ihr euch eintragen könnt, und eine Spendenbox.

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Höhlenstall an der Bahnhofstr. Ecke Am Sommerbad
Die Höhlenwohnungen nach 1910

Als die Wohnhöhlen dann alle verlassen waren, kam der Erste, dann der Zweite Weltkrieg. In diesen Zeiten wurden Kartoffeln und andere Lebensmittel in den kühlen Höhlen gelagert. Dazu nagelte man die Fenster zu, sodass es fast ganzjährig nun acht Grad darin hatte. Als man dann später keine solchen Lagerräume mehr brauchte, verfielen die ehemals gepflegten Höhlenwohnungen langsam, aber unaufhaltsam.

Ein beispielloses Sanierungsprojekt startete 1990 der damalige Bürgermeister Schwalbe. Mit damals wegen der hohen Arbeitslosigkeit vom Arbeitsamt initiierten ABM-Maßnahmen wurden die Höhlen saniert und nach dem Vorbild einer alten Postkarte wieder instantgesetzt. Am schlimmsten hatte es die Schmidthöhle getroffen. Die Bäume hatten durch ihre Wurzeln das Dach komplett zerstört, sodass diese ein neues Dach erhielt, das durch Spenden finanziert wurde.

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Jede Felsenwohnung hat ihren ganz eigenen Charme

Besucherinformationen Höhlenwohnungen

An den Höhlenwohnungen am Schäferberg befindet sich eine der 222 Stempelstellen der Harzer Wandernadel.

Adresse

Schäferberg (schräg gegenüber der Hausnummer 33)

Öffnungszeiten
  • Sommersaison von April bis Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr
  • Wintersaison von November bis März: täglich 10 bis 16 Uhr
  • Eintritt frei
  • Eine kleine Spende könnt ihr in den Opferstock der Schmidthöhle werfen!
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Stempelstelle Harzer Wandernadel
Führungen
  • in der Saison von Mai bis September
  • immer donnerstags um 14 Uhr
  • Kosten: 5,00 Euro pro Person
  • Dauer: 60 Minuten
  • keine Anmeldung erforderlich, Bezahlung vor Ort
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In dieser Felsenwohnung lebte Karl Rindert bis 1916

Felsenwohnungen an der Altenburg

Wer gut aufgepasst hat, dem ist aufgefallen, dass 1855 insgesamt 12 Familien eine Wohnung suchten. Am Schäferberg befinden sich allerdings nur 10 Wohnhöhlen. Was ist also mit den beiden letzten Familien passiert?

Auf dem 300 Meter langen Höhenzug aus Sandstein auf der anderen Seite von Langenstein befand sich ab 1151 die Altenburg, die der Linie Heinrich IV. zugerechnet wurde. Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, wurde sie im 16. Jahrhundert von den Schweden zerstört und die Steine zum Aufbau der Häuser in Halberstadt und Langenstein verwendet.

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Und eben hier an einem Hohlweg an der ehemaligen Burganlage, von der heute kaum noch sichtbare Reste vorhanden sind, gibt es zwei weitere Höhlenwohnungen, die schon viel älter sind als die am Schäferberg und diesen als Vorbild gedient haben. Vom Hohlweg aus führen Treppenstufen in die höher gelegenen, Höhlen. Sie bestehen aus schlichten Schlafräumen, einer Vorratskammer und einem Wohnzimmer auf der Außenseite, an der sich Fenster befinden.

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Die erste Höhle, die wahrscheinlich ursprünglich in der germanischen Zeit als Zufluchtsort diente, steht inzwischen wieder völlig nackt da und man kaum noch Anzeichen der ehemaligen Ausstattung erkennen. Ganz anders sieht das bei der hinteren Höhle aus, die ebenfalls wie eine Art Museum eingerichtet ist.

Noch heute kann man erkennen, dass die Wände gestrichen waren. Hier und da ist ein Dübelloch zu erkennen, wo früher einmal wohl ein Regal oder Wandbrett befestigt war. Wohnlich sieht es heute wirklich nicht mehr aus, auch wenn Romantiker sich wünschen mögen, hier zu leben. Sicherlich war es dauerhaft recht feucht und heizen musste man praktisch ganzjährig.

Beide Höhlen waren nachweislich zwischen 1746 bis 1916 bewohnt. Vom letzten Langensteiner Höhlenbewohner Karl Rindert, ist noch ein Bild in der Höhle ausgestellt.

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Auf dem Langen Berg befinden sich weitere Höhlenwohnungen

Der Schäferhof

Der Schäferhof, ein Vierseitenhof im Ortskern von Langenstein, stammt wahrscheinlich aus der Zeit der Altenburg und diente damals als Wirtschaftshof der Burg. Auch nach dem Ende der Burg bestand der Hof weiter unter den wechselnden Besitzern. Für kurze Zeit besaß auch Marie Antoinette von Branconi Langenstein, Goethes Fee von Langenstein, die er 1784 und 1784 auf seinen Harzreisen besuchte.

Seinen Namen hat der Schäferhof von der Schafzucht, die seit 1823 hier stattfand (Merinofleischschafe), die großen Erfolg hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Enteignung und der Umbau zum staatlichen Saatgutbetrieb der DDR. Nach der Wende änderten sich wieder alles, als ein Verein zur Rettung und Erhaltung der ältesten Stammherde Deutschlands (Merino Herdbuchzucht e.V.) den Schäferhof 1996 kaufte. Einer der wichtigsten Aufgaben der Schafe, die hier gezüchtet werden, ist inzwischen die Landschaftspflege. Sie werden zum Erhalt der Offenflächen im Harz und Harzvorland eingesetzt.

Der Verein restaurierte den Schäferhof umfassend. Heute gehört auch ein gehobenes Landhotel dazu.

Adresse

Schäferhof Langenstein

Quedlinburger Straße 28a

38895 Halberstadt/OT Langenstein

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KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge mit der Todeskiefer (rechts)

KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge

Je mehr man durch die Städte und Dörfer Deutschlands streift und dabei die Augen offenhält, umso häufiger kommt man mit der Schreckensherrschaft des Dritten Reichs in Berührung. Manchmal sind es Prachtbauten aus der Zeit des Nationalsozialismus, manchmal aber auch die Stätten, in denen unzählige Menschen zu Zwangsarbeit rekrutiert wurden oder gleich gezielt ermordet wurden.

Auch hier im Harz, genauer gesagt in Langenstein in Sachsen-Anhalt, gab es zwischen April 1944 und April 1945 ein Konzentrationslager. Das KZ Langenstein-Zwieberge wurde als Außenstelle des KZ Buchenwald in Thüringen errichtet, um einen Stollen in den Thekenbergen für die Rüstungsindustrie zu schaffen. Denn aufgrund der andauernden Angriffe der Alliierten war die Führung gezwungen, die Rüstungsindustrie in unterirdische Anlagen zu verlegen.

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Rund 500 Angehörige aus SS und Luftwaffe bewachten die Gefangenen aus über 20 Ländern, die hier unter menschenunwürdigen Bedingungen zu schwerster Zwangsarbeit gezwungen wurden. Das Lager war in drei Kommandos unterteilt. Im größten davon mit Namen Malachit arbeiteten rund 6.000 Zwangsarbeiter im Alter zwischen 13 und 70 Jahren. Sie schufen in nur 10 Monaten ein 13 Kilometer langes Stollensystem mit rund 60.000 Quadratmetern Fläche, in dem später Teile für Jagdflugzeuge produziert werden sollten.

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Mahnmal und Gedenkstätte Zwieberge
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Reste des Sanitärgebäudes

Ein zweites Kommando namens Junker mit 900 Inhaftierten war ebenfalls im Stollenbau tätig. Unter dem Kommando Maifisch sollte zunächst einen Stollen in den Hoppelberg treiben, wurde dann aber nach Aufgabe des Vorhabens in die Brigade Malachit überführt. Von den 7.000 Gefangenen starben viele an der schlechten Verpflegung und der extremen körperlichen Arbeit. Andere kamen bei den täglichen Misshandlungen oder öffentlichen Hinrichtungen ums Leben. Insgesamt überlebten etwa 2.000 Gefangene das Lagerleben nicht.

Als dann die Lage Deutschlands im Frühjahr aussichtslos wurde, da die Alliierten schon fast vor der Türe standen, fasste man den Plan, das Lager zu evakuieren. Die 1.400 Gefangenen, die wegen ihrer schweren Erkrankung nicht in der Lage waren, selbstständig zu gehen, ließ man zurück. Am 9. April zogen sechs Kolonnen von je 500 Mann los. Bei dem fast zwei Wochen dauernden Todesmarsch erschossen die Wachmänner 2.500 Gefangene. Zählt man einmal zusammen, kamen im Lager und bei den Todesmärschen insgesamt 4.500 der 7.000 Inhaftierten um.

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Mahnmal mit Namenstafeln und Obelisk auf dem ehemaligen KZ-Gelände

Besucherinformationen Gedenkstätte

Bereits drei Jahre nach Kriegsende wurde ein erstes Mahnmal eingeweiht. In den 1960er Jahren eröffnete man nach dem Umbau des Geländes eine Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge, zu der seit 1976 auch ein kleines Museum gehört.

Adresse

KZ-Gedenkstätte

Vor den Zwiebergen 1

Öffnungszeiten ehemaliges Lagergelände
  • jederzeit frei zugänglich
  • Eintritt frei
Öffnungszeiten Museum Gedenkstättengebäude am Parkplatz
  • Dienstag bis Freitag von 09:00 bis 15:30 Uhr
  • von April bis Oktober jedes letzte Wochenende im Monat von 14:00 – 17:00 Uhr
  • aktuelle Informationen
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Ruinen unterhalb des Gläsernen Mönchs
Stollenbesichtigung

Der Stollen kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Der Eingang befindet sich in den Thekenbergen in der Nähe des Aufstiegs zum Gläsernen Mönch. Dazu bitte den Rundweg so gestalten, dass ihr zur entsprechenden Uhrzeit am Fuß des Gläsernen Mönchs seid.

  • April bis Oktober jedes letzte Wochenende im Monat
  • 14:00 – 17:00 Uhr
  • in 2025: 26./27. April, 24./25. Mai, 28./29. Juni, 26./27. Juli, 30./31. August, 27./28. September und 25./26. Oktober
  • Dauer: 45 Minuten
  • es finden jeweils 3 Führungen statt (immer um viertel nach)
  • nicht barrierefrei
  • bitte Jacke und festes Schuhwerk anziehen (8 Grad Temperatur im Stollen)
  • wer nur den Stollen besichtigen möchte, folgt den Wegweisern „Reichsbahnstollen“ von der Gedenkstätte aus
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Eine lange Treppe führt hinauf zum Gläsernen Mönch

Thekenberg mit Gläsernem Mönch

Rund um Halberstadt sind vor allem die Klusberge und Spiegelberge bei Wanderern bekannt und beliebt. Etwas weiter südlich davon, allerdings immer noch nördlich von Langenstein befindet sich ein weiteres Bergmassiv, die sogenannten Thekenberge. Schon von Weitem ist die bizarre Felsformation zu sehen, die sich auf der Kuppe ganz im Westen des Höhenzuges befindet: der Gläserne Mönch.

Sein Name geht auf eine Sage zurück, in der vor vielen, vielen Jahren einmal ein Mönch und eine Nonne wegen ihrer Missetaten in Stein verwandelt wurden. Allerdings ist der Felsen, der die Nonne verkörperte, in den 1860er Jahren durch einen Blitzschlag im oberen Bereich zerstört worden. Dennoch kann man mit etwas Fantasie immer noch die beiden Gestalten erkennen.

Gehen wir noch ein paar Jahrhunderte zurück. Zur Zeit der alten Germanen gab es hier auf dem Thorstein eine Opferstätte. Auf dem Gipfel ist noch die Vertiefung zu erkennen, die zum Auffangen des Opferblutes diente. Auf dem Massiv erheben weitere namhafte Felsformationen, an denen auch der Wanderweg entlangführt. Nahe der Fuchsklippe befindet sich übrigens eine weitere Stempelstelle der Harzer Wandernadel.

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Aussichtsplattform auf dem Gläsernen Mönch

Rundweg von den Höhlenwohnungen in Langenstein zu Gläsernen Mönch und der KZ-Gedenkstätte

Wegbeschreibung

Die Wanderung kann an mehreren Stellen gestartet werden. Wir beginnen auf dem Parkplatz am Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte an der Verlängerund der Quedlinburger Straße (Gedenkstätte im Ort ausgeschildert).

Von hier aus gehen wir zur Straße zurück und überqueren sie geradeaus. Schon an der Kreuzung treffen wir auf erste Hinweise auf das ehemalige KZ Langenstein-Zwieberge. Wir folgen dem breiten Weg bis zum Mahnmal, gehen die Stufen hinauf und auf der gegenüberliegenden Seite rechts neben dem Obelisken wieder hinaus. Wenn wir uns nun rechts halten, treffen wir wieder auf den Hauptweg.

Dort biegen wir nach links und an der nachfolgenden Abzweigung nach rechts ab. Dort halten wir uns geradeaus gemäß der Beschilderung Todeskiefer und biegen an dieser nach rechts ab, um an der Baracke 3 und einem Massengrab aus dem ehemaligen Lager vorbei zu einem Gedenkkubus am Rande der Wiese vorbeikommen. An diesem gehen wir vorbei und treffen bald auf eine T-Kreuzung, an der wir nach links abbiegen.

Der Waldweg führt uns an der Flanke der Zwieberge durch den Wald. An der T-Kreuzung biegen wir nach links ab und wandern auf den Hoppelstein. Weiter oben halten wir uns rechts und gehen dann immer geradeaus weiter am Steintisch vorbei bis auf die westliche Seite des Berges. Am Ende wird dieser zu einem Hohlweg, der in den Sandstein geschlagen wurde. Auf der linken Seite führen Stufen in eine verlassene Höhle. Gleich dahinter befindet sich eine als Museum ausgestattete Wohnhöhle mit schönem Aussichtspunkt gegenüber.

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Da der Weg weiter geradeaus gesperrt ist, wandern wir durch den Hohlweg zurück und biegen bei erster Gelegenheit (nach knapp 50 m) nach links ab. Dort führt uns die Himmelstreppe hinab nach Langenstein. Unten an der Straße wenden wir uns zunächst nach rechts, dann gehen wir links über die Dorfstraße weiter. Dort, wo sich die Dorfstraße gabelt, ist schräg links ein schmaler Durchgang für Fußgänger*. Hinter der Brücke über den Bach knickt der Weg nach rechts und endet auf der Bahnhofstraße. Dort biegen wir nach rechts und dann gleich links in die Kapellenstraße.

(*Alternativ könnt ihr auch auf die Dorfstraße nach rechts abbiegen und hinter dem St.-Nikolai-Glockenturm nach links in die Bahnhofstraße wandern). Die nächste Straße nach rechts ist die Kapellenstraße.

In der Kapellenstraße biegen wir bei nächster Gelegenheit nach links in die Straße Schäferberg, die ein Stück weiter nach rechts schwenkt. Nach etwa 200 m treffen wir auf die Höhlenwohnungen (rechts, die Schmidthöhle befindet sich gegenüber links).

Nach der Besichtigung gehen wir die Straße Schäferberg weiter geradeaus und halten uns an der Friedhofstraße rechts, um im Anschluss nach links in die Quedlinburger Straße zu biegen. Am Ortsrand biegen wir hinter der Scheune auf der linken Seite in den nächste Feldweg nach links und biegen an der zweiten Abzweigung nach rechts ab.

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Am Ende des Feldweges liegen schräg rechts die Ruinen eines alten Anwesens. Wir gehen links und dann gleich auf den schmalen Fußpfad nach rechts in den Wald. Dort führen und provisorische Treppenstufen den Hang empor direkt zum Felsmassiv Gläserner Mönch, auf dem eine Aussichtsplattform liegt. Vom ursprünglichen Weg aus (Aufstieg über die Treppen) biegen wir am Felsen nach rechts ab und wandern ab hier auf dem Forstweg knapp unterhalb des Gipfelgrats immer geradeaus.

Dort kommen wir an weiteren Felsformationen vorbei, dabei eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel und die Fuchsklippe. An der Sternkreuzung ein gutes Stück weiter biegen wir nach rechts ab und sofort wieder links. Es geht leicht den Hang hinab. An der ersten Gabelung gehen wir rechts, an der zweiten halten wir uns links. Der Forstweg macht einen weiten Linksbogen um den Krähenhüttenfelsen herum und trifft im Anschluss auf eine Kreuzung. Hier biegen wir scharf nach rechts ab und kommen an den Waldrand.

Dort halten wir uns rechts und gehen am Waldrand entlang weiter. An der ersten Abzweigung nach links geht es wieder zurück zum Parkplatz an der KZ-Gedenkstätte, von der wir gestartet sind.

Route

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Höhenprofil

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Details

  • Start/Ziel: Parkplatz Am Katzenteich
  • Länge: 10,3 km
  • Markierung: keine einheitliche Markierung
  • Dauer: 3,5 bis 4 Stunden (ohne Besichtigungen)
  • Schwierigkeit: mittel
  • für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
  • Aufstieg: 144 m
  • Abstieg: 139 m
  • DOWNLOAD Karte als pdf: Langenstein-Rundweg.pdf

GPX-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS


So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät 

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Essen und trinken

Bis auf den Schäferhof mit Hotel/Gaststätte, gibt es in Langenstein leider keine Einkehrmöglichkeiten. Nehmt am besten ausreichende Mengen an Getränken und einen Snack mit auf den Rundweg. Weitere Restaurants gibt es in Halberstadt und Blankenburg.

  • Schäferhof, Quedlinburger Straße 28a
  • Montag bis Sonntag 11.30 – 20.00 Uhr
  • Küche bis 19.00 Uhr

Anfahrt: Wie komme ich nach Langenstein?

Mit dem Pkw

  • aus Richtung Braunschweig: über die B6, Abfahrt Heimburg, dann B 81 Richtung Halberstadt
  • aus Richtung Halle: über die B6, Abfahrt Heimburg, B 81 Richtung Halberstadt
  • aus Richtung Magdeburg: über die B81 über Halberstadt

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

  • aus Hannover, Magdeburg und Halle mit der Bahn über Halberstadt bis Bahnhof Langenstein

Parken

Parkplätze an der Strecke:

  • Parkplatz an der KZ-Gedenkstätte (auch für Wohnmobile geeignet)
  • Parkplatz am Ortseingang Langenstein
  • Parkplatz Bahnhofstraße
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Fazit

Die Höhlenwohnungen sind eine echte Rarität und unbedingt einen Ausflug wert. Wenn ihr nicht den ganzen Rundweg machen möchtet, könnt ihr auch nur die Felsenwohnungen und die Altstadt ansehen. Alternativ ist es natürlich auch möglich, von der KZ-Gedenkstätte zu den Thekenbergen zu wandern – vielleicht sogar mit einer Besichtigung der Stollen (Öffnungszeiten beachten!). Der Wanderweg über die Thekenberge ist recht schmal und kann bei Regen oder Nässe etwas rutschig oder schlammig sein. Wir empfehlen deshalb einen relativ trockenen Tag für die Wanderung zu wählen (bei uns hat es etwas geregnet, der Weg war aber trotzdem gut passierbar).



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