Wo sind eigentlich die älteste Buchenwälder in Deutschland? Und gibt es noch Seeadler bei uns? Mit etwas Glück könnt ihr auch Kraniche im hohen Schilf beobachten, wenn ihr auf dem Steg über das Moor am Serrahn lauft. Und das sind nur einige der Highlights auf dem rund 9 Kilometer langen Wald-Erlebnis-Pfad Zinow Serrahn im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern. Genau gesagt: im östlichen Teil des Nationalparks, der Feldberger Seenlandschaft. Eine perfekte Wandertour zum Staunen und Entspannen.
Details zur Tour (Wanderkarte, Höhenprofil, weitere Daten …)
Wanderparkplatz Zinow >>> Aussichtsturm Großer Serrahnsee >>> Alte Dorfstelle Saran >>> ältester Buchenwald Deutschlands >>> Schweingartensee >>> Informationsstelle Nationalpark Müritz >>> Forsthaus Serrahn >>> Parkplatz
Müritz-Nationalpark
Der Müritz-Nationalpark ist der größte Nationalpark auf dem Festland Deutschlands. Direkt im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte haben Gletscher eine abwechslungsreiche Landschaft geformt, das heute zu den größten Brutgebieten von Adlern und Kranichen in Deutschland zählt. Der Nationalpark ist in zwei Schutzgebiete östlich und westlich von Neustrelitz aufgeteilt. Das größere der zwei Teilgebiete grenzt östlich an den größten See Norddeutschlands, die Müritz. Das kleinere Gebiet, Serrahn genannt, ist berühmt für seine alten Buchenwälder.
Feldberger Seenlandschaft: Glück in der Natur erleben
Wo der Adler schreit und die Bienenweiden blühen, heißt es über die einzigartige Landschaft im Südosten von Mecklenburg-Vorpommern. Das Motto: Touristen können helfen, die einzigartige Landschaft zu schützen und zu erhalten. Denn um die heile Natur ganz und gar genießen zu können, bedarf es der ökologischen Nachhaltigkeit und dem Willen, Naturreservate zu schaffen, die ihren Namen auch verdient haben. Die unvergleichliche Natur der Feldberger Seenlandschaft ist daher vor allem ein Paradies für Ökotouristen, die zu jeder Jahreszeit ursprüngliche Naturerlebnisse erfahren möchten.
Tagestour in Reich der Buchen – Wald-Erlebnis-Pfad Zinow Serrahn
Wie aus einem ehemaligen Wirtschaftswald ein naturnaher Buchenwald wird, zeigt der Wald-Erlebnis-Pfad im Müritz-Nationalpark. An vielen spannenden Stationen zeigt der Wald-Erlebnis-Pfad, wie wieder ein natürlicher Wald entsteht.
Relikte aus der Forstwirtschaft
Natürlich gibt es im Nationalpark Müritz auch noch Überreste menschlicher Eingriffe in die Natur. Zu Beginn des Wald-Erlebnis-Pfades erkennt man sie noch gut: Fichtenwälder. Doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man schon ihren Untergang. Auf dem Waldboden spießen überall andere Baumarten. Vor allem Eichen. Und die kommen gleich in drei verschiedenen Varianten vor. Um sie voneinander unterscheiden zu können, braucht man schon ein geübtes Auge.
Lebensraum Alter Buchenwald Serrahner Buchenwald
Die letzte Eiszeit hat mit der Mecklenburgischen Seenplatte eine reizvolle Landschaft mit Hunderten von Seen und Mooren geschaffen. Bereits seit über 150 Jahren bewahrt man in diesem Teil des heutigen Müritz-Nationalparks die Buchenwälder vor der Abholzung. Heute lassen sie uns ahnen, wie einst die Buchenurwälder in Deutschland ausgesehen haben.
Im südöstlichen Teil des Müritz-Nationalparks liegt mitten in der Feldberger Seenlandschaft bei zwischen Neustrelitz und Carpin der älteste deutsche Buchenwald. Die uralten Buchen erreichen hier Höhen von über 50 Metern. Kein Wunder, dass der Serrahner Buchenwald seit 2011 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde. Das Totalreservat hat eine Größe von 268 Hektar.
Deutschlands verborgene Naturschätze
Wenn man von Buchenwäldern spricht, ist immer die Rot-Buche gemeint. Die Bäume bleiben gerne unter sich und sorgen aus diesem Grund mit einem raffinierten Trick dafür, es anderen Baumarten so ungemütlich wie möglich zu machen. Dazu spannen die großen Rot-Buchen eine dichte Krone aus Blättern auf. In deren Schatten sind einzig und allein junge Buchen in der Lage, aufzuwachsen.
Denn Bäume wie Kiefern, Birken und Eichen benötigen sehr viel Licht beim Aufwachsen und haben deshalb keine Chance unter den Buchen. Junge Buchen haben zudem die Eigenschaft, schneller als die meisten anderen Baumarten in die Höhe zu schießen und damit selbst bei Sämlingskonkurrenz den Wettlauf ums Licht zu gewinnen. Damit aber noch nicht genug. Buchen geben über die Wurzeln Stoffe ab, die den eigenen Nachwuchs beim Wachsen helfen, Konkurrenten jedoch das Leben schwer machen.
Lebensraum Buchenwald
Die alten und zum Teil bereits abgestorbenen Buchen im Serrahner Buchenwald sind Heimat vieler Fledermausarten wie die Mops-Fledermaus. Seltene Insekten wie der Eremit und Pilze, die sich am liebsten auf Buchen ansiedeln. Eingebettet in die hügelige Landschaft östlich von Neustrelitz liegen zahlreiche Gewässer, an denen Fischotter, Seeadler und Kraniche leben. Und im Jahr 2002 sind auch die Wanderfalken zurückgekehrt. Für den ersten heimgekehrten Falken gibt es im Buchenwald unweit des Weilers Serrahn sogar einen Gedenkstein.
Aussichtsturm am Großen Serrahnsee
Einen Panoramablick über die Moorlandschaft bietet euch der Aussichtsturm direkt am Walderlebnispfad Serrahn. Das Moor ist aus zwei verlandeten Seen entstanden und enthält eine unglaubliche Vielzahl an seltenen Pflanzen und Tieren. Am Holzbohlensteg werden ein paar von ihnen auf Tafeln erklärt.
Dorfstelle Saran – ein Relikt aus der Slavenzeit
An einer unscheinbaren Stelle mitten im Buchenwald lag einst das mittelalterliche Dorf Saran, das dem heutigen Serrahn den Namen gab. Ausgrabungen ergaben, dass dieses Dorf vor rund 1000 Jahren entstand.
Das Wort Saran ist slawischen Ursprungs und bedeutet so etwas wie Aalfang. Das lässt darauf schließen, wie wichtig den Menschen damals der Fischfang in dieser Region war. Der Serrahn-See war zu dieser Zeit allerdings noch um einiges größer und reichte fast bis an das Dorf heran. Die letzte Erwähnung des Ortes lag im Jahr 1427.
Erst etwa drei Jahrhunderte später siedelten sich hier wieder Menschen an, im neuen Ort Serrahn. Heute besteht die kleine Ortschaft lediglich aus sechs Häusern, die meisten davon gehören zum Nationalparkzentrum Müritz.
Ein langer Weg zum Weltkulturerbe – die heiligen Hallen von Serrahn
Im Jahr 1833 errichtete der Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz in seinem Jagdgebiet ein Jagdhaus errichten, um mehr Zeit in seinen geliebten Wäldern um Serrahn verbringen zu können. Auf Anweisung des naturverbundenen Großherzogs wird ein alter Buchenbestand als Heilige Hallen unter Schutz gestellt.
Das fürstliche Revier wurde umzäunt, das Areal von Wächtern geschützt und kaum forstwirtschaftlich genutzt. Damit legte er den Grundstein für den Fortbestand des herrlichen Buchenwaldes, der zunächst im Jahr 1977 zum Naturschutzgebiet Großer Serrahn und Schweingartensee erklärt wurde. Schließlich 1990 mit einigen anderen Gebieten zum östlichen Teil des Müritz-Nationalparks wurde. Diesen Umständen ist zu verdanken, dass sich ein naturnaher Wald mit sehr altem Baumbestand entwickeln konnte.
Schweingartensee
Nur ein kleiner Teil des Walderlebnispfades Zinow Serrahn führt am Unesco Weltnaturerbe alte Buchenwälder vorbei. Deswegen lohnt es sich, den Forstweg bis zum Schweingartensee zu wandern. Wir haben einen kleinen Abstecher auf unserer Wanderung eingebaut.
Aus der letzten Eiszeit vor rund 15.000 Jahren stammt auch der Schweingartensee. In der Abtauphase des Gletschereises hinterließ das abfließende Wasser eine Tiefe Rinne im Boden, in der der 2 km lange und bis zu 31 Meter tiefe Schweingartensee zurückblieb. Die braune Farbe des Sees hat nichts mit einer Verschmutzung des Wassers zu tun. Sie ist vielmehr auf die Huminstoffe aus der Zersetzung des Falllaubes aus dem Buchenwald und das einfließende Moorwasser zurückzuführen. Diesem Lebensraum können sich nur Spezialisten unter den Pflanzen und Tieren anpassen.
Forsthaus Serrahn
Als Serrahn Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Ausflugsziel avancierte, richtete man in der Försterei eine Gastwirtschaft mit Außenplätzen ein. Die resolute Frau des Försters, liebevoll Tante Clara von Mecklenburg genannt, führte die Wirtschaft. Der alte Bau wurde bei den vielen Gästen schnell zu klein. 1910 wurde das Forsthaus dann auf das stetige Drängen von Tante Clara hin als roter Ziegelbau mit Dienstwohnung, Gaststube und Kaffeegarten neu aufgebaut.
Im Vergleich zu seinem bescheidenen Vorgänger war ein richtiges Waldschloss entstanden, jeder Revierförster bekam eine Schanklizenz. Seit der Gründung des Nationalparks dient das Forsthaus als Forst- und Nationalparkverwaltung der Außenstelle Serrahn mit Dienstzimmer und Unterkunft für Praktikanten. Wer neugierig ist, darf das Haus gerne während der Öffnungszeiten besichtigen.
Informationsstelle/Ausstellung Müritz-Nationalpark – Serrahn
Im neu errichteten Informationszentrum gegenüber des Forsthauses findet ihr eine kleine Ausstellung „Im Reich der Buchen“ über die Flora und Fauna im Serrahner Buchenwald.
Öffnungszeiten
- April bis Oktober
- täglich 10 bis 17 Uhr
- mit Toilette
Direkt nebenan befindet sich in der alten Scheune eine private Fotoausstellung des Naturfotografen Roman Vitt. Sie ist ganzjährig geöffnet und kostet zwar offiziell keinen Eintritt, eine kleine Spende wird jedoch erbeten.
Kaffee und Kuchen für hungrige Fahrradfahrer und Wanderer
Zwar gibt es nur eine Handvoll Häuser in Serrahn, der Ort ist aber eine echte Empfehlung. Familie Weber bietet hungrigen Gästen frisch gebackenen Kuchen auf der Terrasse im Garten an.
Wandern auf dem Walderlebnispfad Serrahn
Beschreibung
Vom Wanderparkplatz Zinow gelangt man über den Walderlebnispfad in den kleinen Waldort Serrahn. Auf der abwechslungsreichen Wandertour könnt ihr erleben, wie sich der Wald von einem von Menschenhand geschaffenen Kiefernforst zu einem Buchennaturwald zurück verwandelt. Die naturbelassenen Waldpfade sind gesäumt von Stationen mit Infotafeln zur Geschichte und einzigartigen Vegetation. Und was könnte sich als Wegmarkierung durch den ältesten Buchenwald Deutschlands besser eignen als ein Buchenblatt?
Schmale Pfade führen durch den „Urwald“ des Weltnaturerbes mit seinen hühnenhaften Baumriesen neben den jungen, filigranen Jungbuchen, die im zerstreuten Licht gen Himmel streben. Vom Aussichtsturm am Großen Serrahnsee könnt ihr mit ein wenig Glück Kraniche oder auch einen Fischadler beobachten. Durch das Moor führt ein Holzsteg zum ehemaligen slavischen Ort Saran. Nur ein paar Hundert Meter weiter liegt die Nationalpark-Information Serrahn mit der Ausstellung „Im Reich der Buchen“. In der Saison lädt euch ein kleines Gartencafé zur Rast ein, bevor ihr euch wieder auf den Weg zurück zum Wanderparkplatz Zinow aufmacht.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz Zinow
- Markierung: Grünes Buchenblatt auf weißem Grund
- Länge: 9 km
- Länge ohne Abstecher zum Schweingartensee: ca. 7 km
- Dauer: 2,5 Stunden (ohne Pausen und Ausstellungsbesichtigung)
- Schwierigkeit: leicht
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: bedingt (zum Großteil sehr schmale Wege)
- Aufstieg: 150 m
- Abstieg: 149 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Wald-Erlebnis-Pfad-Zinow-Serrahn-Wanderkarte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Wald-Erlebnis-Pfad-Serrahn.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Anfahrt: Wie komme ich zum Wanderparkplatz Zinow?
Auf der Bundesstraße 198 zwischen Neustrelitz und Carpin trefft ihr auf den kleinen Ort Zinow. Ihr fahrt nicht in den Ort, sondern nehmt den gegenüberliegenden Abzweig Richtung Wanderparkplatz Zinow. Nach etwa 150 m liegt rechts der Parkplatz. Gleich von hier startet die Wandertour über den Naturerlebnispfad Zinow Serrahn.
Fazit
Atemberaubende Natur, unglaubliche Ruhe und jede Menge Informationen zum ältesten Buchenwald in Deutschland. Das sind nur einige der Erfahrungen, die ihr auf dem Natur-Erlebnis-Pfad Zinow Serrahn machen könnt. Wer ein wenig rechts und links des Pfades schaut und viel Zeit mitbringt, wir noch jede Menge weitere kleine Abenteuer erleben. Ich bin auf der Wandertour niemandem begegnet und ich möchte bezweifeln, dass hier jemals wirklich viel los ist. Ein Ausflug, der es ohne wirklich weltbekannte Sehenswürdigkeiten und spektakuläre Dinge auskommt. Das Wunder liegt in den kleinen Schönheiten, die es zu entdecken und würdigen gilt.
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