Es sind die Wälder, die Bayerns Landschaften in nicht unerheblichem Maße prägen und das Bundesland im Süden Deutschlands einerseits zu einer attraktiven Heimat, andererseits zu einem beliebten Urlaubsziel machen. Wälder, das sind nicht nur Lieferanten für den Rohstoff Holz. Sie sind auch unabdingbar für unser Klima und die verschiedensten Ökosysteme aus Pflanzen und Tieren. Doch wie steht es eigentlich um Bayerns Wälder?
In den vergangenen Jahren ist eine neue Art der Nutzung unserer heimischen Wälder hinzugekommen: der Erhohlungswert für uns Menschen. Immer mehr Wanderer, Jogger, Radfahrer und auch Reiter verbringen ihre Freizeit im schattigen Grün, suchen Ausgleich und Entspannung. Und das natürlich in möglichst naturnahen Wäldern.
Zustand der Wälder
Die Fakten lassen sich nicht leugnen: In Bayern gibt es mehr Wälder, als in jedem anderen Bundesland. Trotz Rückgang der Waldfläche in Bayern, ist das Bundesland immer noch mit einem bewundernswert hohen Anteil an Waldfläche gesegnet. Ganze 2,5 Millionen Hektar Wald gibt es hier, das sind etwa ein Drittel der Gesamtfläche.
Im letzten Waldbericht der Bayerischen Forstverwaltung heißt es zwar, dass sich Bayerns Wälder insgesamt in einem guten Zustand befinden, trotzdem darf man nicht vergessen, dass es sich bei den meisten dieser Wälder nicht um Naturwälder, sondern um von Menschenhand erschaffene Monokulturen aus Fichten besteht. Und denen haben die Borkenkäfer, Trockenheit und Stürme in den letzten Jahrzehnten schon ordentlich zugesetzt.
Ein paar Fakten
Nur etwa drei Prozent Bayerns Wälder kann man tatsächlich als Naturwald bezeichnen. Das sind fast ausschließlich die Wälder in der Kernzone des Nationalpark Bayerischer Wald, der seit dem Borkenkäferbefall wirklich sich selbst überlassen ist. Über die Hälfte der Waldflächen befindet sich in Privatbesitz. Rund ein Drittel gehört dem Freistaat und gut 13 Prozent Gemeinden und Städten.
Auf jeden Einwohner Bayerns kommt rein rechnerisch damit fast 2.000 Quadratmeter Wald, das sind durchschnittlich etwa 400 Bäume. Einen überwältigenden Anteil der Baumarten macht die Fichte aus. Das ist nicht nur den vielen menschengeschaffenen Monokulturen zu verdanken. Fichten sind auch der natürliche Baumbewuchs in Höhenlagen. Die im Gebirge herrschenden Temperaturen und Winde machen anderen Bäumen das Leben schwer. Deshalb etablieren sich die Fichten auch ohne Zutun des Menschen im Nationalpark schnell.
Schon fast abgeschlagen mit 17 Prozent kommt als nächste Baumart die Kiefer. An dritter Stelle die Buche, die einst die Baumart Nummer eins in Deutschland war. Mit knapp sieben Prozent folgt die Eiche. Unser beliebtester Baum für die Weihnachtsfeiertage liegt mit 2,4 Prozent auf Platz 5, der Tannenbaum.
Laubbäume pflanzen – Klimaschäden mininieren
Schon seit langer Zeit ist klar, dass ein Rückbau zum Mischwald erforderlich ist. Und es wird auch schon seit vielen, vielen Jahren etwas getan, um dieses Ziel zu erreichen. Trotzdem wird es noch Jahre dauern, bis der Waldumbau zu Zeiten des Klimawandels auf klimaverträglichere und ökologisch wertvolle Mischwälder Früchte trägt. Auch die Bayerische Staatsverwaltung hat erkannt, dass die Monokulturen aus Fichten längst dem Untergang geweiht sind.
Geschädigt durch den sauren Regen in den 1960er und 70er Jahren, machen auch Krankheiten und Schädlinge nicht vor Kulturen halt, die der Mensch der Natur aufgezwungen hat. Nach dem Jahrhundertsommer 2003 waren die Sommermonate 2015 die zweitwärmsten und trockensten seit Beginn der meteorologischen Messungen im Jahr 1881.
Anhaltende Hitze von über 30 Grad Celsius und kein Tropfen Regen haben nicht nur Bayerns Wäldern zu schaffen gemacht. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Klimaprognosen deuten darauf hin, dass extreme Witterungsbedingungen und in deren Folge auch Schädlinge in Zukunft deutlich häufiger auftreten werden.
Daher hat die Regierung des Freistaates beschlossen, Fichten- und Fichten-Kiefer-Wälder, die für Umweltschäden ebenso wie für Trockenheit und Hitze besonders anfällig sind, in tolerantere Mischwälder umzubauen. Die Schwerpunkte dieser Umwandlung liegen vor allem in Mittelfranken, ist doch der Großraum Nürnberg durch ausgedehnte Monokulturen von Fichten geprägt. Doch das Ganze geht nicht von heute auf Morgen. Der stetige Wandel braucht Zeit, schließlich werden die Wälder nicht einfach abgeholzt und die Flächen neu bepflanzt.
Es tut sich was in Bayerns Wäldern
Die Ergebnisse der aktuellen Erhebung stimmen „vorsichtig optimistisch“ stellt Bayerns Forstminister den Waldbericht im November 2017 vor. Der durchschnittliche Blatt- und Nadelverlust gehe im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 20,7 Prozent zurück. Bäume, die mehr als 25% ihrer Blätter verloren haben, verringere sich auf knappe 25%. Damit liegen die Schäden wieder vor dem Niveau vor dem Jahrhundertsommer mit extremer Hitze.
Waldbericht 2023 der Bayerischen Forstverwaltung
Ein paar nackte Fakten über Bayerns Wälder
Seit 1971 stieg der Anteil der Laubbäume in Bayerns Wäldern um 14% auf aktuell rund 36%. Aus diesem Grund ist heute in der Altersklasse von Bäumen, die bis zu 20 Jahre alt sind, jeder zweite Baum ein Laubbaum.
Trotzdem steigt trotz Rückgang der Waldfläche immer noch der Anteil an Fichten, die mit sagenhaften 42% für nur eine einzige Baumart immer noch massiv die Wälder Bayerns dominiert.
Trotz intensiver Bemühungen ist kurz- und mittelfristig also nicht mit einem Umbruch in der Forstwirtschaft zu rechnen. Alte Nadelwälder abzuholzen und mit Buchen- oder Mischwäldern zu bepflanzen, ist leider auch keine Option. Bayerns Wälder müssen sich langsam entwickeln, um ein gesundes Ökosystem bilden zu können.
Nachhaltig war nur die Fehlentwicklung
Die Menschen in Deutschland lieben ihren Wald. Fragt sich nur, welcher Wald hier gemeint ist. In einem sind sich alle einig: Mischwald statt Monokultur. Doch sobald es ins Detail geht, enden spätestens bei der Waldpflege, dem Baumalter oder auch dem Wildbestand alle Gemeinsamkeiten über die Ansicht, wie sollen Bayens Wälder denn nun tatsächlich aussehen.
Die Natur lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen
Auch wenn wir Menschen meinen, die Natur beherrschen zu können – auch die Wälder regenerieren sich auf kurz oder lang von selbst. Wird es zu warm, sind es vor allem die Monokulturen, die von Schädlingen heimgesucht werden. Der Borkenkäfer ist nach den Hitzeperioden in den vergangenen Jahren schon auf dem Vormarsch. Immer wieder hören wir auch von Waldbränden in Bayern.
Wälder als beliebtestes Erholungsgebiet
Heute ist für einen Großteil der deutschen Bevölkerung der Wald das wichtigste Erholungsgebiet. Und die Wälder gewinnen einen immer höheren Stellenwert. Für Besucher wird der Wald aber erst durch Forst- und Wanderwege zugänglich. Speziell in der Umgebung von größeren Städten und Fremdenverkehrszentren wird er mit zusätzlichen Wander-, Rad- und häufig auch Reitwegen versehen, Wildgehege, Trimm-Dich-Pfade, Rastplätze und auch immer mehr Lehrpfade für die Erholungssuchenden angelegt.
Naturschutz für jedermann
Aber nur dann, wenn die Besucher des Waldes auf den Wegen bleiben und sich entsprechend verhalten, werden die Tiere nicht unnötig gestört – und die Natur nicht übermäßig belastet. Ganz besonders in sensiblen Ökosystemen wie Steilhängen oder Mooren kann häufiges Betreten empfindliche Schäden anrichten.
Auch wenn es tief drinnen in Bayerns Wäldern sehr viel interessanter und spannender sein mag, bleibt bitte immer auf den Wegen! Und grabt keine Blumen oder andere Pflanzen aus, es könnte sich um eine geschützte und vom Aussterben bedrohte Art handeln.
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt?
Die Fakten sind jedoch auch ein wenig unromantisch: Der Wald birgt natürlich auch die eine oder andere Gefahr in sich. Deshalb sind vor allem bei Spaziergängen und Wanderungen mit kleinen Kindern ein paar grundlegende Vorsichtsmaßnahmen notwendig. So können Zecken in vielen Gebieten Bayerns gefährliche Krankheiten übertragen, Beeren und Pilze können giftig oder mit dem Fuchsbandwurm infiziert sein. Und auch schnell wechselndes Wetter – vor allem im Hochgebirge – oder ein herannahendes Gewitter können zu unvorhergesehenen und gefährlichen Situationen führen.
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