Naturlehrpfad N4 – Multernschlucht Neustadt/Aisch

Als Naturlehrpfad angelegt, erfährt der Rundweg durch das Stadtgebiet Neustadt an der Aisch doch so einige geheimnisvolle Sehenswürdigkeiten, die die Wanderung zu einem echten Erlebnis in der mittelfränkischen Stadt macht. Da ist zum einen den Stadtpark mit seinen lichtdurchfluteten Baumkronen, die im Sommer für herrlichen Schatten sorgen. Das Hasengründlein hat manches über die hiesige Flora und Fauna zu berichten. Und vor allem die verwunschene Multernschlucht ist sicherlich immer noch ein Geheimtipp, den noch nicht jeder kennt. Hindurch führt ein abwechslungsreicher Naturlehrpfad.

Details zur Wanderung weiter unten (Karte, GPS-Daten uvm.)

Parkplatz am Waldbad >>> Stadtpark >>> Multernschlucht >>> Hasengründlein >>> Multernschlucht >>> Eisenbahnunterführung >>> Innenstadt >>> Stadtpark >>> Parkplatz

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Am Wegesrand stehen immer wieder Infotafeln über Flora und Fauna

Neustadt an der Aisch

Im Herzen Frankens, genauer gesagt im nördlichen Teil von Mittelfranken, zwischen Nürnberg und Würzburg, liegt die schöne Stadt Neustadt an der Aisch. Eingerahmt vom Naturpark Frankenhöhe und dem Steigerwald, birgt das mittelalterliche Städtchen mit seinen gut 13.000 Einwohnern eine hohe Lebensqualität für seine Bewohner und ist ebenfalls ein toller Urlaubsort, der allerdings kaum von Touristen überrannt wird.

Lange bevor die Ägypter ihre Pyramiden bauten, nämlich ab etwa 6.000 v. Chr., war die Gegend um das heutige Neustadt bereits besiedelt. Ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. lockte der fruchtbare Aischgrund Siedler aus dem Rheingau. Nachdem die erste neuzeitliche Siedlung, die zum Königshof Riedfeld gehörte, Ende des 12. Jahrhunderts an die Burggrafen von Nürnberg überging, herrschten die Hohenzollern gut 600 Jahre über die Stadt.

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Die grüne Lunge von Neustadt/Aisch: der Stadtpark

Nivenstadt, die neue Stadt, wurde erstmals 1285 in einer Urkunde erwähnt und zählt damit zu den wenigen Stadtgründungen unter den Hohenzollern. Die neue Stadt wurde auf dem gegenüberliegenden Ufer der Aisch von Riedfeld errichtet. Im 14. Jahrhundert werden dreimal die Stadtrechte bestätigt.

Der Zweite Markgrafenkrieg wurde Bürgern und Bauten zum Verhängnis. Die komplette Stadt brannte nieder und musste wieder neu aufgebaut werden. Und auch der Dreißigjährige Krieg zerstörte die Stadt fast vollständig. Diesmal erfolgte der Wiederaufbau nur sehr langsam. Über drei Generationen dauerte die Wiederherstellung.

Altstadt

Noch heute ist die mittelalterliche Stadtstruktur erkennbar, die durch das Alte Schloss und die Stadtmauer mit ihren Türmen geprägt werden, die die Altstadt umrahmt. Von den ehemals vier Stadttoren ist heute noch eines erhalten, das Nürnberger Tor.

Auf dem historischen Marktplatz schlägt das Herz der Metropole an der Aisch, samstags findet der Bauernmarkt mit regionalen Waren statt, gelegentlich ist er auch Kulisse für die zahlreichen Feste und kulturellen Veranstaltungen. Berühmt ist die Region auch für seine Aischgründer Spiegelkarpfen und die fränkischen Bratwürste, die man hier gerne mit einem frisch gezapften Bier aus einer der Privatbrauereien oder einem Frankenwein hinunterspült.

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Aufgang von der Schlucht zum Fußgängertunnel

Wahrzeichen

1461 belagerte der Bayerherzog Ludwig der Reiche die Stadt mit seinen Truppen. Als den Neustädtern die Lebensmittel knapp wurden, schlüpfte laut einer Sage ein besonders einfallsreicher Schneider in ein selbstgenähtes Kostüm aus dem Fell des letzten Geißbocks, der den Bewohnern noch zur Verfügung stand, um damit dem Feind zu demonstrieren, wie gut doch die aktuelle Versorgungslage der belagerten Stadt sei, und sprang damit auf der Stadtmauer herum. Die List trug Früchte und Ludwig zog frustriert von dannen.

Und weil der Geißbock die Stadt damals gerettet haben soll, ist er bis heute Wahrzeichen der Stadt. Vom Turm des Rathauses grüßt Punkt zwölf Uhr der Geißbock alle Bewohner und Besucher. Bei uns in Franken – vielleicht auch deutschlandweit – ist allerdings ein anderes Produkt für Neustadt charakteristisch: die Mineralwässer von Frankenbrunnen.

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Schlucht und Hasengründlein sind schon bald ausgeschildert

Die Multernschlucht

Im Wald kurz vor der Ansbacher Straße am Stadtrand Richtung Oberstrahlbach entspringt der kleine Multernbach. An sich würde das kleine Rinnsal, das nach weniger als zwei Kilometern beim Bleichweiher in den Strahlbach mündet, der wiederum ein rechter Nebenfluss der Aisch ist, kaum Erwähnung finden – hätte das Wasser des Multernbaches nicht eine der zwei wildromantischen Schluchten der Stadt geschaffen.

Denn neben der etwas bekannteren Pfalzbachschlucht auf der anderen Seite der Stadt, liegt eben hier kurz nach der Quelle des Multernbachs die wildromantische Multernschlucht. Ein zweiter Teilabschnitt der Multernschlucht ist übrigens zwischen dem Hasengründlein und der tunnelartigen Eisenbahnunterführung an der Multerngasse zu finden.

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Das Hasengründlein: früher wurden hier Maulbeerbäume gezüchtet für die Seidenproduktion

Das Hasengründlein

Bereits im Jahr 1531 verpflichtete Markgraf Kasimir die Bürger der Stadt zum Anbau von Obst. Und – man mag es kaum glauben – ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden im Ried, am Roten Brunnen und im Hasengründlein sogar Maulbeerbäume angepflanzt und mit dem Seidenproduktion begonnen. Um das im großen Stil auszubauen, ließ König Ludwig I. aus Italien 1827 dann noch einmal Setzlinge von Maulbeerbäumen aus Italien importieren, deren Blätter die Seidenraupen so gerne fressen.

Als dann später billige Importe die Preise in den Keller fielen ließen, ging die Seidenproduktion dann stark zurück. Heute befinden sich auf den früheren Maulbeerbaumplantagen ausgedehnte Streuobstwiesen, die den Stadtrand von Neustadt säumen. Bereits 1907 gründete sich ein Verein zum Obstanbau.

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Das berühmte blaue Haus im Stadtpark

Wasserhaus im Stadtpark

Der Stadtpark selbst ist schon eine Schau für sich. Als grüne Lunge der Stadt ist er nicht nur tägliches Ausflugsziel unzähliger Gassigänger mit ihren Hunden, Jogger, Nordic Walkern und Spaziergängern, sondern auch Einzugsgebiet der städtischen Wasserversorgung.

Zwischen dem Waldbad und dem blauen Wasserhaus stehen informative Tafeln rund um das Thema Wasser in Neustadt. Da heißt es, dass insgesamt 15 Brunnen und Quellen notwendig sind, um den Wasserbedarf der Kleinstadt im Aischgrund zu decken, und zwar nur den der Stadt selbst nebst Unterstrahlbach und Kleinerlbach. Die übrigen Ortsteile werden anderweitig mit Trinkwasser bedient.

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Multernschlucht – Teil 1

Neustädter Plärrer

Am blauen Wasserhaus im Stadtpark liegt ein wichtiger Knotenpunkt, was Wander- und Freizeitwege angeht. Deshalb wird der Platz vor dem Gebäude auch mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht der Neustädter Plärrer genannt.

Hier befindet sich auch eine Infotafel, die die Gesteinsschichten des Untergrundes darstellt. Einer der insgesamt 11 Brunnen, nämlich der Tiefbrunnen 11, liegt nur einen Katzensprung entfernt. So tief ist er allerdings gar nicht, wenn man ihn mit anderen Tiefbrunnen vergleicht. Lediglich 38 Meter tief hat man bohren müssen, um auf die unterirdische Wasserader zu treffen.

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Pavillon in der Nähe des blauen Hauses im Stadtpark NEA

Lange vergessenes Kleinod – der Luitpoldpark

Einer der kleinen versteckten Parkanlagen der Stadt liegt unweit der Bahnhofstraße zwischen den Wohnhäusern. An heißen Tagen kann jeder, der seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte – oder einfach nur eine kleine Erfrischung braucht – im Kneipp-Becken im Luitpoldpark ein wenig Wassertreten.

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Entstanden ist der Park eigentlich als Privatpark einer Neustädter Fabrikantenfamilie, die eine Pinselfabrik betrieb. Eigentlich sollte das Grundstück dazu dienen, die Firma zu erweitern, denn das Geschäft mit den Borsten florierte. Aus den Erweiterungen wurde erstmal nichts, denn es kam der Erste Weltkrieg dazwischen.

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In den Zwanzigerjahren macht sich dann die Idee für eine gärtnerische Gestaltung des ehemaligen Baulandes in den Köpfen breit. Ein Architekt aus Höchstadt baut das hübsche Teehaus im neobarocken Stil und eine Kaskadenanlage in den 1920er Jahren, ringsum Hunderte von Rosen und Tulpen. 1975 erwirbt dann die Stadt den Park und saniert ihn 2000 aufwendig, um das ehemalige Erscheinungsbild wieder ans Tageslicht zu bringen.

In der Regel ist das Kneipp-Becken vor dem idyllischen Pavillon von Ostern bis Oktober mit Wasser befüllt. Heutzutage ist Kneippen wieder sehr angesagt. Vor über 200 Jahren brachte der Gründungsvater Sebastian Kneipp die Bewegung ins Rollen. Seine Tuberkulose-Erkrankung therapierte der junge Pfarrer damals mit Bädern in der eiskalten Donau. Seit 2015 ist Kneippen immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Einen hübschen Luitpold-Brunnen besitzt die Stadt ebenfalls. Er steht am Peter-Kolb-Platz. Er erinnert an die einhundertjähre Zugehörigkeit Neustadts zur Krone Bayern.

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Gleich hinter der Brücke beginnt der Weg durch die Schlucht

Wanderung N4

Beschreibung

Im traditionsreichen Neustadt an der Aisch, malerisch von den Ausläufern des Steigerwalds im Norden und der Frankenhöhe im Süden eingerahmt, begegnet Besuchern auf Schritt und Tritt Zeugnisse aus der wechselhaften Geschichte der Stadt. Romantische Gassen, Brunnen, das Alte Schloss und zahlreiche Grünanlagen laden zum Schlendern und Verweilen ein. Neustadt hat viele charmante Gesichter. Einige von ihnen sind auf dem Rundweg N4, den wir als echten Geheimtipp empfehlen können, zu entdecken.

Wir beginnen den Rundweg von Parkplatz am Waldbad aus und wandern über den Wanderweg N5 zum Naturlehrpfad N4. Wir haben diese Route gewählt, weil es im Stadtgebiet hier am einfachsten ist, einen Parkplatz zu bekommen (der dazu auch noch kostenlos ist). Alternative Startpunkte sind beispielsweise auf dem Festplatz (zur Kirchweih nicht befahrbar) oder am Bahnhof.

Route

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Höhenprofil

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Details

  • Start/Ziel: Parkplatz am Waldbad
  • Distanz: 8,0 km
  • Dauer: 2,5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel
  • Markierung 1: N5 (Zuweg vom Waldbad durch den Stadtpark)
  • Markierung 2: N4
  • Anstieg: 112 m
  • Abstieg: 109 m
  • DOWNLOAD Karte als pdf: N4-NEA-Karte.pdf
  • DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-N4-NEA.pdf

TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS


So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät

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Wohngebiet zwischen Multernschlucht und Hasengründlein

Essen und trinken

Im Ortskern sind eine Vielzahl von verschiedenen Gaststätten angesiedelt, von Pizzeria über Fränkisch bis hin zu Asiatisch. Wer nur einen kleinen Snack oder ein Eis benötigt, kann auch am Kiosk im Waldbad vorbeischauen. Unsere Empfehlung in den Monaten mit R (September bis März): gebackene Karpfen.

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Der Rundweg N4 führt durch einen skurril anmutenden Tunnel unter den Gleisen entlang

Anfahrt

Besonderes einfach ist die Anfahrt von Nürnberg und Fürth. Es geht über die Südwesttangente und die B8 Richtung Nordwesten. An der Ausfahrt NEA-Ost, Krankenhaus fahren wir von der B8 ab und nehmen im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt auf die Nürnberger Straße. Nach etwa einem Kilometer biegen wir nach links in den Eilersweg (Waldbad).

Parken

Direkt neben dem idyllisch gelegenen Waldbad am Ortsrand befindet sich ein großer kostenloser Parkplatz.

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Der Rundweg ist durchgängig sehr gut beschildert (hier: Multernschlucht)

Fazit

Eine der Regionen Mittelfrankens, die kaum vom Tourismus berührt ist – und dennoch so viel zu bieten hat – ist die um Neustadt an der Aisch. Die Stadt hat nicht nur eine wunderschöne Altstadt mit Schloss und Museen, sondern auch ein perfekt ausgebautes Wanderwegenetz. Einer der schönsten dieser Wege führt durch die Multenbergschlucht zum Hasengründlein, der Naturlehrpfad N4. Ein echter Geheimtipp, auf dem so manche Überraschung wartet.



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