Nur 20 Kilometer von Potsdam entfernt liegt im idyllischen Havelland eines der schönsten Ausflugsziele in märkischen Schlösserlandschaft: das Dorf Paretz. Paretz ist ein Ortsteil von Ketzin und gilt als Paradebeispiel für die Landbaukunst in Preußen um 1800 in der Mark Brandenburg. Verantwortlich für das wunderschöne Dorfensemble ist der preußische König Friedrich Wilhelm III. und seine Frau Luise. Eine romantische Zeitreise vom mittelalterlich geprägten Fischerstädtchen Ketzin bis hin zur sagenhaften Sommerresidenz der preußischen Königsfamilie gelingt auf dem rund 6,5 km langen Rundweg.
Alle Details zur Wanderung findet ihr weiter unten (Wanderkarte, GPS-Daten …)
Strandbad Ketzin >>> Havel >>> Alte Dorfstraße >>> Mehlwaage und Spritzenhaus >>> Schloss Paretz >>> Paretzer Scheune >>> Dorfkirche Paretz >>> Bockwindmühle >>> Villa Havelblick >>> Spielplatz >>> Strandbad
Ketzin
Seit 1197 bekannt, war Ketzin im Mittelalter vor allem eine Stadt der Fischer und Fährleute. Seine ländliche Struktur hat sich der Ort bis heute bewahrt, obwohl es nur wenige Kilometer von Potsdam und Berlin entfernt ist. Ketzin liegt direkt an der Havel, ringsum viel Natur und Wasser. Ideale Bedingungen für Angler und Wassersportler, aber auch für natur- und kulturbegeisterte Wanderer. 6.500 Einwohner zählt die Kleinstadt in Brandenburg samt seiner Ortsteile voller Geschichte und märchenhafter Landschaften.
Das Land am Fluss: Havelland
Vielleicht kennt ihr noch aus der Schule die Ballade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland? Die berühmte Geschichte von Theodor Fontane, in der besagter Herr Birnen an vorbeikommende Kinder verschenkt? Das Havelland ist auch ansonsten reich an Geschichten von Schlössern, Gärten, Streuobstwiesen, Kirchen und natürlich dem alles beherrschenden Fluss, der Havel. In weitem Bogen zieht er sich durch das Land im Westen von Berlin, prägt die Landschaften und verleiht der Region ihren Namen.
An vielen Stellen gleicht die Havel eher einer Seenlandschaft denn einem Fließgewässer. Überall gleiten Flöße, Kanus und Hausboote durchs Wasser. Das Havelland gilt als eine der schönsten Flusslandschaften in Deutschland. Weite Auenlandschaften mit verträumten Haveldörfern laden zum Wandern und Natur-Beobachten ein. Bekannt ist die Region auch als Sternenpark. Denn obwohl sie kaum 50 Kilometer von Berlin entfernt liegt, so verfügt sie doch über einen natürlich dunklen Sternenhimmel, der einzigartige Beobachtungen ermöglicht.
Paretz
An die zwei Kilometer östlich von Ketzin liegt der Ortsteil Paretz. Das Dorf ist slawischen Ursprungs und stammt aus dem späten 12. Jahrhundert. Viele Jahrhunderte später errichtete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise hier ihre Sommerresidenz. Noch heute strahlt der Ort eine royale Zurückgenommenheit aus, wegen der die Königsfamilie gerne die Sommermonate hier verbrachte.
Königlicher Landsitz um 1800 – Schloss Paretz
Über den Ursprung von Paretz ist nicht sonderlich viel bekannt. Man weiß nur, dass es wohl einmal zur Kirche von Ketzin gehörte und dann später von der freiherrlichen Familie Blumenthal 1795 an den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm III. veräußert wurde.
Nach seiner Vermählung hatte sich der Kronprinz zunächst Schloss Oranienburg als Wohnsitz auserkoren, dessen landwirtschaftliche Charakter es ihm angetan hatte. Aber schon nach kurzer Zeit schien ihm Oranienburg viel zu groß und nach seinem Geschmack auch zu prächtig. Da kam es Friedrich Wilhelm nur gelegen, dass das stille Paretz, das er seit seinen Kindertagen kannte, zum Verkauf stand.
Schnell waren die Formalitäten erledigt, das alte Wohnhaus abgerissen und der Bau des Schlosses in Angriff genommen. Ländlich sollte es sein, und ja nicht zu viel Prunk. „Denkt immer daran, dass Sie für einen armen Gutsherren bauen“ soll er stets den Oberbaurat gemahnt haben.
Bereits ein Jahr später konnte er mit seiner Gemahlin ein paar Tage in Paretz verbringen. Hell und geräumig war es, das Schloss, aber von außen kaum ausgeschmückt. Doch die schlichte Außenansicht des Schlosses täuscht, das Innenleben ist unbedingt einen Besuch wert.
Das Schöne mit dem Nützlichen verbinden
Die Idee, die der spätere Preußenkönig verfolgte, war völlig neu. Sie bedeutete Abkehr von der üblichen höfig-protzigen Kulisse und eine Hinwendung zum einem bürgerlich-schlichten Stil. Während Schloss, Scheunen und Bauernhäuser im frühklassizistischen Stil errichtet wurden, erhielten Kirche und Schmiede eine neugotische Fassade.
Anfang 1997 ging das Schloss Paretz in den Besitz des Landes Brandenburg über und wurde in den Folgejahren nach seinem Vorbild aus dem Jahr 1800 wiederhergestellt. Das Schloss beherbergt heute ein Museum, in dem sich die Wohnräume des königlichen Paars wieder in alter Schönheit präsentieren. Kostbare Paretzer Papiertapeten mit fantasievollen Motiven und erlesenes Mobiliar prägen die schlichte Eleganz der bürgerlich geprägten Wohnkultur.
Adresse
Schloss & Schlossgarten Paretz
Parkring 1
14669 Paretz
Öffnungszeiten (Stand 2024)
- Sommersaison: April bis Oktober
- täglich außer Montag: 10:00 bis 17:30 Uhr
- Wintersaison: November bis März
- samstags, sonntags und feiertags: 10:00 bis 16:00 Uhr
- Park: jederzeit begehbar (kostenlos)
Eintrittspreise
- 8,00 Euro
- ermäßigt: 6,00 Euro
- inklusive Schlossremise Paretz (Kutschen, Schlitten und Sänften-Ausstellung)
- aktuelle Informationen
Das Königspaar
Kronprinz Friedrich Wilhelm lernte Luise von Mecklenburg-Strelitz 1793 kennen und heiratete sie noch im selben Jahr. Die beiden galten damals als absolutes Traumpaar und führten eine vorbildliche Ehe im Kronprinzenpalais unter den Linden in Berlin. Die beiden hatten zusammen neun Kinder.
Zur Berühmtheit gelangte ihre älteste Tochter Charlotte, besser bekannt als Kaiserin Alexandra Feodorowna von Russland. Bemerkenswert an den beiden war, dass sie auch dann, als Friedrich Wilhelm 1797 zum König gekrönt wurde, ihren eher „bürgerlichen Lebensstil„ beibehielten. Am liebsten verbrachte die Familie ihre Sommer im Schloss Paretz, wo sie es sich nicht nehmen ließ, auch am dörflichen Leben teilzunehmen.
Gotische Pforte
Und weil das stille Paretz nicht nur dem König so gut gefiel, sondern auch seine Königin ganz verliebt in die Sommerresidenz war, ließ Friedrich Wilhelm III. nach ihrem plötzlichen Tod zum Andenken hier, wo sie das letzte Mal die Erde von Paretz berührt hatte, eine gußeiserne gotische Pforte aufstellen.
Werderdammstraße
Die heutige Werderdammstraße ist die eigentliche alte Dorfstraße, die vom Kirchgarten bis zum Werderdamm führt. Als Spazierweg des königlichen Ehepaars wurde sie besonders schön gestaltet. Die Bauernhäuser wurden mit dekorativen Elementen geschmückt, Gutsscheune, Spritzenhaus und Mehlwaage den gehobenen Ansprüchen angepasst. Allerdings hat sich das Erscheinungsbild der uralten Gemäuer durch Umbauten in der Gründerzeit stark verändert, die Grundstruktur blieb aber weitestgehend erhalten.
Mehlwaage und Spritzenhaus
Bei der Neugestaltung des einstigen Fischerdorfes wurde zwischen 1798 und 1805 das Ensemble aus Mehlwaage und Spritzenhaus errichtet. König Friedrich Wilhelm III. wollte hier im brandenburgischen Paretz ein Beispiel für sparsame, ländliche Zweckarchitektur liefern. Die dekorative Funktion ergab sich vor allem durch das Zusammenspiel mit den übrigen Gebäuden auf der Dorfstraße.
Praktisch diente das Spritzenhaus zur Aufbewahrung der Feuerspritze, und nebenbei – wie vielerorts üblich – als Arrestlokal. Mehlwaage und Spritzenhaus waren um 1990 praktisch zu Ruinen verfallen und nach der Wiedervereinigung aufwändig restauriert.
Rundwanderweg von Ketzin nach Paretz
Wegbeschreibung
Ausgangspunkt für die Wanderung ist das Strandbad in Ketzin. Von hier aus geht es auf dem Uferweg am Campingplatz vorbei Richtung Havel. Kurz nachdem die Uferstraße einen Linksknick macht, geht rechts ein Stichweg hinab zur Fähre. Ein kurzer Abstecher lohnt sich wegen der schönen Aussicht. Weiter geht es nach rechts auf einem breiten Weg (An der Havel) vorbei an Pferdekoppeln und ein paar Häusern entlang des Hochufers.
Etwas mehr als 100 Meter vor dem Ende der Straße geht links ein schmaler Weg an den Häusern vorbei, der sich kurz darauf nach rechts wendet. Wir folgen dem Pfad und halten uns an der T-Kreuzung nach links auf die Werderdammer Straße, die alte Dorfstraße von Paretz. Auf der linken Seite liegen bereits die alte Mehlwaage und das Spritzenhaus.
Wir kommen kerzengerade auf das Schloss Paretz und die Parkanlagen zu. Eine Runde durch den Park und vielleicht ein Besuch des Museums sollten mit eingeplant werden.
Weiter geht es auf dem Parkring (von der Werderdammerstr. aus links) bis zur L92 (An der Mühle). Dort halten wir uns auf dem Fahrad- und Fußgängerweg nach links und erreichen nach etwa 350 Meter auf der rechten Seite die Bockwindmühle.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Strandbad Ketzin
- Markierung: keine (aber einfach zu finden)
- Länge: 6,5 km
- Dauer: 2 Stunden (ohne Besichtigungen)
- Schwierigkeit: leicht
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja
- Aufstieg: 57 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundwanderweg-Ketzin-Paretz.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Bockwindmühle
Auf einer kleinen Anhöhe zwischen Ketzin und Paretz steht die alte Bockwindmühle. Die Mühle stand einst in Etzin und wurde Ende des 19. Jahrhunderts an diese Stelle versetzt. Mühlenbetrieb fand bis 1958 statt, dann verfiel der Bau. Aus der Ruine baute ein Hobbyhandwerker – liebevoll Mühlen-Willi genannt – die Mühle wieder auf. An jedem ersten Sonntag in den Sommermonaten könnt ihr die Mühle besichtigen.
Öffnungszeiten
- April bis Mitte September
- jeden ersten Sonntag im Monat
- 13:00 bis 18:00 Uhr
TIPP: Versteckt im Rohrhausgarten in Paretz liegt der historische Eiskeller. Hier könnt ihr euch ansehen, wie vor der Erfindung des Kühlschranks die Lebensmittel gekühlt wurden.
Spielplätze:
Der Rundweg ist familienfreundlich gestaltet, sodass ihr auch mit den Kleinsten im Kinderwagen oder Buggy die Runde drehen könnt. Überall gibt es etwas Spannendes zu entdecken und sowohl in Paretz als auch in Ketzin findet ihr einen Spielplatz zum Austoben.
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Weg/Potsdamer Str., Ketzin
- Parkring (hinter der Paretzer Scheune), Paretz
Villa Havelblick
Ein echter Hingucker ist auf der Potsdamer Str. die Villa Havelland, die im Jahr 1877 von einem Ziegeleibesitzer gebaut wurde. Sieht man sich die Villa heute an, macht sie einen deutlich pompöseren Eindruck als das Schloss von König Friedrich Wilhelm III. und seiner Königin. Zumindest von außen. Das Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz.
Nach umfassender Sanierung befindet sich heute ein Gesundheitshaus mit ganzheitlich-sozialem Hintergrund in der historischen Anlage.
Essen und trinken
Die Tour eignet sich perfekt für einen Tagesausflug, wenn ihr das Schloss, die Windmühle und den Eiskeller besichtigen möchtet. Perfekt ist sie auch für einen ausgedehnten Spaziergang nach dem Abendessen. Auf dem ganzen Wanderweg liegen überall Restaurants und Cafés, in denen ihr entweder eine kurze kulinarische Pause oder auch eine richtige Stärkung zu euch nehmen könnt. Bitte erkundigt euch im Vorfeld nach den jeweiligen Öffnungszeiten!
- Restaurant und Café an der Fähre (An der Fähre 1, Ketzin)
- Café in der Paretzer Scheune (Werderdammstr. 1b, Paretz)
- Gotisches Haus Paretz (Parkring 21, Paretz)
- Redo XXL Ketzin (Potsdamer Str. 40, Ketzin)
Anfahrt – Wie komme ich nach Ketzin/Havel?
Auf dem Berliner Ring (A10) nehmt ihr die Abfahrt 25 Richtung Potsdam Nord/Ketzin und biegt nach 400 m rechts auf die B273 immer Richtung Wustermark. Nach rund 3 km biegt ihr links auf die L862 (Ketziner Str.). Folgt der Straßenführung und ihr kommt nach wenigen Minuten direkt nach Ketzin.
Parken
In Ketzin
- Strandbad (Friedrich-Ludwig-Jahn-Weg)
- Havelpromenade (ca. 700 m bis zum Ausgangspunkt)
- Marktplatz (Am Markt, ca. 500 m bis zum Ausgangspunkt)
In Paretz
- Parkplatz an der Paretzer Scheune (Werderdammstr.)
Fazit
Rings um Berlin liegt ein grüner Gürtel aus atemberaubenden Naturlandschaften. Eine davon ist sicherlich das legendäre Havelland. Wer die Schönheit der seenreichen Havel mit ein wenig Geschichte ausschmücken möchte, der ist auf dem Rundwanderweg Ketzin – Paretz genau richtig. Der Weg ist durchgängig breit und gut begehbar, sodass er sich auch für Familien mit kleinen Kindern im Buggy oder Kinderwagen eignet. Sucht euch am besten einen Tag aus, an dem das Museum geöffnet hat, damit ihr euch die originalgetreu restaurierten Räume im Schloss Paretz ansehen könnt.
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