Auf dem Walderlebnispfad zur Gotthardsruine

Auf einer frei stehenden Bergkuppe zwischen Amorbach und Wildbach im unterfränkischen Naturpark Odenwald steht im idyllischen Mudtal – einem Zufluss des Mains – eine einsame Kirchenruine. Errichtet wurde sie eigentlich im Rahmen einer Burganlage, die aber schon im 12. Jahrhundert in ein Kloster umgewandelt wurde. Hinauf zur Gotthardsruine hier im Landkreis Miltenberg führt ein idyllischer Naturlehrpfad, auf dem es das eine oder andere zu erfahren und erkunden gibt: der knapp 4 Kilometer lange Weilbacher Naturerlebnispfad.

Alle Infos zur Wanderung (GPX-Daten, Beschreibung, Karte, Details)

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Im Herbst gibt es auf dem Gotthardsberg jede Menge zu entdecken

Burgen zwischen Odenwald und Spessart

Mittelalterliche Burgen trifft man hier am Main in Unterfranken sehr häufig an. Meist bringen wir eine Burganlage in erster Linie mit der Verteidigung gegen Feinde in Zusammenhang. Das stimmt zwar, aber die Burgen waren doch noch so viel mehr. In ihnen lebte der Adel und war gleichzeitig Mittelpunkt der Herrschaft. Denn hier befand sich über viele Jahrhunderte das Zentrum von Verwaltung und Rechtsprechung.

Und bei ihrem Bau musste so manche Herausforderung gemeistert werden. Denn üblicherweise liegen diese Anlagen auf dem Gipfel eines Berges oder an einer sehr unzugänglichen Stelle am Hang eines solchen. Deshalb war sie nicht nur schon als Herrschaftssymbol von Weitem zu sehen, sondern bot den Menschen in der Burg auch eine ebenso gute Aussicht ins Umland. Aus diesem Grund waren die Hänge rings um eine Burganlage auch früher nicht bewaldet. Die Bäume wuchsen erst (wieder), als man die Anlagen aufgab.

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Gotthardsruine auf dem Gotthardsberg im Landkreis Miltenberg

Archäologische Grabungen am Gipfel des Gotthardsbergs

Zwischen 2010 und 2012 und dann noch einmal im Jahr 2021 fanden hier auf dem Gelände umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. Ein bis dahin einzigartiges Projekt, an dem nicht nur die beiden Gemeinden Amorbach und Weilbach im Odenwald beteiligt waren, sondern auch ambitionierte Vereine, Kulturstiftungen und das Institut für Kulturlandschaftsordnung. Zusammen mit dreihundert Ehrenamtlichen konnten bei den Grabungen auf dem Gotthardsberg vielschichtige Erkenntnisse gewonnen werden.

Die Anfänge

Die Geschichte des Berges kann bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden, in dem sich wahrscheinlich hier eine Fliehburg befand. Allerdings gibt es über diese Zeit kaum bis keine schriftliche Quellen, die genau belegen können, wer wann was gemacht hat. Eine Burg Frankenberg (castrum francenberg) wird erst 1138 erwähnt. Diese wurde bis Mitte des 12. Jahrhunderts sukzessive ausgebaut.

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Begehbarer Turm in der Gotthardsruine

Umfassungsmauer

Die erste Anlage stammt aus dem 11. Jahrhundert. An den ausgegrabenen Mauerresten ist zu entnehmen, dass diese Mauer ein Areal von etwa 80 mal 50 Meter einfasst, das die Form eines Trapezes hat. Sieht man sich diese Mauer genauer an, erkennt man an der unterschiedlichen Bautechniken, dass sie im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgearbeitet.

Um 1130 wurde ein Haus innerhalb der Mauer errichtet. Es hatte eine Grundfläche von 7 mal 12 Meter und war aus Stein gebaut. Wahrscheinlich handelte es sich schon damals um ein mehrgeschossiges Wohngebäude, wobei der Wohnbereich in dem oder den oberen Geschossen in Fachwerktechnik auf das steinerne Erdgeschoss aufgesetzt war.

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Altarraum in der Gotthardsruine bei Weilbach

Von der Burganlage zum Kloster

1168 wurde auf Anordnung von Friedrich Barbarossa die Anlage der Kirche übereignet und infolgedessen in ein Frauenkloster umgewidmet. Dazu baute man ein wenig um. Während Umfassungsmauer und Kirche stehen blieben, wurde das Wohnhaus bis auf die Grundmauern abgetragen und für das neue Klausurgebäude für das Benediktinerinnenkloster verwendet. Hinzu kam ein Wohnhaus für den Vorstand des Benediktinerinnenklosters, das der Vogt des Klosters Amorbach, Konrad von Dürn, 1244 auflöste. Die Nonnen wurden daraufhin in ein anderes Kloster geschickt.

Als sich daraufhin der Papst selbst einschaltete, gab Konrad, der bereits mit dem Bau einer neuen Burg begonnen hatte, sein Vorhaben auf und das Kloster zurück an die Benediktinerinnen. Auf eine neue Burg wollte er jedoch nicht verzichten. Und deshalb baute er sie kurzerhand wenige Kilometer weiter südlich auf den Berg. So entstand die Burganlage Wildenberg.

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Ausblick vom Seitenausgang der Ruinenkirche

Als die Klosteranlage dann zweihundert Jahre später in die Jahre gekommen war und einen recht desolaten Zustand aufwies, unterstellte man es der Abtei Amorbach. Damit kam das Ende der Nonnen. Die Amorbacher Mönche führten das Kloster weiter. Mit ihnen wurde wohl auch der Weinanbau vorangetrieben. Darauf weisen noch ein Kellerraum hin, der die typische Form für einen Weinkeller hat. Neben diesem Raum lag der Kelterraum.

Im Bauernkrieg wurde das Priorat 1525 zerstört, als Götz von Berlichingen die Burg Wildenberg niederbrannte und dabei wohl auch das Kloster nicht verschonte. Daraufhin blieben lediglich die gemauerten Einheiten der Anlage erhalten, darunter die Klosterkiche. Da seit dem Feuer auch die Wasserversorgung nicht mehr funktionsfähig war, sah man von einer weiteren Bewirtschaftung ab. Erst im 17. Jahrhundert wurde es dann noch einmal reaktiviert. Aus dieser Zeit stammt auch der Fund eines prunkvollen Kachelofens (beziehungsweise dessen Scherben).

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Innenraum der Kirchenruine auf dem Gotthardsberg in Mainfranken

Der Friedhof gibt Einblicke

Man mag immer meinen, in einem Kloster hätten früher lediglich Nonnen oder Mönche gewohnt und alle anfallenden Arbeiten selbst erledigt. Das stimmt aber so nicht unbedingt. Neben den Nonnen lebten hier auch verschiedenste Bedienstete. Manche von ihnen von Kindesbeinen an. Und viele dürften auch dort gestorben sein. Das hat man bei Grabungen auf dem Friedhof entdeckt, der außerhalb der Anlage (früher ummauert) lag. Die Verstorbenen waren übrigens mit dem Blick nach Osten begraben. Das hat man früher so gemacht, da die Toten den Tag des Jüngsten Gerichts erwartet haben.

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Die Kirchenruine ist frei begehbar

Die Gotthardsruine heute

Die heute noch stehende Kirche auf dem Gotthardsberg stammt bereits aus der Zeit der salischen Burg. An der Südwestecke war sie Bestandteil der Burgmauer. Zwei große Brände überstand die Kirche, wurde repariert mit Bogenarkaden versehen. Als das Kloster, das zwischenzeitlich aufgegeben wurde, reaktiviert wurde, erhielt die Kirche Mitte des 17. Jahrhunderts eine Pforte im Süden und neue Portale.

Anfang des 19. Jahrhunderts kam dann mit der Reformierung des Klosters Amorbach dessen Ende auf dem Gotthardsberg. Die Anlage wurde zwischen der Gemeinde Amorbach und Weilbach aufgeteilt. Skurrilerweise verläuft die heutige Grundstücksgrenze genau durch das Kirchenschiff der Gotthardsruine hier im Naturpark Bergstraße-Odenwald.

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Ausblick von der Sattelhütte auf Amorbach

Naturlehrpfad auf dem Gotthardsberg

12 Stationen führen auf dem Weilbacher Walderlebnispfad hinauf auf den Gotthardsberg und wieder hinunter. Wahrscheinlich die schönste Route, die Kirchenruine zu besuchen. Am Wegesrand Baumartentafeln, dazu Gucklöcher und vieles mehr, um die Natur einmal genauer in Augenschein zu nehmen – vielleicht auch das eine oder andere mal aus einem anderen Blickwinkel.

Zusätzlich gibt es einen Flyer vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, auf dem noch mehr Informationen zu den Stationen auf euch warten.

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Blick von der Ruine nach Weilbach

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

Fast 4.000 Quadratkilometer umfasst er, der UNESCO Global Geopark. Er wurde 2015 ins Leben gerufen reicht vom Rhein im Westen mit den Städten Mannheim und Ludwigshafen bis nach Darmstadt und Aschaffenburg im Norden. Im Nordosten wird er durch den Main mit den Städten Miltenberg und Klingenberg begrenzt und im Süden folgt die Grenze dem Verlauf des Neckars zwischen Heidelberg und Mosbach.

Granit und Sandstein prägen den Geopark. Und diese beiden so unterschiedlichen Gesteine findet man auch in den unzähligen Burgen und Ruinen wieder, die die Flussläufe säumen. An den Hängen Weinberge wohin das Auge reicht. Hier lässt sich die Erdgeschichte in einer wirklich traumhaften Landschaft erleben, die Kultur, Geschichte und Natur miteinander so einzigartig verbindet, wie sonst kaum irgendwo.

Deshalb gibt es auch unzählige Wanderwege und Pfade, die sich genau mit diesem Thema beschäftigen. HIER findet ihr mehr Infos dazu.

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Baumpilz auf dem Weilbacher Naturerlebnispfad

Mainfranken

Die Region Mainfranken leitet sich von den flussnahen Gebieten rings um den Main und seinen Hauptzuflüssen zwischen Miltenberg und Haßfurt ab und umfasst die Metropolen Würzburg und Schweinfurt. Es liegt eingebettet zwischen den Mittelgebirgslandschaften Rhön im Norden, Spessart im Westen sowie Steigerwald und Haßberge im Osten, ist aber nicht genau abgegrenzt oder definiert.

Zu Mainfranken gehören

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Gotthardsruine – Kirche des ehemaligen Klosters

Wanderung zur Gotthardsruine

Beschreibung

Von dem kleinen Parkplatz an der Ortsverbindungsstraße gehen wir den Forstweg bergauf und halten uns an der Infotafel gleich auf den Trampelpfad, der scharf nach links abbiegt. Dieser führt uns im Zickzackkurs an zwei Stationen des Naturerlebnispfades den Hang empor und mündet dann weiter oben in einen breiten Forstweg. Hier halten wir uns links und gehen an der nächsten Gabelung auf den doch etwas überwachsenen Pfad nach links weiter (hier befindet sich eine weitere Station).

Nach etwa 200 m biegen wir nach rechts auf den Pfad ab, der uns wieder zu dem Forstweg bringt. Wir folgen ihm nach links und kommen an einer Kreuzung zur Station 6 des Erlebnisweges. Hier lohnt ein Abstecher nach links, der uns nach etwa 600 m zur Sattelhütte bringt. Gegenüber habt ihr eine wunderbare Aussicht über die Weiden bis nach Amorbach.

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Ein kurzer Abstecher führt zur Sattelhütte

Es geht auf demselben Weg zurück zur Kreuzung. Hier gehen wir links an der Station 6 vorbei und halten uns dann auf dem unwegsamen Trampelpfad stetig bergauf, um oben an der Gotthardsruine auszukommen. Nach der Besichtigung geht es hier an der Südseite, an der wir vorhin angekommen sind, schräg nach links auf dem Trampelpfad weiter (Markierung zusätzlich: Nibelungensteig und Main-Neckar-Weg, ist etwas schwierig zu erkennen).

Wir folgen dem Wegverlauf im Zickzackkurs den Hang hinab und treffen dann auf den breiten Forstweg. Ihm folgen wir nach rechts. An der T-Kreuzung biegen wir nach links ab und gehen ein Stück Weg wie auf dem Hinweg. An der Abzweigung vom Hinweg bleiben wir jedoch auf dem geschotterten Forstweg und gehen diesen weiter geradeaus. An einer T-Kreuzung biegen wir wieder nach rechts ab und wandern den Hang hinab bis zum Parkplatz zurück.

Route

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Höhenprofil

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Details

GPX-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS


So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät 

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Aufstieg zur Ruinenkirche

Essen und trinken

Auf dem Rundweg gibt es leider keine Einkehrmöglichkeit. Nehmt ausreichende Mengen an Getränken und einen Snack oder eine Brotzeit mit, damit ihr nicht hungrig bleibt. In den umliegenden Ortschaften gibt es Gaststätten.

In Weilbach

In Amorbach

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Station auf dem Naturerlebnispfad

Anfahrt: Wie komme ich zum Gotthardsberg?

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Amorbach und Weilbach sind auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Hier hält die Westfrankenbahn. Genauer gesagt die Madonnenlandbahn Linie 784 (RB84) von Miltenberg nach Walldürn und Seckach.

A3 Würzburg/Aschaffenburg

Wer über die A3 aus Richtung Würzburg anreist, nimmt die Ausfahrt Wertheim/Lengfurt und fährt über die L2310 über Wertheim und Freudenberg bis Miltenberg, dann auf der B469 Richtung Amorbach und Weilbach.

Von Aschaffenburg aus nehmt ihr die Ausfahrt Aschaffenburg/Stockstadt und fährt auf der B469 über Stockstadt, Obernburg und Miltenberg direkt bis Weilbach.

Von Michelstadt

Von Michelstadt oder aus dem Osten erreicht ihr die Gotthardsruine über die B47.

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Herbst auf dem Weilbacher Naturerlebnispfad

Parken

Der Startpunkt des Naturlehrpfades befindet sich an der Verlängerung der Hauptstraße, etwa 400 m hinter dem Ortsausgang von Weilbach (Platz für maximal 2 bis 3 Pkw).

Ein großer Parkplatz befindet sich in Amorbach. Der Altstadtparkplatz liegt an der Dr. F. A. Freundt-Straße. Von hier aus sind es etwa 2 km bis zur Gotthardsruine. Folgt von hier aus der Markierung A9.

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An der Straße gibt es eine kleine Parkbucht

Fazit

Den doch recht anstrengenden Aufstieg zur Gotthardsruine versüßen die einzelnen Stationen des Erlebnispfades doch enorm. Überall gibt es etwas zu entdecken. Bis auf extreme Witterungsbedingungen (Nässe, Eis oder Schnee) ist der Rundweg gut mit festen Schuhen machbar. Er empfiehlt sich auch für kleinere Kinder, die schon selbst laufen können, also etwa ab vier oder fünf Jahren. Auf den Buggy oder Kinderwagen sind die teils schmalen und überwucherten Trampelpfade nicht ausgelegt.



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