Lust auf ein verträumtes Städtchen mit barockem Charme umgeben von sanften Hügeln, Weinbergen und wunderbarer Natur? Schon seit 200 Jahren kommen Besucher aus der ganzen Welt nach Bad Mergentheim im romantischen Taubertal. Viele wegen der positiven Wirkung der Heilquellen, andere wegen der romantischen Altstadt oder der schönen Parkanlagen. Ruhe und Entspannung findet ihr in dem fränkisch anmutenden Städtchen in Baden-Württemberg auf jeden Fall – und bestimmt noch das eine oder andere unvergessliche Highlight.
Die Stadt Bad Mergentheim
Bad Mergentheim liegt am Zusammenfluss von Wachbach und Tauber, umrahmt von Ketterberg im Norden, dem Drillberg im Westen und der Warte im Süden. Die Besiedlung in diesem Gebiet lässt sich durch archäologische Funde bereits bis auf das 7. Jahrhundert zurückdatieren. Die Siedlung Mergentheim taucht namentlich bereits im 11. Jahrhundert auf. Zu Rang und Namen kam die Stadt durch den Deutschen Orden, der hier ab dem 13. Jahrhundert eine wichtige Niederlassung pflegte. Der Orden baute sukzessive seine Machtstellung aus und errichtete in diesem Zusammenhang das Schloss und zahlreiche Gebäude im Ort.
Auf Entdeckungstour durch den Kurpark
Der Ursprung für den Kurpark und all die vielen Feste in Bad Mergentheim liegt schon weit zurück. Als der Schäfer Franz Gehring seine Tiere an den Hängen der Tauber grasen ließ, drängten sich die Schafe an einer Stelle zusammen, um dort zu trinken. Auch Franz kostete das Wasser. Es schmeckte salzig und auch ein wenig bitter.
Als er daraufhin die Stadtväter zusammenrief, ließen diese ein Gutachten erstellen. Das Ergebnis: es glich dem damals schon berühmten Kissinger Heilwasser. Die Heilquelle war entdeckt. Ihr sollten noch drei weitere folgen. Und es dauerte nicht lange, da nahm die Stadt Mergentheim den Kurbetrieb auf. Der Namenszusatz „Bad“ wurde dem Städtchen jedoch erst zum 100-jährigen Jubiläum verliehen.
Wasserspiele
Ab dem Frühjahr haben die Wasserspiele mehrfacht täglich ihren großen Auftritt. Zwischen April und Mai tanzen die Fontainen im Kurpark zu Antonin Dvorak und Elton John. Wenn ihr die Zeit habt, seht euch das Schauspiel am Abend an. Denn wenn es schon dunkel ist, offenbart sich ein ganz besonderer Zauber, denn jetzt untermalen farbige Lichtreflexe das Schauspiel zusätzlich. Da kann man schon mal ins Träumen geraten.
Chinesisches Haus
Um 1800 gestaltete der Hofgärtner den barocken Park in einen englischen Landschaftsgarten um, mit geschwungenen Wegen über weite Wiesenflächen. Dazu gehörten auch kleine Gartenhäuser, wie das chinesisch anmutende Lusthäuschen. Als Vorbilder dienten Grotten, antike Tempel und Ruinen. Um den Zauber ferner Länder in den Schlosspark von Bad Mergentheim zu bringen, errichtete er das Halbmondhäuschen und das Schellenhäuschen. Seinen Namen hat das zweite Häuschen von dem Schellenbaum an der Spitze des Daches und den kleinen Glöckchen direkt darunter.
Wer allerdings genauer hinsieht, wird entdecken, dass chinesische Pagoden eigentlich mehrgeschossig sind. Das Häuschen hier im Park ist nur eingeschossig. Dafür hat der Rundbau einen Säulenumgang, der sicherlich auch nicht seinem asiatischen Vorbild entspricht, sondern einem griechischen Rundtempel aus der Antike nachempfunden wurde.
Klanggarten und Kneipp-Becken
Aus versteckten Lautsprechern stimmen leise Melodien zusammen mit den Vögeln im Park und dem sanften Rauschen des Wasserfalls im Hintergrund eine betörende Gesamtkomposition an. Aus jeder Richtung schweben andere Klänge über den entspannten Zuhörer hinweg. Um aus der tiefen Entspannung wieder in Schwung zu kommen, empfiehlt sich ein kurzer – aber knackiger – Gang durch das Kneipp-Becken nebenan.
Wandelhalle
Schon fast einhundert Jahre hat sie auf dem Buckel. Sie ist das Herzstück des Kurparks und liegt auch fast in seinem Zentrum. Die Rede ist von der Wandelhalle, die in keinem Heilquellenbad fehlen darf. Direkt hinter der Wandelhalle liegt der lichtdurchflutete Brunnentempel mit drei Brunnentischen. Hier sprudelt das Bad Mergentheimer Heilwasser heraus. Dabei wird jeder Brunnen von einer anderen Quelle gespeist: der Karlsquelle, der Wilhelmsquelle und der Albertquelle. Probiert doch einfach mal! Jedes Wasser schmeckt anders. Der hohe Mineralstoffgehalt des Wassers wirkt als natürliches Heilmittel bei Erkrankungen und Störungen des Verdauungstraktes.
Achtung: Nicht für Kinder geeignet!
Japangarten
Eine Bogenbrücke aus Granit spannt sich über das Wasser, rechts und links kleine Wasserfälle neben filigranen Pflanzungen. So kennt man einen Japangarten, der bei den Besuchern für Entspannung und Ausgeglichenheit sorgen soll. 1996 brachte ein japanischer Gartenbaumeister aus der Partnerstadt Fuefuki dieses kleine Fleckchen fernöstlicher Gartenkunst in den Kurpark nach Bad Mergentheim.
Eine Residenz für den Deutschen Orden
Zwischen dem Kurpark und der romantischen Innenstadt liegt das prächtige Deutschherrenschloss. Zunächst stand hier jedoch ab dem 12. Jahrhundert eine wehrhafte Wasserburg der Herren von Hohenlohe, einer wohlhabenden fränkischen Adelsfamilie. Diese stifteten das Anwesen jedoch im 13. Jahrhundert dem neu gegründeten Deutschen Orden, nachdem Familienmitglieder selbst an einem der Kreuzzüge der Ordensgemeinschaft teilgenommen hatten.
Jahrhunderte lang residierten hier die Hoch- und Deutschmeister und prägten damit das schöne Taubertal in nicht unerheblichen Maße bis zum heutigen Tag. Ihre Glanzzeiten und Niedergänge könnt ihr auf 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hautnah erleben. Aus einer eher wehrhaften Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert entwickelte sich über die Jahre hinweg das prachtvolle Renaissance-Schloss mit seinen barocken Ausbauten, das wir heute noch bewundern können.
Der Glanz und Einfluss der Deutschmeister erlosch jedoch, als Napoleon durch die Säkularisation den Orden aufhob. In den Sälen und Gemächern wurden Behörden untergebracht, in anderen Anlagen von einer Kleiderfabrik bis hin zu einer Balettschule so manche Kuriosität.
Der Eingang zum Museum ist leicht zu erkennen. Es geht durch die rote Tür in eine völlig andere Zeit, die hier wieder lebendig wird. Allein die vielen unterschiedlichen Treppen aus den unterschiedlichsten Epochen sind eine genauere Betrachtung wert. Vor allem in der Renaissance spielten Treppen eine große Rolle. Über ihre vordergründige Funktion hinaus sollten sie die Residenz und ihre Bewohner so richtig in Szene setzen. Besonders gelungen sind die Berwarttreppe und die Reitertreppe, zwei Varianten einer Wendeltreppe, die durch die Liebe zum Detail auffallen.
Öffnungszeiten
April bis 31. Oktober
- Mittwoch bis Sonntag + Feiertage
- 10:30 bis 17:00 Uhr
- aktuelle Öffnungszeiten
November bis März
- Mi., Do., Fr. und Sa.: 14:00 bis 17:00 Uhr
- Sonntag + Feiertage: 10:30 bis 17:00 Uhr
- Weihnachtsfeiertage geschlossen
Eintrittspreise
Für ein paar Euro mehr bekommt ihr eine mitreißende Führung, es lohnt sich!
ohne Führung
- Erwachsene: 7,00 Euro
- Kinder: 3,50 Euro
- Familienkarte: 17,50 Euro
mit Führung
- Erwachsene: 10,00 Euro
- Kinder: 5,00 Euro
- Familienkarte: 25,00 Euro
Hinweis: Hunde (außer Assistenzhunden) sind in den Innenräumen nicht erlaubt, werden aber gerne in der Wartezeit draußen mit Wasser versorgt. An der Leine dürfen Hunde mit in den Park.
Schlosskirche
Früher stand an der Stelle der repräsentativen Schlosskirche eine Vorgängerin, die in die mittelalterliche Wasserburg integriert war. Als dann aber die Barockzeit mit all ihrem Prunk und Schnörkeln kam, wurde diese Kirche den Ansprüchen nicht mehr gerecht. Aus diesem Grund entschloss sich 1730 Hochmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg für einen adäquaten Neubau. In die Fürstenloge im zweiten Geschoss gelangt man direkt über das Residenzschloss, sodass die hohen Herren für die Messe oder andere Feierlichkeiten gar nicht mehr nach draußen an die frische Luft mussten.
Als wenig später Clemens August von Bayern das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm, ließ er das beeindruckende Deckenfresko anfertigen, das auch heute noch zu den Highlights der Schlosskirche gehört. Unter der Kirche befindet sich übrigens eine Gruft, die als letzte Ruhestätte für die Mitglieder des Deutschen Ordens geschaffen wurde.
In der Altstadt herrscht buntes Fachwerktreiben
Kernstück der Altstadt von Bad Mergentheim ist sicherlich der Marktplatz mit seinen historischen Stadthäusern, unterh ihnen das alte Rathaus und die berühmten Zwillingshäuser direkt gegenüber, die auf keinem Stadtrundgang fehlen dürfen. Charmante Fachwerkhäuser findet ihr nicht nur am Marktplatz, sondern auch an der Mühlwehrstraße, die direkt an den Zwillingshäusern angrenzt.
Altes Rathaus
Das alte Rathaus wurde um 1562 auf Antrag des amtierenden Deutschmeisters errichtet. Er verpachtete das Gebäude, in dessen Keller sich ein Krämerladen und Arrestzellen befanden, für 99 Gulden jährlich an die Stadt. Im ersten Stock des freistehenden Hauses mit dem auffälligen Staffelgiebel befindet sich der prunkvolle Ratssaal, in dem im 16. Jahrhundert nicht nur Versammlungen stattfanden, sondern auch Feste gefeiert wurden.
Den auffälligen Balkon gibt es erst seit 1720, zuvor gelangte man über eine breite Außentreppe in den ersten Stock des Rathauses. Als die Güter des Deutschordens an Württemberg übergingen, kaufte die Stadt das Gebäude und renovierte es umfassend. Seitdem ist das alte Rathaus mehrfach saniert und modernisiert worden. Heute befindet sich übrigens die Tourist-Information sowie die Volkshochschule in den 450 Jahre alten Räumlichkeiten.
Milchlingsbrunnen
Vor dem alten Rathaus steht der Milchlingsbrunnen, das Wahrzeichen der Stadt. Den Brunnen auf dem Marktplatz ziert die Statue des Hoch- und Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar, Milchling genannt. In seiner Amtszeit wurde die erste Wasserleitung und auch das Rathaus am anderen Ende des Platzes erbaut. An dieser Stelle steht der Brunnen (und die restaurierte Figur) aber erst seit dem 100-jährigen Jubiläum der Heilquellen-Entdeckung im Jahr 1926. Der Vorgänger stand seit Anfang des 16. Jahrhunderts an der Ecke zur Burgstraße und wurde schon damals von der bestehenden Wasserleitung gespeist.
Wochenmarkt
Seit 1977 findet auf dem Marktplatz jeden Dienstag und Freitag der traditionelle Bad Mergentheimer Wochenmarkt statt. Von 7:30 bis 13:30 duftet es herrlich. Regional und ökologisch ist die Devise, denn schließlich ist Bad Mergentheim als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert.
Und so wundert es nicht, das die einladende Atmosphäre inmitten der historischen Gebäude eine quirlige Schar von Besuchern von nah und fern hierherlockt. Gemüse, Obst, Backwaren, Käse und Honig, Eier, Gewürze, Fisch und Fleisch sind noch lange nicht alles, was auf dem Wochenmarkt angeboten wird. Je nach Saison wird die Vielfalt durch Erdbeeren, Spargel oder andere Köstlichkeiten erweitert.
Zwillingshäuser am Marktplatz
Dem Rathaus gegenüber liegen zwei Häuser, die architektonisch nahezu identisch und mit einem Torbogen miteinander verbunden sind: die sogenannten Zwillingshäuser. 1780 im frühklassizistischen Stil erbaut, sind sie noch heute ein Zeuge der hohen Ansprüche, die man damals auch an die Gestaltung im Städtebau hatte. Neben dem Milchlingsbrunnen und dem Alten Rathaus gelten die Zwillingshäuser als Wahrzeichen von Bad Mergentheim.
Zauber der Jahreszeiten
Liebevoll Handgearbeitetes entdecken, im würzigen Duft von Lebkuchen und Glühwein schwelgen und die ergreifende Atmosphäre wirken lassen. Das ist der Weihnachtsmarkt, der alljährlich für ein paar Tage im Dezember in der Innenstadt stattfindet. Alles, was zu einem richtigen Weihnachtsmarkt gehört – nur eben eine Spur ruhiger und persönlicher.
Anfahrt: Wie komme ich nach Bad Mergentheim?
A6
Auf der A6 Nürnberg-Heilbronn nehmt ihr die Abfahrt 46 Crailsheim. Schon hier ist Bad Mergentheim über die B290 ausgeschildert.
A3
Von der A3 zwischen Nürnberg und Frankfurth biegt ihr an der Abfahrt 70 ab und kommt über die B19 direkt nach Bad Mergentheim.
A81
Wenn ihr über die A81 Würzburg-Heilbronn anreist, fahrt ihr an der Anschlussstelle 3 nach Bad Mergentheim (schon ab der Abfahrt ausgeschildert).
Parken
Im Ort gibt es an die 2.000 öffentliche Pkw-Stellplätze über die Stadt verteilt. Gebührenfrei parkt ihr am Volksfestplatz/Schimmbad (Adresse: Arkau 1), eine gute Anzahl von Plätzen gibt es auch in der Igersheimer Straße bzw. Deutschordenstraße in der Nähe vom Schellenhäuschen. .
Fazit
In Bad Mergentheim lässt es sich das ganze Jahr über einen entspannten und dennoch erlebnisreichen Tag verbringen. Die wunderschöne Altstadt punktet mit altem Fachwerkensemble, gleich nebenan das Deutschherrenschloss, in dem sich nicht nur an regnerischen Tagen die Zeit angenehm verbringen lässt und nicht zuletzt der Schlosspark, jetzt zum Kurpark umfunktioniert. Bringt genügend Zeit mit, denn das Städtchen im schönen Taubertal hat so einiges zu bieten.
Gleich in der Nähe: Wildpark Bad Mergentheim
Das könnte dich auch interessieren
Noch mehr märchenhafte Städchen und Dörfer in Deutschland findet ihr hier:
..