Ein schmaler Pfad führt hinein in eine märchenhafte Welt aus bizarren Sandsteinformationen, die die letzte Eiszeit aus dem Untergrund herausgearbeitet hat. Es könnte aber auch ein Riese oder der Teufel selbst gewesen sein, der die Grüne Hölle in Bollendorf an der deutsch-luxemburgischen Grenze erschaffen hat. Eins ist sicher: Eine Wanderung durch die Schluchten im Naturpark Südeifel gehört zweifelsohne zu den schönsten Erlebnissen überhaupt!
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Naturpark Südeifel
Sicherlich hat jeder schon einmal von der Eifel gehört, dem Mittelgebirgszug, der sich von Nordrhein-Westfalen bis nach Rheinland-Pfalz zieht und bis nach Belgien und Luxemburg hineinreicht. Der nördliche Teil ist von Vulkanen geprägt, die ihm auch den Namen Vulkaneifel eingebracht hat. Seit 2004 ist hier der Nationalpark Eifel ausgewiesen.
Der südliche Teil der Eifel in Rheinland-Pfalz sieht landschaftsmäßig und geologisch völlig anders aus. Und genau hier liegt der Naturpark Südeifel, der durch seine atemberaubenden Schluchten und Sandsteinfelsen besticht. Der Naturpark ist übrigens einer der ältesten in Rheinland-Pfalz.

Das Ferschweiler-Bollendorfer Plateau
Im Süden des Naturparks Südeifel liegt das Ferschweiler-Plateau, auf dem sich die Gemeinden Ernzen und Ferschweiler befinden. Hierbei handelt es sich um eine geologische Schichtstufe, zu der auch die benachbarten Plateaus von Bollendorf und Wolfsfeld gehören. Diese Schichtstufe besteht aus dem sogenannten Luxemburger Sandstein, dem jüngsten Gestein des Naturparks.
Dieser graugelb gefärbte Sandstein wurde im Jura gebildet. Vor knapp 200 Millionen Jahren befand sich in Mitteleuropa ein flaches tropisches Meer. Im Laufe der Zeit hat der Kalk aus dem Meer die Sandkörner auf dem Meeresgrund miteinander verklebt und ein Gestein gebildet, das wir heute als Sandstein bezeichnen. Hier im deutsch-luxemburgischen Raum ist die Sandsteinschicht zwischen 40 und 60 Meter mächtig.

Eine Schöpfung der Eiszeit
Zum heutigen Zustand der Felsen hat vor allem die letzte Eiszeit beigetragen. Bei den anhaltend kalten Temperaturen fror das Wasser in den Felsritzen zu Eis und dehnte sich immer weiter aus und vergrößerte die Hohlräume. Dabei kam es überall, wo die Zwischenräume zu groß wurden, zu Frostsprengungen.
Diese hatten gewaltige Felsstürze zur Folge. Die abgetrennten großen und kleineren Blöcke trennten sich vom Plateau ab und rutschten die Hänge hinab. Zurück blieben nicht nur Geröllhalden, sondern auch senkrechte Felswände, Bastionen oder Pfeiler an den Flusstälern von Prüm und Sauer.
Oben ist das Plateau – wie der Name schon andeutet – fast völlig eben und bis auf wenige Ausnahmen bewaldet. Wobei den höchsten Anteil am Baumbestand die Kiefern haben. Trotzdem trifft man hier und da auch auf wunderschöne Mischwälder mit hohem Buchenbestand.

Bollendorf
Als villa bollana taucht Bollendorf mit seiner Burg erstmalig im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in den Urkunden als Schenkung an die Abtei Echternach auf. Aber schon um 915 hat sich der Name Bollendorf etabliert. Das Wort Bollen ist auf das keltische Wort Flusskrümmung zurückzuführen. Über lange Zeit gehörte die Region zu den Grafen von Luxemburg. Heute ist der nicht einmal 2000 Einwohner zählende Luftkurort der führende Touristikort in der Südeifel.

Schluchtenweg Grüne Hölle
Nicht umsonst hat der Rundweg beim Ranking um Deutschlands schönster Wanderweg im Jahr 2024 den zweiten Platz belegt. Für manch einen Wanderer und Naturliebhaber hätte er den ersten Platz belegen müssen!
Grüne Hölle
Seinen Namen hat der Rundweg von dem berühmten Naturdenkmal im Wald nördlich des rheinland-pfälzischen Ortes Bollendorf von der Grünen Hölle mit den bemoosten Felswänden. Hier in die steilen Spalten verirrt sich nur selten einmal ein Sonnenstrahl. Die schroffen Felsen scheinen grün zu leuchten und ziehen den Besucher magisch in ihren Bann.
Die Grüne Hölle ist so grün, weil der Sandstein, aus dem die Felsen bestehen, das Wasser aufsaugen kann. Auf dem feuchten, schwammigen Untergrund können sich fabelhaft Algen, Moose und Flechten ansiedeln, die dann diese geheimnisvolle Farbe hervorrufen.

Eulenhorst
Bei all den früher unerklärlichen Dingen hier in der Natur wundert es nicht, dass schon sehr früh die Menschen ihre Fantasie haben spielen lassen und den Felsformationen kreative Namen gegeben haben. Der Eulenhorst, der in manchen Teilen der Grünen Hölle ähnelt, erzählt seine eigene Geschichte. Auch hier ragen die Felsenwände senkrecht in die Höhe, manch ein Durchgang ist so schmal, dass man schon von selbst die Schultern oder gar den Kopf einzieht.
Hier geht es um die unzähligen Löcher, Klüfte und Höhlungen in den Sandsteinfelsen, die Tieren einen Unterschlupf bieten. Nicht nur weit oben als Brutplatz für seltene Vögel wie Eulen oder andere Greifvögel. Auch unten am Grund finden Nagetiere und andere kleinere Waldbewohner einen Unterschlupf.
Kreuzlay
Eine erste Möglichkeit zur Rast mit wunderbarer Aussicht bietet sich am sogenannten Kreuzlay. Auf der buckligen Plattform stehen ein paar Bänke und ihr könnt euch ins Gipfelbuch eintragen.
Natürlich gibt es auch schon vorher Bänke oder Felsen, auf denen ihr eine kurze Pause einlegen könnt.
Kreuzlay heißt der Felsen wegen des Kreuzes, das hier auf dem kleinen, unebenen Plateau am Rande der Schlucht steht.

Maria-Theresien-Stein
Etwa auf halber Strecke befindet sich eine breite Wegkreuzung. Hier liegt ein kunstvoll verzierter Grenzstein mit seiner schönen Geschichte:
Ende des 18. Jahrhunderts fand auf Geheiß der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, die ebenfalls Herzogin von Luxemburg war, ihr Land neu vermessen. In diesem Zuge wurde von den damit beauftragten Ingenieuren ein Grenzstein gesetzt. Er ziert genau die Stelle, an der vorher über Jahrhunderte hinweg ein Kreuz die Grenze markiert hatte.

Bis heute ist der klobige Stein von einem Meter Höhe und rund 80 Zentimeter breite ein Symbol für die Herrschaft der Kaiserin und deshalb nach ihr benannt. Auf der östlichen Seite befindet sich ein Doppeladler, das Wappen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Warum dieses Wappen auf der Ostseite eingraviert wurde, ist einfach zu erklären. Denn zu dieser Seite lagen die Ländereien der Abteil Echternach. Und diese war eine Reichsabtei, die direkt dem Kaiser unterstellt war. Auf der Westseite ist das Wappen der Besitzer der westlichen Ländereien abgebildet. Das waren damals die Grafen von Vianden.
Moarkendell – das Grenzsteintal
Vom Maria-Theresien-Stein verlief die Grenze nach Westen durch ein tiefes Tal, im Volksmund Moarkendell genannt. Heute trennt dieses Tal die Gemarkung Bollendorf von der Gemarkung Wallendorf. Hier im Grenzsteintal im Norden von Rheinland-Pfalz befanden sich früher Kohlenmeiler. Wer genau hinsieht, kann heute noch die schwarzen Verfärbungen im Boden erkennen, die bei der Herstellung der Holzkohle entstanden sind.
Das Tal ist relativ breit, flankiert wird es von verwitterten Sandsteinfelsen, die zum Teil mehr als zehn Meter in die Höhe ragen. Mal wirkt es hell und luftig, mal sieht man das Sonnenlicht wie durch einen grüngelben Schleier in der schummrigen Dämmerung zwischen den schroffen Felsformationen am Wegesrand.

Predingtstuhl
Die Gegend hier in der Südeifel ist seit jeher katholisch geprägt. Da wundert es nicht, dass ein besonders herausragender Felsen am Wegesrand den Namen Predigtstuhl erhielt, weil er die Menschen wohl an die Kanzel in der Kirche erinnert hat.
Der isolierte Felsturm ist wahrscheinlich Ende der letzten Eiszeit durch das Eis in den Spalten abgesprengt und von dem dahinterliegenden Riff getrennt worden. Auf der Bank direkt vor dem Predigtstuhl lässt sich herrlich entspannen und die Umgebung genauer betrachten.

Mummenlay
Einer der geheimnisvollsten Stellen auf dem Bollendorfer Rundweg ist die Mummenlay. Sie hat ihren Namen von einer Muhme, so hieße damals die Kräuterhexen. Eine solche Muhme soll hier in einer Felsspalte gewohnt und mit ihren Kräutern die Wehwehchen der Bollendorfer versorgt und geheilt haben. Wer genau hinsieht, findet noch den schmalen, hohen Eingang zur Wohnhöhle der Kräuterhexe.
Lingelslay
Ganz am Ende der Tour befindet sich ein Felsvorsprung, von dem man eine gute Aussicht über Bollendorf und das Sauertal hat, der Lingeslay.
Audiotour Grüne Hölle
Zu dem Rundweg gibt es einen Audioguide – oder besser gesagt eine Lauschtour. Der gebürtige Bollendorfer Marco Neises ist der Schöpfer dieser Lauschtour. An 10 Hörstationen erzählen Menschen aus dem Dorf ihre Geschichten zu spannenden Themen rund um die Geschichte und Natur hier in der Felsenlandschaft.
Die App kannst du dir kostenlos herunterladen auf Google Play oder im App Store:

Wandertour Nr. 55 – Grüne Hölle Bollendorf
Wegbeschreibung
Wundert euch nicht, dass für die doch relativ kurze Strecke eine doch sehr lange Zeit angegeben ist. Das liegt nicht daran, dass die Tour schwierig ist. Aber es gibt halt so viel zu sehen, dass das eben seine Zeit braucht!
Macht euch keine Gedanken, verlaufen kann man sich auf dem Rundweg mit der Markierung 55 nicht. Die Wegführung ist perfekt ausgeschildert und an unübersichtlichen Stellen mehrfach mit Schildchen versehen. Damit ihr einen Überblick habt, wie weit ihr schon auf der Strecke vorangekommen seid, könnt ihr euch gerne die GPX-Daten herunterladen oder die Karte zur Orientierung nutzen.
Vom Wanderparkplatz lauft ihr ortsauswärts weiter. Der Eingang zum Rundweg liegt auf der rechten Seite und ist kaum zu verfehlen, da hier ein großes Schild über die Tour und deren Verlauf informiert. Hinter einem Hohlweg, der uns leicht bergauf führt, geht es dann los mit den ersten Felsformationen, die uns ununterbrochen auf dem gesamten Weg begleiten.
Route

Höhenprofil

Details
- Start/Ziel: Parkplatz am Ende der Sonnenberg Allee
- Markierung: Rundweg 55
- Länge: 6,7 km
- Dauer: 4 bis 4,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 291 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Gruene-Hoelle-Bollendorf-Karte.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät

Essen und trinken
Auf dem gesamten Rundweg gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Am Start/Ziel befindet sich das Waldhotel Sonnenberg, das auch ein Restaurant hat, in dem ihr einkehren könnt. Nehmt aber trotzdem unbedingt genügend zu trinken und einen Snack mit, denn die Zeit verrinnt wie im Flug.
Adresse
Waldhotel Sonnenberg
Sonnenbergallee 1, Bollendorf
Öffnungszeiten
- Küche und Hotel ganztägig geöffnet
- Frühstücksbuffet
- Mittagsküche von 12 bis 14 Uhr
- Nachmittagskarte 14 bis 18 Uhr
- Abendessen von 18 bis 20:30 Uhr
- aktuelle Informationen

Anfahrt
A6
Wer über die A6 (Nürnberg-Heilbronn-Saarbrücken) anreist, nimmt die Ausfahrt 12 Richtung Trier und fährt auf der A62 weiter. Nach 50 km geht es auf der A1 weiter (immer Richtung Trier). Vor Trier nehmen wir die Ausfahrt Hermeskeil/B52, halten uns dann Richtung Luxemburg/Trier. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis Bollendorf.
Aus allen anderen Richtungen geht es zunächst einmal entweder Richtung Trier oder Bitburg. Bollendorf liegt zwischen den beiden Städten fast an der Grenze zu Luxemburg. Das Navi sollte Bollendorf und auch die Sonnenbergallee problemlos finden.
Parken
Hinter dem Waldhotel Sonnenberg, Sonnenbergallee 1, Bollendorf gibt es einen kleinen Wanderparkplatz für Pkw und Motorräder. (Bitte beachtet: Die Parkplätze am Hotel sind nur für Hotelgäste).
Anreise/Parken Wohnmobile
Für Wohnmobile ist der Parkplatz etwas eng – vor allem, wenn schon jede Menge Autos dastehen – und es besteht keine Wendemöglichkeit. Direkt an der Sauer in Bollendorf gibt es einen Campingplatz/Campingpark. Alternativ könnt ihr auch im Waldhotel wegen eines Stellplatzes nachfragen. (Das war bei uns zwar etwas chaotisch, weil der Besitzer des Hotels neu war und noch keine Erfahrung hatte, aber das hat sich vielleicht inzwischen geändert).
Fazit
Diese beeindruckende, rund sieben Kilometer lange Tour sucht nicht nur in der Südeifel ihresgleichen. Und das ist sicherlich auch der Grund, warum der Rundweg im Ranking Deutschlands schönster Wanderweg im Jahr 2024 gleich einmal den zweiten Platz belegt hat.
Die Wegführung ist trotz der vielen Felsen nicht schwierig und kann auch schon von Kindern im Grundschulalter problemlos bewältigt werden. Buggys oder auch Kinderwagen tun sich auf den holprigen Wegen und an den engen Stellen jedoch schwer. In den Wintermonaten kann es an mancher unwegsamen Stelle etwas glatt werden. Deshalb ist gutes Profil an den Wanderschuhen und womöglich Wanderstöcke notwendig.