Nur fünf Kilometer westlich von Bayreuth steht in dem beschaulichen Örtchen Donndorf das Schloss Fantaisie mit weitläufigem Schlosspark. Zwar wurde das Schloss eigentlich für das Marktgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth erbaut, erlebt hat die Fertigstellung der Anlage jedoch keiner von beiden. Für die Gartenanlagen und das Schloss waren maßgelblich zwei adelige Damen verantwortlich, beide mit Namen Friederike Sophie, sowie der Enkelsohn der zweiten Dame.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Wenig genutzt und immer wieder verwahrlost – eine traurige Geschichte
Die Anfänge des Adelssitzes gehen bis ins späte Mittelalter zurück. Das im Stil der Renaissance errichtete Jagdschloss gehörte 1533 zum Stammsitz des vogtländisch-thüringischen Adelsgeschlechts Lüchau, die als höhere Beamte im Dienst der Markgrafen zu Bayreuth standen.
Als der damalige Eigentümer von Lüchau ohne Erben verstarb, fielen die Besitztümer an den Markgrafen zurück. Dieser begann im Jahr 1758 mit der Errichtung eines neuen Schlosses: einer nach Norden ausgerichteten, dreiflügeligen Anlage im Stil der Villa Doria Pamphilj, die das Paar auf einer Italienreise inspiriert hatte. Der Bau begann bereits nach kürzester Zeit zu stocken, als Wilhelmine, die Gemahlin des Markgrafen, noch im gleichen Jahr starb. Als ihr der Markgraf zwei Jahre später in die ewigen Jagdgründe folgte, befand sich das Schloss erst im Rohbau.
Herzogin Elisabeth Friederike Sophie von Württemberg
Acht Jahre nach ihrer Vermählung mit Carl Eugen von Württemberg galt die Ehe als endgültig gescheitert. Elisabeth Friederike Sophie zog mit knapp über 30 Jahren von Stuttgart wieder in ihr Elternhaus. Als einziges Kind des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth erbte sie nach dem Tod ihrer Eltern – die Mutter war bereits fünf Jahre zuvor verstorben – das Donndorfer Schloss. Voller Tatendrang nahm sie die Innenarbeiten im Schloss in ihre Hand und gestaltete alles nach ihren eigenen Vorstellungen zu ihrem Sommersitz um. Den Garten ließ sie im Rokoko-Stil anlegen. Ein Labyrinth, eine Kaskade und der Neptunbrunnen stammen aus ihrer Zeit. Ihr Lebenswerk nannte sie liebevoll „Fantaisie“.
Da das Schloss Fantaisie nicht für einen Aufenthalt im Winter geeignet war, verbrachte Elisabeth Friederike Sophie, die sich mithilfe Ihres Onkels Friedrich des Großen inzwischen ihre Unabhängigkeit vom Stuttgarter Hof erkämpft hatte, die kalten Monate des Jahres im Alten Schloss in Bayreuth. Als Elisabeth 1780 starb, begann die Anlage zu verfallen.
Herzogin Friederike Sophie Dorothee von Württemberg
Erst als Herzogin Friederike Sophie Dorothee von Württemberg, eine Cousine von Elisabeth Friederike Sophie, vor den französischen Revolutionstruppen aus Frankreich fliehen musste, kam wieder Leben in die alten Mauern. 1793 erwarb sie das Anwesen und ließ dort den inzwischen etwas verwilderten Garten nach ihren Vorstellungen erweitern und umgestalten.
Allerdings ließ sie aus Ehrfurcht vor ihrer Cousine den Rokoko-Garten unverändert. Im angrenzenden Hangwald erweiterte sie den Park im Stil des sentimentalen Landschaftsgartens. Es entstanden ein Mausoleum, eine Strohhütte und eine Katakombe sowie die Säule der Eintracht. Doch auch diese Besitzerin weilte nicht lange in den hoheitlichen Gemächern und ihrem aufwendig dekorierten Garten, denn bereits zwei Jahre später folgte sie ihrem Gemahl nach Stuttgart.
Die dunkle Felsengrotte
In einen großen Felsen ließ die Herzogin Friederike Sophie Dorothee ein Scheingrab mit mehreren Urnen anbringen, um eine antike Begräbnisstätte zum Gedenken an geliebte Verstorbene nachzubilden.
Die enthaltenen Urnen sind schon seit langer Zeit verschwunden und wegen Vandalismus musste Mitte der 1990er Jahre auch der Eingang mit Gittern verschlossen werden, um weiterem Raubbau vorzubeugen.
Herzog Alexander II.
Zu einem neuen Höhepunkt führte Herzog Alexander II. von Württemberg das Schloss Fantaisie. Als Enkel von Friederike Sophie Dorothee nutzte er das Anwesen von 1839 bis 1881 als Sommerresidenz. In seiner über 40-jährigen Anwesenheit veränderte er die Anlage vorwiegend durch Ausstattungselemente des Historismus.
Der Herzog lebte zusammen mit seiner zweiten Ehefrau. Das ehemals bürgerliche Mädchen hatte er dessen Gatten in Frankfurt abgekauft. Noch heute prägt der von Alexander II. vorgenommene Umbau die Architektur des Schlosses. Auf der Seite zum Park erhöhte er den Mittelbau sowie die Seitenflügel um jeweils eine Etage, auf der Seite zum Hof kamen zwei Türmchen als Anbauten hinzu.
Nach mehreren Besitzerwechseln richtete schließlich 1937 der nationalsozialistische Lehrerbund im Schloss die Reichsschule Donndorf-Bayreuth ein. Leider ging dabei ein Großteil der historischen Bausubstanz verloren. Die dreijährige Nutzung als Sanatorium durch die amerikanische Bestatzungsmacht trug auch nicht unbedingt zum Erhalt der Anlage bei.
Freistaat Bayern
Seit 1961 ist das Schloss Fantaisie im Besitz des Freistaates Bayern. Während die Residenz zunächst an Firmen wie Photo-Porst untervermietet wurde, folgte in den 90er Jahren die aufwändige Sanierung von Schloss Fantaisie. Auch die einzelnen Gartenbereiche wurden bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts sorgfältig instantgesetzt und rekonstruiert.
Gartenkunst-Museum
Nach der Übernahme des Schlosses und der Parkanlage durch die Bayerische Schlösserverwaltung wurde der einstige Sommersitz zwischen 1994 und 1998 umfassend saniert. Seit dem Sommer im Jahr 2000 befindet sich in den rund 20 Räumen des Schlosses Deutschlands erstes Museum, das sich ausschließlich mit der Gartenkunst beschäftigt. Das Gartenkunst-Museum im Schloss Fantaisie zeigt originale Gestaltungselemente aus dem unterschiedlichen Epochen der deutschen Gartenkunst: Rokoko, Empfindsamkeit, Romantik und Historismus.
Besonders beeindruckend sind nicht nur die zahlreichen Radierungen und Illustrationen, die das Schloss und die Gartenanlagen zu den verschiedenen Epochen abbilden, sondern auch die botanischen Bücher, die die Kultivierung exotischer und heimischer Blumen, Gemüse- und Zierpflanzen im Detail erklären.
Schloss Fantaisie
Bamberger Str. 3
95488 Eckersdorf/Donnhof
Öffnungszeiten
Die Parkanlage ganzjährig geöffnet, der Eintritt ist frei.
Gartenkunst-Museum
- April bis September: 9 – 18 Uhr
- bis 15. Oktober: 10 – 16 Uhr
- montags geschlossen
- Oktober bis März: geschlossen
Eintrittspreise
- Kinder bis zum 18. Lebensjahr: frei
- Erwachsene: 3,50 Euro
Schlosspark
Der Schlosspark ist ganzjährig geöffnet und über verschiedene Zugangstore erreichbar. Ein paar Parkplätze liegen direkt zwischen dem Haupteingang zum Gartenkunst-Museum in der ehemaligen Schlossanlage und dem hübschen Hotel Fantaisie nebenan. Auf der gegenüberliegenden Seite, also im Nordosten des Schlossparks sind weitere kostenlose Besucherparkplätze verfügbar. Die Entfernung bis zum Schloss liegt von hier aus bei rund 850 m.
TIPP: Abstecher ins Salamandertal
Nur durch puren Zufall habe ich diese tolle Sandsteinschlucht entdeckt, als ich den Schlosspark Fantaisie in Donndorf/Eckersdorf bei Bayreuth durchforstet habe. Am westlichen Ausgang stand ein unscheinbares Schild mit Salamandertal. Und glücklicherweise habe ich mich verleiten lassen.
Nur ein kurzer Abstecher, aber der hat es in sich. Eine wilde Schlucht, rechts und links Sandsteinfelsen. Und ein paar dicke Brocken, die im Laufe der Zeit ins Tal gekullert sind. Und wenn ihr bei Regenwetter unterwegs seid, habt ihr die Chance einen der hübschen kleinen Feuersalamander life zu sehen. Der Rundweg ist nur 1,8 Kilometer lang und lässt sich perfekt mit dem Schlosspark-Besuch verknüpfen. MEHR LESEN
Essen und trinken
Wer schon früh anreist, sollte sich etwas zu Essen und trinken mitnehmen. Als ich das Schloss besucht habe, hatte das Café erst ab 11:00 Uhr geöffnet. Glücklicherweise ist am Ende der Bayreuther Straße ein REWE-Markt mit Bäckerei, in der ihr auch schon in der Früh einen Latte Macchiato und eine Breze oder etwas Süßes bekommt.
Fotos
Michaela Trapp, mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Verwaltung für staatliche Schlösser, Gärten und Seen. © Bayerische Schlösserverwaltung
Fazit
Nehmt euch bei einem Besuch des Schlosses Fantaisie und des Schlossparks genügend Zeit. In direkter Umgebung gibt es außerdem einen tollen Rundwanderweg über das Salamandertal. Es lohnt außerdem ein Abstecher zum Felsengarten Sanspareil und zur Burg Zwernitz, beide liegen nur knappe 20 Fahrminuten entfernt. Wir haben gleich ein verlängertes Wochenende für eine ausgiebige Besichtigung der Anlagen und einer kleinen Wanderung genutzt.
Wenn ihr schon mal da seid: Geht unbedingt noch die 1,8 Kilometer Rundweg durchs Salamandertal! Für mich ein absolutes Highlight unter den Sehenswürdigkeiten beim Schloss Fantaisie.
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