Nordöstlich der Universitätsstadt Jena liegt einer der höchsten Berge der Region. Der Jenzig mit seiner markanten Nasenform ist 385 Meter hoch und ein beliebtes Ausflugsziel. Hinauf führt ein gut ausgebauter Weg, auf dem sich ein Lehrpfad über Dinosaurier, der SaurierPfad, den Hang emporschlängelt. Oben thront keine Burg, sondern das Jenzighaus, eine Gaststätte mit atemberaubender Aussicht über die Stadt.
Alle Daten zur Wanderung (GPS-Daten, Karte, Details uvm.)
Jena
Ob es jetzt schon mehr oder immer noch weniger als 100.000 Einwohner sind, die Jena zählt, ist wohl nicht ganz so wichtig. Großstadt ist sie allemal. Doch die Großstadt will sich nicht so ganz zu erkennen geben. Hier und da hat man das Gefühl, dass sich in Wahrheit doch ein idyllisches Städtchen darin versteckt. Klar, hier gab es das erste Hochhaus in Deutschland, den sogenannten Bau 15, der mit 11 Etagen und 42 Meter Höhe im Jahr 1915 fertiggestellt wurde. Und Parkplätze sind hier ebenfalls Mangelware.
Doch da sind nicht nur Universität und Industrie. Ein familiäres Flair stellt sich in den unzähligen Parks und Grünflächen der Stadt ein, ganz zu schweigen von den Wäldern ringsum, die Wanderer und Spaziergänger aus ganz Deutschland und darüber hinaus anziehen.
Ein wenig Geschichte
Die Geschichte der Stadt geht wohl auf das 9. Jahrhundert zurück, ganz sicher ist man sich da allerdings nicht. Fakt ist jedoch, dass sie 1182 im Zusammenhang mit dem Weinanbau damals noch als Jene in den Urkunden auftaucht. Um 1230 erhält sie bereits das Stadtrecht, sodass im Anschluss der Bau einer Stadtmauer erfolgt. Diese umfasst ein Areal von etwa 400 mal 500 Metern und schützt mit ihren Ecktürmen, Einfahrten und einem Wassergraben. Heute ist die historische Stadtmauer leider nur noch an wenigen Punkten zu erkennen.
Als die Stadt Mitte des 16. Jahrhundert an das Herzogtum Sachsen übergeht, wird zunächst das Dominikanerkloster zu einem Gymnasium umgewidmet. Kurze Zeit später wird das Gymnasium dann eine Universität mit vier Fakultäten, die bald einen ausgezeichneten Ruf genießt. Als dann 1860 die erste Dampfmaschine in Jena Einzug hält, entwickelt sich die Stadt zum wissenschaftlichen Zentrum der Region.
Diese Entwicklung hat vor allem mit der Gründung der Zeiss-Werke zu tun. Denn aus der kleinen Optik-Werkstatt war im Laufe der Zeit einer der größten Industriebetriebe in Thüringen und ganz Deutschland geworden. Als dann kurze Zeit darauf Otto Schott seine Glasfabrik ebenfalls hier gründete, war der Aufstieg der Stadt kaum noch Einhalt zu gebieten.
Die Sieben Wunder von Jena
Als die Sieben Wunder von Jena werden sieben herausragenden Sehenswürdigkeiten bezeichnet, die sich in und um die Stadt in Thüringen befinden. Dazu gehört auch der Jenzig.
- Ara: Altarunterführung in der Stadtkirche
- Caput: Schnapphansfigur an der Rathausuhr
- Draco: siebenköpfiger Drache (heute im Stadtmuseum)
- Mons: Berg Jenzig
- Pons: alte Camsdorfer Brücke (Steinbogenbrücke)
- Vulpecula Turris: Fuchsturm (Bergfried auf dem Hausturm)
- Weigeliana Domus: Weigelsches Haus (steht heute leider nicht mehr)
Der Berg Jenzig
Jena liegt im südlichen Teil des Thüringer Beckens, beinahe eingeschlossen von Höhenzügen. Hier hat die Saale ein tiefes Tal in den kalkhaltigen Untergrund geschnitten, das den Naturraum wirklich einzigartig macht. Im Norden wird sie von der Jenaer Scholle umrahmt und im Süden von der Saale-Elster-Sandsteinplatte, die sie um gute 200 Meter überragen.
Im Osten schließt ein halbkreisförmiger Höhenzug an die Stadt an, die wie ein Hufeisen geformt ist und daher auch seinen Namen hat. Das südwestliche Ende dieses Hufeisens bildet der Jenzig mit seinen 385 Metern Höhe, der wie eine Nase geformt ist, die in Richtung Stadtzentrum zeigt. Nach dem hiesigen Berg ist übrigens der um die 2090 Meter hohe Mount Jenzig in der Antarktis (Nord-Viktoraland) benannt. Die Menschen hier bezeichnen ihren Berg auch gerne als das Matterhorn des Saaletals.
Gesteine am Jenzig
Ganz besonders schön sind auf der Wanderung den Hang hinauf auch die verschiedenen Gesteine zu erkennen, die den Berg bei Jena aufbauen. Die Gesteine stammen aus dem Trias-Erdzeitalter, wurden also vor über 200 Millionen Jahren gebildet.
Der Fuß des Jenzig mit seiner flachen Neigung ist aus einer etwa 20 Meter mächtigen Schicht aus Gips aufgebaut. Über der Gipsschicht folgt eine rund 80 Meter dicke Schicht aus rotem Ton. Darüber gibt es dann eine Schicht von 20 Meter aus Kalkstein und grauem Mergel, das sind kalkhaltige Tone. Sie sind besonders interessant, denn in ihnen sind viele Muscheln enthalten, die man an den noch vorhandenen rundlichen Abdrücken erkennen kann.
Die bröseligen Kalke bilden die Nase des Jenzig. Hier wurden früher übrigens zwei Kalksteinbänke abgebaut, um das Material als Baustoff für die Stadtkirche und das Rathaus zu gewinnen.
Frühe Siedlungsgeschichte
Archäologische Funde in Ausgrabungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weisen auf eine befestigte Höhlensiedlung aus der Urnenfelderzeit hin (etwa 1300 bis 800 v. Chr.). Später gab es dort auf den Bergen rings um die heutige Stadt auch kleinere Burgen oder befestigte Höfe. Erste schriftliche Erwähnung fand der Berg in einer Urkunde unter Friedrich I. Barbarossa Mitte des 12. Jahrhunderts
Die Jenziggesellschaft
1903 gründete sich die Jenziggesellschaft und errichtete schon bald auf dem Plateau am Gipfel ein Gesellschaftshaus. Um dies zu bewirtschaften, wurde in den 20er Jahren sogar eine Wasserleitung auf den Berg gelegt. Und noch kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fußweg auf den Gipfel ausgebaut.
1904 begann man mit dem Bau eines kleinen Schutzhauses, ein Jahr später erfolgte dann der Ausbau des Obergeschosses. Zu DDR-Zeiten (1969) wurde die Hütte hier in Thüringen dann zu einer „modernen“ Ausflugsgaststätte umgestaltet und der Aufstieg asphaltiert, ein Zickzackkurs, der heute noch in dieser Form existiert. Und auch viele der Bänke wurden damals schon aufgestellt, um den älteren Mitgliedern die Möglichkeit für eine Verschnaufpause bieten zu können.
Der Jenzig-Wein
Manch einer mag das belächeln, aber es gibt tatsächlich Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert, in denen ein besonders guter Wein beschrieben wird, dessen Trauben hier auf dem Jenzig wuchsen. Mönche aus dem Leipziger Kloster und auch reiche Bürger aus Jena besaßen Reben auf dem Hang.
Nachdem der Anbau dann im 19. Jahrhundert eingestellt wurde, haben ihn in jüngster Zeit ein paar ambitionierte Winzer wiederbelebt. Heute gibt es am Südwesthang des Jenzig ein kleines Areal mit Weinreben (Weingut Kirsch). Vielleicht mögt ihr den Wein ja einmal probieren …
Saurier-Lehrpfad Trixi Trias
Um den Jenzig zu besteigen, sind auf etwa 1,5 km Strecke über 200 Höhenmeter zu bewältigen. Das ist nicht ohne, allerdings ist der Weg durchgehend asphaltiert und sehr gut begehbar. Auch für Familien mit Buggy. Außerdem versüßen die Stationen des SaurierPfades seit 2018 und immer wieder atemberaubende Aussichten den Aufstieg, sodass er tatsächlich nicht ganz so anstrengend erscheint, wie er vielleicht ist. Außerdem stehen alle paar Meter Bänke, auf denen man eine kurze Pause einlegen kann.
Wegbeschreibung
Der SaurierPfad beginnt An der Ecke Karl-Liebknecht-Straße und Am Erlkönig. Hier hält die Buslinie 410 sowie die Straßenbahnlinie 2.
Von der Bushaltestelle aus biegen wir in die Straße Am Erlkönig ab, dann führt uns der Lehrpfad nach rechts in die Straße Gembdental ab. Links liegen die Gärten des Kleingartenvereins, auf der rechten Seite begleitet uns ein Waldstück. An der nächsten Abzweigung gehen wir nach links weiter durch die Kleingärten hindurch, bis wir auf die Straße Am Jenzig treffen.
Hier wenden wir uns nach rechts und gehen dann geradeaus auf der asphaltierten Straße weiter. Nur ein kurzes Stück später gabelt sich die Straße Am Jenzig, wir nehmen den linken, breiten Zweig weiter bergauf und folgen dessen Verlauf am Lebenshilfe-Wohnhaus auf der rechten Seite vorbei, dann über eine Rechtskurve.
Hinter einem Wanderparkplatz (alternativer Startpunkt) auf der rechten Seite geht nach links ein schmaler Pfad in den Wald ab. Der Abzweig ist leicht zu erkennen, da er mit einem Schild Saurierpfad an einer Art Eingangstor versehen ist. Ab hier geht es im Zickzackkurs immer stetig den Hang des Berges hinauf, meist sind an den Wendepunkten Stationen des Dinopfades mit Skulpturen oder Mitmachstationen.
Oben auf dem Berg endet der Lehrpfad an einer Aussichtsplattform mit herrlicher Aussicht über die Stadt Jena. Wer noch ein paar Meter weiter den Hang hinaufgeht, trifft auf den Berggasthof Jenzig.
Zurück geht es auf demselben Weg in umgekehrter Richtung.
Route
Höhenprofil
Details
- Startpunkt: Ecke Karl-Liebknecht-Straße und Am Erlkönig
- Alternativer Startpunkt: Wanderparkplatz Jenzig, Am Jenzig
- Länge: 4,6 km
- Dauer: 2 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig
- Aufstieg: 226
- Abstieg: 228
- Geeignet für Kinderwagen/Buggy: ja (aber ihr braucht sehr gute Kondition!)
- DOWNLOAD Karte als pdf: SaurierPfad.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-SaurierPfad.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Oben auf dem Plateau des Berges liegt das Berggasthaus Jenzig. Hier werdet ihr mit thüringischer Hausmannskost und Kuchen verwöhnt.
Adresse
Am Jenzig 99, Jena
Öffnungszeiten
(Stand 2025)
- Mittwoch bis Sonntag
- jeweils 11 bis 18 Uhr
- aktuelle Infos
- Speisekarte
Anreise
Jena liegt verkehrsgünstig an der A4 und der A9. Von den Autobahnen aus ist die Stadt einfach zu erreichen.
Parken
Der Startpunkt liegt in Jena-Ost, Haltestelle Jenzigweg, gelegen. Wer mit dem Auto kommt, dem sei der kleine Wanderparkplatz (oben an der Straße Am Jenzig) am Jenzigfuß empfohlen.
Mit dem Wohnmobil
Für alle, die mit dem Wohnmobil unterwegs sind, können wir den familiären Campingplatz Unter dem Jenzig empfehlen. Die Anlage hat etwas parkähnliches mit vielen alten Bäumen, die Rezeption ist in einem restaurierten Straßenbahnwagen untergebracht. Hier ist es sehr ruhig, wunderbar familiär und die Preise sind wirklich noch günstig.
Adresse
Am Erlkönig 3
- alle Infos (nein, wir bekommen keine Provision etc.)
Fazit
Wer sich scheut, die vielen Höhenmeter zu erklimmen, dem sei gesagt: Es ist nicht so schlimm, wie es auf dem Papier aussieht. Der Weg hinauf zum Gasthaus und Plateau mit Aussicht sind auch für Menschen gut machbar, die nicht ganz so gut im Training sind. Wir wollten zuerst auch nicht rauf, bis dann unsere Nachbarn auf dem Campingplatz gelacht haben und mir sagten, dass sie als Herzkranke das auch geschafft hätten. Gut, dass ich mich habe überreden lassen. Die Aussichten sind wirklich jede Mühe wert. Und: wir haben nicht einmal eine Verschnaufpause auf einer der vielen Bänke machen müssen. Denkt dran, dass ihr früh genug losgeht, denn der Gasthof macht pünktlich um 18 Uhr zu.
