Ganz in der Nähe von Schweinfurt im schönen Unterfranken haben früher Panzer die Erde aufgewühlt. Nachdem die Truppen abgezogen sind, hat es nicht lange gedauert, bis das ehemalige Militärareal und Truppenübungsplatz Brönnhof für Wanderer geöffnet wurde. Heute bieten die Offenflächen mit ihren zahlreichen Biotopen seltenen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Eine herrlich abgeschiedene Möglichkeit, einmal in Ruhe auf einer Wanderung die Schätze in der Natur zu beobachten.
Alle Details zur Wanderung weiter unten (GPS-Daten, Karte, Wegbeschreibung etc.)
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Naturschätze im Landkreis Schweinfurt
Schweinfurt – heute die wichtigste Industriestadt Nordbayerns – war schon 791 als Suuinfurtero marcu als Siedlung am Main von Bedeutung. Bis 1200, als die Reichstadt Schweinfurt gegründet wurde, besaß sie jedoch anscheinend keine Stadtrechte. Deshalb wir die ehemalige Siedlung bis heute Dorf Altstadt genannt – nicht zu verwechseln mit der heutigen Altstadt, die ein wenig mainabwärts liegt.
Im Gegensatz zur kreisfreien Stadt Schweinfurt ist der Landkreis – seitdem das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld 2015 abgeschaltet wurde, nahezu frei von Industrie. Eine zentrale Rolle in der von Landwirtschaft und Weinanbau geprägten ländlichen Region spielt der Main, der nicht nur Wasser in den Landkreis und die Stadt bringt, sondern auch das Klima nachhaltig prägt.
Die Landschaft hier rund um Schweinfurt gestaltet sich eher flach bis leicht hügelig. Mit 504 Meter Höhe gehört der Laubhügel nicht gerade zu den höchsten Bergen, wie der Name bereits vermuten lässt. Dennoch gestaltet sich die Natur im Landkreis Schweinfurt doch sehr abwechslungsreich.
Denn er ist in einen Kranz aus Mittelgebirgen und Naturparks eingebettet. Das ist zum einen die Vorrhön im Nordwesten mit ihren windgepeitschten schroffen Höhen. Im Nordosten schließt der Deutsche Burgenwinkel, die Haßberge, an. Damit noch nicht genug: Im Südosten partizipiert der Landkreis am Naturpark Steigerwald und im Südwesten am Gramschatzer Wald.
Dort, wo einst die Panzer rollten
Die Deutsche Wehrmacht stationierte hier bei Schweinfurt im Jahr 1934 Panzertruppen. In diesem Zuge wurden die dort ansässigen Familien der Dorfstelle Brönnhof umgesiedelt und jede Menge Bäume gefällt, um die Fläche für die Panzerübungen freizumachen. Von dem ehemaligen Bauernhof sind heute noch Reste der Grundmauern zu erkennen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übte die US-Armee mit ihren Panzern auf dem rund 2.600 Quadratmeter großen Gelände. Der Brönnhof war damals der drittgrößte Übungsplatz der amerikanischen Streitkräfte in ganz Europa. Jahrzehntelang durchfurchte schweres Gerät die Offenlandschaft und prägte ihr Bild nachhaltig. Aber auch wenn man es kaum glauben mag, aus den in Mitleidenschaft gezogenen Arealen entstanden sehr wertvolle Biotopräume, die es ohne die militärische Nutzung nie gegeben hätte.
Überbleibsel der militärischen Nutzung
Als dann die US-Truppen 2014 aus Schweinfurt abzogen, wurden die meisten der militärischen Gebäude abgerissen und das Gelände für Besucher geöffnet. Übrig geblieben sind etwas über 100 Gebäude, militärische Einrichtungen und die Heeresstraße.
Darunter an die 10 Leichtmetallhallen und ein paar Verwaltungsgebäude des ehemaligen Camp Robertson, das sich im Norden des früheren Truppenübungsplatzes befindet. Besichtigen kann man die Anlage nicht, denn sie ist durch Erdwälle und einen Zaun gesichert.
Ein kleines Stückchen weiter westlich befindet sich eine weitere umzäunte Anlage. Diese beherbergt ein paar kleinere Bauten und unterirdische Bunker. Das dritte Überbleibsel liegt gute zwei Kilometer weiter im Süden. Auch hier verstecken sich im Untergrund Bunker, an der Oberfläche sind vom Zaun aus ein paar kleinere Bauten zu erkennen. Auf dem zugänglichen Teil des Geländes sind auch heute noch diverse Aussichtstürme und Unterstände verteilt.
Nationales Naturerbe
An die 160.000 Hektar umfassen die Gebiete des Nationalen Naturerbes in Deutschland. Neben ehemalig militärisch genutzten Flächen zählt auch das Grüne Band an der innerdeutschen Grenze, stillgelegte Tagebaue für Braunkohle in Ostdeutschland und Areale aus dem Volksvermögen der DDR. In den ehemals gesperrten Gebieten konnten sich wertvolle Lebensräume etablieren, die seltenen Tieren und Pflanzen eine Heimat geben. Nachweislich leben seit Kurzem wieder Wildkatzen auf dem Brönnhof-Areal.
Um diese Flächen auch für künftige Generationen zu bewahren, werden diese mit hohen Anforderungen an den Naturschutz entweder an die Länder, Naturschutzverbände oder -stiftungen übertragen. Dabei spielen vor allem die Wälder eine bedeutende Rolle. Sie sollen sich auf den Naturerbeflächen möglichst ohne Eingriffe von Menschenhand entwickeln dürfen.
Naturerbe Bund – der Brönnhof
Einige der Naturerbeflächen verbleiben auch im Eigentum des Bundes. Diese Flächen nennt man dann das sogenannte Naturerbe Bund. Zu ihnen gehört seit 2016 auch der ehemalige Standortübungsplatz Brönnhof bei Schweinfurt. Zu den Flächen, die dem Bund gehören, kommen außerdem 540 Hektar hinzu, die die Ganerbschaft Brönnhof zur Verfügung stellt. Heute sind beide zusammen das größte Gebiet des Nationalen Naturerbes in ganz Bayern. Damit ihr euch besser vorstellen könnt, um was es geht, hier ein paar Zahlen:
- Größe: 1.300 Hektar
- Zentraler Offenlandbereich: 300 Hektar
- Über 320 geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten
- 7 Arten, die vom Aussterben bedroht sind
- An die 50 km Wanderwegenetz
- Infobroschüre Brönnhof
Uralte Eichen im Haardtwald
Tausende Eichen, zum Teil bereits uralt und an die 30 Meter hoch, säumen die Freiflächen am Brönnhof. Und es gibt Buchenwälder, die sich ganz natürlich und frei entwickeln dürfen, eine echte kleine Wildnis also. Die bestehenden Nadelwälder werden vorsichtig und langsam wieder zu naturnahen Mischwäldern umgebaut, die dann auch sich selbst überlassen werden können.
Dazu werden die Fichten und Kiefern in den nächsten Jahren reduziert, damit Buchen, Eichen und andere Arten eine Chance haben. An eingen Stellen im Haardtwald erkennt man deutlich die Verjüngung. Die Verwandlung geht rasend schnell.
Der Jeusingsee
Durch die starke Beanspruchung des Bodens durch schweres Gerät ist nicht nur das Offenland mit seinen trockenen Magerwiesen entstanden. Zwischen sie streuen sich überall auch Feuchtgebiete ein. Dort, wo der Untergrund so sehr verdichtet ist, dass kein Wasser mehr versickern kann, haben sich kleine Tümpel und Teiche gebildet, die ebenfalls als besonderes Ökosystem seltenen Pflanzen und Tieren eine Heimat bieten.
Die beiden größten Stillgewässer sind sicherlich der Brönnhofsee und der Jeusingsee, in denen sich die gefährdete Große Teichmuschel angesiedelt hat. Damit aber noch nicht genug. Im kühlen Nass tummeln sich Berg-, Teich- und Kammmolche, in lauen Sommernächten veranstalten die vielen Teichfrösche ein Konzert, das weithin zu hören ist.
Am Jeusingsee befindet sich direkt am Feuchtbiotop eine Trockenmauer aus Kalkstein, die Schlingnatter und Zauneidechse dank der hervorragenden Wärmespeicherung ein Zuhause bieten. Wird es einmal zu heiß oder naht ein Feind, finden die Reptilien im Inneren der Mauer Unterschlupf und Schutz.
Landschaftspfleger auf vier Beinen
Ohne die Truppen und die Panzer, die das Areal im Brönnhof durchwühlt und planiert haben, wäre eine solche Landschaft hier nie entstanden. Die Natur hätte im Laufe der Zeit einen Wald geschaffen, der all die seltenen Pflanzen und Tiere, die es hier heute nur wegen der offenen Flächen gibt, niemals einen Lebensraum gegeben.
Und würde man die Natur Natur sein lassen, entstünde im Laufe von nur wenigen Jahren zunächst Buschland, dann Wald. Damit das nicht passiert, muss das Gelände frei von Bäumen und Büschen bleiben. Bei der Größe gestaltet sich das gar nicht so einfach.
Und genau deshalb kommen ungewöhnliche Landschaftspfleger zum Einsatz. Eine große Herde Schafe zieht mit einem Wanderschäfer durch das Naturschutzgebiet, die die jungen Triebe fressen und eine Sukzession verhindern. Wenn ihr Glück habt, trefft ihr sie irgendwo auf dem Brönnhof an.
Wildpferde auf dem Brönnhof
Nicht nur Schafe kommen hier auf dem Brönnhof im Landkreis Schweinfurt zum Einsatz. Zur extensiven Beweidung der Naturflächen und Schutz der gefährdeten Offenlandökosysteme kommen sowohl Pferde als auch Rinder zum Einsatz. Aber nicht einfach irgendwelche.
Konik und Angus Seite an Seite
Angus-Rinder stammen ursprünglich aus dem Nordosten Schottlands und sind nicht nur sehr robust und genügsam, sondern auch wirklich gut für die Landschaftspflege geeignet. Meist trifft man sie entweder mit rotem oder auch mit schwarzem Fell an.
Die Bullen bringen bis zu über einer Tonne Gewicht auf die Waage, Kühe mit etwa 700 Kilogramm deutlich weniger. Charakteristisch für Angus-Rinder ist ihr relativ kleiner, leichter Kopf ohne Hörner. Gezüchtet werden sie für ihr hervorragendes Fleisch seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland.
Konik-Pferde hingegen sind in Polen heimisch. Hier bei uns in Deutschland trifft man die liebenswürdigen Pferde vor allem auf einer Wanderung in Naturschutzgebieten an. Auch hier im Brönnhof leben zwei Herden halbwild auf den Offenflächen.
Wanderung durch das Naturschutzgebiet Brönnhof
Beschreibung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Wanderung über den ehemaligen Truppenübungsplatz zu starten. Ein Parkplatz befindet sich im Süden des Naturschutzgebietes, wir entscheiden uns für den Parkplatz am TSV Pfändhausen, der sich im Westen des Areals befindet.
Vom Parkplatz aus gehen wir das kurze Stück bis zur Zufahrt zum TSV-Gebäude zurück und dann links. Am Waldrand biegen wir nach rechts ab und kommen nach kurzer Strecke durch den Wald zu den ersten Häusern von Pfändhausen, an denen wir geradeaus vorbeigehen.
Dort, wo nach rechts die Straße Wolfsgrube abgeht, biegen wir nach links in den Wald. Hier befindet sich bereits eine Infotafel zum Brönnhof. Dem Hauptweg folgend (und den umgefallenen Baumstamm, der den Weg blockiert, umrundend) geht es durch den Wald bis zu einer Gabelung, an der wir uns links halten (fast geradeaus). Wir folgen dem Wegverlauf immer geradeaus bis zu einer Sternkreuzung, von der in alle Richtungen asphaltierte Straßen abzweigen.
Wir nehmen den zweiten Weg von rechts. Kurz bevor wir zu dem eingezäunten Bereich mit ehemaligen Militärbauten kommen, geht nach links ein schmaler Weg ab, der sofort eine Rechtskurve beschreibt und uns auf die weiten Wiesenflächen des Naturschutzgebietes führt.
Der Abzweig nach links an der folgenden Kreuzung bringt uns über eine kleine Anhöhe zu einer Kreuzung, hinter der der Feldherrenhügel auf der rechten Seite liegt. Die Straße dahinter ist als Weidefläche für die Rinder gesperrt. Der linke Abzweig ist ebenfalls nach kurzer Strecke für die Angus-Rinder-Weiden gesperrt. Deshalb halten wir uns rechts, um über einen kleinen Umweg zum Jeusingsee zu gelangen.
Über den nächsten Abzweig nach links machen wir einen Abstecher zum Jeusingsee. Um den See zu erreichen, biegen wir am Ende des Weges nach links ab und dann die nächste wieder links. Vor dem Waldstück, das den Teich umrahmt, biegen wir nach rechts ab und kommen über einen schmalen Weg gleich nach ein paar Metern links zum Ufer.
Anschließend wandern wir die paar Meter wieder zurück zum Weg, biegen nach links ab, dann halten wir uns rechts und nehmen diesmal den übernächsten Abzweig nach rechts. An der T-Kreuzung halten wir uns links und kommen nach etwa 100 m an der Koppel einer kleinen Herde Konik-Pferde an, in deren Nähe eine Bank steht.
Vor der Koppel biegen wir nach rechts ab und wandern auf diesem Weg immer geradeaus durch die offene Graslandschaft. Nach knapp einem Kilometer passieren wir eine Infotafel zu den historischen Wurzeln des Naturerbe Brönnhof.
Einen weiteren Kilometer später – inzwischen hat sich die Landschaft in ein grasbewachsenes Feuchtgebiet verwandelt, liegt auf der rechten Seite ein eingezäuntes Areal mit ehemaligen Militärbauten. Vor dem Zaun biegen wir auf den schmalen Graspfad nach rechts ab, der etwas später in den Wald eintaucht. Etwa 850 m später halten wir uns an der T-Kreuzung rechts und nach 500 m an der Kreuzung links.
Wir verlassen diesen Weg bereits knappe 100 m weiter nach rechts und gehen weiter durch den Haardtwald, bis wir auf eine T-Kreuzung treffen. Wir biegen nach rechts auf den breiten Schotterweg ab und passieren einen Teich, an dem eine Infotafel die Eigentumsverhältnisse am Brönnhof näher erläutert. Etwas später passieren wir eine Holzhütte auf der rechten Seite.
Hinter einem kurzen Stück am Waldrand entlang, halten wir uns an der Y-Kreuzung links wieder in den Haardtwald hinein. Nach etwa 600 m treffen wir auf den Weg, den wir auf dem Hinweg bereits in entgegengesetzte Richtung gelaufen sind. Wir wenden uns nach links, umwandern wieder den umgefallenen Baumstamm und gehen an der Straße am Ortsrand nach rechts. Wenn wir uns am Ende des Waldes links halten, kommen wir wieder am Parkplatz des TSV Pfändhausen an.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz am TSV Pfändhausen, Wolfsgrube 41
- Markierung: keine einheitliche Markierung
- Länge: 13,4 km
- Dauer: 4 bis 4,5 Stunden
- Schwierigkeit: leicht
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja (lediglich die Umgehung des umgefallenen Baumes ist etwas ungünstig)
- Aufstieg: 167 m
- Abstieg: 161 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Broennhof-Karte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Broennhof-Beschreibung.pdf
GPX-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Um den Brönnhof herum liegen eine Anzahl kleinerer Ortschaften, in denen ihr auch Gaststätten findet.
- Pizzeria a la Giorgio, Milchhöfer Str. 29, 97456 Dittelbrunn OT Pfändhausen
- Gasthaus Zum Hühnhernest, Heinrichweg 5, 97456 Dittelbrunn OT Hambach
- Restaurant Delphi, Zeller Str. 15, 97456 Dittelbrunn OT Hambach
- Gasthaus Geißler, Hambacher Hauptstraße 41, 97456 Dittelbrunn OT Hambach
Anfahrt: Wie komme ich zum ehemaligen Truppenübungsplatz Brönnhof?
A70
Auf der A70 Bamberg/Schweinfurt nehmt ihr die Ausfahrt 8 und biegt auf die St2272 Richtung Schweinfurt/Sennfeld. Ihr überquert den Main und biegt nach rechts Richtung Bad Kissingen an. Ihr passiert Dittelbrunn und Hambach und kommt direkt nach Pfändhausen.
Parken
Am Sportgelände des TSV Pfändhausen, das sich am nördlichen Ortsrand befindet, sind in der Regel immer ein paar Parkplätze frei. Adresse: Wolfsgrube 41, Dittelbrunn-Pfändhausen.
Fazit
In dem abgelegenen und sehr großflächigen Naturschutzgebiet sind Wanderungen eine echte Wohltat. Der ehemalige Truppenübungsplatz hat Suchtcharakter. Wer einmal hier war, braucht mehr. Ihr müsst – egal von welcher Seite ihr kommt – aber zunächst einmal durch einen mindestens einen Kilometer breiten Streifen Wald laufen, sodass die Tour immer etwas länger wird. Durch die unzähligen Wege, mal betoniert, mal durchs Gras oder den Wald, könnt ihr die Tour nach belieben abkürzen oder natürlich auch verlängern. Und: Es gibt zu jeder Jahreszeit etwas spannendes zu entdecken. Einziges Manko: Wir haben auf der ganzen Strecke nur eine einzige Bank gefunden, auf der man sich ausruhen kann. Ein paar mehr davon wären schön!