Welcher Berg nun tatsächlich der Berg der Franken genannt werden darf, ist heiß umstritten. Das Walberla bei Forchheim, ein einsamer Zeugenberg am Eingang zum Wiesenttal, steht dabei ganz hoch im Kurs. Seit Urzeiten hat der oberfränkische Berg, obwohl er nicht zu den Höchsten in Franken gehört, etwas Mystisches und Geheimnisvolles. Und deshalb gehört er heute zu den beliebtesten Wanderbergen in der Fränkischen Schweiz.
Alle Details zur Wanderung findet ihr weiter unten (Route, gpx-Daten etc.)
Ehrenbürg oder Walberla?
Sprechen die Franken von ihrem Berg, so sprechen sie meist vom Walberla. Der tatsächliche Name des markanten Bergmassivs östlich von Forchheim lautet eigentlich Ehrenbürg. Der Zeugenberg im Landkreis Forchheim hat zwei Gipfel. Zum einen den mit 532 Metern höheren Rodenstein und das nördlich vom Gipfelplateau gelegene und mit einer Kapelle gekrönte Walberla mit 512 Metern Höhe.
Der Name Walberla gibt auch heute immer noch Rätsel auf. Erstmals offiziell erwähnt wurde er um 1768 und lässt sich auf die Äbtissin Walburga und er ihr geweihten Kapelle auf dem Gipfel zurückführen.
Das markante Bergmassiv wird im Volksmund auch als Tor zur Fränkischen Schweiz betitelt. Er bietet als Vorbote zur Fränkischen Alb einen traumhaften Ausblick auf das Wiesenttal und die Fränkische Schweiz auf der einen Seite und Forchheim auf der anderen. Bei klarer Sicht könnt ihr von hier oben sogar einen Blick auf den Dom von Bamberg und Erlangen im Hintergrund erhaschen.
Frühgeschichte auf dem Walberla
Zwar hieß der Zeugenberg hier am Eingang zum Wiesenttal früher noch nicht Walberla, dennoch war er bereits in der Altsteinzeit bei Jägern und Sammlern beliebt. Sie stiegen auf die Anhöhe, um dort nach Wild oder auch einer geschützten Stelle Ausschau zu halten. Eine erste Besiedlung lässt sich bereits in der Jungsteinzeit vor rund 6.000 Jahren auf dem Sattel, an dem heute die Kapelle steht, nachweisen.
Die Bronzezeit auf der Ehrenbürg
Richtig was los auf der Ehrenbürg war sicherlich ab der Bronzezeit. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine befestigte Siedlung, die von einer drei Meter hohen Trockensteinmauer umrahmt wurde, die sich um den gesamten Berg schlängelte.
Irgendwann um 1000 v. Chr. brannte die Mauer nieder, eine neue wurde aus den Überresten der Siedlung aufgebaut. Sie hat schon die für die Kelten typische Bauform, in der senkrechte Holzpfosten zwischen den Steinen eingebaut wurden. Die keltische Siedlung gehörte bis etwa 800 v. Chr. zu den bedeutenden Zentren innerhalb von Franken und ganz Bayern.
Um 800 vor Christus brach die Besiedlung plötzlich ab, was wohl damit zusammenhängt, dass sich sozialen Strukturen zu Beginn der Eisenzeit wandelten. Denn in dieser Zeit waren Kupfer und Zinn, deren Handel von den Häuptlingen kontrolliert wurde, nicht mehr viel Wert. Dafür kam Eisen als Werkstoff im Frankenjura groß in Mode.
Neue Blütezeit der Keltenbesiedlung in der Eisenzeit
Nach fast 300 Jahren ohne menschliche Besiedlung, kamen die Kelten zurück ins Wiesenttal, denn ihre perfekte Lage zog die Menschen wieder zu ihr zurück. Wieder baute man einen riesigen Wall aus Steinen um das Plateau herum. Dieser Keltenwall hatte damals eine Länge von rund 3,5 Kilometern und war im Durchschnitt um die fünf Meter breit.
Damit kommt man – wenn man alle Steinblöcke in der Mauer zusammenrechnet, auf gigantische 50.000 Kubikmeter an Stein. Das Haupttor lag etwa in der Mitte der beiden Gipfel und zeigte nach Westen in die Richtung, wo heute der Wanderparkplatz nördlich von Schlaifhausen ist.
Eine keltische Großstadt auf dem Berg der Franken
Man schätzt, dass in der Eisenzeit rund 5.000 Menschen auf dem Walberla lebten. Und weil das gesamte Plateau von einer frühgeschichtlichen Großstadt eingenommen wurde, kann man sich lebhaft vorstellen, dass es dort oben keinen Platz für Ackerbau mehr gab. Und deshalb trieben die Kelten auf dem Berg regen Handel mit den Bauern rings um den Berg herum.
Angeblich stand damals eine antike Stadtfestung auf dem Rodenstein, in der die adligen Regenten gelebt haben sollen. Ausgrabungen weisen auch menschliche Opfergaben nach. Im Zuge der großen Keltenwanderung verließen die Bewohner im 4. Jahrhundert die Ehrenbürg endgültig.
Keltischer Friedhof am Walberla
Bei Kirchehrenfeld liegt ein großes Grabhügelfeld, dem mutmaßlichen Friedhof der Ehrenbürg aus der Keltenzeit. Zwar wurde der Zeugenberg am Eingang zum Wiesenttal auch später immer einmal wieder bewohnt, seine herausragende Rolle als Siedlungszentrum erlangte er jedoch nie wieder.
Rekonstruktion des Keltenwalls
Auf dem Plateau unterhalb des Gipfels wurde ein kleines Stückchen des Walls rekonstruiert, wie er um 400 vor Christus hier gestanden hat. Als Standort für die Mauer wurde ein Ort ausgewählt, an dem bei Ausgrabungen Originalreste der Festung gefunden wurden.
Wenn man sich das kleine Stückchen Keltenwall ansieht, mag man gar nicht glauben, dass die Errichtung satte 170.000 Euro verschlungen hat.
Laufen, saufen, raufen
Bereits vor dem Bau der ersten Kapelle soll es eine Art Jahrmarkt auf dem Berggipfel gegeben haben. Seit 1798 lässt sich das sogenannte Walberlafest dokumentieren. Allerdings ist das einst als göttliche Andacht angedachte Fest schnell zum Besäufnis Erlanger Studenten geworden, die sich zu Fuß auf die 20 Kilometer Wegstrecke aufmachten, um dort zu feiern. Nicht selten kam es dabei zu heftigen Schlägereien, wenn sie wieder einmal zu tief ins Glas geschaut hatten. Seit 1910 wird das Walberlafest am ersten Sonntag im Mai gefeiert.
Die Kapelle auf dem Walberla
Bereits kurz nach der Gründung des Bistum Eichstätt wurde wahrscheinlich die erste Kapelle auf dem Gipfel des Zeugenberges errichtet. Und zwar genau dort, wo sich eine ehemalige heidnische Kultstätte befand. Die heutige Walburgiskapelle stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde nach der Äbtissing von Heidenheim, der Walburga, benannt.
Es heißt, Walburga habe die bösen Geister bezwungen, sie gezwungen, ihr beim Bau der Kapelle zu helfen. Dafür habe sie den Hexen und Dämonen zugestanden, hier in der Walpurgisnacht ihr Unwesen auf dem Walberla zu treiben.
Der heute noch stehende Altar in der Walburgiskapelle stammt aus dem Jahr 1697. Die Walburgis-Statue steht seit dem 01. Mai 2000 vor der Kapelle. An der lebensgroßen Bronzestatue sind der Äbtissinnenstab, ein Evangelienbuch und ein Ölkrug angebracht.
Der Ölkrug weist auf das sogenannte Walburgisöl hin. Dabei handelt es sich um kondensiertes Wasser, das unter ihrer Grabstätte in Heidenheim entsteht. Ihm wird eine heilende Wirkung nachgesagt.
Naturschutzgebiet
Seit 1987 steht die Ehrenbürg in großen Teilen unter Naturschutz, um die typische Fauna und Flora im Gipfelbereich und an den Hängen zu erhalten. Und die ist hier auf dem Berg doch sehr speziell. An der Südwestseite, den Felsen und der Gipfelplatte kann es sehr heiß werden.
Im Sommer schwanken die Temperaturen von kühlen Nächten mit um die 10 Grad bis hin zu 60 Grad in den Mittags- und Nachmittagsstunden. Und weil diese Bedingungen – nebst Trockenheit und sehr kargen Böden – kaum eine Pflanze verkraftet, wachsen hier nur Überlebenskünstler, die man auch in der Savanne oder gar in Wüstenregionen findet.
Diese sogenannten Kalkmagerrasen sind Heimat seltener Tiere wie Eidechsen, Rotflügelige Schnarrschrecke und Schlingnattern. Aber auch der Uhu fühlt sich auf der Ehrenbürg wohl, bieten ihm die Felsen doch einen wunderbar geschützten Platz zum Nisten.
Auf der nordöstlichen Seite zeigt sich der Berg von einer völlig anderen Seite. Hier sind die Hänge teils dicht bewaldet. Richtig alte Bäume sucht man jedoch vergebens. Das liegt daran, dass weite Teile als Nieder- und Mittelwald bewirtschaftet werden. Bei einem Niederwald fällt man das gesamte Holz alle 20 Jahre als Brennholz. Im Mittelwald lässt man dabei einige Bäume stehen gelassen, um sie dann später als Bauholz verwenden zu können.
Die schönsten Geotope Bayerns: Die Steinerne Frau am Walberla
Das Kalk- und Dolomitgestein, das heute so sehr das Bild der Frankenalb prägt, stammt aus der Zeit vor 150 Millionen Jahren, als sich hier in Deutschland und Mitteleuropa ein tropisches Meer befand. Anders jedoch als in der Umgebung der Fränkischen Schweiz schützte hier an der Ehrenbürg der verwitterungsbeständige Dolomit die darunterliegenden weicheren Gesteine vor der Abtragung. Steigt man auf den 532 Meter hohen Gipfel durchwandert man sozusagen 60 Millionen Jahre der Erdgeschichte.
Dabei fallen besonders die Felswände aus massivem Frankendolomit auf. Aber auch die beiden Kuppen des Walberla und Rodenstein im Süden bestehen aus dem widerstandsfähigen Dolomitgestein. Am Westrand ist das Walberla umsäumt von steil abfallenden Felswänden.
Abtragung und Verwitterung haben das massive Gestein mit senkrechten Klüften durchsetzt. Mit der Zeit haben sich diese Risse so sehr vergrößert, dass letztendlich einzelne besonders markante Felstürme wie Steinerne Frau entstanden. Sieht man sich die Steinerne Frau aus dem richtigen Blickwinkel an, erkennt man deutlich, dass sie sich allmählich Richtung Tal neigt und irgendwann abstürzen wird.
Und weil die Steinerne Frau nicht nur selten und wunderschön anzuschauen ist, sondern auch Einblicke in die geologische Geschichte unserer Erde freigibt, wurde sie im Jahr 2002 in die erlesene Liste der schönsten Geotope in Bayern aufgenommen.
Wanderung auf die Ehrenbürg
Wir haben zwei Varianten auf das Walberla für euch getestet.
TOUR 1 – Route für neblige oder nasse Tage
Die erste Wanderung auf die Ehrenbürg nimmt den leichten Hauptweg von Kirchehrenbach hinauf zur Kapelle, dann über das Plateau hinweg und auf der Seite des Rodensteins nach Norden durch den Wald zurück. Mit dem Kinderwagen und Buggy kommt ihr bis auf das Hochplateau hinauf, zur Kapelle und die Rekonstruktion des Keltenwalles. Wir empfehlen, den gleichen Weg wieder zurück zu nehmen.
Route
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz Kirchehrenbach, Zur Ehrenbürg
- Markierung: keine durchgängige Markierung
- Länge: 6,3 km
- Dauer: etwa 2,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nur bis aufs Hochplateau
- Aufstieg: 466 m
Höhenprofil
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundweg-Walberla-Tour1-Karte.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
TOUR 2 – Route für trockene Tage
Die zweite Route ist etwas anspruchsvoller und eher für trittfeste Wanderer und trockene Tage zu empfehlen. Es geht über die gesamte Westflanke durch die Kalkmagerrasen bis zum Rodenstein und von dort über das Plateau und den Gipfel mit der Kapelle zurück. Dieser Weg ist wegen der steilen Wegführung nicht für Kinderwagen und Buggy geeignet.
Route
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz Kirchehrenbach, Zur Ehrenbürg
- Markierung: keine durchgängige Markierung
- Länge: 5,7 km
- Dauer: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- Westseite mit Trockenrasen steil
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 358 m
Höhenprofil
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundweg-Walberla-Tour2-Karte.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Direkt am Wanderparkplatz in Kirchenehrenbach liegt das Gasthaus Zum Walberla. Im Ort selbst und in Forchheim gibt es weitere Gaststätten mit typisch fränkischen Spezialitäten und Bier aus den unzähligen Brauereien der Region an.
Zum Walberla
Öffnungszeiten
- Montag, Dienstag, Samstag, Sonntag
- ab 11:30
- Feiertage: ab 16:00 Uhr
- warme Küche bis 19:00 Uhr
- Aktuelles und Speisekarte
Kirschblüte im Wiesenttal
Die Region rund um die Ehrenbürg ist von Kirschbäumen geprägt. Hier in Oberfranken liegt das größte geschlossene Anbaugebiet von Süßkirschen in ganz Deutschland. Zur Zeit der Kirschblüte verwandeln sich die Täler in ein duftendes Blütenmeer. Überall am Wegesrand – auch am Parkplatz in Kirchehrenbach – könnt ihr frisches Obst kaufen. In veredelter Form bieten unzählige Brennereien Obstschnäpse oder auch Mostereien den beliebten Most im Herbst zur Kirchweih an.
Anfahrt: Wie komme ich zum Walberla?
Wenn ihr über die A73 kommt nehmt ihr zwischen Erlangen und Bamberg die Ausfahrt Forchheim Nord bzw. Forchheim Süd und folgt der Straßenführung nach Forchheim hinein. Dort biegt ihr auf die B470 Richtung Fränkische Schweiz/Ebermannstadt. Nach etwa sechs Kilometern biegt ihr nach rechts Richtung Kirchehrenbach ab und folgt im Ort der Beschilderung.
Von der A9 Nürnberg-Berlin aus nehmt die die Ausfahrt 44 Pegnitz und haltet euch auf der B470 zunächst nach Pottenstein, dann Richtung Ebermannstadt und Forchheim. Kurz vor Forchheim geht nach links die Straße nach Kirchehrenbach ab. Im Ort ist der Wanderparkplatz ausgeschildert.
Parken
Ein großer Wanderparkplatz befindet sich am Ende der Straße zur Ehrenbürg (ja, die heißt wirklich so!) in Kirchehrenbach. Am Wochenende und in den Ferien kann der Parkplatz ab dem späten Vormittag etwas überfüllt sein. Eine Ausweichmöglichkeit liegt etwas weiter südlich bei Schlaifhausen. Dieser Parkplatz ist kleiner und etwas schwierig zu finden.
Fazit
Wer mit dem Kinderwagen oder Buggy auf den Zeugenberg hinaufmöchte, kann das über den relativ gut befestigten Weg von Kirchehrenbach aus tun. Ihr kommt bis aufs Plateau hinauf und könnt auch die Kapelle bewundern. Sehr viel weiter geht es nicht, denn zwischendrin sind die Wege dann sehr steil und felsig. Besonders schön ist der Aufstieg über die Westseite, allerdings solltet ihr hierfür unbedingt gute Wanderschuhe tragen. Bei Regen, Nässe und Schnee ist diese Route nicht zu empfehlen, da der Hang sehr steil ist. Um den Osthang führt ein relativ moderater Weg durch den Wald, wer etwas mehr Abenteuer will, folgt unserer Route auf einem schmalen Pfad etwas weiter oben auf dem Berg.