Archäologischer Wanderweg (Nürnberger Land)

Eine Wanderung, die für jeden Naturliebhaber ein Muss sein muss, führt über einen der traumhaftesten Aussichtspunkte im Nürnberger Land auf dem Glatzenstein. An klaren Tagen reicht das imposante Panorama bis nach Erlangen. Den Aufstieg versüßt ein wenig Geschichte aus der Frühzeit. Archäologischer Wanderweg ist der Name der Tour, auf der – vorbei an frühgeschichtlichen Grabhügeln und ehemaligen Wallanlagen – das Reiterlein von Speikern den Wanderer auf seinem Weg begleitet.

Alle Infos zur Tour weiter unten (Karte, GPS-Daten, Details …)

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Von Weitem erahnt man noch nicht, wie imposant der Glatzenstein tatsächlich ist

Auf den Spuren der Frühgschichte im Nürnberger Land

Das heutige Nürnberger Land ist tatsächlich schon sehr lange besiedelt. Schon eiszeitliche Jäger suchten Schutz in den Höhlen des Frankenjura. Und die Kelten fühlten sich nicht nur auf der Houbirg wohl, sondern hinterließen auf zahlreichen Gipfeln in Franken ihre Spuren, zu denen auch der Glatzenstein gehört.

Einer der vier Goldhüte, die insgesamt in Europa gefunden wurden und der jetzt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu bestaunen ist, stammt von hier. Ein Grund, stolz auf seine Geschichte und seine Vorfahren zu sein, und sie liebevoll auch in eine Wanderung zu integrieren.

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Archäologischer Wanderweg bei Neunkirchen am Sand im Nürnberger Land

Grabhügel aus der Hallstattzeit

Direkt am Wegesrand befindet sich ein Grabhügelmodell, das mit großen Steinen umrahmt ist. Gleich daneben ist ein Modell einer Grabkammer aus der Hallzeit errichtet. Beides sind Rekonstruktionen jener Hügelgräber, wie sie sich – eher unscheinbar und für den Laien nicht mehr zu erkennen – im Schallerholz befinden.

Grabhügel wie die, die in der Nähe von Speikern und Kersbach gefunden wurden, stammen in den meisten Fällen aus der sogenannten Hallstattzeit. Die Epoche aus der Zeit um 750 bis 500 vor unserer Zeitrechnung ist nach einem Ort in Österreich benannt. Die Kelten kannten damals sowohl die Körper- als auch die Brandbestattung.

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Rekonstruktion eines Hügelgrabes auf dem Archäologischen Wanderweg bei Speikern

Während einfache Leute unter kleinen Hügeln bestattet wurden, lassen große Hügel darauf schließen, dass der oder die Tote Einfluss und eine entsprechend große Anzahl an Untertanen hatte.

Im Inneren dieser Grabhügel befindet sich eine Grabkammer, ähnlich wie wir es von den Ägyptern kennen. Diese Kammer wurde aus Holz gebaut und mit Baumstämmen überdacht, in einigen Fällen auch mit Steinen ummantelt. Für das Leben im Jenseits gab es Grabbeigaben. Für Männer wurden Waffen oder Zaumzeug ins Grab gelegt, Frauen bekamen Gefäße, Gürtelschnallen, Armreife oder andere Schmuckstücke.

Die Keramiken dieser Zeit unterscheiden sich stark von denen anderer vorgeschichtlicher Epochen. Zum einen wegen ihrer Farbigkeit, aber auch durch die kunstvollen Einritzungen und Stempelaufdrucken. Anscheinend sind sie auf die weitreichenden Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum zurückzuführen, deren Modeverständnis bis hin zum Hausrat Einfluss auf die Menschen hier im heutigen Nürnberger Land nahm.

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Hier und da stehen auf dem Archäologischen Wanderweg Bänke oder Gelegenheiten für ein Picknick

Das Reiterlein von Speikern

Genau 60 Jahre ist es her, da wurde in einem ehemaligen Sandabbaugebiet bei Speikern bei einer Notbergung von fünf Gräbern aus der Keltenzeit eine in Deutschland einzigartige Tonkeramik gefunden. Die Keramik stellt einen Pferdekörper mit Reiter dar und wird seitdem Speikernes Reiterlein genannt. Eine Kopie des Fundstücks könnt ihr übrigens im Naturhistorischen Museum in Nürnberg bewundern.

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Tonplastiken wurden damals recht selten angefertigt und dienten als Grabbeigabe von Verstorbenen. Mit diesem Symbol sollte sich der Verstorbene als Mitglied der begüterten Reiterklasse im Reich der Toten ausweisen. Und was würde sich als Symbol für den Archäologischen Wanderweg – der übrigens nicht an der Fundstelle vorbeiführt – besser eignen, als dieses Reiterlein, das keine 2 Kilometer von hier gefunden wurde? Es ist Symbol der hier früher ansässigen Menschen, die später von den Römern Kelten genannt wurden.

Abschnittswall Hintere Röd

Auf dem Glatzenstein befindet sich eine frühmittelalterliche Wallanlage. Sie wurde erst vor einigen Jahrzehnten entdeckt und leider noch nicht weiter erforscht. Deshalb kann auch nicht genau gesagt werden, von wann sie tatsächlich stammt. Wahrscheinlich war der Wall an der Außenseite mit Holzpalisaden verstärkt.

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Schon vor dem Aussichtspunkt kann man das Panorama vom Glatzenstein aus erahnen

Der Glatzenstein

Vor knapp 200 Millionen Jahren war ganz Süddeutschland von einem tropischen Meer, dem sogenannten Jurameer, bedeckt. In dieser Zeit entstanden auf dem Meeresboden mächtige Kalkablagerungen, denn in den seichten Zonen konnten Korallen und Schwämme große Riffe aus Kalk aufbauen.

Als sich der Boden dann hob, musste das Meer zurückweichen. Und während das weichere Gestein durch Erosion abgetragen wurden, wiederstand das harte Kalkgestein der Verwitterung. Eines dieser Überbleibsel aus dem Jurameer ist der Glatzenstein, auf dessen Gipfel sich senkrechte Klüfte durch das Kalkgestein ziehen.

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Bei guter Sicht könnt ihr vom Glatzenstein bis hinter Erlangen schauen

Aussichtspunkt auf dem Glatzenstein

Über ein paar Stufen gelangt ihr durch eine schmale Felsspalte zum Aussichtspunkt auf dem Glatzenstein. Zwar ist er mit einem Geländer gesichert, trotzdem solltet ihr vor allem auf kleinere Kinder aufpassen. Von hier aus habt ihr bei klarem Wetter eine unglaubliche Fernsicht bis nach Erlangen und darüber hinaus. Auf der rechten Seite könnt ihr die Festung Rothenberg erkennen, linker Hand erhebt sich der Moritzberg über das Tal. An Wochenenden kann es hier schon einmal etwas voll werden. Wenn ihr die Aussicht in Ruhe genießen möchtet, solltet ihr deshalb entweder sehr früh oder gegen Abend vorbeikommen.

Höhle im Glatzenstein

Zum Teil wurden die Klüfte und Spalten im Gestein zu Höhlen. Eine dieser kleinen Höhlen befindet sich direkt unterhalb der hohen Felsnadeln. Sie ist nur durch einen sehr schmalen und steilen Weg zugänglich, der nicht gesichert ist. Der Innenraum ist größer, als er auf den ersten Blick erscheint. Mit rund 5 mal 3 Meter Grundfläche und zwischen 80 Zentimeter und über 3 Meter Höhe doch recht stattlich.

Bei Grabungen vor etwa 100 Jahren fand man im Inneren der Höhle eine dicke Ascheschicht und Tonscherben aus der Zeit um 500 v. Chr.. Falls ihr zur Höhle hinuntermöchtet, solltet ihr gutes Schuhwerk anhaben und sehr trittsicher sein. Bei Nässe oder Glätte ist der Abstieg nicht zu empfehlen, da ihr sehr tief stürzen könnt.

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Kirche der Pfarrei Kreuzauffindung in Kersbach auf dem Archäologischen Wanderweg

Kersbach und Weißenbach

Das Kersbachtal, und damit auch die Gemeinde Kersbach, entstand vor rund 700 Jahren als Missionspfarrei des Klosters Eichstätt, deren Besitz sich rund um Hersbruck bis hinter Hohenstein und auch den Rothenberg erstreckte. Als Filiale von Neunkirchen am Sand entrichteten die Kersbacher ihren Zehent dorthin. Im Mittelalter lebten die klösterlichen Niedervögte von Sittenbeck in einem Wasserschloss in Kersbach. Als die Familie ausstarb, fiel ihr Besitz an die Wittelsbacher.

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Wer mit Kindern unterwegs ist, kann in Kersbach eine kleine Spielpause auf dem Spielplatz einlegen

Der Name des Ortes lässt auf seine Lage an einer Bachkehre zurückführen. Am Fuße der Festung Rothenberg gelegen, war das Schicksal des Ortes eng mit der Festung verknüpft. Als Kaiser Karl IV. auf dem Rothenberg eine Burghut zur Landesverteidigung errichten ließ, wurde diese von den Erträgen der Bauern in Kersbach und Weißenbach finanziert.

1635 wurde das Dorf im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt und zerstört, aber schon bald wieder aufgebaut. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bekam Kersbach sogar eine Schule samt Lehrer, die aber inzwischen längst wieder aufgelöst wurde.

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Beim Kraxeln auf dem Gipfel des Glatzensteins ist gute Trittsicherheit gefragt

Archäologischer Wanderweg

Der Archäologische Wanderweg wurde 1991 von der Gemeinde Neuenkirchen am Sand eingeweiht. Er wurde vom ehemaligen Bodendenkmalpfleger Günther Schrot aus Lauf konzipiert, um die wunderbare Landschaft am Glatzenstein mit der Geschichte der Region zu kombinieren. Seitdem gilt er als einer der meistbesuchten Rundwege im Nürnberger Land. An vier Fundstellen geben Hinweistafeln Einblicke in die Vorgeschichte unserer Region. Neben der Rekonstruktion eines Grabhügels ist vor allem der fantastische Ausblick vom Glatzenstein der Publikumsmagnet schlechthin.

Wegbeschreibung

Der Archäologische Wanderweg startet auf dem Wanderparkplatz zwischen Speikern und Kersbach. Von hier aus folgen wir der Markierung mit dem Reiterlein zunächst am Waldrand entlang, dann in den Wald hinein leicht bergauf. Auf der linken Seite ist bereits die erste Informationstafel zum Schallerholz angebracht. Schon nach kurzer Strecke gelangen wir auf eine Wiese mit dem Grabhügelmodell auf der rechten Seite.

Wieder im Wald halten wir uns an den nächsten drei Gabelungen immer links und treffen auf eine T-Kreuzung. Ein kurzer Abstecher nach links führt nach 200 m zum Festungswall Hintere Röd. Über zwei Lichtungen geht es weiter durch den Wald bis zu einer Teerstraße. Dort geht es nach links und wieder nach rechts in den Wald.

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Klein, aber oho: das Kersbacher Felsenlabyrinth auf dem Glatzenstein

Die folgende Gabelung führt uns nach rechts immer am Waldrand entlang, dann über das freie Feld. Am Waldrand geht es links hinein in den Wald und hinauf auf den Glatzenstein. Oben angekommen geht es nach links (rechts liegt das Kersbacher Felsenlabyrinth).

Nach einer herrlichen Aussicht führt uns der Pfad relativ steil den Berg abwärts. An der Teerstraße geht es nach rechts durch Weißenbach hindurch. An der Jurastraße biegen wir nach rechts ab und an der nächsten Seitenstraße links an Wiesen und Äckern vorbei bis zur Straße nach Kersbach, der wir nach rechts folgen.

Hinter dem Kinderspielplatz führt uns die Rödlstraße wieder aus Kersbach heraus. Hinter den letzten Häusern geht es nach rechts am Ortsrand vorbei bis zu einer T-Kreuzung. Hier halten wir uns rechts und an dem alten Hof/Lagerhalle vorbei gleich wieder links. An dem Teich macht der Wanderweg eine Kurve nach links und biegt nach rechts in den Wald wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Die ausflührliche Wegbeschreibung zum Ausdrucken findet ihr unter Details

Route

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Höhenprofil

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Details

TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS


So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät 

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Mal geht es durch den Wald, mal übers Feld: für Abwechslung ist auf der Tour gesorgt

Essen und trinken

Auf dem Weg liegt in Weißenbach der traditionsreiche und beliebte

Berggasthof Glatzenstein


Schon seit über 100 Jahren lädt die Familie Bernet hungrige Wanderer und Ausflügler am Glatzenstein zum Stärken und Verweilen ein. Zwar hat sich in der Zwischenzeit einiges Verändert, auf den Tisch kommt aber nach wie vor am liebsten das, was selbst hergestellt oder angebaut wurde: Fleisch und Wurst aus der hauseigenen Metzgerei, Kartoffeln vom eigenen Acker. Und wenn es mal nicht selbstgemacht ist, dann sind die Ansprüche an die Herkunft streng.

Da wundert es nicht, dass die vielen hausgemachten Fränkischen Spezialitäten – mal mit, mal ohne Fleisch, kalt oder warm, deftig oder auch mal süß – unzählige Schleckermäuler aus nah und fern anziehen.

Adresse

Jurastraße 14
91233

Öffnungszeiten
  • Sonntag + Feiertage
  • 11:00 bis 20:00 Uhr
  • Reservierung erwünscht
  • Speisekarte
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Anfahrt: Wie komme ich zum Glatzenstein?

Auf der A9 Nürnberg-Berlin nehmt ihr die Ausfahrt Richtung Sulzbach-Rosenberg/Hersbruck und fahrt etwa 2 km auf der B14. Dann biegt ihr nach Schnaittach/Gewerbegebiet Speikern ab. In Speikern geht es in der Ortsmitte rechts über die Kersbacher Straße nach Kersbach. Hier ist schon der Archäologische Wanderweg ausgeschildert.

Parken

Direkt an der Verbindungsstraße zwischen Speikern und Kersbach ist auf der rechten Seite ein Wanderparkplatz. Ihr könnt ihn nicht verfehlen, denn es weist ein Schild auf den Archäologischen Wanderweg hin.

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Der Archäologische Wanderweg führt auch durch Weißenbach am Fuße des Glatzensteins

Fazit

Die Tour hat insgesamt über 250 Höhenmeter auf den Gipfel des Glatzensteins zu bewältigen. Wer es eher gemütlich mag, nimmt den hier beschriebenen Weg gegen den Uhrzeigersinn. So sind kaum steile Steigungen zu bewältigen, denn der Pfad steigt stetig nur leicht an. Wer es lieber kurz und knackig mag, geht den Weg im Uhrzeigersinn. Echte Outdooreltern von Kleinen Kindern können den Weg auch mit dem Buggy laufen. Gelegentlich wird die Wegführung etwas schmal und wegen der Wurzeln auf dem Glatzenstein auch holprig. Und es ist natürlich gute Kondition gefragt. Allen anderen sei von dem Experiment lieber abgeraten, auch wenn es keine gefährlichen oder unüberwindbaren Abschnitte gibt.



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