Einst lockten Silbererzfunde Bergleute in die Böhmischen Wälder. So nannte man das Elbsandsteingebirge noch bis ins 16. Jahrhundert. Und bis zum heutigen Tag prägt der Bergbau im südöstlichen Teil Deutschlands nicht nur Menschen und Städte, sondern eben auch die Landschaft. Früher war das Elbsandsteingebirge wohl kaum mehr als ein gigantischer Steinbruch für Prachtbauten wie den Dresdner Zwinger. Doch schon längst ist das Gebirgslabyrinth zu einem Eldorado für Wanderer und Kletterfreunde geworden. Und deshalb möchten wir euch auf unserem 5 km langen Rundweg durch das Bielatal in die Welt der faszinierenden Felsentürme entführen.
Details zur Wanderung weiter unten (Karte, Höhenprofil, GPX …)
Sächsische Schweiz
Der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges südöstlich von Dresden wird als Sächsische Schweiz bezeichnet. Der Name Sächsische Schweiz entstand im 18. Jahrhundert. Namensgeber waren zwei Schweizer Künstler, die sich in ihrer Wahlheimat Dresden durch den Anblick des Gebirges an ihre Heimat, den Schweizer Jura, erinnert fühlten. Lasst euch aber nicht von der Bezeichnung einschüchtern, denn in der Sächsischen Schweiz müsst ihr nirgendwo über mehrere Stunden bergauf laufen und auf der anderen Seite des Berges wieder heruntersteigen.
Das absolute Maximum sind die 402 Höhenmeter von Smilka zum Großen Winterberg. Ansonsten gestaltet sich eine Wandertour durch den Nationalpark Sächsische und Böhmische Schweiz als sehr entspannt und ist auch für Ungeübte angenehm zu bewältigen. Geht es doch einmal ein paar Meter in die Höhe, werdet ihr oben mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Geformt in Jahrmillionen vom Meer
Dass auch der Mensch Hand an der Gestaltung des Elbsandsteingebirges angelegt hat, ist überall zu erkennen. Wie mit der Maurerkelle glatt gezogen wirkt so manch eine Felswand, denn seit dem 14. Jahrhundert wurde hier entlang der Elbe in großem Stil der Sandstein abgebaut.
Hunderte von Steinbrüchen durchzogen verteilten sich über das gesamte Bergland. Nicht nur nach Dresden verschiffte man riesige Blöcke. Auch das Brandenburger Tor in Berlin und das Königsschloss in Kopenhagen sind aus Steinen aus dem Elbsandsteingebirge erbaut.
Steinbrecher war ein Knochenjob
In Schwerstarbeit höhlten sie Steinwände aus, bis diese schließlich unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrachen. Kaum einer dieser Handwerker wurde älter als 40 Jahre. Heute schneiden computergesteuerte Hochleistungsmaschinen die Blöcke millimetergenau aus dem Felsen.
Deutschlands einziger Felsennationalpark: Nationalpark Sächsische Schweiz
Unter Schutz stehen die steilen Hänge an der Elbe schon lange. Schon 1910 konnte mit Landkäufen eines Heimatvereins dem Raubbau an der Natur Einhalt geboten werden. Und da, wo die frühen Naturschützer mühevoll Sämlinge setzten, erstrecken sich heute wieder ausgedehnte Wälder.
Der Nationalpark Sächsische Schweiz zählt unter den 16 Nationalparks in Deutschland zwar flächenmäßig zu den kleinsten seiner Art, dafür kann der einzige Felsennationalpark aber mit anderen Qualitäten glänzen. Die zerklüftete Erosionslandschaft birgt einen ganz besonderen Schatz an pflanzlichen und tierischen Raritäten und trägt damit zum Erhalt einer weltweit einzigartigen Natur bei.
Noch vor der offiziellen deutschen Wiedervereinigung entstand 1990 der Nationalpark Sächsische Schweiz, um den einzigartigen Charakter dieser wunderbaren Naturlandschaft zu schützen. Das Schutzgebiet besteht aus zwei Teilen: Der eine Teil erstreckt sich rund um den Basteifelsen, der andere schließt östlich an Bad Schandau an.
Elbsandsteingebirge – Ein länderübergreifender Nationalpark
Das einzigartige Gebirge macht an der Grenze zu Tschechien natürlich nicht Halt. Kurz nach der Gründung des deutschen Nationalparks Sächsische Schweiz wurde auch auf das tschechische Territorium des Elbsandsteingebirges im Januar 2000 unter Schutz gestellt. Beide Nationalparks – Sächsische und Böhmische Schweiz inklusive des Landschaftschutzgebietes außerhalb dieser beiden Kernzonen wurden nur zwei Jahre später als trilateraler Transboundary-Park als grenzüberschreitendes Schutzgebiet zertifiziert.
Viele der Wanderwege führen von deutschem Gebiet direkt über die Felsen in unser Nachbarland, das mit ebenso bezaubernden Landschaften und Felsformationen aufwarten kann. Zusammen umfassen die Schutzzonen im Elbsandsteingebirge eine beachtliche Fläche von 700 Quadratkilometern.
Dresden
Die Silhouette Dresdens kennen wir alle. Zwinger, Frauenkirche und Kunstakademie schimmern blass-blau im Mittagslicht, am Abend werden sie in warme Gold- und Rottöne getaucht. Sie alle wurden aus ein- und demselben Material gebaut: Sandstein. Und dieses formbare, alte Material entstammt einem faszinierenden Felsenreich, das die Elbe unweit der Stadttore durchbricht, dem Elbsandsteingebirge.
Romantisches Bielatal – die ruhige Ecke im Nationalpark sächsische Schweiz
Inmitten der bezaubernden Landschaft des Elbsandsteingebirges liegt das Bielatal. Schon seit über 100 Jahren zieht es Urlauber in die Felsenidylle südwestlich des Nationalparks Sächsische Schweiz. Aber die Geschichte in der Region nahe der tschechischen Grenze beginnt bereits viel früher. Nämlich mit der Errichtung des Hochofens Brausenstein, in dem Eisenerz für Kanonenkugeln und Öfen verarbeitet wurde. Am Eingang zur Schweizermühle könnt ihr noch immer die Ruine des alten Hochofens bewundern, die inzwischen restauriert wurde und ein Denkmal der Technik darstellt.
Durch Felsen und Schluchten
Ein Labyrinth voll steiler Säulen aus massivem Fels macht die Sächsische Schweiz zu einem Ausflugsziel der Extraklasse im tiefen Osten Deutschlands. Allein im Gebiet um Bielatal ragen mehr als 230 Felstürme auf einer Strecke von lediglich sechs Kilometern über die Baumwipfel. Damit ist das Bielatal das größte zusammenhängende Klettergebiet in der Sächsischen Schweiz.
Hier gibt es nicht nur besonders viele anspruchsvolle bis leichte Routen, das Klettern ohne Hilfsmittel wurde hier, wenn man es genau nimmt, auch erfunden. Ideale Voraussetzungen für Anfänger und Familien. Und deshalb ist im Sommer auch jeden Tag Hochbetrieb. Im Winter zieht es nur wenige auf die Gipfel. Und wer als Wanderer in Ruhe die atemberaubende Natur abseits der üblichen Touristenrouten genießen möchte, ist in Rosenthal-Bielatal genau richtig. Und: Wandern lässt es sich hier wunderbar zu jeder Jahreszeit.
Schweizermühle – einst international beliebtes Kurbad
Anfang des 19. Jahrhunderts eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. 1837 wurde in der Schweizermühle eine Kaltwasserheilanstalt errichtet, die als Kurbad bald Weltruhm erlangte. Zu den Gästen zählten auch Gäste aus dem europäischen Hochadel. Von dem zunehmenden Fremdenverkehr profitierten auch die anderen Ortschaften des Bielatals. Die einst armen Dörfer links und rechts der Biela wurden zu viel besuchten Touristenmagneten.
Zu Zeiten der DDR wurde die Anlage dann als Altersheim und Heilstätte für Tuberkulosekranke verwendet. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands standen die Gebäude leer und verfielen, bis sie schließlich 1994 einstürzten und abgerissen wurden. Heute weist nur noch eine Gedenktafel auf dem Parkplatz auf die ehemalige Heilanstalt hin.
Fahrtziel Natur – Auf Schienen durch den Nationalpark
Die Reise in die atemberaubende Natur im Elbsandsteingebirge startet nur wenige Gehminuten von den barocken Prachtbauten Dresdens. Am Hauptbahnhof starten S-Bahnen Richtung Elbtal und auch der Fernzug Richtung Prag macht in Dresden Station. In nur zweieinhalb Stunden erreicht ihr die tschechische Metropole, fesselnde Aussichten garantiert. Vergesst nicht, euch einen Platz auf der Seite zum Wasser (in Fahrtrichtung links) zu organisieren. Der schönste Abschnitt der Reise beginnt gleich hinter Pirna, wo sich die Schienen am Ufer der Elbe entlang schlängeln und faszinierende Einblicke in das Felsenlabyrinth gewähren.
Das Tor zur Sächsischen Schweiz: Pirna
Mit seiner bezaubernden Altstadt schmiegt sich Pirna direkt im Südosten Deutschlands an die Elbe. Wunderschöne kleine Cafés und Restaurants an jeder Ecke machen die Kreisstadt im Osterzgebirge zu einer Attraktion der beschaulichen Art. Der Marktplatz mit seinem berühmten Rathaus und zahlreiche historische Bürgerhäuser sehen immer noch so aus wie von Canaletto gemalt. Nicht zu vergessen: die Festung Sonnenstein.
Ab dem 13. Jahrhundert sicherte sie hoch oben auf einem Felsplateau über der Elbe die Wege von Stolpen nach Prag. Der Prachtbau erinnert sich aber nicht nur an glanzvolle Zeiten, denn während des Nationalsozialismus wurden hier nahezu 15.000 Menschen umgebracht, vorwiegend geistig Behinderte und Häftlinge aus Konzentrationslagern. Daran erinnern heute noch die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein.
Wandern im Bielatal – Durch Felssäulen und schattige Wälder
Gleich hinter Pirna, dem Tor zur Sächsischen Schweiz, beginnen die bizarren Felsnadeln zwischen tiefen Tälern und majestätischen Tafelbergen aus der Erde zu sprießen. Nur ein paar Kilometer von der Grenze zu Tschechien liegt das romantische Bielatal – eine formenreiche Landschaft mit kühlen Schluchten und Felsnadeln, die meterhoch in den Himmel ragen. Das Elbsandsteingebirge gilt als eines der schönsten Kletter- und Wandergebiete Europas. Und man kann es verstehen, wenn man erst einmal hier gewesen ist.
Herkulessäulen – Bekannt, beliebt, aber nicht überlaufen
Abseits der Touristenströme verläuft unsere Wanderung zu den Felsentürmen bei Rosenthal-Bielatal: die Herkulessäulen. Sie gelten als Wahrzeichen der Region. Zwischen der Schweizermühle und der Ottomühle liegen die beiden schlanken Felstürme Große und Kleine Herkulessäule mit ihren überhängenden Felsköpfen einträchtig im Wald.
Felssäulen wie der Sachsenstein und die Kaiser-Wilhelm-Feste ragen aus dem Waldboden und balancieren Millionen Jahre alte Sandsteine in skurrilen Formen in schwindelerregender Höhe. Es scheint fast ein Wunder, dass sie noch nicht eingestürzt sind.
Rundweg durch die Felsentürme im Bielatal
Beschreibung
Der etwa 5 km lange Rundweg führt von Ottomühle nach Schweizermühle und wieder zurück und offenbart faszinierende Eindrücke in die charakteristische Landschaft im Elbsandsteingebirge.
An den Felsen begegnen wir zahlreichen Kletterern, aber unten am Boden ist es erstaunlich ruhig. An Wochenenden kann es jedoch auch schon einmal recht voll werden. Da es auf dem Weg immer wieder über Stock und Stein geht, ist die Wanderroute nicht für Familien mit Kinderwagen oder Buggy geeignet. Ab etwa fünf oder sechs Jahren sollten Kinder die Wanderung aber problemlos schaffen, denn steil oder gefährlich ist es nirgends.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz an der Ottomühle (kostenpflichtig)
- Alternativ: Wanderparkplatz an der Räuberhütte (kostenpflichtig)
- Markierung: wechselnd (unter anderem: gelber Punkt)
- Länge: 5 km
- Dauer: 1,5 Stunden
- geeignet für Kinderwagen/Buggy: nein
- Aufstieg: 197m
- Abstieg: 193 m
- Schwierigkeitsgrad: mäßig (keine schwierigen Anstiege, bei Nässe teils etwas rutschig)
- DOWNLOAD Karte als pdf: Elbsandsteingebirge-Bielatal-Karte
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Parken
Die Anfahrt erfolgt auf einer schmalen Straße, an der ihr rechts und links nicht parken könnt. Wer nicht mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmittel anreist, muss einen der offiziellen Parkplätze aufsuchen.
Wanderparkplatz an der Räuberhütte (kostenpflichtig)
Schweizermühle 10
01824 Rosenthal
Waldparkplatz Ottomühle (kostenpflichtig)
Korbfeilenweg
01824 Rosenthal-Bielatal
Essen und Trinken
So ruhig und beschaulich es hier im Bielatal auch zugehen mag, an schönen Tagen müsst ihr keine großen Verpflegungspakete mit herumtragen. Mehr oder weniger auf der Strecke liegen drei Einkehrmöglichkeiten:
Gaststätte Daxensteinbaude
Ottomühle 8
01824 Rosenthal
Öffnungszeiten (Stand Sept. 2021)
- Mai bis Oktober: 11 bis 18 Uhr
- wetterabhängig
- im Winter stundenweise bei schönem Wetter
Räuberhütte Schweizermühle
Schweizermühle 10
01824 Rosenthal
Öffnungszeiten:
- Wochenende, Feiertage, Brückentage: ab 11 Uhr
- im Winter bei schönem Wetter
Gasthof Ottomühle
Ottomühle 9
01824 Rosenthal
Öffnungszeiten:
- April bis Oktober
- täglich 12 bis 22 Uhr
- ab November Sa, So + Feiertage
- ab 12 Uhr
- aktuelle Öffnungszeiten
Fazit
Eine tolle Runde durch die bizarren Sandsteinfelsen Nationalpark Sächsische Schweiz, bestens für unerfahrene Wanderer und auch Familien mit Kindern geeignet. Hier ist es noch recht ruhig, von den zahlreichen Kletterern bei schönem Wetter einmal abgesehen, seid ihr fast alleine unterwegs. Die Parkplätze sind ab dem späten Vormittag allerdings oft schon gut belegt. Wer im Winter im Bielatal wandern möchte, sollte sich vorsichtshalber etwas Proviant einpacken, denn zu dieser Zeit hat unter der Woche hat keine der Gaststätten geöffnet.
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Danke für die – insbesondere für Erstbesucher – plakative und gelungene Abhandlung über das Wander- und Ausflugsgebiet Elbsandsteingebirge. Allerdings wurde kaum erwähnt, dass es sich um eine grenzüberschreitende Felslandschaft, mit zwei miteinander verbundenen Schutzgebieten, handelt. Die tollen Landschaften in Sachsen und in Böhmen nehmen sich nichts von ihrer Schönheit und Faszination, die sie dies und jenseits der Grenze auf alle Besucher ausüben.
Lieber Harald,
danke für deinen Kommentar. Du hast völlig recht, auf die wunderschönen Landschaften jenseits der tschechischen Grenze bin ich nicht wirklich eingegangen. Das werde ich auf jeden Fall noch ergänzen. Hast du eine besondere Empfehlung, vor allem für Familien oder Anfänger?
Herzliche Grüße
Michaela
Eine schöne Gegend. Ich war mal eine Woche in Bad Schandau. Hat mir gut gefallen, bis auf die Radarfallen.
Danke, für den schönen Bericht.
Ich wünsche Dir viel Erfolg, bei Deiner Mama+Kinderwagen Aktion.
Gruß Hansi
Hallo Hans-Jürgen,
danke für deine Rückmeldung. Ich hoffe, du hast deinen Urlaub nicht abbrechen müssen wegen der hohen Knöllchengebühren …
Hallo und Danke für den hilfreichen Artikel!
Toller Blog.
Hallo Elias,
danke für das tolle Feedback. Ich hoffe, du hast etwas passendes gefunden und verbringst ein paar schöne Tage in der Sächsischen Schweiz.
Herzliche Grüße
Michaela