Eines der beeindruckenden Schlösser am Rande der Fränkischen Schweiz ist das Schloss Seehof. Schon der Fürstbischof im 17. Jahrhundert wusste, wo es in rings um Bamberg am schönsten ist. Und so wählte er nicht ohne Grund die beschauliche Gemeinde Memmelsdorf in der Fränkischen Toskana für den Sitz seiner Sommerresidenz aus. In dem strickt in Quader aufgeteilten Park erhebt sich als zentrales Monument das Schloss Seehof mit seinen markanten vier Ecktürmen.
Eintrittspreise und Öffnungszeiten

Die Geschichte von Schloss Seehof
Vor dem 15. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände im Nordosten von Bamberg bereits ein kleines, schlichtes Land- und Jagdhaus, das von Teichen und Feldern umgeben war. Die Geschichte von Schloss Seehof beginnt mit dem Bamberger Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg.
Das Schloss
Entstehung
Dieser ließ das Schloss ab 1687 nach dem Vorbild des Schlosses Aschaffenburg mit seinen vier Ecktürmen errichten. Allerdings war der Stil des Gebäudes bereits bei seiner Erbauung ein wenig unmodern, denn es wurde in einer Zeit geplant und errichtet, als sich die Architekten an französischen Vorbildern wie dem Schloss von Versailles orientierten. Als der Schlossherr 1696 starb, befand sich das Gebäude noch mehr oder weniger im Rohbau.

Der Ausbau der Räume in Schloss Seehof oblag dann seinem Nachfolger Lothar Franz von Schönborn. Dessen Nachfolger wiederum ließ bei Amtsantritt gleich einmal Baltasar Neumann anreisen, um diesen dann mit der Umgestaltung zu beauftragen. Und so ging es mehr oder weniger weiter. Jeder neue Schlossherr gestaltete Garten und Schloss jeweils nach seinem Gusto um. Mal war mehr angesagt, mal weniger. Und so unterlag die Anlage einem stetigen Wandel.
Erdgeschoss
Alle Zimmer für den Fürsten von Schloss Seehof und seine Gäste liegen im ersten Stock. Im Erdgeschoss waren damals diverse Amtszimmer und Kammern für Diener, Wachen oder den Hofarzt untergebracht. Und – ganz wichtig – hier lagen sämtliche Küchenräume, Speisekammern, Backstuben, also alles, was mit der Verköstigung der illustren Gesellschaft zu tun hatte. Neben all diesen Räumen lag versteckt in einem Eckzimmer die höfische Kapelle.

Weißer Saal
Der Festsaal der Sommerresidenz liegt im ersten Stock. In dem prächtig geschmückten Saal versammelte sich die höfische Gesellschaft zu allerlei Anlässen. Seinen Namen hat der Saal nach der Farbe des Interieurs, das bis auf ein paar goldene Applikationen ganz in Weiß gehalten ist. Der Weiße Saal wurde von Fürstbischof Franckenstein mit weißen Stuckmarmor verkleidet und mit einem atemberaubenden Deckengemälde von Joseph Ignaz Appiani versehen.
Dargestellt ist ein auf die fürstbischöfliche Sommerresidenz bezogener Götterhimmel. Auf der Eingangsseite die Neptungruppe mit dem Flussgott Nil, gegenüber am Fenster prangen Diana, Pan und ein paar Nymphen. Bacchus und Amor dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Putten im Rahmen verkörpern die vier Jahreszeiten. An den Wänden Themen aus der Musik, der Jagd oder auch der Fischerei.
Besonders sehenswert sind auch die reichlich verzierten Spiegelrahmen, die über den marmornen Kaminen an den Stirnseiten angebracht sind. Die beiden großen Deckenlüster konnten übrigens aus dem Schloss Charlottenburg in Berlin zurückerlangt werden. Die meisten der übrigen Ausstattungsgegenstände sind über die ganze Welt verstreut.
Räume des Fürstbischofs in Schloss Seehof
Die schönsten und am aufwendigsten gestalteten Räume waren natürlich die für den Fürstbischof selbst. Diese hatten eine strikte Anordnung, damit Besucher dem Schlossherrn ihre Aufwartung machen konnten.
Vorzimmer
Als erstes kam das Vorzimmer. Gäste oder Besucher wurden niemals direkt in das Audienzzimmer des Fürstbischofs geführt, sondern immer zuerst in eine Art Wartezimmer, dem sogenannten Vorzimmer. Das Vorzimmer schloss in der Anordnung der Räumlichkeiten an den Weißen Saal an.
Man muss sich das Zimmer reich geschmückt und mit einer schicken Sitzgruppe vorstellen, auch wenn von der berühmten mit Weinranken in der Rückenlehne geschitzen Garnitur aus dem ehemaligen Franckensteinschlösschens nichts mehr zu sehen ist. Die Sitzgruppe ist heute im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt.

Audienzzimmer
Je nach Rang und Namen des Besuchers wurde dieser dann entweder ins angrenzende Audienzzimmer geführt, oder der Fürstbischof kam diesem entgegen. Empfangen wurden nicht nur Minister oder hochrangige Besucher, sondern auch Bittsteller. Man kann sich vorstellen, wer hier freudig vom Schlossherren begrüßt wurde …
Der Eckraum ist ganz in grün gehalten (bis auf den Parkettboden). Die Wände überspannt eine in Grüntönen und mit Vögeln und Blumen bemalte Pekingtapete, die von Experten im Jahr 1992/93 originalgetreu rekonstruiert wurde.
Schreibkabinett
Neben dem Audienzzimmer schließt das Schreibzimmer an. Ok, Schreibkabinett. Dieser Raum diente als eine Art Büro.
Wie viel der Fürstbischof hier tatsächlich selbst geschrieben hat, ist fraglich. Meist wurde die Korrespondenz einem Schreiber diktiert.
Ovatorium
Bevor es jedoch endlich ins Schlafgemach geht, kommt erst noch ein schmales Oratorium, einem Betzimmer. Das Oratorium ist durch Tapetentüren mit Schreibzimmer und Schlafzimmer verbunden und enthielt früher einmal einen kleinen Altar.
Öffentliches Schlafzimmer
In der Mitte des Flügels – also in zentraler Lage – liegt das öffentliche Schlafgemach des Fürsten. Ensprechend ist nicht nur das Mobiliar, sondern das ganze Zimmer wie die übrigen Paradezimmer prächtig ausgestattet. Damit der hohe Herr auch etwas zu sehen hatte, wenn er aus dem Fenster sah, wurde das Wild mit Lecksteinen aus dem Wald in Sichtweite gelockt. Hinter dem Schlafzimmer gab es noch das Zimmer des Kammerdieners, dessen Unterkunft durch einen kleinen Vorraum vom Schlafgemach abgetrennt war.

Zimmer des ersten Gesandten
Neben dem Festsaal und den Räumlichkeiten des Fürstbischofs gab es noch weitere – nennen wir sie einmal neuhochdeutsch – Appartments im Schloss Seehof. Denn immer wenn der Schlossherr in seiner Residenz verweilte, waren auch hochrangige Persönlichkeiten anwesend, für die Gästeappartments bereitgehalten wurden.
Diese bestanden aus einem Vor- oder Wartezimmer (Antichambre), einem Schlafzimmer und einem Raum für den Kammerdiener. Das vornehmste von diesen Appartments war das für den ersten Gesandten.

Nebengebäude
An drei der vier Eingrenzungen um den eigentlichen Park befinden sich jeweils mittig größere Gebäude oder Gebäudegruppen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie genau am Ende einer der Hauptachsen liegen, die das Areal durchschneiden. Lediglich im Süden – also zu den angrenzenden Teichanlagen – ist bis auf ein unscheinbares Törchen nichts vorhanden, was den Blick über die Achse stören könnte.
Schweizer Tor im Osten
Richtung Bamberg richtet sich die West-Ost-Achse, an deren östlichem Ende sich das Schweizer Tor befindet. Flankiert wird es von zwei eleganten Pavillonbauten aus den 1730er Jahren. Hierbei handelt es sich um Wachthäuser.

Orangeriebauten mit Memmelsdorfer Tor
Nach Plänen von Baltasar Neumann wurde ab 1733 eine Orangerie an der Nordflanke in die Anlage integriert. Damals war es üblich, etliche Sorten an Orangenbäumen und andere exotische Gewächse in einem Schlossgarten zu ziehen. Und weil diese Exoten, und wenn sie auch nur aus dem Mittelmeerraum stammten, kälteempfindlich waren, mussten sie einen Überwinterungsplatz bekommen. Ein Gewächshaus oder Wintergarten. Eine Orangerie eben.
Die Bauphase der Eckbauten und des Gärtnerhauses fällt in die Zeit, in der Fürstbischof Johann Philipp Anton von Franckenstein. Später wurden die Gebäude dann ergänzt oder in einem anderen Stil umgebaut. Damit die wertvollen Zitruspflanzen dann im Sommer besonders gut zur Geltung kamen, wurde im Quadranten nördlich des Schlosses eine besondere Aufstellfläche für die Kübelpflanzen geschaffen, das sogenannte Orangerieparterre.

Memmelsdorfer Tor
Das Memmelsdorfer Tor mit seinen Rundbögen wurde wahrscheinlich nach 1736 errichtet. Im Zentrum des wappengeschmückten Tor steht ein Obelisk, daneben Mars und Minerva. Bekrönt ist das Memmelsdorfer Tor mit weißen Figuren
Heute stehen auf der vereinfachten Form des damaligen Orangerieparterre immerhin 168 Zitrusbäumchen akurat in zwei quadratischen Feldern, durch die die Hauptachse mit ihrem breiten, geschotterten Weg vom Schloss zur Orangerie führt. Die östliche Orangerie dient nach ihrer Restaurierung heutzutage als Konzertsaal, denn schon damals hat man hier in Schloss Seehof ausschweifende Gartenfeste gefeiert. Im Winter werden hier die Orangenbäumchen untergestellt.

Ferdinand-Tietz-Museum
Die westliche Orangerie ist im Gegensatz zur östlichen recht schlicht im Innenraum gehalten. Irgendwann im 20. Jahrhundert hatte man hier eine Zwischendecke eingebaut und das edle Gebäude als Kuh- und Schafstall zweckentfremdet.
Als dann die gesamte Anlage Ende der 1990er Jahre von Grund auf saniert wurde, entfernte man die Zwischendecke und richtete dort ein Ferdinand-Tietz-Museum ein. Der Bildhauer des fränkischen Rokoko hat maßgeblich an der Gestaltung der Außenanlagen mitgewirkt. Er soll über 400 Figuren geschaffen haben und auch die Wasserspiele gehen auf sein Konto. Von den vielen Figuren sind leider nicht mehr allzuviele hier in Seehof geblieben.
Die Figuren im Park von Schloss Seehof sind Rekonstruktionen, ebenso wie die an der Kaskade. Einige Originalskulpturen findet man deshalb im Museum.

Die Seehofer Kaskade
Die wunderschönen Wasserspiele auf der Hauptachse nach Süden wurden erst relativ spät in Angriff genommen. Sie entstanden in der Amtszeit von Friedrich von Seinsheim. Der Fürstbischof von Bamberg ließ den Park in einen Rokokogarten umgestalten. Dazu beauftragte er Ferdinand Tietz, der das Bildhauerhandwerk in der Werkstatt seines Vaters erlernte, dann unter Baltasar Neumann in Würzburg arbeitete. Seine Werke sind bis heute berühmt.
Auf Schloss Seehof schuf Ferdinand Tietz nicht nur unzählige Skulpturen für die Parkanlage (man spricht von über 400 Stück!), sondern er entwarf auf die Kaskade mit den Wasserpielen. Das Projekt war nicht ganz so einfach, denn die Wasserspiele sollten schon etwas extravagantes sein. Und so dauerte die Fertigstellung auch von 1764 bis 1771.
Das Resultat konnte sich sehen lassen: Er kombinierte eine doppelläufigen Freitreppe mit einer Kaskade im südlichen Gartenparterre und schuf damit nicht nur einen exponierten Blickfang, sondern änderte auch den Blickfang von der damals noch dominierenden Ost-West-Ausrichtung nun auf die Hauptachsen gen Süden. Dazu wurde sogar eine Schneise in den Wald geschlagen, um den Blick bis nach Bamberg freizugeben.

Die Kaskade heute
Als der Freistaat Bayern dann im Jahr 1975 das Schloss und seinen Park erwarb, befand sich die Kaskade in einem bemitleidenswerten Zustand. Die Steinstufen waren zerbrochen, der Sandstein verwittert und durch Frost abgesprengt und die Stützmauern abgesackt. Wenn man ehrlich ist, war alles nur noch ein einziges Trümmerfeld. Und so dauerte es auch seine Zeit, bis man in aufwendigen Recherchen und archäologischen Grabungen herausfand, wie die Wasserspiele ursprünglich einmal ausgesehen hatten.
Heute gleicht die Kaskade nicht mehr in allen Details ihren Ursprüngen, die meisten Elemente sind witterungsbeständige Rekonstruktionen der Originale. Nach viel Mühe und Muskelkraft konnte die Kaskade dann in ihrer heutigen Form im Jahr 1995 wieder in Betrieb gehen. Auch wenn sie nicht mehr ganz so pompös wie einst erscheint, so ist sie doch immer noch ein beliebter Publikumsmagnet in Oberfranken, wenn zu jeder vollen Stunde die Wasserspiele eingeschaltet werden.

Besucherinformationen zum Schloss Seehof
Alle Infos zu den Öffnungszeiten und Preisen für eine Führung oder einen Besuch im Park findet ihr hier:
Adresse
Schloss Seehof
Schloß Seehof 1
96117 Memmelsdorf
Öffnungszeiten Schloss (Stand 2025)
Das Schloss ist nur im Rahmen einer Führung begehbar
- Ende März bis Anfang November
- Dienstag bis Sonntag
- montags nur an Feiertagen
- 9:00 bis 18:00 Uhr
- Führungen fortlaufend, 45 Min. Dauer
- Hunde nicht erlaubt
- aktuelle Informationen
Eintrittspreise Schloss
- Erwachsene: 5,00 Euro
- ermäßigte Karte: 4,00 Euro
- Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
- keine Kartenzahlung möglich
Öffnungszeiten Park (Stand 2025)
- April bis Oktober: 6:30 bis 19:00 Uhr
- November bis März: 6:30 bis zum Einbruch der Dunkelheit (mindstens bis 17:00 Uhr)
- Hunde an der Leine erlaubt
Eintrittspreise Park
- Eintritt frei

Essen und trinken
Auf dem Gelände befindet sich ein Restaurant/Café.
Adresse
Restaurant Café Schloss Seehof
Schloss Seehof 14
96117 Memmelsdorf
Öffnungszeiten
- Dienstag bis Sonntag
- 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr
- Montag Feiertag geöffnet
- aktuelle Infos

Anfahrt
A3/A73
Die Autobahn bei Bamberg führt direkt an Memmelsdorf vorbei. Hier nehmt ihr die Abfahrt 22 Richtung Memmelsdorf. Die Parkplätze am Schloss sind ausgeschildert.
Parken
Direkt am Schloss gibt es einen Großparkplatz. Wohnmobile können auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite auch kostenpflichtig auf dem Stellpatz übernachten (Stromsäulen vorhanden).
Fazit
Auch wenn die Gartenanlagen kaum noch in ihrer einstigen Pracht erstrahlen, so sind sie doch immer noch sehr schön anzuschauen. Vor allem die vielen Zitronen- und Orangenbäumchen, die in dutzenden von Kübeln in Reih und Glied vor dem Schloss Seehof aufgestellt sind, lassen den einstigen Glanz noch erahnen. Um einen Eindruck von den wundervoll gestalteten Innenräumen zu bekommen, solltet ihr unbedingt an einer Führung teilnehmen. Unser Tipp: Besucht doch einmal den Schlossgarten im Winter, am besten, wenn es gefroren oder geschneit hat. Dann hat der Park einen ganz besonderen Charme.
Fotos
Michaela Trapp, mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Verwaltung für staatliche Schlösser, Gärten und Seen. © Bayerische Schlösserverwaltung