Zu den wohl beeindruckendsten Erscheinungen der Karstlandschaften Deutschlands zählen zweifelsohne Tropfsteinhöhlen. Märchenhafte Landschaften aus Tropfsteinen laden zum Entdecken und Träumen ein. Eine dieser unterirdischen Schatzkästchen versteckt sich bei Velburg in der Oberpfalz unter dem Bockenberg: die König-Otto-Tropfsteinhöhle.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Entdeckung der König-Otto-Tropfsteinhöhle
Es war einmal ein Schäfer namens Peter Federl aus St. Colomann, der mit seiner Schafherde samt Schäferhund auf dem Bockenberg unterwegs war. Auf einmal war der Hund weg. Er war einem Fuchs hinterhergejagt und der Fuchs hatte sich in einer Höhle versteckt. Auf der Suche nach seinem Hund kroch der Schäfer in eine dunkle Felsspalte und gelangte eine weite, flache Höhle, so heißt es.
Ganz so spektakulär war es wahrscheinlich nicht. Denn schon früher war dem aufmerksamen Schäfer ein seltsamer Felsspalt aufgefallen, auf dem der Schnee irgendwie schneller schmolz. Und als er eines Tages ein paar Steine zur Seite räumte, sah er in einen finsteren Hohlraum im Erdinneren hinein.
Allein traute er sich jedoch nicht hinab, also holte er sich Verstärkung: den Kaminkehrermeister Erl und den Mechanikermeister Kuhn, beide aus Velburg. Der erste Vorstoß der drei mutigen Forscher in die unterirdischen Gefilde fand am 30. September 1895 statt.
Und weil dies zufällig der Tag war, an dem König Otto Namenstag hatte, wurde die Höhle prompt nach ihm benannt und nicht nach den mutigen Entdeckern. So ganz vergessen wurden Federl und die beiden Handwerkermeister aber nicht, denn drei Teile der Höhle tragen bis heute ihre Namen.
Von der Entdeckung zur Schauhöhle
Damals konnten die drei Höhlenerkundler nur kriechend oder zumindest gebückt die unterirdischen Hohlräume erkunden. Allerdings zeigte sich schon damals, dass Decke und Boden von unendlich vielen weißen Tropfsteingebilden überzogen waren. Die Entdeckung machte schnell die Runde und so wundert es nicht, dass der Verschönerungsverein Velburg eine einmalige Chance witterte, eine Besucherattraktion und mit ihr natürlich eine gute Einnahmequelle gefunden zu haben.
Es dauerte nicht lange, da wurde die herrliche König-Otto-Tropfsteinhöhle bei Velburg mit Fäustling und Meißel bearbeitet und tiefergelegte Wege anzulegen, um sie für die Öffentlichkeit begehbar zu machen. Bereits im Mai 1896 konnten erste Besucher durch die Höhle geführt werden. Die König-Otto-Höhle entwickelte sich schnell zu einer lukrativen Schauhöhle. Deshalb erleichterte man in den 1930er Jahren den Führungsbetrieb, indem man unter anderem eine Holztreppe einbaute.
Schauhöhle in Gefahr
Fast hätte die Schauhöhle ihren Betrieb einstellen müssen, als der Truppenübungsplatz Hohenfels 1951 wiederbelebt wurde. Daraufhin mauerte der Eigentümer den Eingang zur Höhle kurzerhand zu. Glücklicherweise stellte sich dann heraus, dass die Höhle doch nicht auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes liegen sollte.
1952 pachtete der Fremdenverkehrsverein Velburg die Tropfsteinhöhle und vertiefte noch einmal die Wege und baute feste Treppenstufen ein. Im Folgejahr konnte sie dann wieder als Schauhöhle ihren Betrieb aufnehmen. 1954 führte der Sohn des Entdeckers, Hans Federl, die ersten regelmäßigen Besichtigungen.
Vom Ruß gezeichnet
Damals fanden Federl und seine zwei Begleiter die König-Otto-Tropfsteinhöhle sicherlich noch in einem völlig anderen Zustand vor, als wir sie heute erblicken können. Alleine die Wegführung hat wahrscheinlich so mancher Versinterung das Leben gekostet. Wer sich genauer umsieht, dem fällt auf, dass die Tropfsteine alle sehr dunkel sind.
Über Jahrzehnte hinweg fanden die Führungen im Schein von Fackeln oder mit Magnesiumlicht statt. Der dabei entstandene Ruß setze sich unwiderruflich überall in der Höhle ab, auch auf den wunderschönen Tropfsteinen. Schon 1954 installierte man deshalb eine elektrische Beleuchtung. Rückgängig zu machen ist die Schwärzung der Sintergebilde leider nicht. Aber weil sich die Tropfsteine auch heute noch weiter aufbauen, zeigen sich an vielen Stellen bereits wieder weißliche oder rostbraune neue Stellen über den verrußten Tropfsteinen.
Die neuen Räume
1966 besuchte der 15-jährige Helmut Schlierf aus Fürth zum ersten Mal die Höhle bei einem Ausflug mit seinen Eltern und war sofort begeistert. Zwei Jahre später kam er mit seinem Freund Michael Kirnberger wieder, um sie ein wenig intensiver zu erforschen. Und weil die beiden Jungs wohl einen guten Draht zum damaligen Höhlenführer Hans Wieser hatten, durften sie fortan kommen, wann immer sie wollten.
Es dauerte gut ein Jahr, bis die beiden eine aussichtversprechende Spalte fanden, in der sie in den kommenden Jahren immer wieder gruben. Als sie dann mit der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken zusammenkamen, nahm die Sache Fahrt auf. Es dauerte nicht mehr lange, bis alle zusammen mit schwerem Gerät einen großen Felsblock zerkleinerten, der den Weg versperrte.
Als Entdecker durfte Helmut Schlierf als erster in die Spalte kriechen. Seine Höhlenfreunde folgten ihm in den kleinen unterirdischen Raum. Weiter ging es durch eine Engstelle und über einen Verbruchhang hinauf. Und wer hätte es gehahnt: Dort stießen in eine hallenartige Grotte mit unzähligen Tropfsteingebilden.
Adventhalle
Innerhalb von Tagen begann die Vermessung der neuen Räumlichkeiten, von der Nordseite des Bockenberges wurde ein Stollen in die Halle getrieben. 1976 dann ein Gang von der alten zur neuen Höhle angelegt, der wie ein typischer Bergwerkstollen aussieht. Der Name der neuen Tropfsteinhalle ist auf das Datum – genau wie beim ersten Teil – zurückzuführen. Denn da sie im Advent 1972 erstmals begangen wurde, heißt sie jetzt Adventshalle.
Doch was sich so schön anhört, hat auch seine Schattenseiten. Denn während der Erschließung der Adventshalle wurde diese zum Teil zerstört. Dort, wo Tropfsteine im Weg waren, wurden sie entfernt, ein Knöllchensinter zertreten. Das Sinterbecken, über das heute ein Ungetüm an Betonbrücke Besucher durch die neue Halle führt, ist bei den Arbeiten nahezu trockengefallen.
Besichtigung der König-Otto-Tropfsteinhöhle
In die unterirdische Schatzkammer unter dem Bockenberg gelangt man durch eine unscheinbare Tür. Über 47 Stufen geht es hinab in die Federlhöhle, die nach dem Schäfer Federl benannt ist. Ein schmaler Gang, in dem mächtige Sintersäulen stehen, verbindet sie mit der Königsgrotte. Einige Teile der Höhle sind nach ihren Entdeckern benannt, andere nach fantasievollen Namen für die Tropfsteine.
Niederwaldgrotte
Weiter geht es an einem großen Stalagmiten vorbei in die Niederwaldgrotte, in der sich große Besucher vorsehen müssen, nicht mit dem Kopf anzustoßen, weil sie so niedrig ist. Aus der Decke wachsen feinste Sinterröhrchen, die innen hohl sind. Durch diese Röhre tropft Wasser auf die darunterliegenden Stalagmiten.
Dabei lagern sich Kalk und unterschiedliche Mineralien ab, sodass diese weiterwachsen. In der Niederwaldgrotte befindet sich auch die Schatzkammer, eine Nische, in der sich Wasser in einem kleinen Becken sammelt und immer gefüllt bleibt. Seine Ränder bestehen ebenfalls aus Sintermaterial.
Erlhain
An einem neuen Durchgang liegt der Erlhain, der nach dem Mitentdecker Josef Erl benannt ist. Das Gewölbe heißt Märchenwald, denn die Stalagnaten, die die Decke stützen, sehen aus wie knorrige Eichenstämme. Wer genau hinsieht, findet sicherlich auch das Liebespaar. Und in der Vitrine liegen die Knochen eines Höhlenbären.
Kuhngrotte
Eine Treppe führt durch einen 70 Meter langen Gang zur Kuhngrotte, benannt nach Josef Kuhn, dem dritten Entdecker. Auf der rechten Seite befindet sich der ehemalige Höhlenausgang. In der Kuhngrotte wachsen die Tropfsteine kaskadenförmig. In der Traubenkammer sind unter Wasser seltene Tropfsteine in der Form kleiner Perlen gewachsen, jetzt ist der Bereich jedoch trocken.
In der Kuhngrotte befindet sich eine Tropfsteinformation aus einem Stalagmiten und einem Stalaktiten, die fast zusammengewachsen sind. Nur noch zwei Millimeter fehlen, dass aus ihnen eine Säule zusammenwächst, ein sogenannter Stalagnat oder Sintersäule. Allerdings wird es noch etwa 20 Jahre dauern, bis sich die beiden Versinterungen wirklich erstmalig berühren.
Adventshalle
Ein weiterer langer Gang führt in die neu entdeckten Bereiche der König-Otto-Tropfsteinhöhle hinein. Im Gegensatz zum Alten Teil scheinen die Tropfsteinformationen in Weiß und hellem Beige zu strahlen. Und tatsächlich sind sie hier viel heller, in ihrer natürlichen Farbe vertreten, weil in der Adventshalle nie Fackeln angezündet wurden, die die Sinterformationen verrußt haben.
Dieser Abschnitt zählt zu den schönsten Höhlenräumen in der gesamten Fränkischen Alb. Auf dem Boden liegen unzählige Steinquader, die von früheren Abstürzen von der Decke stammen. Auf ihnen sind im Laufe der Zeit wieder neue Tropfsteingebilde entstanden.
Von hier aus kommen wir in die eigentliche Adventshalle. Unterschiedlichste Formen und Farben wetteifern um die Wette, hängen von der Decke herab und wachsen auf dem Boden. Die Wände bedecken farbige Perlen, die noch aus Zeiten stammen, in denen der Raum unter Wasser stand. Neben wunderschönen Sinterfahnen gibt es unzählige Stalaktiten, deren spiralförmiges Wachstum man sich bis heute nicht erklären kann. Hier ist auch der Schiefe Turm von Pisa, der Bayerische Löwe und die Klobürste von Fred Feuerstein zu finden.
Nach der Adventshalle führt ein kurzer Gang zum Ausgang der Höhle.
Höhlen in der Fränkischen Alb
Seit der Kreidezeit wird das Gestein der Frankenalb, das vorwiegend aus Kalk und Dolomit besteht, stetig von kohlendioxidreichem Sickerwasser angegriffen. Bei Regen versickert das Wasser über die vorhandenen Klüfte in die Kalksteine unter der Erde. Dabei löst sich immer ein wenig Kalk und die Hohlräume erweitern sich langsam. So findet immer mehr Wasser seinen Weg ins Gestein, bis schließlich ausgedehnte Höhlensysteme entstehen.
Die südliche Frankenalb ist durch sanfte Hügel inmitten von Wiesen und Feldern geprägt. Einer dieser waldigen Hügel beherbergt tief im Inneren die einzige Schauhöhle in weitem Umkreis: die König Otto-Höhle. Wie in der Oberpfalz typisch, geht hier alles recht gemütlich zu. Wenn allerdings an manchen Tagen ganze Scharen mit Reisebussen auf dem Parkplatz ankommen, kann es auch schon einmal richtig turbulent werden in der kleinen Tropfsteinhöhle.
Alle Infos auf einen Blick
Die König-Otto-Tropfsteinhöhle hat eine Gesamtlänge von etwa 450 Metern. 270 Meter sind während einer 40-minütigen Führung begehbar. Der tiefste Punkt liegt rund 70 Meter unter der Erde. Und weil die Temperaturen ganzjährig nur 8 Grad betragen, solltet ihr auch im Sommer einen Pullover oder eine Jacke mit zur Besichtigung bringen, um nicht zu frieren. Es versteht sich von selbst, dass ihr die Tropfsteine nicht berührt, da sonst ihr Wachstum unterbrochen wird.
Adresse
König-Otto-Tropfsteinhöhle
St. Colomann 11
92355 Velburg
Öffnungszeiten (Stand 2023)
- Saison vom 01.04. bis 31.10.
- Montag: Ruhetag (außer an Feiertagen)
- Führungen jeweils zur vollen Stunde
- Dienstag bis Freitag: 11 bis 16 Uhr
- Letzte Führung an Wochentagen: 15:00 Uhr
- Samstag, Sonntag, Feiertage: 10 bis 17 Uhr
- Letzte Führung an Wochenenden: 16:00 Uhr
- Letzte Führung in den Schulferien: 17:00 Uhr
- nach Anmeldung kann die König-Otto-Tropfsteinhöhle auch von Rollstuhlfahrern besichtigt werden
Eintrittspreise (Stand 2023)
- Erwachsene: 8,00 Euro
- Kinder (bis 15 Jahre): 5,00 Euro
- Hund: 1,00 Euro
- Fotogenehmigung: 1,00 Euro
- Famillienkarte (2 Erw. + 1 Kinder): 20,00 Euro
- zusätzliches Kind: 2,50 Euro
Hochseilgarten
Den naturbelassenen Wald aus einer anderen Perspektive erleben und euch dabei neuen Herausforderungen stellen könnt ihr im Hochseilgarten direkt gegenüber dem Eingang zur König-Otto-Höhle. Schon Kinder ab 3 Jahren können auf dem Kleinkinderparkour ihr Gleichgewicht trainieren. Ganz nebenbei informiert der Walderlebnispfad über die Tiere des Waldes und die unterschiedlichen Baumarten.
Öffnungszeiten
- Saison vom 30.03. bis 31.10.
- Samstag und Sonntag: 10:00 bis 17:00 Uhr
- Montag bis Freitag (nur auf Anfrage ab 10 Personen): 10:00 bis 17:00 Uhr
- In den bayer. Ferien: Dienstag bis Freitag von 11:00 bis 17:00 Uhr
Preise (für 3 Stunden)
- Erwachsene: 25,00 Euro
- Kinder bis 15 Jahren: 15,00 Euro
- Schüler ab 15 Jahren: 22,00 Euro
- 2 Kinder, 2 Erwachsene: 76,00 Euro
- 2 Kinder, 1 Erwachsener: 56,00 Euro
- Und diverse andere Familienpreise
Essen und trinken
An der Höhle/Klettergarten gibt es einen kleinen, gemütlichen Biergarten, in dem ihr eine Kleinigkeit essen und natürlich auch etwas trinken könnt. Eine besondere Empfehlung gilt den regionalen Biersorten, die ihr unbedingt probieren solltet. Wer gerne ausgiebig schlemmen möchte, findet in der Innenstadt von Velburg vom Stadtcafé über die griechische Gaststätte Akropolis bis zum Gasthaus zum Löwen allerhand Auswahl. An heißen Tagen lohnt auch ein kurzer Abstecher zum Naturbadesee Altenveldorf im Süden von Velden.
Anfahrt: Wie komme ich zur König-Otto-Tropfsteinhöhle?
Über die A3 Nürnberg/Regensburg nehmt ihr die Ausfahrt 92B nach Neumarkt Ost und biegt auf die St2240 in Richtung Schmidmühlen/Hasberg. Nach etwa 7 km nehmt ihr die erste Ausfahrt aus dem Kreisverkehr auf die NM1. Nach Reichertswinn biegt ihr nach links nach St. Colomann ab.
Parken
Kurz vor dem Ortseingang von St. Colomann weist ein Hinweisschild nach links zur König-Otto-Tropfsteinhöhle. Am Fuß des Bockenberges ist ein kostenloser Parkplatz für Höhlenbesucher angelegt. Von hier aus lauft ihr noch etwa 5 Minuten auf einem Waldweg zum Höhleneingang hinauf.
Fazit
Mit ihren bei einer Führung begehbaren Länge von rund 270 m ist die König-Otto-Höhle zwar sicherlich keine der größten Schauhöhlen in Deutschland, trotzdem besticht sie durch ihre unglaubliche Fülle an Sintergebilden in allen möglichen Farben. Leider sind die Tropfsteine in den älteren Räumen sehr durch die rußenden Fackeln in Mitleidenschaft gezogen worden. In der neu entdeckten Adventshalle kann man erahnen, wie deren ursprüngliche Farbe war. Zusammen mit dem Naturlehrpfad und dem Kletterpark ist die zur Erlebniswelt Velburg sicherlich für Familien mehr als nur ein tagesfüllender Ausflug.