FICHTELGEBIRGE

Oben locken Berggipfel aus Granit Wanderer und Naturliebhaber, unten im Tal beschauliche Dörfer und geschichtsträchtige Städte Urlauber ins Fichtelgebirge. Die Grenzregion im Nordosten von Bayern zeigt sich in einem ganz eigenen Gesicht, mal wild, mal romantisch, aber immer einzigartig. Wer im Naturpark Fichtelgebirge etwas erleben möchte, muss nicht lange suchen, denn überall gibt es tolle Ausflugsziele und herrliche Wanderwege.

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Die Blockhalde auf dem Haberstein am Schneeberg ist als Geotop ausgewiesen

Das Dach Frankens – Naturpark Fichtelgebirge

Der Hauptkamm des Fichtelgebirges bildet eine hufeisenförmige Rundung, die sich nach osten öffnet. Er enthält zwölf Gipfel, die um die 1.000 Meter hoch sind. Unter ihnen der höchste Berg der Region, der 1051 Meter hohe Schneeberg, gefolgt vom Ochsenkopf mit einer Höhe von 1.024 Metern. An klaren Tagen hat man von deren Gipfeln eine herrliche Aussicht bis in den Frankenwald, das Erzgebirge, den Oberpfälzer Wald und den Steinwald. Aus diesem Grund finden Wanderer auf fast jedem der 12 Gipfel Aussichtsplattformen.

Gleich hinter den beiden über Tausend Meter hohen Gipfeln: der Nußhardt mit seinem ursprünglichen Erscheinungsbild, die Kösseine südlich von Wunsiedel, dem Haberstein, ein Nebengipfel des Schneeberges und natürlich die Platte. Alte Burgruinen krönen die Gipfel des Epprechtsteins und des Großen Waldsteins.

Wald und Stein prägt das Gesicht des Fichtelgebirges, das sich an der Grenze von Bayern zu Tschechien und Sachsen hoch in den Himmel Oberfrankens erhebt. Wer gerne steile Felswände emporklettert, der kommt hier auf dem Dach Frankens sicherlich auf seine Kosten. Andererseits sind viele Gipfel auch mit verhältnismäßig wenig Höhenmetern erreichbar und deshalb auch für ungeübte Wanderer und Kinder gut zu erreichen.

vom seehausparkplatz über den haberstein zum schneeberg und nußhardt
Schneeberg
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Nußhard

Granit in Hülle und Fülle

Die Gesteine und Mineralien im Fichtelgebirge sind vielfältig, weshalb der Naturpark auch die „steinreiche Ecke Bayerns“ genannt wird. Hauptsächlich ist das Mittelgebirge wegen seines variantenreichen Granitvorkommens bekannt. Er schimmert nicht nur silbrig und grau, sondern hat auch gelbliche und rötliche Vorkommen. Zur Berühmtheit hat es der blaue Kösseine-Granit geschafft.

Felsformationen aus Granit sind im Naturpark auf allen größeren Gipfeln zu finden. Ob Nußhardt, Schneeberg, Ochsenkopf, Großer Waldstein oder auch Epprechtstein, sie alle weisen eine besondere Verwitterungsform des Granits auf: die sogenannte Wollsackverwitterung, die die Felsen wie übereinandergestapelte Wollsäcke oder Matratzen aussehen lässt. Tatsächlich war es Goethe, der als erster die Entstehung dieser eigentümlichen Formen beschrieb und ihnen auch zu ihrem Namen verhalf.

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Das größte Felsenlabyrinth Europas

Unter all den vielen geologischen Besonderheiten gilt das Felsenlabyrinth Luisenburg bei Wunsiedel als besondere Attraktion. Wie von einem mächtigen Riesen durcheinandergewürfelte oder aufeinandergeschichtete Granitblöcke bilden ein einzigartiges Naturschauspiel, das schon vor langer Zeit die Menschen faszinierte. Kein Wunder, dass hier der erste bürgerliche Landschaftsgarten in Europa entstand. Noch heute erfreuen sich die schmalen Steige und steilen Treppen, dunklen Höhlen und enge Tunnel stetiger Beliebtheit.

Steinbrüche im Fichtelgebirge

wollsack verwitterung auf dem gipfel des epprechtsteins

Früher lieferten über 130 Steinbrüche Granit, Marmor und sonst noch jede Menge Gestein. Und schuf damit unzählige Arbeitsplätze und Einkommensquellen für Dörfer und Gemeinden. Heute existieren nur noch ein paar Betriebe. Die nicht mehr genutzten Steinbrüche sind heute zu einem wertvollen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geworden und für Naturfreunde immer einen Besuch wert.

Besonders viele von ihnen liegen auf dem Epprechtstein bei Kirchenlamitz. Neben einem Granitlabyrinth am Fuße des Berges ist auch die Burgruine aus Granit aus diesen Steinbrüchen aufgebaut. Und weil es hier so viel zu sehen gibt, ist gleich ein ganzer Rundweg, der Steinbruchweg, dem Thema Steinbruch und Granit gewidmet.

Drehscheibe der Artenvielfalt

Im Fichtelgebirge sagen sich nicht nur Fuchs und Hase, sondern auch Luchs und Wildkatze gute Nacht. Ob sie das wirklich tun, bleibt zu bezweifeln. Aber sie könnten es tun, denn beide Tierarten, die schon als ausgestorben galten, sind jetzt nicht nur im Harz, Hainich und Bayerischen Wald, sondern eben auch im Fichtelgebirge wieder heimisch. Zu ihnen gesellen sich Fischotter, Auerhuhn, Schwarzstorch und Sperlingskauz.

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Überall gibt es Zeugnisse der ehemaligen Steinbruchaktivitäten

Porzellan

Wirtschaftlich prägte das Fichtelgebirge nach der Zeit des Bergbaus in erster Linie die Porzellanindustrie. Für manche ist es ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, für andere ein Kunstwerk, das weiße Gold, spröde und zerbrechlich und dabei hart wie ein Diamant.

Die keramische Industrie ist in nahezu allen Orten des Fichtelgebirges vertreten. Seit vielen Jahrzehnten gilt die Stadt Selb als Mittelpunkt der deutschen Porzellanindustrie. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine solche Konzentration an Porzellanfabriken wie dort.

Wegweisend für die Porzellanindustrie war die Errichtung einer Fabrik von Lorenz Hutschenreuther im Jahr 1857, mit ihr begann der Aufstieg von Selb zur Industriestadt. Es folgten die Brüder Zeitler, die dritte Fabrik wurde von Philipp Rosenthal nach seiner Rückkehr aus Amerika erbaut. Viele weitere kamen hinzu, sodass in den zwanziger Jahren 11 Porzellanfabriken und 5 Porzellanmalereien Tausende von Menschen in und um Selb herum beschäftigten. Noch heute sind die weltberühmten Marken Rosenthal, Hutschenreuther und Villeroy&Boch in Selb ansässig.

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Auch Arzberg an der tschechischen Grenze gilt als Porzellanstadt im Fichtelgebirge

Kleine und große Ortschaften im Fichtelgebirge

Im Fichtelgebirge liegen unzählige verträumte kleine Ortschaften und Dörfer. Schmucke Kleinstädte wie Selb und Arzberg spiegeln noch heute den einstigen Wohlstand wider, den der Bergbau und die Porzellanindustrie mit sich gebracht haben. Andere sind historisch gewachsen. Sie sind beispielsweise auf die Errichtung einer Burg zurückzuführen. Wieder andere nutzen das heilende Klima der Region, unter ihnen Bad Berneck und Bischofsgrün. Größte Stadt ist Marktredwitz mit knapp 18.000 Einwohnern. Der größte Teil des Fichtelgebirges liegt jedoch im Landkreis Wunsiedel mit seiner Kreisstadt, die zwar lediglich knappe 10.000 Bewohner zählt, allerdings sehr viel zu bieten hat.

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Ruinentheater im Felsengarten Sanspareil bei Bayreuth

Bayreuth und die Markgräfin Wilhelmine

Kulturzentrum der Region ist sicherlich die barocke Stadt Bayreuth, das unter dem Einfluss der berühmten Markgräfin Wilhelmine, der Lieblingsschwester Friedrich des Großen, seinen ganz besonderen Charme erhielt. Das markgräfliche Opernhaus hat es zum UNESCO-Weltkulturerbe geschafft.

Nicht weniger beeindruckend sind das Residenzschloss mit Hofgarten, die Eremitage, Schloss Fantaisie und auch der Felsengarten Sanspareil, die alle noch das Flair des 18. Jahrhunderts verströmen. Eines der Highlights jedes Jahr in Bayreuth sind die Wagner-Festspiele, bei denen man nicht nur auf unsere Ex-Kanzlerin, sondern auf die eine oder andere Berühmtheit aus Politik und Film trifft.

Ausflugsziele Schlösser, Parks & Gärten der Marktgräfin Wilhelmine

Wunsiedel

Festspiele stehen auch auf der Bühne der Luisenburg hoch im Kurs. Auf Deutschlands ältester Freilichttheaterbühne finden jedes Jahr Aufführungen vor der imposanten Felsenkulisse statt. Im späten Mittelalter war Wunsiedel Zentrum des Zinnbergbaus und brachte es wegen der Produktion seiner Weißbleche zu bescheidener Berühmtheit. In seiner vom Klassizismus geprägten Altstadt liegt das Geburtshaus des Dichters Jean Paul. Bei einem historischen Stadtrundgang lohnt ein Besuch des Fichtelgebirgsmuseums, in dem sich auch eine umfangreiche Mineraliensammlung befindet.

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Das Röslautal und die Schlucht Gsteinigt

Eines der schönsten Flusstäler im Fichtelgebirge ist sicherlich das Röslautal. Die Röslau entspringt am Osthang des Schneeberges und windet sich von Leupoldsdorf und Tröstau in östliche Richtung nach Wunsiedel und Marktredwitz. Hinter der Passage von Arzberg durchfließt die Röslau einen engen Talabschnitt, wegen seiner felsigen Flanken auch Gsteinigt genannt. Die Schlucht ist wegen ihrer artenreichen Schluchtwaldvegetation bereits seit 1938 als Naturdenkmal geschützt. Ab 2009 trägt sie das Gütesiegel des LfU als eines der 100 schönsten Geotope Bayerns.

Infozentren und Naturpark-Infostellen

Der Naturpark Fichtelgebirge liegt im oberfränkischen Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien und damit direkt neben dem Naturpark Frankenwald, dem Naturpark Fränkische Schweiz, dem Naturpark Steinwald und dem Naturpark Oberpfälzer Wald. Der Naturpark Fichtelgebirge wurde 1971 gegründet und ist gut 1.000 Quadratkilometer groß. Er umfasst den gesamten Landkreis Wunsiedel und Teile der Landkreise Hof und Bayreuth.

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Fichtelgebirge-Infozentrum am Granitlabyrinth in Kirchenlamitz

Genussregion im Nordosten Bayerns

Die Franken sind bodenständige Genießer. Und deshalb herrscht auch im Fichtelgebirge eine preiswerte, aber sehr wohlschmeckende deftige Küche vor. Hofer Bratwürste und die unterschiedlichsten Sorten Bier sind hier ebenso zu Hause, wie Schäufele, Sauerbraten und Klöße, selbstverständlich mit Lebkuchen aus der Region in der Soße. Die gastronomische Vielfalt ist über die ortsgrenzen von Warmensteinach, Mehlmeisel und Bischofsgrün hinaus bekannt und beliebt. Eine besondere Spezialität sind auch die Wild-Kräuter-Gerichte, für die jeder der Koch sein ganz eigenes Rezept hat.

Was aber kaum jemand weiß: die Genussregion Oberfranken hält gleich drei Rekorde. Gemessen an der Einwohnerzahl findet man hier die meisten Backstuben, Metzgereien und Brauereien weltweit. Viele davon sind immer noch kleine Familienbetriebe, und das schmeckt man. Hinter all diesen Spezialitäten steckt so manch ein sorgsam gehütetes Geheimnis, das von Generation zu Generation überliefert wird.

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Klein, aber fein: das Freilandmuseum Grassemann in Warmensteinach

Unsere Ausflugstipps für den Naturpark Fichtelgebirge

Für einen Altstadtrundgang mit kulturellen Highlights ist Bayreuth sicherlich die erste Wahl, auch wenn es „nur“ direkt vor den Toren des Naturparks Fichtelgebirge liegt. Wer es lieber etwas beschaulicher mag, für den ist Marktredwitz mit seinem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände und der historischen Altstadt eine gute Wahl. Nicht weniger Sehenswert ist das klassizistische Städtchen Wunsiedel.

Ganz besonders interessante Geschichten und lustige Anekdoten – nicht nur um den Dichter Jean Paul herum – lassen sich auf einem geführten Stadtrundgang erfahren. Für alle Freunde von Parks und Gartenanlagen seien die Hofgärten der Markgräfin Wilhelmine empfohlen, aber auch der Kurpark in Bad Berneck ist ein Geheimtipp. Einer der schönsten Parks im Fichtelgebirge liegt an den Hängen des Ölschnitztals, umrahmt von zahlreichen Ruinen und der wunderschönen Kolonade, die nicht nur als Wandelhalle errichtet wurde, sondern auch diversen anderen Zwecken dient.  

Unsere Wandertipps für den Naturpark Fichtelgebirge

Ein dichtes Wandernetz durchzieht die Region, unter ihnen der Qualitätswanderweg Fränkischer Gebirgsweg und der legendäre Jean-Paul-Weg führen durch die hügelige Landschaft. Aber nicht nur Jean Paul wusste die atemberaubende Natur zu schätzen. Auch Deutschlands berühmtester Dichter – und Naturwissenschaftler – Johann Wolfgang von Goethe hat sein Herz an den Granit des Fichtelgebirges verloren.

Eine Tour sind nicht nur Fichtelsee und Fichtelmoor, sondern auch die Quellen von Eger, Main, Saale und Naab, die sich hier im Fichtelgebirge befinden. Spektakuläre Aussichten auf alle 12 Gipfel des Fichtelgebirges gibt es auf dem 12-Gipfelblick bei Röslau.

Und einmal im Leben muss man auch auf dem Ochsenkopf gewesen sein. Wer gut zu Fuß ist, kann das mit einer erlebnisreichen Wanderung verbinden. Alle, die den Aufstieg nicht schaffen, fahren einfach mit der Seilbahn auf den Ochsenkopf rauf. Die Talstation im Norden liegt in Bischofsgrün, von Süden her bringt euch die Seilbahn Süd von Fleckl nach oben.

Fichtelgebirge mit dem Wohnmobil

Trotz der vielen Berge und der teils schmalen Straßen ist die Infrastruktur im Naturpark sehr gut ausgebaut und eine absolute Empfehlung für alle, die mit dem Camper unterwegs sind. Idyllische Campingplätze gibt es nahezu an jedem See, günstige oder sogar jede Menge kostenloser Stellplätze sowohl in den Innenstädten als auch mitten in der Natur.

Direkt an unseren Wanderstrecken und Ausflugszielen liegen:

  • Arzberg: Zwei kostenlose Stellplätze direkt am Rathaus (Friedrich-Ebert-Str. 6, Strom kostenlos)
  • Marktredwitz: 12 kostenlose auf dem Wohnmobilstellplatz am Auenpark (Von-Cramm-Weg, Zufahrt nur über Rößlermühlstr. möglich, Entsorg. kostenlos, Strom/Wasser gg. Gebühr)
  • Thierstein: 21 Stellplätze (Hirtenweg 1, Tagesticket 6 Euro)
  • Kirchenlamitz: 12 gebührenfreie Wohnmobilstellplätze am Nahkauf-Markt (Weißenstädter Straße 79, Wasser/Strom vorhanden)
  • Zell im Fichtelgeb.: 10 kostenlose Plätze auf dem Haidberg (Wasser/Strom/Abwasser gg. Gebühr, Haidbergstr. 25)
  • Luisenburg: Großer Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit direkt am Felsenlabyrinth (5 Euro pro Nacht, kein Strom/Wasser/Entsorgung)
  • Kleinlosnitz: Wir haben beim Oberfränkischen Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz nachgefragt und durften auf dem Parkplatz übernachten
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Auf unserer INTERAKTIVEN KARTE von Bayern findet ihr alle unsere Highlights in der Fränkischen Schweiz!

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