Unter den Liebhabern von Fachwerkhäuschen und Baudenkmälern gilt das fränkische Rothenburg ob der Tauber als Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Seine alten Stadtmauern umschließen eine Fülle beinahe unverfälschten Mittelaltertums. Das Stadtbild wirkt romantisch, vermittelt dem staunenden Besucher einen Eindruck von Harmonie und Geborgenheit, fast wie einem Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen. Das Städtchen weckt Gefühle und hält in einer ganz unvergesslichen Weise unser Herz gefangen.
Wildes Mittelalter trifft auf Romantik pur
Ganz im nordwestlichen Eck des Landkreises Ansbach im schönen Mittelfranken gelegen liegt die Stadt Rothenburg ob der Tauber hoch über dem landschaftlich beeindruckenden Taubertal. Kaum eine andere Stadt verkörpert für mich so eindrucksvoll und lebendig ihre Geschichte wie Rothenburg.
Innerhalb der Burgmauern tickt die Zeit noch anders. Sie erhält von Königen und Kaisern, dem Mittelalter und vielen Geheimnissen. Mittelalterliches Flair prägt das rund 11.000 Einwohner aus 60 Nationen zählende Städtchen. Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser prägen Rothenburg ebenso wie die schmucken Türme in der wehrhaften Stadtmauer.
Wer sich in die schmalen Nebengassen und den Burggarten begibt, kann auch an hektischen Tagen die romantische Stadt in vollen Zügen genießen.
Ein wenig Stadtgeschichte
- 960: erste Siedlungsversuche im Taubertal
- 1142: Hohenstaufenkönig Konrad III ließ die Reichsburg erbauen (Castrum Imperiale)
- auf dem Burghügel entwickelte sich eine Siedlung
- 1272: König Rudolf von Habsburg erklärt Rothenburg zur Reichsstadt
- 1356: durch ein Erdbeben wird die Burg und Teile der Stadt zerstört
- 1400: mit rund 6000 Einwohnern erreicht Rothenburg seine Blütezeit
- 1618-1648: im Dreißigjährigen Krieg mehrfache Besetzung der protestantischen Stadt
- 1631: Rettung vor der vollständigen Zerstörung durch den Meistertrunk
- 1802: nach Jahrhunderten der Unabhängigkeit wird Rothenburg von Königreich Bayern einverleibt
- 1945: bei einem Bombenangriff wird der östliche Teil der Altstadt zerstört
- durch großzügige Spenden aus aller Welt konnten die abgebrannten Stadtteile wieder aufgebaut werden
Der Meistertrunk
Im Dreißigjährigen Krieg hatte der katholische Generalissimus Tilly die Stadt gestürmt. Die protestantischen Ratsherren der Stadt waren zum Tode verurteilt und der Katholik wollte Rothenburg plündern und brandschatzen. In ihrer Not boten die Ratsherren Tilly einen Willkommenstrunk in einem prachtvollen, bunten Glashumpen an, der stattliche 3,25 Liter fasste.
Etwas milder gestimmt, sagte der Katholik daraufhin: Wenn jemand diesen Krug mit Wein in einem Zug leeren könne, würde er Rothenburg verschonen. Der Altbürgermeister Nusch meldete sich freiwillig.
Zu jedermanns Überraschung gelang es ihm tatsächlich, den Humpen in einem Zug auszutrinken. Tilly war anscheinend davon so beeindruckt, dass er Rothenburg verschonte.
Noch heute findet jährlich in der Pfingstwoche im mittelfränkischen Rothenburg „Der Meistertrunk“ als historisches Festspiel statt. Das Stück wurde erstmals 1881 im Kaisersaal des Rothenburger Rathauses aufgeführt – und findet immer noch dort statt.
Das Herzstück Rothenburgs: der Marktplatz
Den Mittelpunkt der Altstadt Rothenburgs bildet der Marktplatz. Von den Stufen des Rathauses aus kann man den Blick auf die prunkvollen Patrizierhäuser genießen, die den offenen Platz umrahmen. Um den Turm zu erklimmen, ist Kondition und Ausdauer gefragt. Rund 220 Stufen sind zu erklimmen, bevor ihr die Aussicht aus 52 Meter Höhe auf die Altstadt genießen könnt. Den Zugang erreicht ihr über den Haupteingang des Rathauses.
Rathaus
Der einzige großzügige, offen gehaltene Platz innerhalb der Burgmauern ist der Marktplatz. Hier befindet sich das wunderschöne Rathaus der Kleinstadt, das mit seinem verschiedenen Stilepochen einen gewaltigen Doppelbau bildet.
Der hintere, gotische Teil wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet, der vordere Renaissancebau erst im 16. Jahrhundert. Während der östliche Teil des Rathauses 1501 einem Brand zu Opfer fiel, ist der westliche Teil bis heute erhalten geblieben. Und mit ihm der schlanke Glockenturm.
Auf dem gotischen Teil des Rathauses ist einfach ein Glockenturm aufgesetzt. Für den Aufstieg braucht es etwas Kondition und Ausdauer. Denn ganze 220 Stufen sind zu erklimmen – und ihr solltet schwindeltfrei sein – um von der Aussichtsplattform auf rund 50 Meter Höhe den atemberaubenden Ausblick über die Altstadt genießen zu können.
Öffnungszeiten
- April bis Oktober: 9:30 – 12:30 und 13:00 bis 17:00 Uhr
- November: samstags und sonntags von 12:00 bis 15:00 Uhr
- zum Weihnachtsmarkt: täglich 10:30 – 14:00 und 14:30 bis 18:00 Uhr (Fr. + Sa. bis 19 Uhr)
Eintrittspreise
- Erwachsene: 2,00 Euro
- Kinder unter 14: 0,50 Euro
Marienapotheke
Von 1812 bis heute versorgt die Apotheke Rothenburg und all seine Gäste mit gesundheitsfördernden Mittelchen. Der Bürgermeister Jagstheimer ließ es 1448 in direkter Nachbarschaft zum Tanzhaus errichten. Seitdem haben viele prominente Gäste das hübsche Haus besucht. Der wohl berühmteste ist wahrscheinlich Kaiser Maximilian I., aber auch der Bürgermeister Nusch, der den Becher mit 3,25 Liter Wein in einem Zug leerte, lebte in dem Patrizierhaus mit der prächtigen Fassade. Vor der Marienapotheke steht der berühmte Georgsbrunnen (1608). Er ist acht Meter tief und hat sagenhafte 100.000 Liter Fassungsvermögen.
Kunstuhr in der Ratsstube
Hektisches Gewimmel auf dem Marktplatz. Gespanntes internationales Sprachengewirr. Gezückte Handys und Fotoapparate. Wenn zu jeder vollen Stunde zwischen 10 und 22 Uhr die Kunstuhr an der Ratsstube die volle Stunde schlägt, öffnen sich die Fenster im zweiten Stock des weißen Hauses an der Stirnseite des Marktplatzes und Bürgermeister Nusch setzt zu seinem historischen Meistertrunk an. Ein Raunen geht durch die Menge, wenn die Schlüsselszene des historischen Festspiels hinter der Fassade freigelegt wird.
In der berühmten Kunstuhr mit der Meistertrunk-Szene hebt Nusch zur vollen Stunde den Humpen. Durften früher nur Ratsherren dort verkehren, lädt Rothenburg heute alle Besucher in die Ratstrinkstube ein.
Das Restaurant Ratsstube bleibt der fränkischen Küche treu – und von gutem Essen verstehen die Franken etwas. Da die traditionellen Gerichte aber gerade für seine Leichtigkeit bekannt ist, gibt es hier nicht nur Schweinshaxe und Braten, sondern auch Fischgerichte und vegetarische Spezialitäten zu humanen Preisen.
Heute befindet sich in dem historischen Gebäude mit Sonnenuhr auf dem Giebel nicht nur das fränkische Restaurant, sondern auch der Rothenburger Tourismus Service.
Kulinarische Besonderheiten in Rothenburg
Fränkische Bratwürste werden traditionell mit Sauerkraut serviert und auch Schweinshaxen sind beliebte Spezialitäten in Franken. Während der Karpfenzeit im Frühjahr und Herbst bieten einige Gaststätten feine Fischgerichte an. Für Naschkatzen sind die berühmten Rothenburger Schneeballen aus Mürbeteig zum nachmittäglichen Kaffee geeignet, den ihr im Sommer in einem gemütlichen Straßencafé zu euch nehmen könnt.
Mittelalterliches Kriminalmuseum
Erbaut im Jahr 1396 beherbergt die ehemalige Rothenburger Johanniter-Komturei Deutschlands bedeutendstes Rechtskundemuseum: das mittelalterliche Kriminalmuseum. In zwei Gebäuden und sechs Etagen zeigt es dem Besucher Exponate aus über 1000 Jahren Rechtsgeschichte: vom Staatsschwert und Halsgeigen über Schandmasken bis zur Eselbank für unartige Schüler.
Adresse
Burggasse 3-5
Homepage: kriminalmuseum.rothenburg.de
Öffnungszeiten (Stand 2023)
- April bis Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr
- November: täglich 13 bis 16 Uhr
- Dezember: täglich 11 bis 17 Uhr (bis 8. Januar)
- 9. Januar bis März: 13 bis 16 Uhr
Eintrittspreise
- Erwachsene: 9,00 Euro
- Kinder ab 6 Jahren: 6,00 Euro
- Kinder unter 6 Jahre: frei
- Familien (2 Erw. + eigene Kinder): 22,00 Euro
- Hunde dürfen an der Leine mitgenommen werden und kosten keinen Eintritt
Reichsstadtmuseum
Das Stadtmuseum Rothenburgs ist im ehemaligen Kloster der Dominikanerinnen untergebracht. Es zeigt Kunst und Kultur der ehemaligen Reichsstadt. Wer links vom Museum durch die kleine Pforte geht, trifft auf den Klostergarten, den ehemaligen Garten des Diminikanerinnenklosters. Alte Gemäuer umgeben typische Strukuren des klösterlichen Gartens – und noch heute findet man Menschen dort, die die angenehme Ruhe im Klostergarten genießen und ein wenig vom Alltag entspannen.
Adresse
Klosterhof 5
Homepage: reichsstadtmuseum.rothenburg.de
Öffnungszeiten (Stand 2023)
- April bis Oktober: 9:30 bis 17:30 Uhr
- November bis Dezember: 13 bis 16 Uhr
- während des Weihnachtsmarktes: 10 bis 16 Uhr
- Januar bis März: 13 bis 16 Uhr
Eintrittspreise
- Erwachsene: 5,00 Euro
- Kinder bis 18 Jahre: 3,00 Euro
- Kinder unter 6 Jahre: frei
- Familien: 10,00 Euro
Burggarten
Der Name Burggarten ist etwas irreführend, denn Burgen im 12. Jahrhundert hatten keine Gärten. Eigentlich müsste es heißen: Garten anstelle der Burg. Im Jahr 1142 errichteten die Hohenstaufen hier ihre Reichsburg. Der einzige Herrscher, der die Burg tatsächlich nutzte, war König Konrad III., denn weil seine zwei Söhne früh starben, verlor die Burg schnell wieder an Bedeutung.
Bereits im Jahr 1400 zählte die Siedlung, die sich am Hang der Burg bildete, mit rund 6000 Einwohnern zu den zehn größten Städten des Heiligen Römischen Reiches. Als ein Erdbeben 1356 die Burg zerstörte, wurden die Steine zum Bau der Stadtmauer verwendet.
Etwa in der Mitte des Burggartens findet ihr die geometrische Gartenanlage aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie zeigen acht Sandsteinfiguren, die die vier Elemente und die vier Jahreszeiten darstellen. Schaut man über die Burgmauern, bietet sich ein fantastisches Panorama auf die Umgebung.
Burgtor
Das wehrhafte und trotzdem wunderschön anzuschauende Burgtor wurde um 1460 erbaut. Die westliche Toranlage ist mit dem höchsten Torturm der Stadtbefestigungsanlage ausgestattet. Auf dem wappengeschmückten Tor befindet sich eine Maske, aus deren Mundöffnung heißes Pech auf Angreifer geschüttet werden konnte.
Rothenburger Märchenzauber
Im November wird es märchenhaft in Rothenburg. Eine ganze Woche dreht sich alles um Märchen, Sagen und sagenhafte Gestalten. Kaum ein anderer Ort wäre besser geeignet, das eine oder andere Märchen wahr werden zu lassen …
Winteridylle auf dem Reiterlesmarkt
Inmitten der mittelalterlichen Kulisse zwischen Rathaus und Jakobskirche gehört der Reiterlesmarkt zu einem der romantischsten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Das Reiterle entstammt der germanischen Sagenwelt und ist mit dem Weihnachtsmann gleichzusetzen. Eine glücksbringende Gestalt, die alle Menschen mit ihrem Besuch erfreut.
Es versteht sich von selbst, dass hier in Rothenburg nicht wie in Nürnberg das Christkind, sondern das Reiterle den Weihnachtsmarkt eröffnet, um Besuchern aus aller Herren Länder eine besinnliche Adventszeit zu wünschen. Da ist es verständlich, dass es zur Weihnachtszeit vor Besuchern hier nur so wimmelt.
Anfahrt: Wie komme ich nach Rothenburg?
Von Nürnberg aus
Von Nürnberg aus fahrt ihr über die Südwesttangente Richtung Fürth/Würzburg/Bamberg, die dann in die B8 übergeht. Bei Langenzenn biegt ihr auf die St2252 Richtung Bad Windsheim. In Markterlbach wechselt ihr dann auf die B470 Richtung Rothenburg und folgt ihrem Verlauf bis Reichelshofen. Dort biegt ihr nach links Richtung Würzburg ab und erreicht Rothenburg nach etwa 7 km.
Über die A7
Auf der A7 Würzburg/Ulm nehmt ihr die Ausfahrt 108 und folgt der Beschilderung. Rothenburg liegt gleich neben der Autobahnausfahrt.
Parken
Die Einfahrt mit dem Auto innerhalb der Stadtmauern ist nicht zu empfehlen. Rings um die Stadtmauer gibt es jede Menge Großraumparkplätze, die einen Besuch der Stadt entspannt angehen lassen. Die Parkplätze sind gebührenpfichtig
- P1: Friedrich-Hörner-Weg (PKW, Motorräder)
- P2: Nördlinger Straße (PKW, Motorräder, Wohnmobile)
- P3: Schweinsdorfer Straße (PKW, Motorräder, Wohnmobile)
- P4: Galgentor (PKW, Motorräder)
- P5: Bezoldweg (PKW, Motorräder)
- Parkplatzplan Rothenburg
Fazit
Rothenburg ist nicht nur zur Winterszeit ein echter Traum. Durch die engen Gassen aus Fachwerkhäusern schlendern, schlemmen, shoppen oder auch mal ins Museum. Ein Tag ist viel zu kurz, um all die Sehenswürdigkeiten in der mittelfränkischen Märchenstadt in Ruhe genießen zu können.
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