Schneeweiß ragen seine Türmchen über den rauen Felsen empor. Es gilt das Märchenschloss schlechthin und gehört wohl zu den größten Touristenattraktionen weltweit. Die Rede ist von Schloss Neuschwanstein über Hohenschwangau. Jährlich kommen Millionen Besucher von Nah und Fern, um das Schloss König Ludwigs II. zu bewundern. Doch kaum jemand dieser vielen Touristen verirrt sich auch nur ein paar Schritte in den Wald. Dabei liegen direkt am Hohenschwangau zwei wunderschöne Bergseen, deren kristallklares, türkisfarbenes Wasser ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art darstellt. Die Rede ist vom Schwansee und dem benachbarten Alpsee.
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Naturschutzgebiet der besonderen Art: der Schwanseepark
Am Fuße der Sommerresidenz König Max II., dem Schloss Hohenschwangau, liegt der Schwanseepark. Mit dem Kalvarienberg und dem Schwarzenberg im Hintergrund ist er heute ein Kleinod, das seinesgleichen sucht. Nach der Fertigstellung von Schloss Hohenschwangau erwarb Maximilian um 1837, damals noch Kronprinz, weitere Grundstücke, um einen Schlosspark nach englischem Vorbild anlegen zu lassen.
Wandert ihr heute auf den Wegen durch den Park, wandelt ihr auf historischen Pfaden. Denn die Wege wurden bereits vor rund 160 Jahren für die edlen Damen und Herren am Hofe angelegt. Man kann es kaum glauben, aber im Schwanseepark und dem anschließenden Alpseekessel gibt es über 60 km Wanderwege, die zum Teil in bis zu sieben Etagen übereinander an den Berghängen verlaufen.
Nach dem Tod König Maximilians II. verliert der Park seine Bedeutung, bis ein weiterer Wittelsbacher Nachfahr in den 80er Jahren zum Angeln an den Schwansee kam. Als er auf den angrenzenden Wiesen vergeblich nach Enzianen suchte, veranlasst er zahlreiche Maßnahmen, um dem Park wieder seine ursprüngliche Schönheit zurückzugeben.
Durch ein Düngeverbot und veränderte Zeiten bei der Mahd konnten sich seltene Pflanzen auf den Wiesen ansiedeln. Fast 60 Arten, die auf der Roten Liste stehen, könnt ihr heute wieder im Schwanseepark finden, darunter natürlich auch Enziane und verschiedene Orchideen.
Schwansee
Abseits von Straßen und Verkehr liegt der Schwansee verborgen im Wald. Der See ist nicht sehr tief, deshalb erwärmt sich sein Wasser im Sommer schnell. Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Schwansee in eine Parklandschaft mit einbezogen. Das Besondere am Schwansee sind seine umliegenden Moore und Feuchtwiesen.
Heute wird das idyllisch gelegene Gewässer im Sommer als Badesee genutzt, allerdings ist das Baden nicht in allen Bereichen erlaubt, damit sich die Natur weiterhin unbeschadet entwickeln kann. Durch die umliegenden Berge liegt der Schwansee oft im Schatten. Perfekte Bedingungen, damit er im Winter schnell zufriert. Deshalb ist er im Weiten Umkreis bei den Schlittschuhläufern beliebt.
Bergsee-Idylle am Alpsee
Smaragdgrün leuchtet die Wasseroberfläche des Alpsees zwischen Felswänden und Wäldern im Hohenschwangau. Ein romantischer Rundweg führt um den See herum, der teilweise bis zu 62 Meter tief ist. Schon König Ludwig II hat den Alpsee oft durchschwommen und auch heute noch liegt eine Freibadeanlage an den Ufern des idyllischen Bergsees.
Im Hintergrund die Königsschlösser
Wer an den Ufern von Schwansee und Alpsee entlangwandert, bekommt von dem Trubel um die nahe gelegenen Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau in den Ammergauer Alpen nicht viel mit. Eine fast einsame Atmosphäre umgibt die stillen Seen, von den bewaldeten Berghängen hat man stets eine herrliche Sicht auf die spiegelnde Wasseroberfläche, die sich im Sonnenschein türkis färbt. Und auch die Anhöhen und Berggipfel ringsum wusste bereits die Wittelsbacher Königsfamilie zu schätzen.
Wer ihren Spuren folgt, erlebt ein vielfältiges Landschaftsbild. von der schaurigen Moorlandschaft um den Schwansee oder die steilen Berghänge am Alpsee, die immer wieder einen Blick auf die traumhaften Königsschlösser ermöglichen.
Hohenschwangau
Kronprinz Maximilian von Bayern ließ im Jahr 1832 bis 1836 die verfallene Burg Schwanstein im neugotischen Stil wieder aufbauen, die sich seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der Ritter von Schwangau befand. Die Bayerische Königsfamilie nutzte das Schloss Hohenschwangau als Sommer- und Jagdresidenz.
Auf Schloss Nymphenburg als königlicher Thronfolger der Wittelsbacher geboren, verbrachte natürlich auch Ludwig einen Großteil seiner Kindheit im Schloss Hohenschwangau. Als sein Vater, König Maximilian, nach kurzer Krankheit 1864 starb, wurde Ludwig nur einen Tag später mit nur 18 Jahren zum König gekrönt. Bis heute ist das Interieur im Schloss Hohenschwangau aus dem 19. Jahrhundert perfekt erhalten oder wurde aufwändig restauriert.
Schloss Neuschwanstein
Flankiert vom Tegelberg und dem Säuling, knapp oberhalb von Hohenschwangau thront auf einem 940 Meter hohen Felsrücken das prächtige Märchenschloss Neuschwanstein. Der strahlend weiße Prachtbau ganz in der Nähe der historischen Stadt Füssen im Allgäu ist das Schloss König Ludwigs II. in seiner spektakulären Alleinlage schon von Weitem aus sichtbar.
Unzählige Zinnen und Türmchen überragen das graue Dach, Erker und Balkone zieren die schlanke Front. Allen voran das riesige, leuchtend rote Eingangstor mit zwei Tortürmen, das die Besucher gebührend begrüßt.
Ohne ihn gäbe es das alles nicht – König Ludwig II.
Kein geringerer als der Märchenkönig Ludwig II von Bayern ist der Erbauer des einzigartigen Bauwerks im Süden Deutschlands. Trutziges oder Wehrhaftes hat dieses Schloss rein gar nichts. Es mutet eher verträumt an und entspricht wohl den Märchenbüchern, die wir aus Kindertagen kennen. Aber dafür war Ludwig II. ja auch bekannt.
Er galt als weltfremd und entrückt, zog sich lieber aus Regierungsgeschäften zurück um sich den schönen Künsten zu widmen. Mit Schloss Neuschwanstein schuf der persönliche Freund Richard Wagners eine Art bewohnbarer Theaterkulisse, in der er residieren konnte. Nach einer ungewöhnlich langen Bauzeit von 17 Jahren und Baukosten, die ins Unermessliche stiegen, wurde der Prachtbau schließlich 1886 fertiggestellt.
Doch sein Traum währte nicht sehr lange. Denn noch im selben Jahr plante man einen Komplott gegen ihn. Im Juni 1886 wurde er für regierungsunfähig erklärt, entmündigt und auf Schloss Neuschwanstein festgenommen. Man brachte ihn zu einem Domizil am Starnberger See. Nur einen Tag später, am Pfingstsonntag, starb der König durch Ertrinken im Starnberger See. Offizielle Meldungen berichteten von Selbstmord. Bis heute halten sich jedoch Gerüchte, dass es sich um einen gezielten Mord gehandelt haben soll.
Heute befindet sich das Schloss Neuschwanstein im Besitz des Freistaates Bayern. Nach einer aufwändigen Sanierung durch die Bayerische Schlösserverwaltung von 2000 bis 2013 zählt das Märchenschloss heute rund 1,5 Millionen Besucher jährlich. Eine Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich, dabei habt ihr 165 Treppenstufen aufwärts und 181 Stufen abwärts zu bewältigen.
Öffnungszeiten Schlösser
- Sommer (April bis Mitte Oktober): 9:00 bis 18:00 Uhr
- Winter (16.10. bis 31.03.): 9:00 bis 15:00 Uhr
Öffnungszeiten Museum Bayerischer Könige
- ganzjährig 9:00 bis 17:00 Uhr
An Weihnachten und Silvester/Neujahr sind die Schlösser und das Museum teils geschlossen.
- Neuschwanstein: 24., 25. und 31. Dezember, 1. Januar
- Hohenschwangau: 24. Dezember und 1. Januar
- Museum: 24. und 25. Dezember, 1. Januar
Eintrittskarten
Die Eintrittskarten für das Schloss Neuschwanstein sind ausschließlich am Ticket-Center Neuschwanstein und nur am Besuchstag erhältlich. Adresse: Alpseestraße 12, 87645 Hohenschwangau
Homepage: ticket-center-hohenschwangau.de
Es kann in der Hochsaison passieren, dass die Tickets für einen Tag bereits ausverkauft sind. Wer sichergehen möchte, auch tatsächlich an einer Führung teilzunehmen, sollte im Voraus online reservieren. Bedenkt bitte, dass es vom Ticket-Center bis zum Schloss noch etwa 30 Minuten Fußweg sind.
Eintrittspreise
- Erwachsene Neuschwanstein: 15,00 Euro
- Erwachsene Hohenschwangau: 21,00 Euro
- Erwachsene Museum: 14,00 Euro
- Kombiticket für beide Schlösser erhältlich
- Kinder unter 7 Neuschwanstein und Museum (in Begleitung Erwachsener): frei
- Kinder ab 7 Jahre Hohenschwangau: 11,00 Euro
- Audio-Guide inklusive
- Dauer der Führung: etwa 35 Minuten
- kein Zutritt für Hunde
- keine Besichtigung mit Kinderwagen möglich
Möchtet ihr beide Schlösser und auch das Museum der Bayerischen Könige besuchen, ist ein Kombi-Ticket erhältlich.
Aktuelles: Ab 2020 ist es möglich, die Tickets auch online zu erwerben (zum Ausdrucken oder Laden aufs Smartphone). Dafür fallen pro Person Gebühren von 2,50 Euro an.
Rundwanderung um den Schwansee und Alpsee
Abseits des hektischen Treibens rund um die Königsschlösser führt euch die landschaftlich sehr reizvolle Rundwanderung um den Schwansee und den nahe gelegenen Alpsee im Schwangau. Der erste Frost des Jahres begleitet mich kurz nach Sonnenaufgang, keine Menschenseele ist außer mir unterwegs. Das einzige Auto auf dem Parkplatz ist mit einer dicken Schicht Raureif überzogen und steht wohl schon mindestens seit gestern hier.
Wegbeschreibung
Startpunkt der Wanderung ist der Wanderparkplatz am Schwansee, nur rund 500 Meter Luftlinie vom Schloss Neuschwanstein entfernt. In weniger als fünf Gehminuten ist das Ufer des Schwansees erreicht. An den Seerosen am Steg sind noch ein paar vereinzelte Blüten erkennbar, sonst scheint die Zeit im sanften Morgennebel stehen geblieben zu sein.
Es geht am Ufer rechts am See entlang, ein Stückchen in den Wald hinein. Kurz hinter dem Schwansee geht es auf dem Fischersteig über den Bergrücken zum Alpsee, den wir einmal komplett umrunden. Geht ihr links herum, kommt ihr nach wenigen Hundert Meter zum Schloss Hohenschwangau. Haltet ihr euch rechts, geht es zunächst oben auf der Bergflanke entlang zur Aussichtsplattform über den Alpsee.
Im Hintergrund blinzelt das eigentliche Juwel hinter den Wolken hervor, Schloss Neuschwanstein, unser schöner, stiller Begleiter während der gesamten Tour. Die Schlösser hinter uns lassend geht es auf halber Höhe an der Bergflanke entlang über Stock und Stein um den Alpsee herum. Nach dem Mariendenkmal führt der Wanderweg nahe am Ufer des Sees entlang, bis ihr schließlich das Schloss Hohenschwangau erreicht.
Hier lohnt eine Besichtigung oder zumindest eine kleine Pause, bevor es weiter am See entlang bis zum Fischersteig geht, der euch diesmal nach unten führt. Unten angekommen haltet ihr euch rechts am See entlang. Am Steg geht es rechts zurück zum Parkplatz.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz am Schwansee, Königssträßchen in Alterschrofen
- Markierung: Schwanseerundweg, Fischersteig, Alpseerundweg
- Länge: 10,3 km
- Dauer: 2,5 bis 3 Stunden (ohne Pausen)
- Schwierigkeit: mittel (keine ungesicherten Stellen oder Kletterpassagen)
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 582 m
- Abstieg: 578 m
- Schwierigkeitsgrad: mittel (Fischersteig und Pfad am Nordufer Alpsee teilweise etwas steil)
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundwanderung-Alpsee-Karte
- DOWNLOAD Wegbeschreibung: Rundwanderung-Alpsee-Beschreibung.pdf
GPX-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Leuchtspur über dem Hohenschwangau – Meteorit Neuschwanstein
Am Abend des 6. April 2002 bot sich im Süden Deutschlands ein unheimliches Schauspiel: Ein Feuerball raste über den Nachthimmel zwischen Tirol und Bayern. Mit lautem Grollen fielen nur Minuten später mehrere Meteoriten auf die Erde – und trafen um ein Haar das Schloss Neuschwanstein. Der Meteorit, der kurzerhand auf den Namen des Schlosses getauft wurde, hat bei uns Seltenheitswert. Forscher schätzen den Brocken, der in die Erdatmosphäre eindrang, auf ursprünglich 300 Kilogramm. Glücklicherweise brach er vor seinem Aufschlag in mehrere Bruchstücke auseinander.
Parkplatz
Ein kostenpflichtiger Parkplatz befindet sich in der Nähe des Schlosses Hohenschwangau. Wir starten unsere Tour vom Wanderparkplatz Am Königsschlösschen in Alterschrofen, der übrigens nichts kostet. Wer hier noch einen freien Platz ergattern möchte, muss allerdings früh aufstehen.
Bayerische Schlösserverwaltung
Beide Schlösser und auch der Schwanseepark befinden sich im Besitz und unter der Verwaltung der Bayerischen Verwaltung für staatliche Schlösser, Gärten und Seen. © Bayerische Schlösserverwaltung. Wenn ihr auf der Suche nach weiteren tollen Sehenswürdigkeiten in Bayern seid, schaut doch einfach mal auf den Seiten vorbei!
Fazit
Herrlich idyllisch und fast abgeschieden liegen die beiden glasklaren Seen im Hohenschwangau. Beide Seen präsentieren sich vollkommen unterschiedlich und sind beide eine Reise wert. Wer mag, kann auch nur den Schwansee oder den Alpsee umrunden. Wer die Königsschlösser besichtigt hat, sollte unbedingt den Rundweg mit einplanen. Wenn ihr nicht mit den Massen ins Schloss wollt, wählt ihr am besten einen Tag unter der Woche und außerhalb der Ferienzeiten. Ansonsten ist die erste Führung am Tag oder die Mittagszeit zu empfehlen, da ist dann zumindest etwas weniger los. Schon einhundert Meter hinter den Schlössern ist es nahezu menschenleer, denn die vielen Königshäuser-Besucher wollen meist nicht weit zu Fuß gehen. Umso besser für alle, die die Natur ohne großen Andrang genießen möchten.
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