Etwa 30 Kilometer östlich von Nürnberg ragt ein markanter Berg über die sanften Hügel der Mittleren Frankenalb hinaus. Zu Füßen der Houbirg leuchtet das Blau des Happurger Stausees und verspricht ein echtes Urlaubsgefühl. Oben lockt der Hohle Fels und das Steinerne Gässl. Orte voller Zauber und Magie. Kein Wunder, dass die Gegend in der Hersbrucker Schweiz zu den beliebtesten Ausflugszielen in Mittelfranken gehört.
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Houbirg – ein seltsamer Name
Seinen Namen erhielt der Berg und auch die heutige Ortschaft Happurg nicht – wie vielleicht naheliegend – aus dem fränkischen oder auch oberpfälzer Dialekt, sondern von einer vorgeschichtlichen Höhensiedlung. In Houbirg versteckt sich das Wort Bürg beziehungsweise Birg, was so viel bedeutet wie: sich zur Verteidigung auf den Berg zurückziehen.
Diese Bezeichnung finden wir in Franken häufig bei verfallenen Befestigungsanlagen aus frühgeschichtlicher Zeit, wie beispielsweise bei der Ehrenbürg oder auch Leinbürg, heute als Moritzberg bekannt. Der erste Teil des Namens, Hou, leitet sich von Hag ab, einem germanischen Begriff für Umzäunung im Sinne von Schutz.
Die Kelten auf der Houbirg
Wandert man heute auf das Gipfelplateau der Houbirg, kann man kaum glauben, dass der Berg bereits in der Bronzezeit, also vor rund 3.500 Jahren, von Menschen besiedelt war. Die strategisch günstige Lage trug dann dann Jahrhunderte später dazu bei, dass sich hier die Kelten niederließen.
Wer hätte gedacht, dass hier im heutigen Nürnberger Land eine der größten keltischen Höhensiedlungen in Süddeutschland ansässig war? Die beeindruckende Befestigungsanlage enthielt einen Ringwall von über vier Kilometern Länge und umfasste ein Areal von knapp einem Quadratkilometer. Damit entspricht sie in ihrer Größe in etwa der Altstadt von Nürnberg.
Wer jetzt aber glaubt, dass hier eine pompöse Keltenstadt gestanden hat, der irrt. Zwar war die Siedlung dauerhaft bewohnt, das geschützte Areal enthielt jedoch noch ausreichend Fläche, damit bei drohender Gefahr noch jede Menge Flüchtlinge aus dem Tal Platz hatten. Die Wehranlage gehört damit also zu den sogenannten Fliehburgen.
Baumeister der Frühgeschichte
Für den Bau einer Wehranlage gab es schon in frühgeschichtlichen Zeiten feste Regeln. Wichtigster Bestandteil war dabei natürlich eine wehrhafte Mauer ringsum, die hier auf der Houbirg jedoch leider nahezu völlig eingestürzt ist. Diese Mauer bestand aus einem mit Steinen und Erde gefüllten Mauerwerk, das mit einer Holzkonstruktion zusammengehalten wurde.
Dort, wo die Hänge sehr flach waren – und die Mauer damit besser angreifbar – wurde die Mauer auch verdoppelt. An der Außenseite wurde immer ein Graben angelegt. Hier an der Houbirg sind drei Seiten des Berges durch Steilabfälle natürlich gesichert. Lediglich die Ostseite war stark gefährdet und musste mit einer 18 Meter hohen Mauer mit Wällen und Gräben abgesichert werden.
In der wehrhaften keltischen Anlage durfte natürlich auch eine Wasserstelle nicht fehlen. Bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es auf der Houbirg eine flache Mulde, in die oberflächennahes Bodenwasser sickerte und dort stehen blieb. Sie stellte sogar in trockenen Sommern eine zuverlässige Wasserquelle für die Bewohner der Keltensiedlung dar, bis sie schließlich – vor nicht einmal einhundert Jahren – nahezu komplett austrocknete.
Besonders anfällig bei einer solchen Anlage waren natürlich die Tore, deshalb wurden sie meist an schwerer zugänglichen Stellen wie Geländeböschungen und dergleichen angelegt. Das Haupttor auf der Houbirg zeichnet sich durch eine Torgasse aus, bei der die Wallenden seitlich versetzt wurden und damit eine Gasse bilden.
Das Haupttor im Ostwall war auch der Zugang für Wagen. Ihre Blütezeit hatte die Houbirg rund 500 v. Chr. in der frühen Keltenzeit. Man vermutet, dass das Oppidum gegen 300 v. Chr. dann aufgegeben wurde, da diese dem zunehmenden Druck der Germanen nachgeben mussten.
Die Germanen auf der Houbirg
Um 400 n. Chr. wurde das Bergplateau von den Germanen wiederbesiedelt, wie einige Funde belegen. Dazu gehören Glasperlen und eine spätrömische Gürtelgarnitur aus dieser Zeit. Die germanische Siedlung hielt jedoch nicht besonders lange.
Hohler Fels auf der Houbirg
Direkt unterhalb des Aussichtspunkts auf den Happurger Stausee gelangt man auf einem steil abfallenden Pfad zum Hohlen Fels. Eigentlich ist der Hohle Fels eine Karsthöhle mit dazugehörigem Felsmassiv, inzwischen aber stark verwittert. Von einem Vorplatz könnt ihr in die Höhle, die von einem einzelnen Felsfinger im Hintergrund flankiert wird, hineinsehen. Bei Grabungen Anfang des 20. Jahrhunderts fand man in der Höhle – wie übrigens typisch für die Höhlen in der Fränkischen Schweiz – Knochen von Höhlenbär, Wildpferd und Wollnashorn.
Besonders spektakulär ist die vor dem Hohlen Fels liegende Naturbrücke, ein schmales, torförmig geformtes Segment mit zwei Öffnungen, die durch eine Säule aus Gestein getrennt sind. Wen wundert es da, dass der Hohle Fels zu den schönsten Geotopen in Bayern zählt.
Der Happurger See und ein stillgelegtes Kraftwerk
Dass der Happurger Stausee kein natürlicher See ist, darauf weist bereits sein Name hin. Anders als die Seen im Fränkischen Seenland, die zur Wasserspeicherung dienen, ist der Happurger Stausee zur Elektrizitätsgewinnung angelegt worden. 1958 konnte das Pumpspeicherkraftwerk des Fränkischen Überlandwerkes den ersten Strom aus Wasserkraft erzeugen, später wurde es von E.ON und Uniper übernommen.
Da es aber irgendwann zu Wassereinbrüchen kam, ist das Kraftwerk seit 2011 außer Betrieb. Ob es jemals wieder Energie liefern wird, ist unklar, denn die Sanierungsarbeiten werden seit Jahren immer wieder verschoben.
Mit einem halben Quadratkilometer Fläche und einer maximalen Tiefe von 11 Metern ist der Stausee etwa mit der Größe des Kleinen Rothsees zu vergleichen. Beliebt ist der Happurger Stausee als Ausflugs- und Badeziel für Urlauber und Einheimische gleichermaßen. Am Westufer, direkt von der St2236 aus zu erreichen, befindet sich ein Restaurant mit Sonnenterrasse, davor ein Badestrand mit Kinderspielplatz.
Das vergessene Grauen auf dem Grund des Happurger Stausees
Was viele nicht wissen, ist, dass sich im Bereich des heutigen Stausees ein nicht ganz vollendetes Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg befand. Damit wollte man im Herbst 1944 das bereits bestehende Lager in Hersbruck erweitern und die Häftlinge für die Errichtung des Doggerstollens in der Houbirg einsetzen.
Doggerwerk Houbirg Happurg
Am Rande von Hersbruck, da wo es sich heute sehr angenehm wohnen lässt, war vor nicht einmal 80 Jahren ein Konzentrationslager. Weder von den Baracken, dem Lager ist heute noch irgendetwas zu sehen. Hier in der lieblichen Hersbrucker Schweiz, wo heute Ausflügler aus Happurg, Lauf, Hersbruck oder Urlauber ihre Freizeit und einen tollen Tag genießen, zwangen die Nationalsozialisten 9000 Menschen zu Schwerstarbeit. Die Häftlinge sollten einen Stollen in das Bergmassiv der Houbirg graben, um in Kriegszeiten die BMW Flugzeugmotorenfabrik versteckt vor feindlichen Truppen unterzubringen.
Verdrängt und fast vergessen: das KZ bei Hersbruck
Die Hälfte der Menschen überlebte die Tortur nicht. Dabei existierte das zweitgrößte Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg nicht einmal besonders lange: von Juli 1944 an nur ein Dreivierteljahr. Man kann sich kaum vorstellen, wie katastrophal die Zustände waren. 4000 Häftlinge starben an Hunger, der harten Arbeit und vielleicht auch an Verzweiflung.
Der Rüstungsbetrieb im Bauch der Houbirg wurde niemals aufgenommen, die Stollen niemals fertiggestellt. Die gitterförmig angelegte Anlage im Inneren der Houbirg ist bis zu sechs Meter hoch, sieben Meter breit. Bis zum Einmarsch der Amerikaner hatten die KZ-Häftlinge eine Gesamtlänge von mehr als vier Kilometer geschafft.
Und weil die Stollen nur zum Teil mit Beton ausgekleidet wurden, ist sie nun akut einsturzgefährdet. Die Eingänge der Stollen liegen verborgen im Wald. Der Stollen selbst: zugemauert, zugeschüttet, nicht mehr zugänglich. Verdrängt und vergessen. Bis ein Dokumentationsort entstand. Seit 2016 erinnert eine Gedenkstätte an das Grauen, an den Tod hier mitten unter uns.
Steinernes Gässl
Auf der dem Happurger Stausee zugewandten Seite der Houbirg befinden sich weitläufige Geröllfelder mit einer ganz eigenen, fast alpinen Flora und Fauna. Mitten hindurch führt das sogenannte Steinerne Gässl oder auch Gassl. An sonnigen Tagen heizen sich die Bruchsteine extrem auf.
Während es unter dem dichten Blätterdach des Waldes noch schön schattig und kühl ist, fühlt man sich hier bereits um halb neun in der früh wie in der Wüste. Die Vegetation ist spärlich. Einzelne verkrüppelte Kiefern knarzen in der sanften Brise, zwischen den Steinen wachsen kleine, dickfleischige Sukkulenten, die im Frühsommer blühen. Auf dem Steinernen Gässl fühlt sich die seltene Ödlandschrecke wohl, die nur in Trockenrasen und steinigen, warmen Regionen vorkommt.
Geologischer Rundweg Happurg – Frankenalb: GeO
Direkt an der in Stein eingefasste Quelle am Ende des Steinernen Gässl treffen wir auf den Geologischen Rundweg. Eigentlich beginnt der Lehrpfad direkt in Happurg und endet dort auch wieder, wir laufen nur ein gutes Stück auf seinen schmalen, teils sehr steilen und überwucherten Pfaden auf die Nordseite der Houbirg herum. Der gesamte GeO-Pfad ist etwa sechs Kilometer lang und sicherlich einmal einen eigenen Ausflug wert. Auf dem Weg befinden sich 11 Tafeln zur geologischen und kulturellen Geschichte der Happurger und Hersbrucker Region.
Rundweg um die Houbirg zum Hohlen Stein
Wegbeschreibung
Wir starten unsere Tour auf dem Wanderparkplatz Reckenberg und folgen der Markierung Rotpunkt (Peter-Schoener-Weg) bis zum Aussichtspunkt oberhalb des Hohlen Felsens an der Abbruchkante der Houbirg. Von hier aus geht es ein kleines Stückchen über Stufen wieder zurück, dann steil den Hang hinab zur Naturbrücke am Hohlen Fels. Wieder ein Stückchen zurück geht es weiter steil bergab, bis wir rechts auf die Beschilderung mit der 3 auf grünem Grund treffen. Diesem Weg folgen wir und gelangen auf das Steinerne Gassl, das sich über die gesamte Bergflanke zieht.
Wieder im Wald treffen wir bald auf eine mit Steinen umrahmte Quelle, hinter der der geologische Lehrpfad weiter geradeaus führt. Lasst euch nicht von dem überwucherten Weg irritieren, schon nach wenigen Metern treffen wir auf die erste Infotafel. Wir folgen dem Geopfad, der uns auf teilweise abenteuerlichen Windungen zu einer Sandsteinschlucht, in deren Kurve es steil den Berg hinauf geht. Oben halten wir uns auf dem breiten Waldweg nach recht, an der nächsten Abzweigung links.
Wir folgen weiter dem breiten Forstweg, an der nächsten T-Kreuzung geht es nach rechts. Nach einigen Hundert Metern zweigen wir nach rechts von dem breiten Weg ab und halten uns auf der Beschilderung mit dem grünen Punkt über den Bergrücken. Rechts und links fallen die Hänge neben dem Wanderweg stark nach unten ab.
An der nächsten Kreuzung wenden wir uns links, dann rechts und folgen dem 1000-Höhenmeter-Wanderweg zurück zum Parkplatz.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz in Reckenberg
- Länge: 7 km
- Dauer: 2 bis 2,5 Stunden
- Markierung: Rotpunkt, 3 auf grünem Grund, GeO-Pfad, Grünpunkt, 1000 Höhenmeter
- Anstieg: 402 m
- Abstieg: 398 m
- Schwierigkeitsgrad: mittel, bei Nässe schwierig
- bei Schnee nicht begehbar
- Kinderwagen-/Buggy-geeignet: nein
- DOWNLOAD KARTE ALS PDF: Rundweg-Houbirg-Karte.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Auf dem Rundweg gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Ihr könnt aber einen kleinen Abstecher zum Happurger Stausee machen, dort ist auf der gegenüberliegenden Seite die Gaststätte Seeterrassen mit herrlichem Ausblick über den See. In Happurg selbst gibt es ein paar weitere Lokale:
- Glücksmühle, Obere Mühlstr. 3
- Pizzeria Romantica, Schöffenstr. 1
- Bayerischer Hof, Förrenbacher Str. 1
Anfahrt: Wie komme ich zur Houbirg?
Wenn ihr über die A9 Nürnberg – Berlin kommt, nehmt ihr die Abfahrt 49 Richtung Sulzbach-Rosenberg/Hersbruck und haltet euch auf der B14. Nach knappen 8 km kommt ihr an einen Kreisverkehr, den ihr an der ersten Ausfahrt (Sulzbach-Rosenberg) verlasst. Nach 9 km biegt ihr in Pommelsbrunn rechts nach Arzlohe ab. Wir unterqueren die Eisenbahnschienen und halten uns auf dem schmalen Weg bis Arzlohe. In Arzlohe ist Reckenberg ausgeschildert. Die Straße ist sehr schmal und maximal mit einem Pkw befahrbar (nicht für Wohnmobile oder andere größere Fahrzeuge geeignet). Der Wanderparkplatz liegt auf der rechten Seite direkt hinter einem Picknick-Häuschen aus Holz.
Parken
Wir haben den Wanderparkplatz Reckenberg angesteuert, weil die Route weitestgehend von den üblichen Touristenansammlungen entfernt liegt. Da der Parkplatz jedoch recht klein ist (vielleich für 5 bis 7 Autos), kann es aber auch hier am Wochenende zu Engpässen kommen.
Weitere Parkplätze findet ihr:
- am Kraftwerk Happurger Stausee (Abzweig in der Kurve Hauptstraße Happurg)
- an der Gaststätte Seehaus/Seeterrassen (St.2236)
- Parkplatz am Ortseingang Förrenbach (St2236/Thalheimer Str.), kostenpflichtig
Fazit
Die Houbirg bei Happurg ist gut mit Wanderwegen durchzogen, ihr könnt also jederzeit eure Route abändern und noch das eine oder andere Highlight zusätzlich integrieren. Allerdings gibt es nur sehr wenige breite Forststraßen. Die meisten Wege sind sehr schmal, manchmal auch extrem steil und oft völlig überwuchert. Wundert euch also nicht, wenn die Wegführung nicht immer ganz so einfach zu erkennen ist.
WoW, was für eine Beschreibung, was für Bilder, die Hintergrundinfos…
Ich bin einfach überweltigt❣️
Danke sagen klingt so banal, berücksichtigt man was für Arbeit darin steckt
und doch ist es das Mindeste, was man hier lassen sollte!
DANKE