Versteckt auf einer Bergkuppe mitten im Nirgendwo liegt die Ruine Raueneck am Rande des Naturparks Haßberge bei Vorbach, einem Ortsteil von Ebern im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Ein schmaler Weg führt hinauf auf das weite Plateau mit der hervorragend sanierten Anlage, die immer noch das Flair des Mittelalters versprüht.
Die Entstehung
Die Geschichte der Burg Raueneck ist eng mit der Burg Bramberg verbunden. Ende des 12. Jahrhunderts begannen die reich begüterten und einflussreichen Nachfahren der Herren von Bramberg mit der Errichtung der wehrhaften Anlage auf dem Bergsporn. 1168 wurde die Burg Bramberg durch den kaiserlichen Befehl König Friedrichs I. zerstört und die Adelsfamilie musste sich einen neuen Stammsitz suchen.
Es dauerte nicht lange, da übergab der Edelfreie Ludwig von Ruheneke die Hälfte der Burg dem Bischof von Würzburg zum Lehen. Ob das so ganz freiwillig geschah, ist nicht bekannt. Der Bischof besetzte seine Burghälfte mit einem Vogt. Nach dem Aussterben des Geschlechts von Rauhenberg übernahm das Hochstift Würzburg wohl die gesamte Anlage und setzte dort auch weiterhin Vögte und Burgmannen ein.
Mitte des 14. Jahrhunderts übernahmen das Ministerialengeschlecht der Marschalks Raueneck. Inzwischen war die Anlage zu einer Ganerbenburg, also einer Mehrfamilienburg, geworden. Da Dietz Marschalk einen kompletten Umbau plante, kaufte er den Erben ihre Anteile kurzerhand ab und nahm richtig viel Geld in die Hand, um die Burg nach seinen Vorstellungen umzugestalten.
Das Ende
1560 vereinigte das Bistum Würzburg die beiden Ämter Rauheneck und Bramberg zu einem Doppelamt, das im 17. Jahrhundert dann in die nahe Amtsstadt Ebern verlegt wurde. Der letzte Burgherr war der Amtmann Liborius Friedrich von Hausstein, der 1865 die Höhenburg räumte und seinen neuen Amtssitz in Ebern bezog.
Zwar wurde die Anlage noch einige Zeit instantgehalten, 1720 galt sie jedoch unwiederbringlich als verlassen und aufgegeben. Seit 1829 gehört die Burg den Freiherren von Rotenhan, die allerdings auch keine Mühen in die marode Anlage steckte, sodass diese zunehmend verfiel.
Aufbau der Burganlage
Einst nahm wohl die Burg eine beträchtliche Fläche auf dem 428 Meter hohen Plateau des Haubeberges ein. Das ist vor allem den Um- und Ausbauten der Würzburger Ministerialen im 14. und 15. Jahrhunderts nach dem Aussterben der Rauenecks zu verdanken. Allerdings ist heute von der weitläufigen Anlage nicht mehr viel erhalten. Vom ehemaligen Palas zeugen nur noch eine Mauerecke sowie Reste von Reliefs und Friesen.
Die Steine im mächtigen Schutthügel waren einst zu einem stattlichen quadratischen Bergfried zusammengesetzt. Im nördlichen Eck der Anlage befand sich der Wohnturm aus den Jahren nach 1378. Im 15. Jahrhundert baute man an den Wohnturm eine Kapelle an. Bedeutend war auch der Zwinger, der um 1430 mit seinen Schalentürmen, dem Zisternenturm und den zwei wehrhaften Erkern an der Ostseite, die an ebenerdiges Gelände angrenzt und deshalb zusätzlichen Schutz benötigte.
Die ebenerdige Seite wurde zusätzlich durch einen mächtigen Halsgraben geschützt, dessen Innenseite mit einer hohen Ringmauer inklusive Schießscharten befestigt war. Zu dieser Wehranlage gehörten auch zwei Rundtürme auf der Rückseite der Burg. Zusammen mit dem Zwinger entstand so ein doppelter Mauerring.
Im 16. Jahrhundert gestaltete man den nördlichen Wohntrakt um und baute große Sprossenfenster ein, die es vormals in dieser Form in Burgen nicht gab. In diesem Zug wurde auch der Zugang auf die Nordseite und errichtete eine steinerne Brücke mit Wächterstube. Die Verlegung des Eingangs hatte zur Folge, dass die Vorburg im Süden ihren Zweck nicht mehr erfüllte. Und so wurde auch sie auf das Plateau auf der Nordseite verlegt. Anstelle der alten Vorburg wurde eine Zehntscheune errichtet, das ist ein Lagerhaus, in dem die Naturalsteuer, also der Zehnt, aufbewahrt wurde.
Die Burg Raueneck heute
Nach der Jahrtausendwende gelang es dem Landkreis Haßberge, das Areal mitsamt der Burg zu pachten. 2006 begannen nach archäologischen Grabungen die Sicherung und Sanierung der alten Gemäuer, sodass die Ruine heute wieder nach einer umfangreichen Instantsetzung in den Jahren 2018 und 2019 für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist.
Die Ruine liegt versteckt zwischen den Bäumen, Büsche versperren die Sicht und verleihen Raueneck heute eine wildromantische Aura. Historisch betrachtet gehört dieser Bewuchs jedoch nicht hierher. Burgen mussten als Herrschersitz und Machtsymbol schon von Weitem sichtbar sein, um ihre eindrucksvolle Wirkung voll zu entwickeln. Da durfte rein gar nichts die Sicht blockieren, nicht einmal ein einzelner Baum. Außerdem stellten Gehölze in der Nähe der Burg ein nicht unerhebliches Risiko dar. Schlug womöglich ein Blitz in den Baum ein, konnte die Burg niederbrennen.
Neu entdeckter Küchentrakt
Bei einer Lehrgrabung im Jahr 2006 wurde ein Küchentrakt mit Pflastersteinen auf dem Boden sowie einem Ausgussstein freigelegt.
Öffnungszeiten
- jederzeit zugänglich
Eintrittspreis
- kostenlos
Die Brunnennixe von Raueneck
Um die düsteren Gemäuer ranken viele Sagen und Legenden, die von versunkenen Goldschätzen berichten. Eine davon handelt von der Brunnennixe von Raueneck:
Auf der Westseite der Burg liegt eine Felsenquelle. In ihr soll einst eine Wassernixe gelebt haben. Und weil diese Nixe Kinder so sehr mochte, freute sie sich unbändig, als die Frau des Ritters von Raueneck nach vielen kinderlosen Jahren endlich einen kleinen Sohn gebar. Sie besuchte Mutter und Kind häufig, brachte Geschenke aus Gold und Silber mit. So dauerte es nicht lange, bis der kleine Knabe zum reichsten Ritter der Gegend wurde.
Die Nixe mahnte den Ritter jedoch, mit seinen Schätzen stets die Armen und Bedürftigen zu unterstützen. Doch dieser hörte nicht auf die Nixe und entwickelte sich zu einem hartherzigen Geizhals, der auf seiner Burg einen hohen Turm errichtete, in dem er alle seine Schätze einschloss. Seinen Untertanen führte er mit harter Hand, oft sogar mit Grausamkeit, die Armen vertrieb er aus seinem Reich.
Oft hörte die Nixe die Klagen der Menschen über ihren Herrn. Aber weil ihr Herz mütterlich an dem jungen Ritter hing, schenkte sie dem Gerede lange Zeit keinen Glauben. Irgendwann entschloss sie sich, als Bettlerin verkleidet, selbst einmal um Almosen zu betteln. Der Ritter erkannte die Nixe nicht, wurde wütend und ließ die Hunde auf sie hetzen.
Enttäuscht und wütend verfluchte die Wassernixe ihren Schützling. Da tat sich unter großem Getöse die Erde auf und verschlang den Turm mitsamt seinen Schätzen.
Deutscher Burgenwinkel
Im 12. Jahrhundert entstanden in Deutschland unzählige Burgen. Die Haßberge gelten als Deutscher Burgenwinkel. Auf engstem Raum tummeln sich hier auf fast jedem Gipfel der hügeligen Landschaft uralte Gemäuer. Viele der verfallenen Ruinen wurden in den letzten Jahren vorbildlich erschlossen und gesichert. Heute bietet der Deutsche Burgenwinkel mit über 20 Schlössern, Burgen und Ruinen ein besonderes kulturhistorisches Erlebnis.
Zu ihnen gehören unter anderem die Burg Altenstein, bei der sich auch das Informationszentrum befindet, die Burgruine Lichtenstein, die Burgruine Rotenhan und die Burgruine Bramberg.
Wanderung auf den Haubeberg zur Ruine Raueneck
Die Besichtigung der Burganlage ist mit einer kurzen Wanderung verbunden. Vom Parkplatz hinter Vorberg aus ist der Weg gut ausgeschildert. Ihr überquert ihr die Straße und geht den Feld- und Waldweg einfach immer geradeaus. Nach einer Rechtskurve kurz vor dem Gipfelplateu erreicht ihr die Burgruine Raueneck. Zurück geht es auf demselben Weg wieder talwärts bis zum Rastplatz.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Rastplatz hinter Vorberg
- Markierung: Wegweiser Ruine Raueneck oder grüne Burg
- Länge: 2,5 km
- Dauer: 45 Min. plus Besichtigung Burg
- Schwierigkeit: mäßig
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja
- Aufstieg: 80 m
- DOWNLOAD Wanderkarte als pdf: Raueneck-Karte.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
- DOWNLOAD GPX-Daten: Raueneck.gpx
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Auf dem Weg gibt es leider keine Möglichkeit zur Einkehr. Wenn ihr etwas essen oder trinken möchtet, müsst ihr euch ein wenig Proviant mitnehmen. Im Anschluss an die kleine Wanderung und die Burgbesichtigung empfiehlt sich eine gepflegte Brotzeit oder warme Mahlzeit in einem der angrenzenden Ortschaften. In Vorbach ist leider kein Gasthaus vorhanden. Auf dem Rückweg Richtung Autobahn gibt es jedoch jede Menge Restaurants und Gaststätten: Von gutbürgerlicher und fränkischer Küche bis zu mexikanischen oder asiatischen Gerichten. Am besten informiert ihr euch schon im Vorfeld. Ein paar Vorschläge von uns liegen auf dem Weg:
Unterpreppach
- Kaisers Kneipe – Breitenbachstr. 14
Ebern
- Gasthaus zum Stad´l -Restaurant und Biergarten, Im Frauengrund 3
- Bei Beppo in Ebern – Restaurant und Biergarten, Sandhof 1
und natürlich jede Menge weiterer Gaststätten und Restaurants in Ebern.
Anfahrt
Wenn ihr über die A73 Nürnberg/Suhl anreist, nehmt ihr die Ausfahrt 19 Breitengrüßbach/Ebern und fahrt auf der B279 weiter nach Ebern. In Ebern geht es links auf die St 2278. Nach Unterpreppach biegt ihr rechts nach Vorbach ab. Auf der Vorbacher Straße geht es durch den Ort hindurch.
Parken
Etwa 800 Meter hinter Vorbach liegt auf der linken Straßenseite ein kleiner Rastplatz, auf dem ihr euer Auto abstellen könnt. Bis zur Ruine Raueneck kommt ihr nur zu Fuß. Der Parkplatz ist nicht allzu groß und an Wochenenden oder in den Ferien kann es dort schon einmal voll werden.
Fazit
Auch wenn leider nicht mehr alles von der Burgruine Raueneck zu sehen ist, so bekommt man doch einen guten Eindruck von den ehemaligen Wehrgebäuden. Inzwischen ist die Anlage soweit saniert, dass sie gefahrlos betreten werden kann. Allerdings solltet ihr auf keinen Fall über irgendwelche Absperrungen klettern, vor allem in den Gewölbekellern kann es gefährlich werden. Heute hat die Anlage einen sehr romantisches Flair, überall wachsen Gräser und Büsche, auf den Mauern trockenheitsliebende Pflanzen. Und wenn ihr an einem sonnigen Tag da seid, könnt ihr bestimmt auch die eine oder andere Eidechse beobachten, die sich auf den warmen Steinen sonnt. Es empfiehlt sich, etwas zu essen und zu trinken mitzunehmen, denn oben auf dem Plateau lässt es sich herrlich picknicken.