Zu den absoluten Highlights vor den Toren von Bayreuth zählt sicherlich die Eremitage. Zwei Atemberaubende Schlösser inmitten einer riesigen, aber dennoch intimen Parkanlage mit künstlichen Ruinen, verschlungenen Pfaden, Grotten und Wasserspielen. Wer einmal hier war, versteht, warum die Eremitage im oberfränkischen Bayreuth noch heute eine Sonderstellung in der Gartenkunst des 18. Jahrhunderts einnimmt.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Höfische Einsiedelei in Bayreuth
Im 16. Jahrhundert kommen Einsiedeleien oder Eremitagen bei Hofe groß in Mode. Teilweise dienen sie als Rückzugsort für Gebete oder auch das Studium geistiger oder religiöser Schriften, zum Teil auch für die weltliche Besinnung. Rückzug von Alltag, um an einem abgeschiedenen Ort zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen, über Probleme in einer entspannten Atmosphäre nachzudenken oder einfach nur wieder zu sich selbst zu finden.
Das ist heute übrigens auch wieder sehr angesagt. Nicht jeder geht dafür gleich in ein Kloster oder wird Einsiedler. Gläubige Menschen nutzen dafür eine Wallfahrt, andere eine Wanderung auf dem Jakobsweg oder einfach nur Joga und Meditation.
DIE GESCHICHTE DER EREMITAGE:
Vom Waldstück am Rand von Bayreuth …
Die Geschichte des Ortes, auf dem heute die Eremitage Bayreuth mit ihren beiden historischen Schlossanlagen angelegt ist, begann bereits vor über 400 Jahren. Damals im Jahr 1616 kaufte Markgraf Christian, ein Sprössling aus dem Hause Hohenzollern, ein Waldgebiet mit rund 50 Hektar hier in den hügeligen Ausläufern des Fichtelgebirges im Osten von Bayreuth.
Was er mit dem Waldstück hier in Oberfranken genau vorhatte, bleibt wohl für immer ein Geheimnis, denn die Pläne – hatte es denn welche gegeben – wurden nie verwirklicht. Nur zwei Jahre nach dem Kauf begann nämlich der Dreißigjährige Krieg, der sicherlich andere Probleme mit sich brachte.
über eine Einsiedelei der Markgrafen …
Erst sein Nachfolger, Christian Ernst, wird wieder aktiv und lässt auf dem Waldgrundstück 1666 einen Tiergarten mit Jagdhütten, einem Brunnenhaus und ein paar einfachen Grotten anlegen. Als wiederum dessen Sohn Georg Wilhelm sein Amt als Markgraf übernimmt, entflieht er der strengen und steifen höfischen Etikette immer wieder hierher in seine persönliche Einsiedelei, auch Eremitage genannt.
Natürlich hat Georg Wilhelm hier nicht als religiös ambitionierter Einsiedler sein Dasein gefristet. Allerdings waren seine Aufenthalte auch weit entfernt von seinem gewohnten Luxus. Zwar war er weiterhin von einer gewissen höfischen Gesellschaft umgeben, allerdings kleidete man sich in einfache Gewänder wie Mönchskutten, schlief in kleinen Hütten aus Holz und aß von den Hofdamen zubereitete Speisen mit Holzlöffeln aus Tongeschirr.
… bis hin zum pompösen Lustschloss
Der Reiz des einfachen Lebens auf dem Land ging für die edlen Damen und Herren wohl recht schnell verloren, denn bereits nach wenigen Jahren ließ Georg Wilhelm dann Pläne für ein Schloss anfertigen. 1718 bestand das Schloss schließlich aus einer vierflügeligen Anlage. Durch den Eingang im Norden gelangte man in einen Marmorsaal, der sicherlich nicht durch seine Schlichtheit bestach. Das beeindruckende Deckengemälde feierte den Sonnengott Apoll und ansonsten wurde auch nicht mit Stuck und anderem Zierrat gespart.
Im Nordflügel des heute als Altes Schoss bekanntes Gemäuers befand sich ebenfalls eine prächtige Wohnung für den Markgrafen und seine Gemahlin. Die beiden Flügel mit je zwölf kleinen Kammern waren entweder für die Einsiedlerherren oder Eremitendamen reserviert. Die vierte Seite des Innenhofes flankierte schon damals ein Grottenbau mit Mauern aus rohen Quadern, der den Eindruck einer Ruine aus natürlichen Felsen erwecken sollte.
Spaß und Spiel am Alten Schloss
Zwar wurde schon zu dieser Zeit am Schloss der Eremitage Bayreuth ein kleiner Garten angelegt, der Park ringsum blieb als Wald erhalten, nur einzelne Pfade führten zu den versteckten Eremitenhäusern. Nach dem Essen zog man sich in die kleinen Holzhäuschen zur inneren Einkehr zurück.
Der eine oder andere auch Begleitung einer hübschen Dame. Mit ehelicher Treue nahm man es dabei nicht ganz so genau. Und damit man das gemeinsame Essen nun ja vor lauter Vergnügen nicht verpasste, rief eine laute Glocke die Herrschaften zurück ins Schloss.
Und natürlich gab es auch allerlei gesellschaftliche Spiele, mit denen sich die hohen Herrschaften vergnügten. Bei der Einweihung des Alten Schlosses beispielsweise wurde ein großes Fest mit Tanz und Jahrmarktbuden veranstaltet. Die Bauernburschen ließ man den Stamm des Maibaums erklimmen. Die Mägde kämpften völlig durchnässt unter Wasserfontänen um Blumenkränze.
1732: Wilhelmine tritt aufs Parkett
Durch die Heirat mit Friedrich kommt Wilhelmine 1732 nach Bayreuth. Zunächst bekommt sie von ihrem Schwiegervater Monplaisir geschenkt. Im Jahr seines Amtsantritts macht Markgraf Friedrich seiner Gattin die Eremitage zum Geschenk. Das Alte Schloss wird aufwändig umgebaut, später dann das Neue Schloss errichtet. Und wer Wilhelmine kennt, der weiß, dass auch Grotten, Figuren und viele zeittypische Bauwerke nicht fehlen dürfen, die jedoch nicht nach den Regeln des Barock angeordnet wurden. Viele Elemente findet man in ähnlicher Form auch im berühmten Felsengarten Sanspareil wieder.
Das Neue Schloss Eremitage: der Sonnentempel
Wer sie kennt, weiß, dass Wilhelmine das Außergewöhnliche geliebt hat. Und so setzt sie auch der Eremitage in Bayreuth nicht nur mit dem Garten, sondern auch mit dem Neuen Schloss ihre eigenen Akzente. Um 1750 musste das alte Heckenlabyrinth für den Sonnentempel weichen, der mit seinen beiden Arkadentrakten ein übergroßes rundes Wasserbecken mit unzähligen Wasserspeiern zu umarmen scheint. Beeindruckend ist aber nicht nur die architektonische Form des Neuen Schlosses, sondern auch seine symbolträchtige Bedeutung. Die griechische Mythologie hatte es Wilhelmine angetan.
Und so wundert es nicht, dass es sich bei dem Neuen Schloss um einen Sonnentempel, also den Palast Apolls handelt, der jeden Morgen mit seinem Wagen aufbricht, um die Welt bei seiner Himmelsüberquerung mit Licht zu erleuchten. Zwischen den beiden halbrunden Flügeln liegt ein rundes Gebäude, auf dessen Kuppeldach ein vergoldeter fackeltragenden Apoll als Sinnbild der Sonne ein Vierergespann führt.
Das Wasserbecken repräsentiert das Meer, die früher an den Flügeln glegenen Volieren mit Vögeln die Luft und die vielen Pflanzen die Erde. Und auch die ungewöhnliche Fassade hat ihren Grund: denn Apolls Palast war aus Kristall erbaut. Weil das hier bei uns nicht ganz so einfach nachzubauen ist, brachte man Bergkristalle in Kombination mit rotem, blauem und gelbem Glas an, um den Eindruck zu gewinnen, er sei aus reinem Licht erbaut.
Wasserspiele im Hofgarten Eremitage
Das Lieblingskind barocker Parkanlagen sind sicherlich Grotten- und Wasserspiele, und dafür ist die Bayreuther Eremitage zweifellos ein Paradebeispiel. Springbrunnen gibt es im Innenhof des Alten Schlosses, in den offenen Kanalbecken, den Kaskaden zum Roten Main hin und natürlich in den sogenannten Grotten. Ein wahres Fontainen-Spektakel mit Göttern, Nymphen und Delfinen findet vor dem Neuen Schloss im Großen Bassin statt. Zu jeder vollen Stunde schießen dutzende von Wasserfontainen Richtung Sonnentempel.
Wasserspiele Großes Bassin (Orangerie/Neues Schloss)
- Mai bis Mitte Oktober
- zu jeder vollen Stunde
- 10 bis 18 Uhr
Aufblühen und Niedergang des Hofgartens
Während Wilhelmine noch die gezähmte Wildnis bevorzugte und neben zahlreichen Grotten auch den Kanalgarten mit ganzen sechs Kilometer Hecke anpflanzen ließ, um intime Rückzugsorte zu schaffen, veränderte der letzte Markgraf das Erscheinungsbild des Parks völlig. Er ließ alles zu einem riesigen Landschaftsgarten in englischen Stil umgestalten. Nach seinem Tod Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Schloss und Garten mehr oder weniger sich selbst überlassen. Ohne gärtnerische Pflege veränderte sich die Anlage ständig, vieles kam abhanden oder wurde zerstört.
Der Hofgarten Eremitage heute
Nach Wilhelmine ging der wunderbare Park bis auf kurze Phasen der Nutzung und Neugestaltung langsam aber sicher den Bach herunter. Den Rest gaben dem Neuen Schloss dann schließlich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die P-47-Jagdbomber der amerikanischen Truppen. Sie legten alles in Schutt und Asche, nahezu die gesamte Inneneinrichtung verbrannte.
Heute erblühen Schlösser und Parkanlage der Eremitage Bayreuth wieder in einstigem Glanz. Dafür war jede Menge Zeit, Arbeit und sicherlich auch Geld notwendig. Seit 1970 befindet sich die Anlage im Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung, die die umfassende Sanierung durchgeführt hat.
Und weil der Garten natürlich so gut wie möglich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden sollte, arbeitete man nach alten Plänen, die noch vorhanden waren. Wen wundert es, dass die Arbeiten über 20 Jahre in Anspruch nahmen. Es hat sich gelohnt, finden wir, denn die Eremitage mit ihren rund 54 Hektar Park ist sicherlich einer der schönsten Anlagen, die wir besucht haben.
Das Römische Theater
Wie auch in Sanspareil findet man in der Eremitage Bayreuth direkt gegenüber dem Alten Schloss ein Römisches Theater, das natürlich – wie damals üblich – gleich als Ruine errichtet wurde. Markgräfin Wilhelmine ließ es sich nicht nehmen, selbst dort an der Seite Voltaires als Schauspielerin aufzutreten.
Untere Grotte
Von hohen Bäumen umgeben liegt die sogenannte Untere Grotte wie ein sagenumwobener Ort zu Füßen des Alten Schlosses der Eremitage. Sie wurde um 1745 fertiggestellt und enthält ein von Arkaden gesäumtes Wasserbecken mit Figuren aus der griechischen Mythologie. In jedem Bogen liegt eine kleine Grotte mit Wasserbecken, jedoch jedes ein wenig anders gestaltet. Ein besonderes Schauspiel findet einmal in der Stunde statt, wenn 25 Fontainen aus Löchern in mystischen Figuren sprudeln.
Wasserspiele untere Grotte
- Mai bis Mitte Oktober
- stündlich
- 10:15 bis 17:15 Uhr
Eremitage Bayreuth: Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Adresse
Eremitage Bayreuth
Eremitage 4
95448 Bayreuth
Öffnungszeiten Park
- ganzjährig
- 24 Stunden
Öffnungszeiten Altes Schloss
- April bis September: 9 bis 18 Uhr
- 1. bis 15. Oktober: 10 bis 16 Uhr
- 16. Oktober bis 31. März: geschlossen
- zurzeit ist keine Besichtigung wegen Corona möglich (Stand Juli 2021)
- ihr dürft euren Hund an der Leine natürlich mit in den Park nehmen, in den Schlössern sind sie leider nicht erlaubt
Eintrittspreise (Altes Schloss und Hofgarten, Führung), Stand 2023
- Erwachsene: 4,50 Euro
- ermäßigt: 3,50 Euro
- Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: frei
Hinweis: Der Park ist für Kinderwagen und Buggys geeignet. Für Rollstuhlfahrer sind die Wege und Zugänge weitestgehend barrierefrei, lediglich in Teilen durch die steile Führung allerdings nur beschränkt befahrbar. Eine Besichtigung des Alten Schlosses ist mit Rollstuhl möglich (zwei Stufen, Hilfe an der Kasse erfragen).
Essen und trinken
Auf dem Gelände der Eremitage befindet sich im Neuen Schloss ein Café:
Opels Café Orangerie
Anfahrt: Wie komme ich zur Eremitage Bayreuth?
Mit dem Auto
Von der A9 zwischen Berlin und Nürnberg nehmt ihr die Ausfahrt 41 Richtung Bayreuth Nord/Flughafen auf die B2. Nach 1,4 km biegt ihr nach Bernecker Straße ab und nach etwa 250 m rechts auf die Eremitagestraße. Von hier aus ist der Parkplatz der Eremitage ausgeschildert (Zufahrt über Königsallee).
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
- Hauptbahnhof Bayreuth: mit dem Bus 303 bis Haltestelle St. Johannis/Ochsenhut
- Zentrale Omnibus Haltestelle Bayreuth: mit dem Bus 302
Parken
Kostenlose Parkplätze für Busse und Pkw sind am Eingang zum Park vorhanden.
Fazit
Für alle Fans der Markgräfin Wilhelmine, die bereits den Felsengarten Sanspareil und das Schloss in Bayreuth besichtigt haben – oder es womöglich noch vorhaben – ist die Eremitage ein ganz besonderer Leckerbissen. Hier findet ihr gleich zwei Schlösser und alles, was so typisch für die Markgräfin ist: Grotten, Wasserspiele, ein Ruinentheater und jede Menge Bezug zur griechischen Mythologie. Allen anderen Liebhabernvon romantischen Park- und Gartenanlagen sei die Eremitage in Bayreuth auch wärmstens ans Herz gelegt. Hier auf den über 50 Hektar Anlage lässt es sich gut einen ganzen Tag verbringen. Dann solltet ihr allerdings unbedingt etwas zu trinken und einen kleinen Snack mitbringen, damit ihr nicht bei jedem kleinen Hunger oder Durst zur Orangerie laufen müsst.
Fotos
Michaela Trapp, mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Verwaltung für staatliche Schlösser, Gärten und Seen. © Bayerische Schlösserverwaltung
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Vielen Dank für die wunderbare Beschreibung. Am Liebsten möchte ich gleich zum Park der Eremitage reisen! Viele Grüße
Liebe Marike,
es freut mich, dass dir unsere Reise in die Welt der Wilhelmine gefällt. Vielleicht schaffst du es ja mal, dich selbst zu überzeugen, wie schön es hier ist.
Beste Grüße,
Michaela