Direkt im oberfränkischen Gößweinstein beginnt einer der landschaftlich abwechslungsreichsten Wanderwege in der Fränkischen Schweiz, der Rundweg von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle. Die Wanderung von knappen sechs Kilometer Länge ist als Geopfad ausgewiesen. Die Highlights sind aber nicht die sieben Infotafeln am Wegesrand, sondern die ganz besonderen Schönheiten der Natur im Landkreis Forchheim. Wie auf einer Perlenkette sind sie aufgefädelt und man muss schon sehr aufmerksam sein, um keines der kleinen Naturwunder im Wiesenttal zu verpassen, darunter gut ein halbes Dutzend der berühmten Geotope in Bayern.
Die Details zur Wanderung findet ihr weiter unten
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Fellner Doline – fast senkrecht in die Tiefe
Auf den Hochflächen im fränkischen Jura findet ihr immer wieder einmal seltsam anmutende runde oder auch längliche tricherförmige Vertiefungen im Boden, sogenannte Dolinen. Zu den größten dieser Trichter gehört die Fellner Doline am Breitenberg bei Gößweinstein.
Eine Besonderheit der Fellner-Doline ist die wunderschöne Höhle, die sich unterhalb des Trichters befindet und durch die Erweiterung von schmalen Spalten durch einsickerndes Wasser entstanden ist. Da die sich ihre Gänge allerdings nahezu ausschließlich in horizontaler Richtung ausdehnen und die Spalten sehr schmal sind, ist sie leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Untersuchungen haben ergeben, dass es eine direkte Verbindung zu der Quelle bei der Stempfermühle im Wiesenttal gibt.
Großes Kino tief unter der Erde
Was Höhlenforscher bislang über die Fellner-Doline und die Höhle herausgefunden haben, klingt wirklich fantastisch. Sie besteht aus mehreren Etagen und ist mit fast 100 m Tiefe die tiefste Schachthöhle der Frankenalb. In der untersten Etage schmücken traumhafte Tropfsteinformationen die schneeweißen Sinterwände.
Bis heute ist die Höhle nicht vollständig erforscht. Leider sieht man von der Doline nicht viel. Der Eingang zur Höhle ist durch eine Art Kanaldeckel versperrt. Eine Infotafel weist jedoch auf ihr Vorhandensein hin und zeigt auch ein paar Fotos von deren wunderschönen Innenleben.
Verbindung zur Teufelshöhle?
Erste Vermessungen der Doline wurden bereits im Jahr 1912 von Hans Brand, dem Entdecker der Teufelshöhle, durchgeführt. Angeblich soll er dabei auch eine Verbindung zwischen der Teufelshöhle und der Fellner-Doline entdeckt haben. Als die Gemeinde Gößweinstein es allerdings ablehnte, sich an den Kosten der Erforschung zu beteiligen, soll er aus Wut darüber die Verbindung gesprengt haben. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob es eine solche Verbindung tatsächlich gab oder sogar noch gibt.
Walli-Maus-Weg – auch mal einen Ausflug wert!
Ein Teil des Geopfades führt über den Walli-Maus-Weg. Er ist perfekt für alle Familien mit Kindern und ist durchgehend sehr gut ausgeschildert, damit ihr immer wisst, wo es langgeht. Insgesamt besteht der Rundweg aus 15 Stationen zum Staunen und Mitmachen. Um alles auszuprobieren, braucht ihr mindestens zwei Stunden, wahrscheinlich ehr länger, obwohl der Erlebnispfad nur drei Kilometer lang ist.
Für alle, die das Abenteuer in Angriff nehmen möchten, empfiehlt sich der Start beim Haus des Gastes oder am Wallfahrtsmuseum. Dort bekommt ihr euer Starterpaket mit Flyer, Stock, Teelicht und vielen anderen Dingen, die ihr auf dem Rundweg braucht.
Kinderwagentour Willi-Maus-Weg
Eine separate Tour über 12 Stationen ist extra für Familien mit Kinderwagen und Buggy konzipiert. Hier gibt es keine Treppen oder sonstige Hindernisse zu überwinden. Auch sie ist auf dem Infoflyer beschrieben.
Aussichtspunkt Ludwigshöhe und Theaterhöhle
Auf dem Gößweinsteiner Kreuzweg auf dem gleichnamigen Kreuzberg, einem Teil des Geopfades, den wir entlangwandern, liegt direkt oberhalb der Kapuzinerhöhle die Ludwigshöhe, ein Aussichtspunkt, den ihr über ein paar Stufen erreicht. Von hier oben aus hat man einen wunderbaren Überblick über Gößweinstein unten im Wiesenttal. Die Kapuzinerhöhle ist besser als Theaterhöhle bekannt, da hier auf der Naturbühne Theateraufführungen stattfinden.
Die Heilige Elisabeth und ihr heilendes Wasser – Elisabethgrotte
Der Weg über die Treppenstufen von der Ludwigshöhle hinab nach Gößweinstein führt an einer Steinhöhle im Felsen auf der linken Seite vorbei, die mit einem Eisengitter abgesperrt ist. Im Inneren steht eine Statue der Heiligen Elisabeth mit einem Stein, der stets mit Wasser gefüllt ist.
Es ist schon sonderbar, dass sich dieses Wasserbecken – sooft es auch entleert wird – auf geheimnisvolle Weise immer wieder füllt, obwohl niemand dieses Phänomen erklären kann. Dieses sogenannte Elisabethenwasser soll eine heilende Wirkung bei Augenerkrankungen haben.
Aussichtspunkt Gernerfels
Bei schönem Wetter kann man immer wieder Kletterer am Gernerfelsen beobachten, die sich mühsam zum Gipfel hocharbeiten. Doch keine Angst, es führen auch Stufen hinauf. Oben angekommen habt ihr eine fantastische Aussicht auf die Burg und die Basilika in Gößweinstein.
Größter Dreifaltigkeits-Wallfahrtsort Deutschlands
Wer schon einmal durch Gößweinstein hindurchgefahren ist, kann kaum glauben, dass der beschauliche Ort mit nur 1.300 Einwohnern am Ufer der Wiesent in der Fränkischen Schweiz ein solches Prädikat trägt: größter Dreifaltigkeitswallfahrtsort in Deutschland. Und deshalb ist das Wahrzeichen des anerkannten Luftkurortes im Landkreis Forchheim natürlich auch die Wallfahrtskirche, die mit ihren Türmen die hübschen Fachwerkhäuser im Ortskern überragt.
Burg Gößweinstein
Noch weiter oben auf einem Felssporn thront die Burg über dem Ort. Sie wurde um das Jahr 1000 erbaut und erhielt ihren Namen von ihrem Erbauer Graf Goswin. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg Gößweinstein im schwäbisch-fränkischen Bauernkrieg zu einem Großteil zerstört. Als Strafe musste sie jedoch angeblich von den Bauern wieder aufgebaut werden. 1890 kaufte Freiherr von Sohlner die Burg und baute sie in neugotischem Stil um, in dem sie sich auch heute noch befindet.
Adresse
Burg Gößweinstein
Burgstraße 30
91327 Gößweinstein
Museum
Die Burg Gößweinstein befindet sich seit über 100 Jahren in Privatbesitz. In der Sommerzeit könnt ihr eine kleine Zeitreise ins Mittelalter unternehmen. Das Museum mit Kemenate, das Verlies und vor allem die wunderschöne Kapelle könnt ihr ohne Führung besichtigen.
Öffnungszeiten Museum
- Sommer: Ostern bis Oktober
- täglich von 10 bis 18 Uhr (mittwochs geschlossen)
- in den Wintermonaten geschlossen
- aktuelle Informationen
Eintrittspreise (Stand 2024)
- Erwachsene: 5,00 Euro
- Jugendliche (ab 12): 2,50 Euro
- Kinder (ab 5): 1,50 Euro
Basilika und Wallfahrtskirche zur heiligen Dreifaltigkeit
Als eine der bedeutenden Kirchen in der Fränkischen Schweiz gilt die Wallfahrtskirche in Gößweinstein. Kein geringerer als der legendäre Barockbaumeister Balthasar Neumann lieferte die Pläne für die Pfarrkirche, die auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Kirche aus dem Jahr 1308 erbaut wurde.
Glanzstück der Wallfahrtskirche ist sicherlich der pompöse barocke Altar, der die Krönung Mariens durch Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist verherrlicht. Sowohl der Altar als auch die drei Stockwerke, die drei Fensterachsen, die drei Türme und der Grundriss in Kleeblattform weisen immer wieder auf die Zahl drei hin, die für die Dreifaltigkeit steht.
1948 wurde die Wallfahrtskirche in den Rang einer Basilika minor erhoben und trägt seit diesem Zeitpunkt das Wappen des Papstes.
Wallfahrtsmuseum
Zu Zeiten des Barocks entwickelte sich die Kirche zu einem Anzugspunkt für Wallfahrer und wurde mit Weihegaben nahezu überschüttet. Um diese aus ihrem Schattendasein in einer dunklen Kammer zu befreien und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, kam es 2008 zur Eröffnung des Wallfahrtsmuseums im ehemaligen Messner- und Schulhaus auf dem Kirchenareal.
Das Wallfahrtsmuseum spannt mit seiner kleinen, aber feinen Ausstellung gekonnt einen Bogen zwischen den großen christlichen Wallfahrtsorten: Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela.
Quellen Stempfermühle
Über einen steilen Stichweg erreichen wir unten im Tal direkt an der Wiesent die Stempfermühlquelle. Eigentlich sind es drei Quellen, die direkt nebeneinander aus dem Felsen entspringen. Mit 500 bis 700 Litern Wasser pro Sekunde ist die Schüttung der Karstquelle bemerkenswert.
Der Fluss bleibt auch bei längerer Trockenheit konstant. Das lässt darauf schließen, dass das Einzugsgebiet dieser Quelle mindestens 60 Quadratkilometer groß sein muss. Es gibt Berichte, dass es nach heftigen Regengüssen in der Oberpfalz zu Eintrübungen im Quellwasser kommt.
Schon Mitte des 15. Jahrhunderts war die Stempfermühle in Betrieb. Erst 1924 musste das Mühlrad weichen einem Umbau in der Wasserleitung weichen. Das Wasser ist so sauber, dass es bis in die 1990er Jahre den Ort Gößweinstein mit Trinkwasser versorgte.
Naturwaldreservat Eibenwald
Zwischen der Burg Gößweinstein und der Wiesent unten im Tal liegt ein ganz besonderes Kleinod hier in der Fränkischen Schweiz. Das Naturwaldreservat Eibenwald bei Gößweinstein zählt zu den größten zusammenhängenden Eibenwäldern Deutschlands. Wen wundert es da, das das Reservat zum europäischen Naturerbe gehört? In dem seltenen Eibenwald kommen Uhu und Wanderfalke vor. Um die Vielfalt des Waldes zu erhalten, ist die Bewirtschaftung auf ein Minimum reduziert. Schaut euch doch einmal ganz genau um!
Felsensteig
Mitten im Naturwaldreservat Eibenwald liegt am Hang des Wiesenttals der Felsensteig. Zwar ist der Steig nicht besonders lang, dafür ist er aber in eine sehr spektakuläre Felsenschlucht eingebettet. Ihr könnt den Felsensteig ohne jegliche Sicherung begehen, allerdings sind feste Schuhe und Trittsicherheit Voraussetzung.
Wandern auf dem Geopfad
Wegbeschreibung
Von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle
Die Wanderung startet auf dem Wanderparkplatz Breitenberg an der Verbindungsstraße zwischen Gößweinstein und Stadelhofen. Von hier wandern wir an sieben Infotafeln und unzähligen Naturschönheiten einmal rings um den Ort. Die exakte Wegbeschreibung findet ihr unter Details als pdf.
Bei nassem Wetter ist es auf dem Felsensteig sehr glatt. Ihr solltet deshalb unbedingt gutes Profil an den Schuhen haben und sehr vorsichtig gehen.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz Breitenberg
- Markierung: Geopfad Gößweinstein
- Länge: 6,4 km
- Dauer: etwa 2,5 bis 3 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 405 m
- Abstieg: 398 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Geopfad-Goessweinstein-Karte.pdf
- WEGBESCHREIBUNG: Beschreibung-Geopfad-Goessweinstein.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Die schönsten Geotope in Bayern
Seltene Einblicke in die bewegte Erdgeschichte gibt es in der Fränkischen Schweiz jede Menge. Fast ein Dutzend dieser wunderschönen Geotope findet ihr im Landkreis Forchheim alleine rings um Gößweinstein. Und auf dem Geopfad von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle sind es sechs. Haltet deshalb die Augen offen, denn manche sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen!
Essen und trinken
Der Rundweg führt direkt in den Ortskern von Gößweinstein. Rund um die Basilika findet ihr eine Vielzahl von Gaststätten.
Anfahrt: Wie komme ich nach Gößweinstein?
A9 (Nürnberg-Berlin)
Von der A9 aus nehmt ihr die Abfahrt Trockau/Gößweinstein. Folgt immer der Ausschilderung Richtung Gößweinstein, dann kommt ihr nach 20 km über Behringersmühle direkt in den Ort.
A3 (Nürnberg-Würzburg)
Auf der A3 geht es über die Ausfahrt Höchstadt Ost auf der B470 in Richtung Fränkische Schweiz. Nach etwa 45 km erreicht ihr Gößweinstein.
A73 (Nürnberg-Suhl)
Kommt ihr aus Richtung Erlangen oder Bamberg, fahrt ihr über die A73 bis zur Ausfahrt Forchheim/Ebermannstadt und haltet euch dann Richtung Stadtmitte Forchheim. Auf der B470 folgt ihr 32 km dem Straßenverlauf bis zur Ausfahrt Gößweinstein.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Nach Gößweinstein kommt ihr mit dem Bus von den Bahnhöfen:
- Forchheim (34 km)
- Pegnitz (19 km)
- Gräfenberg (24 km)
- Ebermannstadt (13 km).
Parken
Am Breitenberg befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz, von dem aus ihr starten könnt. Er liegt etwas versteckt etwa 400 Meter nach dem Abzweig von Gößweinstein nach Stadelhofen. Alternativ, falls alles voll sein sollte, könnt ihr euer Auto auch am Friedhof (Viktor-von-Scheffel-Str.) abstellen. Dieser Parkplatz ist jedoch kostenpflichtig. Der Rundweg führt direkt am Friedhof in Gößweinstein vorbei und ihr könnt die Tour auch von hier aus starten.
Fazit
Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Wandertouren in der Fränkischen Schweiz ist der Geopfad von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle. Auf nur knappen sieben Kilometern ist so einiges an Sehenswürdigkeiten geboten. Da der Wanderweg das eine oder andere Mal über Stock und Stein geht, vor allem am Felsensteig, solltet ihr unbedingt feste Schuhe anziehen. Für den Kinderwagen oder Buggy ist der Rundweg leider nicht geeignet. Hier bietet sich aber eine nette Alternative: der Walli-Maus-Weg, der auch eine barrierearme Route beinhaltet. Nehmt euch genügend Zeit, damit ihr die vielen Attraktionen auch wirklich gebührend betrachten könnt.