Wer auf dem großen Parkplatz direkt hinter der Feuerwehr die Wanderwelt von Illschwang im Landkreis Amberg-Sulzbach betritt, der ahnt noch nicht, was ihn direkt auf den waldreichen Hügeln der Oberpfälzer Alb erwartet. Auf der perfekt ausgeschilderten Wanderroute warten Sehenswürdigkeiten auf den Pfaden der Kulturhistorischen Höhlenwanderung, die das Herz eines jeden Naturliebhabers höherschlagen lassen. Hier zeigt sich die Oberpfalz von ihrer schönsten Seite.
Die Details zur Wanderung gibt es weiter unten (Wanderkarte, GPS-Daten etc.)
Ein kleines Dorf im Landkreis Amberg-Sulzbach kommt groß raus: Illschwang
Das Erlebnis startet eigentlich schon auf dem Dorfplatz von Illschwang. Wunderschöne Fachwerkhäuser mit farbenfrohem Blumenschmuck flankieren die Gassen, über dem Dorf wacht wehrhaft die St. Vitus Kirche über die gut 2.000 Einwohner. Das Wahrzeichen von Illschwang haben Mönche bereits im 12. Jahrhundert an dieser Stelle errichtet.
Zunächst war Illschwang im Besitz des Klosters Kastl, wurde aber dann dem Kloster Reichenbach geschenkt. Gemälde tragen die oberpfälzer Landschaft mit ihren Höhlen und Felsen auch ins Innere der Kirche. Wer genau hinsieht, entdeckt auf einem der Bilder einen Einsiedler vor dem Osterloch.
Beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ sahnt Illschwang seit 1990 einen Preis nach dem anderen ab – und das zu Recht!
Sulzbacher Bergland
Rings um Illschwang geizt die Juralandschaft nicht mit ihren Reizen. Herrliche Natur, so weit das Auge reicht: Zauberhafte Mischwälder dominieren die felsenreichen Bergzüge, tauchen die Welt im Frühjahr in ein atemberaubendes Grün und spenden im Sommer Schatten. Unten in den romantischen Tälern plätschern die kristallklaren Bäche, von oben grüßen Felsenmassive und die Burggemäuer einstiger Adelsgeschlechter.
Hier und da zaubern Orchideenhaine farbenfrohe Tupfer ins Revier von Fuchs und Hase. Und auch die Kelten wussten den rauen Charme des östlichen Teils des Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura vor fast zweitausend Jahren zu schätzen.
Hainsberg und Hainsburg
Unsere Wanderung führt uns auf den 536 Meter hohen Hainsberg in die Welt der Hainsburg, einer vorgeschichtliche Wallanlage, von der man aber nicht viel sieht und deren Funktion auch bis heute nicht völlig geklärt ist. Lediglich am Aufstieg zum Plateau mit Kreuz und Picknickbank ist der Wall mit Öffnung noch gut zu erkennen.
Was man jedoch sehr gut sieht – allerdings nicht von Illschwang aus – ist die bis zu 30 Meter hohe Felswand aus dickbankigem Frankendolomit. Gemeint ist eines der schönsten Naturdenkmäler im Oberpfälzer Bergland: ein Bergmassiv mit langgezogenem Höhenrücken und steil abfallenden Felsen voller kleiner und größerer Höhlen.
Typisch für das Gestein aus der mittleren Frankenalb hier im Landkreis Amberg-Sulzbach sind die Hornsteinknollen und die löcherartigen Verwitterungen, in denen sich Farne und andere einfache Pflanzen angesiedelt haben. Senkrechte Klüfte trennen die Felswand der Hainsburg in verschiedene Abschnitte.
Geotopentrio in Illschwang
Besonders interessante geologische Sehenswürdigkeiten, die Einblicke in die Erdgeschichte bieten, nennt man Geotope. Das können Steinbrüche, Höhlen oder auch aufschlussreiche Gesteinsformationen sein. In Bayern sind solche geologischen Besonderheiten in der Liste der Geotope kartiert und beschrieben.
Fast jeder kennt die Fränkische Schweiz oder das Altmühltal. Aber die Wanderwelt von Illschwang? Vor der Haustüre, nur ein paar Kilometer von Nürnberg entfernt im Landkreis Amberg-Sulzbach öffnet sich das Tor zu einer geheimnisvollen Welt. Unter den vielen Highlights auf dem kurzen Rundweg der Kulurhistorischen Höhlenwanderung finden sich gleich drei dieser attraktiven Zeitfenster in die Entstehungsgeschichte unserer Erde:
KALMUSFELSEN
Auf dem Wanderweg Nr. 8 hoch über Illschwang liegt der wohl markanteste Punkt auf der Tour: der Kalmusfelsen. Vor ihm der sogenannte Zuckerhut und der Obelisk, zwei Felsspitzen, die zur frühgeschichtlichen Ringwallanlage gehörten.
Interessant ist der Kalmusfelsen nicht nur aus geologischer Sicht – schließlich gehört er zu den wunderbaren Geotopen in Bayern – sondern auch für Kletterer ein beliebtes Ziel. Nicht ganz so schwindelfreie Wanderer können um das Felsmassiv herumgehen und bequem über ein paar Treppenstufen auf das Gipfelplateau steigen.
OSTERLOCH
Nur ein Stückchen hinter dem Plateau der Hainsburg, auf dem neben einem Kreuz ein kleiner Picknickplatz eingerichtet ist, geht es nach links einen kurzen Stichweg hinab an Felsblöcken vorbei zum Osterloch. Hinter einem alten Baum versteckt liegt am Fuß der Felswand ein etwa zwei Meter breiter und nicht einmal ein Meter hoher Eingang. Wer sich auf Knien oder gar auf dem Bauch robbend hindurchzwängt, gelangt in eine große Halle, in die fast kein Tageslicht fällt. Eine gute Taschenlampe – oder besser noch: eine *leistungsstarke Stirnlampe – erleichtert die Erkundung.
Bei archäologischen Grabungen fand man in der Höhle tierische Skelettreste, was sowohl auf eine Begräbnis- als auch eine Opferstätte hindeuten kann. Die vielen menschlichen Schädel lassen vermuten, dass die Kelten womöglich Kannibalismus betrieben. Bewiesen ist das allerdings noch nicht mit Sicherheit. Sicher kann man jedoch sagen, dass die Osterhöhle mit ihrer flachen Decke und den Versinterungen im hinteren Bereich eine geologische Besonderheit hier in der Oberpfalz darstellt. Und deshalb ist auch sie – nebst dem steil abfallenden Felsmassiv ringsum – in die Liste der Geotope in Bayern aufgenommen worden.
TEUFELSKANZEL
Kurz bevor wir den Wald Richtung Illschwang wieder verlassen, liegt auf einer Anhöhe die Teufelskanzel. Der kanzelförmige Felsturm aus Frankendolomit ragt mit zwei weiteren Felsnadeln aus dem Erdreich in Richtung Baumkronen und den Himmel über der Oberpfalz.
Wer genauer hinsieht, findet in der Teufelskanzel neben den typischen Verwitterungsmerkmalen in Form von kleinen Löchern auch hier wieder die weißen Hornsteinknollen im Dolomitgestein. Seinen Namen hat der Felsen aus einer Sage. Der Heilige Willibald soll hier dem Teufel begegnet sein, als er den christlichen Glauben nach Illschwang brachte.
Wanderung vom Kalmusfelsen zum Osterloch
Wegbeschreibung
Die kurze aber sehr abwechslungsreiche Kulturhistorische Höhlenwanderung führt vom Ortsrand von Illschwang auf vorwiegend schmalen, naturbelassenen Pfaden in die Welt des Sulzbacher Berglandes. Vom Wanderparkplatz kommend halten wir uns an der Kreuzung beim Feuerwehrhaus zunächst geradeaus und nach wenigen Metern auf dem Waldweg nach rechts. Ab hier folgen wir immer der Markierung Nr. 8, zunächst an der Holzhütte vorbei in den Wald hinein.
Nach kurzer Strecke im Wald biegt der Wanderweg Nr. 8 auf einen kleinen Pfad nach links ab. Wenn ihr an den Forstweg kommt, haltet euch links und gleich wieder rechts auf den Pfad (etwas schwer zu finden). An der Flanke der Hainsburg geht es zum Kalmusfelsen mit dem Obelisken und dem Zuckerhut über ein paar Stufen an der Felswand entlang, dann rechts den Berg hinauf zum Plateau des Berges. Hier findet ihr neben dem Kreuz eine Rastmöglichkeit.
Weiter geradeaus lauft ihr auf dem Bergrücken entlang durch den Mischwald. An einer Bank ist nach links der kurze Abstecher zur Osterhöhle ausgeschildert. Wieder zurück auf dem Hauptweg der Kulturhistorischen Höhlenwanderung wandert ihr ein paar hundert Meter weiter geradeaus, bis nach rechts der Stichweg zum Aussichtspunkt über dem Kalmusfelsen ausgeschildert ist. Nach etwa 200 Metern steht ihr oben auf dem Plateau des Kalmusfelsens. Die Aussicht ist allerdings inzwischen durch die hohen Bäume etwas zugewachsen.
Wieder zurück auf dem Hauptweg haltet ihr euch links, bei der nächsten Kreuzung geht ihr weiter geradeaus und seht nach weiteren 200 Metern den Abzweig nach links zur Bettelküche, einer weiteren Felsformation. Der Wanderweg Nr. 8 biegt nach rechts ab und flankiert nach einem leichten Anstieg das Geotop Teufelskanzel. Ab hier fällt der Pfad sehr steil ab Richtung Tal. Nach kurzer Strecke kommt ihr wieder an der Kreuzung am Feuerwehrhaus in Illschwang an.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz an der Feuerwehr in Illschwang
- Länge: 5 km
- Dauer: 1,5 Stunden
- Markierung: Nr. 8
- Anstieg: 258 m
- Abstieg: 230 m
- Schwierigkeitsgrad: mäßig (bis auf ein paar steile Stellen)
- bei Schnee und Nässe schwer begehbar
- Kinderwagen-/Buggy-geeignet: nein
- DOWNLOAD KARTE ALS PDF: Kulturhistorische-Hoehlenwanderung-Karte.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Auf dem Kulturhistorischen Höhlenwanderweg selbst gibt es keine Gaststätten, sondern nur Natur pur. Vom Parkplatz aus, der auch gleichzeitig der Festplatz in Illschwang ist, sind es jedoch nur wenige Meter bis zum Landhotel Weißes Ross. Wer im Gourmet-Restaurant essen möchte, sollte sich jedoch besser im Vorfeld einen Tisch reservieren (montags Ruhetag).
Anfahrt: Wie komme ich nach Illschwang?
Auf der A6 von Nürnberg in Richtung Amberg. An der Ausfahrt Sulzbach-Rosenberg (Schwend) die Autobahn verlassen. Von der Autobahnausfahrt links nach Norden (Ri. Sulzbach-Rosenberg) fahren. Nach etwa 1,5 Kilometern an einer markanten Kreuzung nach rechts in Richtung Pesenricht abzweigen. In Pesenricht an der zweiten Kreuzung (Ortsende) nach rechts in Richtung Illschwang abbiegen.
Parken
In Illschwang gleich am Ortseingang links auf dem ausgeschilderten Wanderparkplatz parken.
Fazit
Das Sulzbacher Bergland rings um Illschwang wartet mit zahlreichen überraschenden Facetten auf. Wer den Charme der Jura-Berge einmal abseits der üblichen Wanderrouten genießen möchte, ist hier im Landkreis Amberg-Sulzbach genau richtig. Bis auf die Kletterer beim Kalmusfelsen trifft man kaum andere Menschen. Ein paar Stellen sind recht steil und deshalb etwas schwer zu begehen, wenn es geschneit oder stark geregnet hat. Geht den Weg auf keinen Fall anders herum, denn sonst habt ihr den langen, steilen Anstieg zur Teufelskanzel zu bewältigen. Insgesamt eine wirklich sehenswerte, wenn auch kurze Tour durch den herrlichen Mischwald im Sulzbacher Bergland, die die eine oder andere tolle Überraschung bereithält.