Etwa 100 Meter über der Ortschaft Gößweinstein im Landkreis Forchheim, liegt die mittelalterliche Burg Gößweinstein, auch Schloss Gößweinstein genannt. Von hier oben bietet sich eine einzigartige Aussicht auf das Wiesenttal und den Wallfahrtsort zu ihren Füßen. Heute laden ein kleines mittelalterliches Museum und ein Biergarten zu einem Besuch der romantischen Burganlage in der Fränkischen Schweiz ein.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Juraburg Gößweinstein
Ein wenig Geschichte: die Anfänge
Die Juraburg, die heute den Ort Gößweinstein mit seiner beliebten Wallfahrtskirche überragt, wurde vermutlich Mitte des 11. Jahrhunderts von Graf Gozwin vom Grabfeldgau erbaut. Der Graf schied allerdings 1065 aus dem Leben, als er sich in den Kopf setzte, Gebiete von Würzburg einzunehmen. Um 1100 gelangte Gößweinstein, damals noch Goswinesteyn genannt, unter die Herrschaft des Hochstifts Bamberg. Infolge dessen wohnten und regierten auf der Burg zunächst Burggrafen aus dem edelfreien Geschlecht der Schönfeld. Ein Zweig der Familie benannte sich nach der Burg und erschienen seitdem als „de Gozwinestein“ in diversen Quellen.
Zerstörung und Wiederaufbau
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden dann bischöfliche Lehen an verschiedene Adlige verliehen, unter anderem an Burgmannen aus Egloffstein, Gräfenberg und Hirscheid. Wie auch andere Burgen in der Region wurde die Burganlage im Laufe der Zeit mehrfach abgebrannt, zerstört und wieder aufgebaut. Der ehemalige Vorhof im Westen musste wahrscheinlich im Hussitenkrieg dran glauben und wurde nicht wieder aufgebaut.
Und auch im Bauernkrieg 1524 trug die Burg Gößweinstein starke Schäden davon. Nach dem Ende des Aufstandes mussten die Bewohner von Gößweinstein die Burg dann wieder aufbauen. Und man vermutet ebenfalls eine weitere Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg 1553. Andere Anlagen wurden zum Teil beseitigt, wie der ehemalige Halsgraben, der – mit Bauschutt aufgefüllt- nicht mehr erkennbar ist.
Der Turm
Ehemals befand sich in der Hauptburg ein wehrhafter Turm, der jedoch im 17. Jahrhundert abgebrochen wurde. Der heute existierende Schneckenturm an der Nordostecke der Kemenate entstand aber wohl erst nach einem Blitzeinschlag 1690. Nur wenig später ersetzte man weitere Bauten. Und auch die dem Heiligen Lorenz geweihte Kapelle wurde abgebrochen.
Jägerwohnung in der Burg
Als der Amtsmann von Gößweinstein 1731 nach Pottenstein zog, diente die Burg als Getreidespeicher und Jägerwohnung und verfiel zusehends. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts überlegte man ernsthaft ihren Abbruch. Glücklicherweise entschied sich Bamberg für eine umfassende Sanierung, bei dem ein überdachter Treppenaufgang aus Holz entstand. Dieser begann am Amtsknechthaus und führte über 150 Stufen zur Kemenate empor.
Übergang an Bayern
Als die Burg an das Königreich Bayern überging und das Rentamt von Pottenstein nach Gößweinstein verlegt wurde, gab es weitere Renovierungsarbeiten. Um zusätzlichen Kosten in der Folgezeit vorzubeugen, wurde das baufällige Giebeldach der Kemenate abgerissen und stattdessen ein Walmdach aufgesetzt.
Die Burg Gößweinstein heute
Als die Burg 1875 an Edgar Freiherr von Sohlern verkauft wurde, baute man das Schloss noch einmal um. Diesmal im Stil der Neugotik. Das Hauptgebäude erhielt Treppengiebel, der Schneckenturm ein vorkragendes Obergeschoss mit Zinnenkranz. Und auch das Dach des östlichen Vorbaus bekam ein neues Gesicht. Die Straße zur Burg wurde dort, wo sich einst das Tor zum Vorhof befand, ausgebaut.
1973 wird die Anlage einer weiteren Sanierung unterworfen. Als der ehemalige Burgherr, Michael Freiherr von Sohlern, 2013 stirbt, vermacht er in seinem Testament ihren jetzigen Eigentümern, der Familie Layritz aus Gößweinstein, die sich seitdem vorbildlich um die Burg kümmert.
Kapelle
Und weil die Burg keine Kapelle mehr besaß, gestaltete man den Registrierbau zur Burgkapelle um. Zwar ist die Kapelle winzig, dennoch aber durch ihre wunderschönen Wand- und Deckengemälden und Skulpturen ein echtes Highlight.
Palas – das Wohnhaus
Bis heute ist der Weg über die ehemaligen Zwinger erhalten geblieben. Allerdings wurde der Südzwinger im Laufe der Jahre in einen romantischen Garten umfunktioniert. Der zweite Torzwinger enthält einen Wehrturm, um die Feinde am Tor hinterrücks zu beschießen. Die Kernburg besteht aus einem L-förmigen Komplex, der in den vorhandenen Felsen eingepasst wurde.
Der Palas ist der älteste Bau der Kernburg. Er ist mit unglaublich dicken Wänden ausgestattet und war nur über einen Eingang im ersten Stock erreichbar. Hinauf führte eine Holztreppe, die im Notfall schnell zu zerstören war, wenn Feinde tatsächlich in die Burg eindrangen.
Verlies
Zwischen Kapelle und Wohnhaus ist heute noch das Burgverlies erkennbar. Es ist um die acht Meter tief in den Felsen geschlagen und etwa fünf Meter breit. Während ihr heute mehr oder weniger bequem durch eine massive Türe hineingelangt, erfolgte der Zugang früher lediglich über ein kleines Loch in der Decke. Wer sich gerne gruselt, kann sich die menschlichen Knochen ansehen, die man bei der Sanierung im Bauschutt der Höhlung fand.
Der erste dokumentierte Gefangene der Burg Gößweinstein war übringens Bischof Burchard II von Halberstadt, der an der Verschwörung gegen König Heinrich IV beteiligt war und deshalb kurzfristig im Jahr 1076 hier inhaftiert wurde. Ob der Bischof allerdings tatsächlich ins Verlies geworfen wurde, oder doch in der Burg selbst, ist nicht bekannt.
Zisterne
In der Ecke des L-förmigen Baus ist eine Zisterne angelegt. Denn weil die Burg so weit oben auf dem Berg liegt, war es nicht möglich, über einen Brunnen an das tiefliegende Grundwasser zu gelangen. Um aber trotzdem Trinkwasser und Brauchwasser innerhalb der Burg zu haben, wurde ein etwa ein Meter breites und sieben Meter tiefes Loch in den Felsen geschlagen.
In diese Zisterne wird das Regenwasser des Daches über Dachrinnen, die früher aus Holz bestanden, geleitet. Das ist auch heute noch so, allerdings sind die Dachrinnen längst modernisiert und die Burg ist schon lange an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Das Wasser aus der Zisterne wird heute vor allem zum Gießen des Gartens verwendet.
Innenräume
Besichtigen kann man außerdem den alten Steingang mit unzähligen Waffen und Rüstungen, darunter Böller, die für Salutschüsse Verwendung fanden. Im Palas sind zwei Zimmer für die Öffentlichkeit zugänglich, in denen ihr neben den originalen Möbeln aus längst vergangenen Zeiten auch das eine oder andere skurrile Sammlerstück bestaunen könnt.
Einer der beiden Räume wird das Burgfrauenzimmer ganannt. Dieses sogenannte romantische Zimmer ist im Stil des Mittelalters eingerichtet. In den Kemenaten stehen handgeschnitzte Möbel an den vertäfelten Wänden.
Richard Wagner und die Burg
Dass Richard Wagner die Burg Gößweinstein zu seinen Lebzeiten besuchthat, ist sicher. Was nicht bekannt ist, aber vermutlich zutrifft, ist, dass der Komponist und Dichter die hoch über dem Wiesenttal thronende Anlage als Vorbild für die Gralsburg in seiner Oper Parsifal nahm. Es wundert es nicht, dass Wagner von der Burg in den Bann des Mittelalters gezogen wurde.
Denn es lässt sich noch heute für den Besucher nachvollziehen, wie tapfere Ritter die Burg gegen Feinde verteidigten, schöne Burgfräulein über den Innenhof spazierten und so manch ein Unhold in den dunklen Gewölben des Verlieses seine Strafe büßen musste. Neben Viktor von Scheffel, dem Verfasser des berühmten Frankenliedes, ist Wagner sicherlich einer der bekanntesten Besuchern der Burg im Wiesenttal.
Die Burg morgen
Das was ihr heute von der Burg Gößweinstein seht, ist schon beeindruckend. In diesem Jahr sollen aber noch viele weitere Highlights für die Besucher der mittelalterlichen Anlage realisiert werden. Die Erben der Burg, übrigens keine Adligen, sondern ganz normale Bürger der Gemeinde, bekommen keinerlei staatliche Zuschüsse und finanzieren den Erhalt und Ausbau der in die Jahre gekommenen Gipfelburg aus eigenen Mitteln und den Einnahmen durch die Besucher.
Aber wer hat schon das Geld, mal eben so als Hobby eine Burg zu unterhalten? Und so kamen auch die Besitzer dieser Burg irgendwann an ihre Grenzen. Als sie vor der Entscheidung standen aufzugeben, entschieden sie sich mutig für einen ganz anderen Weg: zu investieren.
Glücklicherweise fand sich ein regionaler Investor, der dies alles auch finanziell ermöglicht. Und deshalb dürft ihr euch schon jetzt auf die innovativen Neuerungen auf Burg Gößweinstein freuen, die für die Saison 2022 in Vorbereitung sind:
Castlewalk
Ein Weg in schwindelerregender Höhe, ganz aus Glas mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Landschaft um Gößweinstein – das alles bedeutet der Castlewalk, der zur Zeit auf der Burg im Aufbau ist. Wenn alles planmäßig läuft, könnt ihr schon an Ostern 2022 auf einem 1,5 Meter breiten Laufsteg aus Glas und Stahl an der Ringmauer 35 Meter über dem Wiesenttal wandeln.
Alte Burgschänke wiederbelebt
Auch die Gastronomie auf Burg Gößweinstein wird deutlich ausgebaut. Die Burgschänke wird mit über 30 Sitzplätzen wiedereröffnet. In diesem Zuge sind über 80 Plätze im Außenbereich im Burghof geplant. Wir freuen uns schon heute, die Burg in neuem Glanz besuchen zu dürfen!
Erweiterung des Museums
Leider ist momentan nur ein kleiner Teil der Burg für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Obergeschoss sind zwar noch weitere Räumlichkeiten inklusive eines großen Rittersaals vorhanden, diese dürfen aber wegen der Brandbestimmungen nicht besichtigt werden. Es sind momentan jedoch Verhandlungen im Gange, die einen weiteren Fluchtweg beinhalten. Insofern ein Weg gefunden werden kann, eine Außentreppe zu bauen, die sich sowohl in das mittelalterliche Ambiente einfügt als auch bezahlbar ist, dürfen wir uns bald auf eine Vergrößerung der Ausstellungsfläche freuen.
Museum Burg Gößweinstein
Die Burganlage kann zum Teil auf eigene Faust erkundet werden. Das Verlies, die wunderschöne Burgkapelle und zwei original eingerichtete Räume sind für Besucher geöffnet. In ihnen bekommt ihr einen guten Einblick in das Leben des damaligen Landadels.
Adresse
Burg Gößweinstein
Burgstraße 30
91327 Gößweinstein
Öffnungszeiten
- Saisonstart: Ostern
- täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr
- mittwochs Ruhetag
- geöffnet bis Oktober
- Aktuelle Informationen
Eintrittspreise
- Erwachsene: 4,00 Euro
- Kinder ab 5 Jahren: 1,00 Euro
- Jugendliche ab 12 Jahren: 2,00 Euro
Essen und trinken
Auf der Burg Gößweinstein gibt es einen kleinen Biergarten. Wer richtig Hunger hat, ist im Ort gut aufgehoben. Von traditionellen Cafés bis hin zu Restaurants mit fränkischer und internationaler Küche können sich Besucher in dem beschaulichen Ort wunderbar kulinarisch verwöhnen lassen. Ihr müsst nicht lange suchen, denn alleine zwischen der Burg und dem Parkplatz am Friedhof sind schon eine handvoll zu finden, wie beispielsweise:
- Wirtshaus und Bar Holzwurm
- Ristorante Pizzaria IL SOLE
- Hotel Krone
- Hotel Zur Rose
- Scheffel Gasthof
- Gasthof zur Post
- Café Greif
Wandern rund um Gößweinstein
Abwechslungsreich und sehr reizvoll ist auch die Natur rund um den traditionsreichen Ort an der Wiesent. Mit ihren schroffen Felsen, Höhlen, Aussichtpunkten und Quellen spiegelt sie die ganze Palette der schönsten Sehenswürdigkeiten in der Fränkischen Schweiz wider. Ein Rundweg, der genau diese Highlights miteinander verbindet, ist der Geopfad Gößweinstein. Auf km geht es von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle und natürlich auch der Wallfahrtskirche und der Burg.
Anfahrt: Wie komme ich zur Burg Gößweinstein?
Ihr erreicht den Ort mit der gleichnamigen Burg am besten über die A9 Nürnberg/Berlin. Nehmt die Ausfahrt Pegnitz und fahrt weiter über die B470 Richtung Pottenstein.
Parken
In Gößweinstein fahrt ihr bis zur Wallfahrtsbasilika. Vor der Kirche biegt ihr in die Viktor-von-Scheffel-Straße. Es geht am Franziskanerkloster vorbei zum Friedhof. Hier ist ein Parkplatz vorhanden (kostenpflichtig). Eine weitere Möglichkeit: Ihr biegt an der Kirche in die andere Richtung ab in die Burgstraße. Rechts neben der Tourist-Info ist ein weiterer kostenpflichtiger Parkplatz. Von beiden Parkplätzen erreicht ihr die Burg in etwa 5 bis 7 Minuten, wenn ihr die Burgstraße an der Touristeniformation nach links den Berg hinaufgeht.
Fazit
Gößweinstein ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Wenn ihr in den Sommermonaten kommt, könnt ihr neben der Basilika auch das hübsche Museum in der Burg Gößweinstein besuchen. Zur neuen Saison sind viele weitere Highlights geplant und deshalb ist hat die Burg sicherlich auch für alle, die sie schon häufiger einen Ausflug hierhin gemacht haben, etwas Neues zu bieten. Lasst euch überraschen!