Der oberfränkische Landkreis Wunsiedel ist geprägt durch die meist aus Granit bestehenden Höhenzüge des Fichtelgebirges mit seinen Erhebungen bis über 1000 Metern und der ins Egerbecken reichenden hügeligen Ebene. Entsprechend vielfältig ist die Natur – und eben auch Geologie. Deshalb finden sich hier unzählige Geotope – besonders aussagekräftige Fenster in die Geschichte der Erde also. Und diese Geotope sind nicht nur für Geologen attraktiv, sondern auch für jeden, der auf einer Wanderung gerne das eine oder andere Highlight am Wegesrand erkunden möchte.

Übersicht
- Epprechtstein – Kirchenlamitz
- Albertsbruch – Kirchenlamitz
- Felsenlabyrinth Luisenburg – Wunsiedel
- Röslauschlucht Gsteinigt – Arzberg
- Gneisfelsen am Feisnitzspeicher – Arzberg
- Schausteinbruch Häuselloh – Selb
- Rudolfstein – Weißenstadt
- Drei-Brüder-Felsen – Weißenstadt
- Blockmeer Platte – Fichtelberg
Der Landkreis Wunsiedel aus Geologischer Sicht
Der Landkreis Wunsiedel erstreckt sich über einen großen Anteil des Fichtelgebirges, das sich in der Form eines Hufeisens über den Norden, Westen und Süden des Landkreises erstreckt. Hier befinden sich auch die höchsten Berge des Fichtelgebirges. Allen voran der Schneeberg, neben dem Ochsenkopf, der jedoch zum Landkreis Bayreuth gehört, mit 1051 Meter einer der beiden Gipfel über 1000 Meter Höhe. Gleich nebenan weitere Anhöhen aus dem Schneebergmassiv und Kösseinemassiv.
Im Inneren des Hufeisens befindet sich eine hügelige Ebene, Selb-Wunsiedler Hochfläche genannt. Sie liegt zwischen 500 und 650 Metern und beginnt nördlich der Eger, reicht über Kirchenlamitz und Weißenstadt im Westen, Wunsiedel und Marktredwitz im Süden und bis nach Tschechien im Osten herein.

Gesteine
Hauptgestein des Fichtelgebirges und der im Inneren liegenden Hochfläche ist der Granit, der hier in unzähligen Varianten vorkommt. Diese Granite sind vor etwa 300 Millionen Jahren gegen Ende der Variszischen Gebirgsbildung entstanden. Als Schmelzen aus tieferen Regionen sind sie in die umliegenden Rahmengesteine eingedrungen und dort kristallisiert.
Bei den Rahmengesteinen handelt es sich meist um Sedimente, die sich zu Kalksilikaten, Gneisen, Marmoren und anderen Gesteinen umgebildet haben. Aus diesem Grund findet man hier im Landkreis Wunsiedel unzählige Steinbrüche, und auch der Bergbau sorgte über Jahrhunderte für ein gutes Einkommen.
Während um Arzberg lange Zeit Marmor abgebaut wurde, florierte wegen der reichen Kaolinvorkommen dann ab dem 19. Jahrhundert die Porzellanindustrie. Jeder kennt heute die Firmen Rosenthal und Hutschenreuther, die beide in Selb ansässig sind.
Geotope im Landkreis Wunsiedel
Sieht man sich die Liste der Geotope vom LfU im Landkreis an, so findet man unzählige Granitverwitterungen auf den Gipfeln der höheren Berge im Fichtelgebirge neben Freilegungen in Steinbrüchen und Aufschlüssen, manchmal sogar am Rand von heute stark befahrenen Straßen. Man kommt also fast nicht drumherum, ständig an solchen Fenstern in die Erdgeschichte vorbeizuwandern oder -fahren. Doch wäre es schade, einfach so weiterzugehen, ohne einen genaueren Blick auf die wunderbaren Highlights der unbelebten Natur zu werfen.
Viel Spaß beim Nachwandern!
Geotop 1
Epprechtsteingipfel mit Burg
Kirchenlamitz – Fichtelgebirge

Durch ein Zusammenspiel von physikalischen und chemischen Prozessen entstehen Blöcke mit gerundeten Kanten, die wie Kissen oder Matratzen übereinandergestapelt sind. Diese Matratzen- oder Wollsackverwitterungen kommt nur bei sehr wenigen Gesteinen vor. Meist bilden sie vegetationsfreie Felsburgen, manchmal auch riesige Blockhalden.
Hier auf dem Epprechtstein bei Kirchenlamitz hat der Mensch noch eins draufgesetzt und im Mittelalter eine Burganlage auf die 782 Meter hohe, langgestreckte Granitfelskuppe gesetzt, die teilweise in den Felsen eingearbeitet wurde. Von der einst stattlichen Burganlage steht heute nur noch der turmförmige Hauptwohnbau. Eine Treppe führt hinauf zur Aussichtsplattform mit atemberaubender Sicht über den Waldsteinzug, bis zur Kösseine und fast bis nach Hof.
Unsere Wanderempfehlung
GRANITLABYRINTH UND STEINBRUCHWANDERWEG
- Geotope auf dem Weg: Burgruine Epprechtstein und Albertsbruch
- Länge: 4,9 km
- Dauer: 1,5 bis 2 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig bis mittel
Geotop 2
Albertsbruch am Epprechtstein
Kirchenlamitz – Fichtelgebirge

Gleich 15 historische Granitsteinbrüche gibt es rund um den Epprechtsteingipfel bei Kirchenlamitz. In geologischer Hinsicht ein besonders schönes Exemplar ist der Albertsbruch direkt unterhalb des Gipfels, denn an der Steilwand lassen sich wunderbar die matratzenförmigen Verwitterungen erkennen, die so typisch für Granitgestein sind.
Aus dem Granit im Albertsbruch wurden damals unzählige Dinge für den Hausbau gefertigt, dazu gehörten Mauersteine, Fenstereinfassungen und Treppenstufen. Hinzu kamen Mühlsteine, Grabsteine oder Futtertröge für das Vieh. Auch heute noch findet man überall die Steinkreuze am Wegesrand aus Granit, die sogenannten Marterl.
Unsere Wanderempfehlung
GRANITLABYRINTH UND STEINBRUCHWANDERWEG
- Geotope auf dem Weg: Burgruine Epprechtstein und Albertsbruch
- Länge: 4,9 km
- Dauer: 1,5 bis 2 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig bis mittel
- Anstieg: 151 m
Geotop 3
Felsenlabyrinth Luisenburg
Wunsiedel – Fichtelgebirge

Vor etwa 300 Millionen Jahren befand sie in dieser Region Europas der Boden eines flachen Meeres. Als sich dann die Kontinentalplatten gegeneinanderschoben, entstanden stattliche Hochgebirge an den Rändern und an kritischen Verwerfungen. Bei diesen Gebirgsauffaltungen entstanden auch Berglandschaften wie das Fichtelgebirge.
Heißer Gesteinsbrei drang in die so entstandenen Falten, verschiedene aufgeschmolzene Mineralien estarrten dort langsam zu Granit. An die Oberfläche gelangte der Granit vor etwa 70 Millionen Jahren durch Erosion der Deckschichten. Die Eiszeiten sorgten für die Sprengung durch das sich ausdehnende Eis in Spalten. Im Extremfall brach der ganze Gipfel zusammen und wir sehen dort heute an der Flanke Blockmeere und Felsenlabyrinthe.
Am nordöstlichen Ausläufer des Kösseinemassivs befindet sich das größte Felsenlabyrinth Europas, die Luisenburg, das nach einem Besuch der preußischen Königin Luise umbenannt wurde. Besonders schön sind auch die seltenen Leuchtmoose, die die Felsen in dunklen Hohlräumen der Luisenburg überziehen. Die smaragdgründe Farbe entsteht durch eine Leuchtreflexion auf der Blattoberseite.
Unsere Wanderempfehlung
FELSENLABYRINTH LUISENBURG RUNDWEG
- Geotope auf dem Weg: Felsenlabyrinth Luisenburg
- Länge: 1,5 km
- Dauer: 2 Stunden
- Schwierigkeit: anspruchsvoll bis schwierig
Geotop 4
Röslauschlucht Gsteiningt
Arzberg – Fichtelgebirge

Einer der Nebenflüsse der Eger ist die Röslau. Zwischen Arzberg und dem Ortsteil Elisenfels hat die sonst eher unscheinbare Röslau ihr Bett tief in den Boden geschnitten. Dabei hat sie verschiedene metamorphe Gesteine freigelegt. Besonders selten und deshalb in geologischer Hinsicht wichtig, sind die markanten Felsen am Ende der Schlucht (fast am Ortsrand von Arzberg).
Denn hier befindet sich ein Phyllit-Vorkommen, das auch für das ungeübte Auge sehr außergewöhnlich anmutet. Der sogenannte blättrige Seidenstein gehört zu den ältesten Gesteinen und bedeckt weite Bereiche im Fichtelgebirge. Sehen kann man ihn allerdings fast nirgendwo. Gleich nebenan: das Mundloch eines historischen Stollens des ehemaligen Eisenbergbaus bei Arzberg und eine kleine eingefasste Quelle.
Unsere Wanderempfehlung
- Geotope auf dem Weg: Gsteinigt und Gneisfelsen am Feisnitzspeicher
- Länge: 9 km
- Dauer: 3 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig
Geotop 5
Gneisfelsen am Feisnitzspeicher
Arzberg – Fichtelgebirge

Eine der ältesten Gesteinseinheiten im Fichtelgebirge ist die sogenannt Elisenfels-Serie. Rings um den Feisnitzspeicher sind die Gneise, Glimmerschiefer und Quarzite aufgefaltet und deshalb stärker deformiert, als die überlagernden Schichten.
Am Damm des Feisnitzspeichers in der nähe der Seeklause sind diese Gesteine besonders schön anzuschauen. Wer schon einmal in Skandinavien war, fühlt sich fast ein wenig an die dortige Schärenlandschaft erinnert.
Unsere Wanderempfehlung
- Geotope auf dem Weg: Gsteinigt und Gneisfelsen am Feisnitzspeicher
- Länge: 9 km
- Dauer: 3 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig
Geotop 6
Schausteinbruch Häuselloh
Selb – Fichtelgebirge

Im Wald südöstlich der Stadt Selb wurde von 1898 bis 1976 Granit abgebaut. Und weil dieser Granit sich sich von den anderen Vorkommen unterschied, weil er besonders hell und feinkörnig war, nannte man ihn Selber Granit. Verwendung fand er vor allem in der Porzellanindustrie, wo er als Walzenkörper oder auch Schlagtisch eingesetzt wurde. Nach seiner Stilllegung wurde der Steinbruch vom Fichtelgebirgsverein als Schausteinbruch mit einer Art kleinem Museum hergerichtet, in dem man auch heute noch alte Maschinen und die Arbeitstechniken aus früheren Zeiten bestaunen kann.
Selb ist als Porzellanstadt in Deutschland bekannt. Von hier stammen die exquisiten Vasen, Figuren und Geschirr der Firmen Rosenthal und Hutschenreuther, die sich weltweit eines sehr hohen Bekanntheitsgrades und Beliebtheit erfreuen. Die Porzellanhersteller kennt wahrscheinlich jeder, dass hier schon seit Jahrhunderten Granit abgebaut wurde, ist wohl weniger bekannt. Und dass der aufgelassene Steinbruch zu den Geotopen zählt, wissen wirklich nur die Allerwenigsten.
Unsere Empfehlung
Geotop 7
Rudolfstein
Weißenstadt – Fichtelgebirge

Wer den Gipfel des Rudolfsteins besteigt, muss unweigerlich durch die Gipfelgruppe aus Granitfelsen hindurchgehen, die nur einen schmalen Spalt für den Wanderer freilassen, um auf die andere Seite zu gelangen. Insgesamt krönen den Gipfel zehn separate Felsburgen, eine imposanter als die andere.
Eine der Besonderheiten der Felsentürme hier auf dem Rudolfstein: es handelt sich um sogenannten Zinngranit. Wie der Name schon andeutet, sind Anteile von Zinn im Stein enthalten. Im nahegelegenen Steinbruch wurden früher wichtige Mineralien gefunden und abgebaut. Heute sind die Vorkommen nahezu erloschen und man hat den Abbau des zinnhaltigen Gesteins eingestellt.
Unsere Wanderempfehlung
RUNDWEG 3: RUDOLFSTEIN UND DREI-BRÜDER-FELSEN
- Geotope auf dem Rundweg: Rudolfstein und Drei-Brüder-Felsen
- Länge: 9 km
- Dauer: 3 Stunden
- Schwierigkeit
Geotop 8
Drei-Brüder-Felsen
Weißenstadt – Fichtelgebirge

Während die Granitfelsblöcke bei der Luisenburg eingestürzt sind, so findet man bei den Drei-Brüder-Felsen die matratzenförmigen Steine noch sehr geordnet übereinander aufgestapelt. Nur etwa 400 Meter vom Gipfelkamm des Rudolfsteins entfernt sind gleich drei Felsentürme in tausenden von Jahren aus dem Untergrund herauspräpariert worden.
Jeder der drei Brüder für sich ist einzigartig – zusammen sind sie wahrlich beeindruckend. Es ist möglich, um die Felsformation herumzugehen und sich ganz ausführlich mit den Strukturen des Verwitterungsprozesses und der Schönheit im Detail auseinanderzusetzen.
Unsere Wanderempfehlung
RUNDWEG 3: RUDOLFSTEIN UND DREI-BRÜDER-FELSEN
- Geotope auf dem Rundweg: Rudolfstein und Drei-Brüder-Felsen
- Länge: 9 km
- Dauer: 3 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig bis mittel
Geotop 9
Blockmeer am Gipfel der Platte
Fichtelberg – Fichtelgebirge

Der Gipfel der Platte hoch über dem idyllischen Fichtelsee war vor vielen, vielen Jahren noch ein gutes Stück höher. Wahrscheinlich haben auch hier hohe Felstürme aus Granit gestanden, die aber in einer der Eiszeiten durch die Ausdehnung des gefrorenen Wassers in den Fugen der Blöcke umgekippt sind.
Heute sehen wir davon nur noch ein gewaltiges, nicht zugewachsenes Blockmeer, das sich über weite Teile des Osthangs erstreckt. Auf dem Gipfel befinden sich nur wenige Reste der ehemaligen Felsenburg, die im 18. Jahrhundert eingestürzt ist. Dort befindet sich – über ein paar Stufen erreichbar – eine kleine Aussichtsplattform.
Unsere Wanderempfehlung
- Geotope auf dem Rundweg: Blockmeer Platte
- Länge: 10 km
- Dauer: 4 Stunden
- Schwierigkeit: mittel