Kaum eine Region in Franken ist so reich an skurrilen Felsformationen und sagenumwobenen Höhlen wie die Fränkische Schweiz. Und deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, zwei der schönsten davon in einer kleinen Rundwanderung von knappen 5 km im Wiesenttal im Landkreis Forchheim zu erkunden. Gleich zu Beginn der Wanderung eröffnet die Riesenburg bei Engelhardsberg ihre spektakuläre Kulisse. Und nur einen Katzensprung entfernt liegt ein zweites geologisches Naturwunder im Wiesenttal bei Engelhardsberg: die Höhlenruine Quackenschloss. Kein Wunder, dass die beiden Höhlen auf der Liste der schönsten Geotope Bayerns stehen.
Riesenburg >>> Engelhardsberg >>> Adlerstein >>> Quackenschloss >>> Engelhardsberg >>> Riesenburg
Wanderkarte, Details und GPX-Daten
Einmalig schön – das Wiesenttal im Zentrum der Fränkischen Schweiz
Gurgelnd und rauschend beschreibt das Flüsschen Wiesent bei Gößweinstein einen weiten Bogen. Es fließt fast in einem spitzen Winkel um einen hohen Berg herum, den Adlerstein. Umrundet man den Berg entlang der Wiesent, fällt die große, oft durchbrochene Felsennase ins Auge, die aus der Ferne betrachtet durch ihre hochgewölbten Felsenbogen einem verfallenen Schloss gleicht: die Riesenburg.
Erdgeschichte mal einfach: Die Entstehung von Höhlen in der Frankenalb
Vor etwa 150 Millionen Jahren kam es weltweit zu einem Anstieg des Meeresspiegels, bei dem auch große Teile Süddeutschlands überflutet wurden. Durch die tropischen Verhältnisse kam es zunächst zur Bildung von Kalkgesteinen. An einigen Stellen siedelten sich – wie auch im Bereich der Riesenburg – Kieselschwämme an. Im Laufe der Jahre wurde das Kalzium im Gestein zunehmend vom Magnesium aus dem Meerwasser ersetzt. Aus dem ursprünglichen Kalkgestein bildete sich Dolomit, ein besonders standfestes und witterungsbeständiges Gestein, das noch heute einen großen Teil der Frankenalb darstellt.
Dem Regen zum Opfer gefallen – Ausgewaschen vom Zahn der Zeit
Als sich gegen Ende des oberen Jura die Kontinentalplatte hob, führte das zu einem Rückzug des Meeres. Die relativ hohen Temperaturen verursachten eine starke Verwitterung des vorher gebildeten Kalk- und Dolomitgesteins. Zusätzlich drang Kohlensäure haltiges Regenwasser in den Boden ein und löste die Felsen langsam an den Trennflächen auf, sodass unterirdische Hohlräume entstanden.
Mit Dreck und Schlamm verfüllt
In der Kreidezeit stieg erneut der Meeresspiegel an, der die Höhlen flutete und mit Sedimenten verfüllte. Aus diesem Grund ist von der ursprünglichen Höhle der Riesenburg heute fast nichts mehr zu sehen, denn der Hohlraum ist zu einem großen Teil immer noch mit Sedimenten ausgefüllt. Erst als sich die Wiesent weiter ins Tal gefressen hat, wurde der talnahe Teil wieder freigelegt.
Da mit der Ausschwemmung der Sedimente auch deren Stützfunktion verloren ging, wurden Teile des Höhlendaches instabil und stürzten ein. Nur drei Bögen, von denen der längste fast 12 Meter Spannweite hat, blieben als Relikte stehen. Höhlen, deren Dach ganz oder teilweise eingebrochen ist, werden im Fachjargon Versturzhöhlen genannt. Zu diesen Versturzhöhlen gehört auch die Riesenburg.
Riesenburg – seit über 100 Jahren Ausflugsziel der Extraklasse
Bevor die Fränkische Schweiz als Ausflugsziel entdeckt wurde, hieß die Höhle bei Doos Geißkirche nach den dort weidenden Ziegen und Schafen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie zusammen mit dem Quackenschloss zum Symbol der Romantik schlechthin.
Der damalige Besitzer Graf Franz Erwin von Schönborn ließ das Gelände durch Wege und Treppen ausbauen, als der bayerische König Ludwig I. mit seiner Gemahlin Therese 1830 die Burg Rabenstein besuchte. Damit auch die Umgebung entsprechend aussah, pflanzte er für eine wildromantische Szenerie auf die kahlen Felsen Bäume. Damit erinnert die Riesenburg fast ein wenig an den Felsengarten Sanspareil bei Bayreuth.
Seit nunmehr 200 Jahren führt durch die Höhlenruine Riesenburg ein Wanderweg, der über einen der Bögen zu einem Aussichtpunkt führt. Wenn ihr ganz nach oben geht und Richtung Wiesent blickt, findet ihr noch den Schriftzug, den der Verse-schmiedende König Ludwig I. anlässlich seines Besuches schmiedete. Um die Jahrtausendwende wurde die Felsengrotte durch Fällung von Bäumen wieder sichtbar gemacht. Die Zeiten ändern sich eben.
Ein paar Fakten zur Riesenburg
- Länge: 43 m
- Höhe: 25 m
- Spannweite Felsbögen: bis 11,5 m
Adlerstein bei Engelhardsberg
Damit der Weg zum Quackenschloss nicht langweilig wird, hat die Natur auf der Hochebene bei Engelhardsberg den Adlerstein platziert. Über eine schmale Eisentreppe könnt ihr hinaufsteigen. Diese Treppe gibt es erst seit 1905. Bevor sie der Verein Fränkische Schweiz anbringen ließ, hielt ein ansässiger Bauer für alle, die den Adlerstein erklimmen wollten, gegen einen Obolus eine Leiter bereit. Erinnert euch daran, wenn ihr die stabile Treppe hochsteigt und von oben einen fantastischen Rundumblick auf die nördliche Fränkische Schweiz erhascht. Aber trotz stabiler Stufen ist Vorsicht geboten. Haltet eure kleinen Kinder gut fest, denn die Stufen sind doch sehr steil.
Und weiter geht es zum Quackenschloss
Es geht ein kleines Stückchen durch den Wald, bevor versteckt im Unterholz die nächste geologische Besonderheit sichtbar wird. Die etwa sechs Meter breite und drei Meter hohe Felsengrotte Quackenschloss ist zu zwei Seiten hin geöffnet und kann gefahrlos begangen werden. Mit 505 Metern liegt die Höhlenruine sehr hoch und gehört damit zu einem der ältesten Höhlensysteme in der Fränkischen Schweiz. Ihren Namen hat die Höhle von den eingeschlossenen Versteinerungen, den sogenannten Quacken.
Und was genau sind Quacken?
Jeder alteingesessene Bewohner der Fränkischen Schweiz weiß, was Quacken sind: Gesteinsblöcke, die so groß sind, dass man sie vom Acker entfernt und mit denen man eine Mauer bauen kann. Exakte Angaben, wie groß ein solcher Brocken sein muss, damit er nicht in die Kategorie Stein oder Felsbrocken fällt, gibt es allerdings nicht.
Nur eins ist sicher: Einen Stein kann man mit einer Hand halten, für Quacken braucht man schon mindestens zwei Hände. Und für alle Nicht-Franken eine noch etwas genauere Beschreibung: Ein Quack ist ein hartes Felsstein-Trumm.
Zwar beschreibt der Ausdruck Quacke nur eine Gesteinsgröße und keine Gesteinsart, trotzdem bestehen die meisten Quacken hier in der Frankenalb aus Dolomit. Die Aussprache ist landläufig mit kurzem A. Und wo eine Regel, da ist die Ausnahme nicht weit. Denn das Quackenschloss bei Engelhardsberg wird von den Einwohnern mit langem A ausgesprochen, wie beim Quaken der Frösche. Dennoch wird die Höhlenruine sowohl in alten wie auch neuen Dokumenten mit CK geschrieben und das A kurz ausgesprochen.
Bereits 1810 berichtete Georg August Goldfuss, seinesgleichen wahrscheinlich einer der ersten Paläontologen und Zoologen überhaupt, vom Quackenschloss mit seinen „zerrissenen Felsen, die wie stattliche Ruinen eines Tempels oder Schlosses erscheinen“.
Die Sage vom Quackenschloss
Einst jagte ein junger Jägersmann einen stattlichen Hirsch. Als dieser plötzlich vor seinen Augen verschwand, entdeckte der Jäger ein verstecktes Felsentor zwischen den Bäumen. Dort standen Zwerge, die ihn in einen prächtigen Saal führten. In ihm saß eine liebliche Fee auf einem goldenen Thron. Dem Jäger gefiel die Fee und all die Pracht, doch als sie ihn zu ihrem Gemahl machen wollte, erinnerte er sich seiner Liebsten, die er auf der Erde zurückgelassen hatte. Als er darum bat, den Zauberpalast verlassen zu dürfen, waren die Folgen verheerend: Die Fee sank augenblicklich tot zu Boden, der Palast stürzte in sich zusammen und den Jägersmann fand man tot am Fuße des Quackenschlosses.
Rundwanderung von der Riesenburg zum Quackenschloss
Beschreibung
Wir starten unsere Tour auf dem Parkplatz direkt vor der Riesenburg. Stufen führen uns hinauf und durch die Höhle. Auf der anderen Seite verläuft ein etwas breiterer Weg nach links, den wir einschlagen. An der nächsten T-Kreuzung halten wir uns wieder links und folgen dem Schotterweg bergauf direkt nach Engelhardsberg. Wir durchqueren den Ort. Ab hier ist bereits die Quackenburg ausgeschildert. An der nächsten T-Kreuzung der Straße geht es nach links und am Ortsausgang wechseln wir auf den Feldweg nach rechts. Zwischendurch kommen wir noch an einer wunderschönen Felsformation namens Adlerstein vorbei. Bei folgenden Gabelung halten wir uns rechts rechts und gelangen gleich darauf zum Quackenschloss.
Zurück nehmen wir den Weg, der von der Höhle aus direkt links vom Hinweg verläuft wieder zurück nach Engelhardsberg. Ihr könnt natürlich auch den gleichen Weg nehmen wie beim Hinweg. An der Hauptstraße in Engelhardsberg angekommen gehen wir geradeaus über die Straße auf dem geteerten Weg weiter. An der nächsten Abzweigung biegen wir nach rechts ab und gleich wieder links. Der Pfad führt leicht ansteigend über die Felder. Nach kurzer Strecke gelangen wir zu einer Kreuzung, der wir nach rechts folgen. Wir befinden uns jetzt wieder unmittelbar oberhalb der Riesenburg, die wir nach etwa 400 Metern erreichen.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz an der St2191 zwischen Doos und Beringersmühle (direkt vor der Riesenburg)
- Markierung: keine einheitliche Markierung, Quackenschloss und Riesenburg ausgeschildert
- Länge: 4,8 km
- Dauer: 1,5 Stunden (ohne Pausen und Höhlenbesichtigung)
- Schwierigkeit: mäßig (ein paar leichte Steigungen)
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein (Aufstieg und Treppen Riesenburg)
- Aufstieg: 335 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Riesenburg-und-Quackenschloss-Rundwanderung-Karte
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Anfahrt: So findet ihr die Versturzhöhle Riesenburg
Am einfachsten erreicht ihr die Höhlenruine Riesenburg von der Autobah A73. Zwischen Erlangen und Bamberg verlasst ihr die Autobahn über die Anschlussstelle Forchheim Süd und folgt dem Straßenverlauf Richtung Forchheim. Auf der B470 geht es etwa 28 km bis Behringersmühle. Dort links entlang der Wisent Richtung Doos halten. Nach etwa 4,5 km auf der St2191 ist auf der linken Seite ein kleiner Parkplatz. Von hier aus kommt ihr über die Treppen zur Riesenburg.
Adresse
Riesenburg
91346 Wiesenttal-Engelhardsberg
Essen und Trinken
Seit einigen Jahren gibt es in Engelhardsberg leider kein Gasthaus mehr. Dafür aber ein paar familiäre Betriebe, die euch mit hausgemachtem Kuchen oder Gerichten vom Biohof verwöhnen (keine Werbung, sondern aus Überzeugung):
No 9 Altes & Neues
Allerdings gibt es in der Nähe des Dorfplatzes ein hübsches kleines Café mit herausragenden hausgemachten Kuchen sowie kalten und heißen Getränken – und natürlich kühlem Eis!
Raststation Engelhardsberg
Direkt am Wanderweg zur Riesenburg befindet sich der Biohof der Familie Beyer mit einladender Raststation (Bio-Getränke und Verpflegung, je nach Saison und Wetter warme Gerichte – Spezialität Burger aus eigener Herstellung und beef – spareribs ) und Hofladen (Obst, Eier, Marmelade, Rindfleisch, Wagyu-Beef, Wurst, etc.).
Bei gutem Wetter an den Wochenenden und auf Anfrage auch im Winter geöffnet !
Biohof Familie Beyer
Engelhardsberg 42
91346 Wiesenttal-Engelhardsberg
Fazit
Das Gebiet um Muggendorf und das Wiesenttal eignen sich gut für Familien mit Kindern. Die meisten Wanderwege sind nicht besonders schwierig und überall gibt es tolle Höhlen oder Felsformationen zu bestaunen und erkunden. Der hier beschriebene Rundweg hat gleich drei dieser Highlights: die Riesenburg, den Adlerstein und das Quackenschloss – auf nur fünf Kilometer Strecke!
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1 thoughts on “Rundwanderung von der Riesenburg zum Quackenschloss im Wiesenttal (Landkreis Forchheim)”