Zwischen Rothenburg ob der Tauber und Bad Windsheim liegt im Verborgenen eines der schönsten Geotope in Bayern. Der ehemalige Gipsbruch Endsee steht seit einigen Jahren unter Schutz, sodass sich in der Zwischenzeit ein einzigartiges Biotop bilden konnte. Zwar ist das Gelände nicht besonders groß, dafür lässt sich hier im Landkreis Ansbach wunderbar die Erdgeschichte erkunden. Ein einmaliger Ort, der völlig verschont geblieben ist vom Massentourismus und doch so viel zu bieten hat. Wir verbinden den Besuch des ehemaligen Steinbruchs gleich mit einer kleinen Wanderung von rund 5 Kilometern rund um den Endseer Berg.
Karte mit Route und Details (Wanderkarte, GPS-Daten etc.)
Kleiner Ort – Große Geschichte: Endsee
Mit seinen rund 120 Einwohnern zählt Endsee zu den kleineren Ortschaften im eher landwirtschaftlich geprägten Landkreis Ansbach. Unter der Bezeichnung Entse wurde er im Jahr 798 unserer Zeitrechnung das erste Mal in einer Urkunde erwähnt.
Wo einst hohe Herrschaften hausten
Auf dem Endseer Berg – etwa einen halben Kilometer südlich des Dorfes Endsee – gab es früher einmal eine Burg, die wahrscheinlich um 1100 erbaut. Um die 100 Jahre später wurde sie von Albert von Entse an Hermann von Lodeburg verkauft, bekam sie jedoch als Lehen zurück. 1239 gelangten die Gemäuer in den Besitz derer von Hohenlohe, die sich fortan als Grafen von Hohenlohe-Endsee betitelten. Nach einem kurzen Intermezzo mit den Bannerherren Gerlach und Gottfried erwarb die wohlhabende Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber die Burg mitsamt umliegender Dörfer. Im Zuge eines Streites des Burggrafen von Nürnberg mit Rothenburg, wurde die Burg Endsee 1407 auf kaiserlichen Befehl dann schließlich abgerissen. Angeblich wurden ihre Quader für den Bau der St. Jakobskirche in Rothenburg verwendet.
Mit Geotopen Erdgeschichte erleben
Geotope sind Fenster mit Ausblick auf die Erdgeschichte und die Entstehung des Lebens auf der Erde. Bei einer Erkundung der Geotope in Bayern könnt ihr auf eine 600 Millionen Jahre lange Reise gehen, in der sich die Gesteine, die wir hier heute vorfinden, entwickelt haben. Und dazu müsst ihr nicht unbedingt ein Fachmann sein. Oft sieht auch das ungeübte Auge sofort, um welche Gesteinsart es sich handelt. Und ob sie eher weich ist oder auch extrem hart, könnt ihr erfühlen. Auch die Farbe sagt einiges über die Gesteinsart aus.
Am besten lässt sich das alles in ehemaligen Steinbrüchen herausfinden. Und derer gibt es fast an jeder Ecke welche. Viele wurden nach dem Ausbau wieder zugeschüttet, einige sind immer noch in Betrieb (und können daher nur mit dem Einverständnis des Betreibers besichtigt werden). Und dann gibt es die Geotope, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Oft liegen sie fast direkt am Straßenrand und werden beim Vorbeifahren überhaupt nicht wahrgenommen. Steigt man jedoch einmal aus und schaut genauer hin, findet man nicht nur tolle Einblicke, sondern oft auch ein ganz außergewöhnliches Flora-Fauna-Habitat vor, in dem sich seit der Stilllegung des Steinbruchs seltene Tiere und Pflanzen angesiedelt haben.
Gelbbauchunken im Gipsbruch Endsee
Der kleine Froschlurch ist auf den ersten Blick fast nicht zu erkennen. Sitzt er im hohen Gras oder schaut aus der Wasseroberfläche im Teich heraus, ist seine graubraun gefleckte Tarnung ziemlich gut. Die Unterseite seines Körpers ist dafür umso auffälliger. Ein gelbes Fleckenmuster zieht sich von der Kehle bis über den Bauch. Doch durch die Zuschüttung von Kleinstgewässern und den Eintrag von Müll und Umweltgiften ist die heimische Gelbbauchunke bedroht.
Die Gelbbauchunke ist eine Froschlurchart des Berg- und Hügellandes und kommt in Deutschland hauptsächlich in der Mitte und im Süden vor, wo sie sich in Bach- und Flussauen wohlfühlt. Man findet sie aber auch als Pionierart in Kiesgruben, Steinbrüchen und auf Truppenübungsplätzen.
Fränkisches Keuper-Lias-Land
Die Gipsablagerungen hier bei Endsee entstanden vor rund 235 Millionen Jahren. als in dieser Region noch Sümpfe, Seen und Lagunen lagen, die sporadisch vom Meer überflutet wurden.
Als das Klima trockener und heißer wurde, verdampfte das Wasser. Das Muschelkalkmeer zog sich langsam aus dem mittelfränkischen Raum zurück. In dieser Zeit entstand die flache Landschaft der Keuperzeit, in der der Einfluss von Land und Meer häufig wechselte. Anfangs kam es immer wieder zu sporadischen Überflutungen, später zog sich das Meer dann ganz zurück. In den vom Meer abgeschnürten Lagunen verdunstete das Wasser und schied langsam aber sicher die Salze aus, die sich darin gelöst hatten. Ablagerungen aus dieser Zeit nennt man deshalb auch Gipskeuper.
Geologisch gesehen befindet man sich hier in den weiten Landschaften um Uffenheim bis nach Bad Windsheim im Übergangsbereich vom obersten Muschelkalk bis in den unteren Gipskeuper. Es überwiegen Ton- und Mergelgesteine, was die flachwellige Landschaftsform erklärt. Unter der dünnen Schicht aus Gips und Muschelkalk liegt der für die Region typische Bundsandstein, der durch die Schichtverbiegung an vielen Stellen an die Oberfläche gelangt ist.
Die Graue Lagune – Gipsbruch Endsee
Direkt im heutigen Gewerbegebiet von Endsee befindet sich der Gipsbruch Endsee, liebevoll auch Graue Lagune genannt. Schon seit dem 17. Jahrhundert wird in der Umgebung von Endsee Gips abgebaut. Die industrielle Gewinnung des Gesteins begann jedoch erst im den 1939er Jahren. 1965 wurde der Abbau an dieser Stelle jedoch eingestellt. Heute ist der ehemalige Steinbruch als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen und gehört zu den 100 schönsten Geotopen in Bayern.
Gips ist ein bedeutender Rohstoff in der Bauindustrie. In Mittelfranken wird er in den Schichten des Mittleren Keupers an verschiedenen Stellen abgebaut. Einer der Gipsbrüche, die heute nicht mehr in Betrieb sind, liegt in der Nähe von Schillingsfürst, Rothenburg und Bad Windsheim im Landkreis Ansbach: der Gipsbruch Endsee bei Steinsfeld.
An die sieben Meter hoch sind die Gipsablagerungen mächtig. Damals lagen sie an die 20 Meter unter der Erdoberfläche. Zum Abbau grub man einen 30 Meter tiefen Stollen, der heute seltenen Fledermausarten ein Zuhause bietet. Sieht man sich die Gipsschichten im Steinbruch einmal etwas genauer an, kann man rechts sehr schön die Verkarstungen entlang der Spalten erkennen, während der Gips im linken Bereich bereits weggelöst ist.
An der Basis des Steinbruch-Profils liegt der sogenannte Grundgips. Er besteht aus massiven Bänken aus weißem und grauem Gips. Gips ist ein sehr weiches Gestein, das sich zudem relativ gut in Wasser löst. Durch die Niederschläge entstehen vertikale Rillen auf der Oberfläche des Gesteins, die zum Teil durch extrem scharfkantige Rippen voneinander getrennt sind. Diese Erosionsform wird Karren genannt. Man findet sie auch hier im Gipsbruch.
Über dem Grundgips liegen plattenförmige Schichten. Hier wechseln immer wieder dünne Bänke von Gips mit grauem oder rotem Ton, bunten Mergellagen oder auch Schluffgestein ab, was dem Gips ein gestreiftes Aussehen verleiht. In der untersten Mergellage sind gelegentlich Abdrücke von Muscheln zu finden.
Warum Gips und kein Kalk an der Oberfläche?
Die Reihenfolge der Ausfällung von Salzen aus dem Wasser ist immer gleich. Zunächst fallen die schwer löslichen Salze, dazu gehören Karbonate (Kalk und Dolomit). Daher stammen auch die üppigen Sandsteinvorkommen hier im Norden Bayerns. Bei stärkerer Eindampfung fällt Gips aus. Zum Schluss folgen die Kali- und Steinsalze (Kochsalz). Hier in Endsee ist die sichtbare Ausscheidung auf Gips beschränkt.
Es ist anzunehmen, dass in größerer Tiefe auch Kalkgestein liegt. Zwar wurde hier in Franken auch Kochsalz in größeren Mengen aus dem Meerwasser abgeschieden, allerdings können wir diese heute nicht mehr nachweisen, da sie sich inzwischen längst aufgelöst haben.
Diese bodennahen Salzlager fielen der Auswaschung durch Niederschläge, Grundwasser und Flüsse zum Opfer. Lediglich einige salzhaltige Quellen in der Region verraten uns heute noch ihre ehemalige Existenz.
Erhaltene Gipsflöze sind selten
Der Grundgips konnte wahrscheinlich nur deshalb überdauern, weil die umgebenden Tonschichten nahezu kein Wasser durchließen und ihn damit vor Erosion schützten. Wird der Gips freigelegt und kommt er mit Regen- oder Grundwasser in Kontakt, wird er relativ schnell wieder gelöst und verschwindet restlos. Durch das in den Boden sickernde Regenwasser sind im Laufe der Zeit im Untergrund breitlichrunde Formen (Hockergips) ausgewaschen worden. Wird der Gips jedoch an der Oberfläche den Niederschlägen preisgegeben, entstehen schmale, scharfkantige, senkrecht stehende Rillen.
Wandern über den Landschaftslehrpfad vom Gipsbruch Endsee um den Endseer Berg
Beschreibung
Vom Geotop Gipsbruch Endsee führt ein Landschaftslehrpfad einmal rund um den Endseer Berg. Leider ist der Weg nicht beschildert, deshalb solltet ihr vielleicht eine Gelände- oder Wanderkarte mitnehmen. Auf dem Weg weisen zwei Dutzend Hinweistafeln auf den Baumbestand und viele andere Besonderheiten im Flora-Fauna-Habitat hin. Der etwa 5 Kilometer lange Rundweg verläuft zum größten Teil auf einer breiten Schotterstraße ohne nennenswerte Steigungen. Ihr könnt also problemlos eure Kleinen im Buggy mitnehmen. Der Gipsbruch ist allerdings nur zu Fuß zu erkunden.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkmöglichkeit in der Baukreativstraße Endsee (Gewerbegebiet)
- Markierung: keine
- Länge: 5 km
- Dauer: 1,5 Stunden (ohne Pausen)
- Schwierigkeit: leicht (keine steilen Anstiege oder Gefälle auf dem Rundweg)
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja (nicht im Steinbruchgelände)
- Aufstieg: 259 m
- Abstieg: 245 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundwanderung-Gipsbruch-Endsee
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
- DOWNLOAD GPX-Daten: Rundwanderung-Gipsbruch-Endsee.gpx
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und Trinken
In Endsee selbst gibt es keine Gaststätten. Eine kleine Erfrischung und einen Snack könnt ihr euch etwas weiter hinten auf der Baukreativstraße in Endsee bei der Araltankstelle besorgen. Gaststätten gibt es natürlich in Rothenburg ob der Tauber und Bad Windsheim, sowie im Nachbarort Reichelshofen.
Landwehr-Bräu
Reichelshofen 31
91628 Steinsfeld-Reichelshofen
Noch ein paar weitere Bilder vom Steinbruch Endsee
Anfahrt: Wie komme ich zum Gipsbruch Endsee
Endsee ist durch seinen Autobahnanschluss an die A7 zwischen Feuchtwangen und Würzburg schnell und einfach zu erreichen. Nehmt die Ausfahrt 107 nach Bad Windsheim und haltet euch Richtung Adelshofen/Endsee. Vor dem eigentlichen Ortseingang geht es links ins Gewerbegebiet (Baukreativstraße). Nach etwa 100 Metern ist links das Firmengelände der BK Group. An der rechten Seite könnt ihr euer Auto abstellen. Dort befindet sich auch direkt das Geotop Gipsbruch Endsee.
Parken
Der Gipsbruch in Endsee liegt am Rande des Gewerbegebietes direkt an der Baukreativstraße. Dort findet ihr am Straßenrand sicherlich eine Parkmöglichkeit.
Fazit
Zwar nur sehr klein und unscheinbar, bei näherer Betrachtung aber sehr vielfältig ist der Gipsbruch in Endsee bei Rothenburg und Bad Windsheim. Nicht umsonst zählt der ehemalige Steinbruch zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns. Ein Ausflug lässt sich perfekt mit einer kleinen Wanderung um den Endseer Berg machen. Leider sind die Tafeln des Lehrpfades schon sehr in die Jahre gekommen und deshalb etwas baufällig oder unleserlich geworden.
Das könnte dich auch interessieren
Schaut doch mal auf unserer INTERAKTIVEN KARTE nach. Dort findet ihr über 150 tolle Wanderungen und Ausflugsziele in Bayern.
…
1 thoughts on “Wandern im Landkreis Ansbach – Auf dem Lehrpfad um das Geotop Gipsbruch Endsee”