Versteckt im Nürnberger Reichswald bei Röthenbach an der Pegnitz liegt der Birkensee – bekannt und beliebt vor allem im Sommer bei allen aus dem Stadtgebiet und dem Umland von Nürnberg. Am Ufer tummeln sich die Badegäste, um sich mit einem Sprung ins kühle Nass ein wenig abzukühlen oder am Ufer ausgedehnten Sonnenbädern zu frönen. Zum Wandern kommen nur gelegentlich Besucher in das abgelegene Areal.
Wanderkarte, Details und GPS-Daten findet ihr weiter unten
Die Birkenseen
… müsste es eigentlich heißen, denn es gibt zwei Seen dort im Lorenzer Reichswald. Und beide heißen Birkensee. Da der eine aber deutlich weniger Fläche hat als der andere, werden sie Kleiner und Großer Birkensee genannt.
Großer Birkensee
Das, was die meisten von uns als abgelegenes Badeparadies am Stadtrand von Nürnberg kennen, ist der Große Birkensee mit seiner ausladenden Sanddüne am Ostufer, auf dem sich bei heißen Temperaturen Familien neben FKK-Anhänger tummeln. Der Birkensee zwischen Schwaig und Diepersdorf ist kein natürliches Gewässer, sondern von Menschenhand geschaffen.
Von der Sandgrube zum Badesee
Auf der Sandachse Franken baute und baut man auch heute noch großflächig Sand ab. An dieser Stelle war das nicht ganz so einfach, da der Grundwasserspiegel durch den Röthenbach sehr hoch liegt. Aus diesem Grund kam ein Verfahren zur Anwendung, das man Unterwasserabbau nennt. Der Sandabbau erfolgte mit Schürfbaggern unterhalb der Wasseroberfläche. Zurück blieb eine 20 Meter tiefe Grube, gefüllt mit Wasser.
Bis in die 1980er Jahre wurde der östliche Teil, also der heutige Große Birkensee, zum Sandabbau genutzt und dann aufgebeben. Durch das einströmende Wasser erweiterte sich der Baggersee dann auf fast auf das doppelte seiner ursprünglichen Größe. Und während man die Sandhänge zum Teil wieder aufforstete, überließ man die Uferzonen sich selbst, sodass im Laufe der Zeit Graszonen und auch Feuchtwälder entstanden. Lediglich das steile Ostufer mit seiner natürlichen Sanddüne blieb weitestgehend frei von natürlichem Bewuchs.
Kleiner Birkensee
Weniger bekannt ist da schon der nordwestlich gelegene, zweite See, Kleiner Birkensee genannt. Er ist der Ältere der beiden Seen, denn in den 1970er Jahren wurde zunächst an dieser Stelle Sand abgebaut. Geplant waren ursprünglich keine zwei, sondern nur ein einziger, wesentlich größerer See, der auch das gesamte Gebiet zwischen den beiden heutigen Seen umfassen sollte.
Auch in diesem Bereich pflanzte man nach der Stilllegung auf die relativ ebenen Sandböden wieder Bäume. Die lehmigen, nassen Bereiche am Ufer konnten sich jedoch selbstständig entwickeln.
Geschützter Landschaftsbereich Kleiner Birkensee
Im Gegensatz zum Großen Birkensee, der zum Baden freigegeben ist, steht der Kleine Birkensee unter besonderem Schutz. Am 20.05.1985 wurde das Gebiet als Landschaftsbestandteil unter Schutz gestellt. Das Betreten der Uferbereiche oder gar das Baden ist hier nicht erlaubt, um hochspezialisierten Pflanzen- und Tierarten wie Kreuzkröte, Wildbiene und Co. einen Lebensraum zu bieten.
Der Biber am Baggersee
Früher war der Geselle mit den gelben Zähnen überall in Europa heimisch, bis man ihn dann im 19. Jahrhundert wegen seinem Fell und Fleisch verfolgte und nahezu ausrottete. Nur durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderung haben sich die Bestände inzwischen langsam wieder erholt.
Biber leben an langsam fließenden oder stehenden Gewässern, die weder im Sommer austrocknen noch im Winter komplett zufrieren. Und dabei gestaltet das größte Nagetier Europas sein Terrain so ganz nach seinen Wünschen um. Mit seinen oberen Zähnen hakt sich der Biber etwa auf einem halben Meter Höhe in den Baumstamm, mit den unteren Zähnen wird geraspelt. Es entsteht das typische Bibermuster im Stamm, das einer Sanduhr ähnelt.
Und dann fällt der Baum – und zwar nicht in irgendeine Richtung, sondern genau dahin, wo ihn der Biber haben möchte. Und solche Baumstümpfe oder Sanduhren findet man hier jede Menge. Am Kleinen Birkensee spricht man von drei Biberburgen. Gesehen habe ich nur angenagte Bäume, aber keine Burg. Aber ein solcher Biberbau muss auch nicht unbedingt oberirdisch als hohe Burg zu sehen sein. An geeigneten Ufern besteht er oft aus einem gegrabenen Erdloch, das nur mit ein paar Ästen bedeckt ist – und damit kaum zu erkennen.
Seltene Ökosysteme im Reichswald
Der Abbau des Sandes hat wertvolle Pionierlebensräume geschaffen, die im Lorenzer Reichswald nicht sehr häufig vorkommen. Auf offenen Sandflächen siedelt sich zunächst Silbergras an, die dann auch für weitere einfache Kräuter und Pflanzen gute Voraussetzungen schaffen. Mit ihnen kommen Ameisen, Heuschrecken, Wildbienen. Zu ihnen hat sich hier im Nürnberger Land die seltene Kreuzkröte gesellt.
Ebenso selten im Nürnberger Reichswald sind feuchtnasse Hänge und Flächen, die ein vielfältiges Mosaik an Feuchtlebensräumen schaffen. Neben Bereichen mit Röhricht und Hochstauden, sind auch kleine Parzellen mit Niedermooren entstanden. Auf solche Lebensräume sind Amphibien und Libellen angewiesen.
Diese seltenen Lebensräume sind aber nicht von Dauer, sondern bilden lediglich eine kurze Phase im natürlichen Kreislauf der Natur, also der Sukzession. Innerhalb von ein paar Jahrzehnten wird im Normalfall in unseren Breitengraden aus einer sandigen Wüste wieder ein Waldgebiet. Um die offenen Flächen und damit Lebensräume für die seltenen Tiere und Pflanzen dauerhaft zu erhalten, sind Pflegemaßnahmen notwendig.
Rundwanderung um den Großen und Kleinen Birkensee
Wegbeschreibung
Um den Birkensee führt ein landschaftlich reizvoller Wanderweg von etwa 5 Kilometer Länge. Vom Parkplatz aus folgen wir dem breiten Forstweg in den Wald hinein. Nach etwa 300 Metern geht es rechts auf dem Stichweg in den Wald hinein (Schild Birkensee). Über eine kleine Anhöhe und eine Brücke über den Röthenbach führt uns der Pfad nahezu kerzengerade zum Ufer des Großen Birkensees.
Am Ufer angekommen biegen wir nach links ab und passieren die Sanddüne und Liegewiese. Dort, wo der Birkensee endet, führt ein schmaler Pfad nach rechts in den Wald. Ihm folgen wir am Südufer entlang bis zu einer Gabelung am Ende des Sees. Kurz vorher könnt ihr auf der rechten Seite die vom Biber angenagten oder gefällten Bäume sehen.
An der Gabelung nehmen wir den unscheinbaren linken Abzweig, der uns auf direktem Weg zum Kleinen Birkensee führt und diesen in einer ausgedehnten Rechtskurve teilweise auf sehr schmalen Pfaden durch den Wald um den See herumführt. Am Nordufer kommt ihr an eine T-Kreuzung, die ihr nach rechts entlangwandert, um nach etwas über einem Kilometer wieder auf den Zubringer zum Großen Birkensee zu treffen. Wenn ihr euch hier links haltet, kommt ihr nach etwa 10 Minuten wieder am Ausgangspunkt an.
TIPP: Etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Seen geht direkt in der Nähe einer Bank ein unscheinbarer Pfad nach links ab, der im Zickzack den Hang hinab zum Röthenbach führt. Echte Naturliebhaber sollten hier einen kleinen Abstecher machen, denn das feuchtnasse Tal ist wirklich außergewöhnlich. Leider endet der Pfad schon nach kurzer Strecke am Röthenbach, eine Brücke hinüber gibt es leider nicht, sodass ihr den Hügel wieder hinaufgehen müsst.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz Birkensee, Schwaiger Str. zwischen Schwaig und Diepersdorf
- Markierung: keine durchgängige Markierung
- Länge: 5 km
- Dauer: etwa 1,5 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein (Alternative nur um den Großen Birkensee möglich)
- Aufstieg: 285 m
- Abstieg: 264 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundweg-Birkensee-Karte.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
- DOWNLOAD GPX-Daten: Rundweg-Birkensee.gpx
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Der Birkensee liegt mehr oder weniger mitten im Nürnberger Reichswald im Landkreis Nürnberger Land. Deshalb gibt es in direkter Nähe keine Einkehrmöglichkeit. Lediglich in den stark frequentierten Sommermonaten wird ein mobiler Kiosk betrieben, an dem ihr euch mit Erfrischungen und Snacks versorgen könnt. Für eine Wanderung empfiehlt sich deshalb, immer etwas zu trinken mitzunehmen. Es schadet auch nicht, einen Apfel oder Müsliriegel in den Rucksack zu packen. Bänke und schöne Pausenplätze gibt es vereinzelt im Uferbereich des Großen Birkensees.
- Grüner Baum, Diepersdorfer Hauptstr. 36, Diepersdorf
- Landgasthof Löhner, Diepersdorfer Hauptstr. 13, Diepersdorf
Anfahrt: Wie komme ich zum Birkensee?
A3: Wenn ihr über die A3 kommt, nehmt ihr die Ausfahrt 87 Nürnberg-Mögeldorf und haltet euch Richtung Schwaig. Nach etwa 1,5 km biegt ihr nach rechts Richtung Schwaig ab. Ihr befindet euch bereits auf der Diepersdorfer Straße, an der nach etwa 4 bis 5 km der Birkensee-Parkplatz liegt.
A9: Von der A9 aus wechselt ihr am Kreuz Nürnberg auf die A3 Richtung Würzburg. An der nächsten Ausfahrt (Nürnberg-Mögeldorf) verlasst ihr die Autobahn und haltet euch ab dann an die obige Beschreibung.
Parken
Der Birkensee selbst ist verkehrstechnisch nicht erschlossen. Ein großer, kostenloser Parkplatz liegt jedoch an der Ortsverbindungsstraße zwischen Diepersdorf und Schwaig, von dem aus ihr den See in ein paar Gehminuten erreicht. (Achtung: Sowohl rechts als auch links der Straße sind Parkplätze)
Fazit
Den meisten von uns fällt der Birkensee am Ortsrand von Nürnberg nur dann ein, wenn es darum geht, im Sommer einen Badesee zu finden. Im Herbst, Winter und Frühling ist hier nur sehr wenig los und ihr habt die Gelegenheit, bei einer sehr entspannten Wanderung den Kleinen und Großen Birkensee einmal aus einer völlig anderen Perspektive kennenzulernen. Lasst euch überraschen, welch unbekannte Naturschönheiten ihr hier antrefft – vielleicht ja sogar die Familie Biber.