Wo einst die Panzer rollten und die Schüsse knallten, ist es ruhig geworden. Nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus dem Tennenloher Forst in Erlangen ist ein Naturschutzgebiet entstanden, auf dem heute die selten gewordenen Przewalski-Pferde grasen. Rings um das Gehege der Urwildpferde Tennenlohe auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz führt ein idyllischer Wanderweg von etwa 8 Kilometer Länge, der sich zu jeder Jahreszeit lohnt.
Wanderkarte, GPS-Daten und weitere Details weiter unten
Standortübungsplatz der US-Garnison Erlangen
Versteckt im Sebalder Reichswald im Norden von Nürnberg liegt der ehemalige Truppenübungsplatz der amerikanischen Streitkräfte. Bis 1993 noch diente das sandige Gebiet im Tennenloher Forst als Übungsplatz der Ferris-Barracks Erlangen, in denen die US-Garnison Erlangen stationiert war. Zu Ausbildungs- und Trainingszwecken fanden Übungen und Manöver statt.
Nach 1945 erbauten die Amerikaner 14 Schießbahnen, um die Einheiten im Großraum Nürnberg/Erlangen/Fürth einsatzbereit zu halten. Schwere Militärfahrzeuge gruben ihre Ketten und Reifen in den Untergrund und hielten dabei mehr oder weniger beabsichtigt die Fläche frei von Bäumen und Sträuchern.
Die Wehrmacht im Tennenloher Forst
Die Amerikaner waren aber nicht die Ersten, die das Gebiet bei Erlangen zu militärischen Zwecken beanspruchten. Schon gegen Ende des 19, Jahrhunderts nutzte die Wehrmacht rund 440 Hektar im Tennenloher Forst für Übungen mit Panzern und Artillerie. Etwa die Hälfte der Fläche wurde gerodet und zu Schießbahnen für die Artillerie umgewidmet.
Durch die eingeschränkte Größe und die teilweise Bewaldung des Areals gab es hier im Tennenloher Forst keinen Einsatz schwerer Waffen, wie Kanonen von Panzern oder Panzerabwehrraketen, denn der Sicherheitsabstände zu den Ballungsgebieten nicht eingehalten werden konnten. Ein Versuch der Amerikaner, den Übungsplatz zu vergrößern, scheiterte am Widerstand der Bevölkerung und schließlich auch der deutschen Behörden.
Munitionsdepot PSP 34
Auf dem Gelände lagerte das US-Militär in unzähligen Bunkern Munition, vor allem für Artilleriegeschütze. Man munkelt, dass hier auch ein Sonderdepot für kleinere nukleare Gefechtswaffen gab. Dass im Sebalder Reichswald auch Atomwaffen gelagert wurden, ist eine der Spekulationen, die nie nachgewiesen werden konnten.
Geschosswall
Am Ende der Range 6 gab es einen Erdwall, der solche Geschosse abfing, die ihr Ziel verfehlten. Als es beim Schießen mit Leuchtspurmunition häufiger zu Waldbränden im umliegenden Waldgebiet kam, regte der Bundesforstamtsleiter Tennenlohe an, einen 25 Meter hohen Wall zu errichten, damit die Geschosse die Range nicht verließen und eine Gefahr für das Waldgebiet darstellten.
Inzwischen wachsen auf dem ehemaligen Geschosswall hohe Bäume und Büsche. Von hier oben aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf das heutige Naturschutzgebiet. In seinem Bauch dürften nach der jahrzehntelangen Nutzung durch die US-Streitkräfte sicherlich unzählige Projektile und andere Metallteile stecken. Das gilt auch für den Boden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Aus diesem Grund dürft ihr die Wege auf keinen Fall verlassen, da durch die Munitionsreste und Blindgänger Lebensgefahr besteht!
Überreste aus dem Kalten Krieg
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz finden sich auch heute noch zahlreiche Zeugnisse seiner früheren Nutzung. Wenn ihr auf dem Weg zu den Wildpferden seid, kommt ihr vom Parkplatz aus gleich an zwei betonierten Rampen der ehemaligen Range 6 vorbei. Von hier aus bekämpften die Soldaten mit Maschinengewehren ihre Ziele auf der Schießbahn.
In einem Graben unterhalb der Geschosslinie steht auch heute noch ein Gebäude, über das bewegliche Ziele auf der Range 6 gesteuert wurden wie beispielsweise eine hölzerne Scheibe mit der Silhouette eines Panzers, die sich auf Schienen bewegte.
Der Truppenübungsplatz Tennenlohe heute
Das Rasseln der Panzerketten und der Lärm auf der Schießbahn sind verstummt. 1993 wurde der Platz im Sebalder Reichswald von den Amerikanern nicht mehr benötigt und im darauffolgenden Jahr freigegeben. Heute zählt das Gebiet zu den größten Sandbiotopen in Bayern. Die großen, von Baum- und Buschbestand freien Flächen der Schießbahnen stehen dabei unter besonderem Schutz.
Auf ihnen findet man seltene Silbergrasfluren und Heidelandschaften auf dem sandigen Untergrund der SandAchse Franken, die eine sehr hohe ökologische Wertigkeit besitzen. An die 1800 Tier- und Pflanzenarten sind in den Biotopen heimisch, davon stehen über 300 auf der Roten Liste.
Biotope erhalten
Die Natur einfach nur Natur sein lassen, funktioniert nicht immer, wenn es darum geht, seltene Landschaften mit ihrem immensen Artenreichtum zu erhalten. So ist das auch im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst. Die sandigen Offenflächen, die erst durch die spezielle Nutzung als Truppenübungsplatz entstanden sind, würden ohne Dazutun des Menschen im Laufe der Zeit zunächst mit Büschen besiedelt und dann irgendwann zu einem geschlossenen Wald werden. Und diese natürliche Sukzession würde den Tieren und Pflanzen, die sich auf trockene, karge und heiße Standorte spezialisiert haben, unwiderruflich den Lebensraum nehmen.
Przewalski-Urwildpferde
Als die Amerikaner abzogen, verschwanden natürlich mit ihnen auch die Panzer und anderen schweren Militärfahrzeuge, die die Sandflächen offenhielten. Um die Flächen von Büschen und Bäumen freizuhalten, waren in den folgenden Jahren unglaublich aufwendige und teure Maßnahmen notwendig. Dann hatte jemand die geniale Idee, dass doch hier Urwildpferde grasen könnten, um die Landschaft zu gestalten.
2003 zäunte man dann die ersten Flächen der ehemaligen Schießbahn Range 6 ein, damit einige der letzten noch lebenden Nachkommen der echten Urwildpferde der Erde dort leben können. Przewalskipferde waren bis zur letzten Eiszeit auch in Mitteleuropa heimisch, wie man aus Höhlenmalereien weiß. Ihr Name stammt von dem russischen Naturforscher Oberst Przewalski, der Ende des 19. Jahrhunderts Überreste eines solchen Wildpferdes aus der Mongolei mitbrachte. Schon früh fing man einige der Pferde und brachte sie in Zoos.
Als um 1970 die Przewalskipferde in ihrer Heimat, der Mongolei, als ausgestorben galten, züchtete man aus den Pferden in den Zoos vorsichtig wieder nach. Von diesen Nachzuchten wurden bereits einige wieder in der mongolischen Steppe ausgewildert. Und auch die Urwildpferde in Tennenlohe stammen von den in Zoos geborenen Przewalskipferden ab.
Pfauenziegen als kleine Helfer
Zwar haben sich die Urwildpferde wohl alle Mühe gegeben, die Sandflächen von Bäumen und Sträuchern freizuhalten, trotzdem breitete sich vor allem die Traubenkirsche immer mehr auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz im Tennenloher Forst aus. Deshalb kommen ihnen seit dem Jahr 2012 Pfauenziegen zur Hilfe. Pfauenziegen sind im schweizerischen Kanton Graubünden heimisch und gehören zu den heute bedrohten Ziegenrassen.
Ihr Name leitet sich nicht vom Pfau ab, sondern von dem Wort Pfaven, was so etwas wie gefleckt bedeutet. Neben Kiefernzweigen fressen diese Ziegen mit Vorliebe das Laub der Traubenkirschen. Im Frühjahr werden die Pfauenziegen deshalb an Stellen eingepfercht, an denen besonders viele Traubenkirschen wachsen. Später bekommen sie dann Freilauf auf dem gesamten Gelände, um sich dort an Besenginster und Baumrinde gütlich zu tun.
Wandern im Tennenloher Forst
Weil es sich beim Naturschutzgebiet Tennenlohe um einen ehemaligen Schießübungsplatz handelt, besteht Lebensgefahr, wenn ihr die geschotterten Wege verlasst! Es gibt jedoch eine Ausnahme: Der schmale Wanderweg entlang des Pferdegeheges ist ohne Gefahr möglich, da hier der Boden auf Munitionsreste untersucht und diese entfernt wurden. Mit dem Fahrrad dürft ihr hier leider nicht entlangfahren.
SandAchse Franken
Vor rund 10.000 bis 20.000 Jahren, also während und nach der letzten Eiszeit, wehte der Wind Unmengen von Sand in das Gebiet im heutigen Franken. Diese Sandflächen können deshalb heute nicht einfach so wieder von selbst entstehen. Das macht sie – mit ihrer ganz besonderen Tier- und Pflanzenwelt – besonders wertvoll. Das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst ist Teil des Naturschutzprojektes SandAchse Franken zwischen Bamberg im Norden und Weißenburg im Süden.
Rundweg um das Wildpferde-Gehege im Tennenloher Forst
Wegbeschreibung
Vom Parkplatz Turmberg aus folgt ihr dem Holzschild mit der Aufschrift Urwildpferde rechts in den Wald. An der nächsten Kreuzung geht es auf dem breiten Schotterweg wieder nach rechts, bis ihr an den Quellstein kommt. Vor ihm geht der direkte Weg nach links zum Gehege der Przewalski-Pferde. Wenn ihr den Weg nach dem Quellstein nach links geht, kommt ihr am ehemaligen Panzer-Feuerstand der Range 6 an. Von hier aus geht es dann nach links, um dann nach wenigen Metern rechts auf den breiten Hauptweg zu gelangen.
Ab jetzt seht ihr bereits den doppelten Zaun des Pferde- und Ziegengeheges. Wo sich die Tiere aufhalten, ist je nach Tageszeit und Witterung sehr unterschiedlich. Wer mag, kann einen kleinen Abstecher auf den ehemaligen Geschosswall machen, der das Gehege etwa in der Mitte teilt. Hierzu geht es einen schmalen Weg nach rechts auf den Wall hinauf. Von oben hat man – trotz zunehmender Bewaldung – noch immer einen guten Blick auf den ehemaligen Schießplatz.
Anschließend geht es weiter auf dem breiten Schotterweg bis ans Ende des Koppelzaunes, dann nach rechts. Ab hier wird der Weg sehr schmal und teilweise etwas überwuchert. Trotzdem solltet ihr den Pfad nicht verlassen, da sich auf dem Gelände immer noch scharfe Munition befinden kann. Haltet euch einfach immer rechts herum am Zaun entlang. Geht das einmal nicht, nehmt ihr den nächstmöglichen Abzweig nach rechts.
Nach knapp 8 km kommt ihr dann wieder am Quellstein heraus. Zum Parkplatz zurück geht es, wenn ihr vom Quellstein aus den ersten oder zweiten Abzweig nach links nehmt.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz Turmberg (Weinstraße/Kurt-Schumacher-Str.)
- Länge: 8,1 km
- Dauer: 2 bis 2,5 Stunden
- Markierung: keine
- Schwierigkeit: einfach
- für Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 374 m
- Abstieg: 365 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundweg-Wildpferde-Tennenlohe.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Besucherinfos
Der Tennenloher Forst zählt zu den größten Naturschutzgebieten Bayerns. Auf rund 930 ha des Sebalder Reichswaldes umfasst die Standortvielfalt nicht nur trockenen Sandmagerrasen, Heidelandschaften und Kiefernwälder, sondern auch Moorbereiche. Über 1.800 Tier- und Pflanzenarten leben hier, von denen 330 als stark gefährdet gelten.
Bitte die Wege nicht verlassen, Lebensgefahr!
- Öffnungszeiten: ganzjährig, rund um die Uhr
- Homepage: Urwildpferde Tennenlohe
Essen und Trinken
Der Rundweg um das Gehege der Przewalski-Pferde im Tennenloher Forst führt direkt durch das Naturschutzgebiet. Ein Restaurant oder andere Möglichkeit zur Einkehr gibt es hier nicht. Ihr solltet euch deshalb etwas zu trinken und eventuell auch eine Kleinigkeit zu essen mitnehmen.
Anreise: Wie komme ich zu den Urwildpferden Tennenlohe?
Wenn ihr über die A3 Nürnberg-Würzburg kommt, nehmt ihr die Ausfahrt Erlangen-Tennenlohe und fahrt auf der B4 Richtung Erlangen. Nach etwa 2 km nehmt ihr die Abfahrt Richtung Walderlebniszentrum. Den Kreisverkehr verlasst ihr an der ersten Ausfahrt.
Parken
Nach dem Kreisverkehr macht die Straße eine Rechtskurve. Fahrt langsam, denn hier befindet sich der Parkplatz Turmberg, auf dem ihr euer Auto abstellen könnt.
Sollte hier (am Wochenende) kein Platz mehr sein, könnt ihr das Auto auch am Walderlebniszentrum abstellen und die rund 600 Meter zu Fuß zurückgehen.
Übrigens: Auch ein Besuch im Walderlebniszentrum können wir euch empfehlen. Vielleicht verbindet ihr eure Wanderung gleich mit einem Besuch dort.
Fazit
Der Tennenloher Forst ist landschaftlich ein absolutes Highlight in Mittelfranken. Dass der ehemalige Truppenübungsplatz auf der SandAchse Franken liegt, ist unverkennbar. Überall im Naturschutzgebiet gibt es etwas Außergewöhnliches zu entdecken, und damit meinen wir nicht nur die seltenen Przewalski-Pferde, die friedlich auf den offenen Flächen grasen. Wer nicht den ganzen Rundweg laufen möchte, kann auch mit dem Kinderwagen oder Buggy nur auf dem breiten Schotterweg zu den Wildpferden spazieren gehen und auf demselben Weg zurück.