Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken ist nicht nur für seine hübschen Fachwerkhäuschen und den Meistertrunk bekannt. Auch die Stadtmauer, die die historische Altstadt umschließt, ist ein Publikumsmagnet. Und das nicht von ungefähr. Ringsum die Altstadt führt der Turmweg einmal an der uralten Stadtmauer entlang, vorbei an den vielen – sehr unterschiedlichen – Türmen und Toren der Stadt.
Stadtbefestigung zum Anfassen
Die Stadtmauer in Rothenburg ist gespickt mit Türmen und Toren. Ein Teil der rund fünf Kilometer langen Rundmauer ist begehbar. Zur Verteidigung Rothenburgs ist die Wehrmauer von großer Bedeutung. Schützten doch die Toranlangen von bis zu sieben hintereinander angeordneten Toren die Stadt vor unliebsamen Gästen. Es lohnt ein Stadtrundgang entlang der historischen Mauer, denn dort trefft ihr auf zahlreiche der insgesamt 42 Tor- und Mauertürme. Die Kleinstadt Rothenburg hat den Rundweg an der Stadtmauer liebevoll Turmweg getauft.
Der Turmweg
Rundgang an und auf der Rundmauer in Rothenburg
Ein Spaziergang durch den Wehrgang der monumentalen Stadtmauer in Rothenburg kann an verschiedenen Türmen begonnen werden. Wer nicht die ganze Strecke gehen möchte, kann jederzeit unterbrechen und durch die schmalen Gassen wieder in die Altstadt eintauchen – womöglich, um an anderer Stelle doch noch einmal einen Blick aus luftiger Höhe auf Rothenburg zu ergattern.
Klingentor
Der nördliche Zugang zur Stadt findet über das Klingentor statt. Zusammen mit der Wehrkirche Sankt Wolfgang eine Einheit. Der Name Klingentor ist von den landschaftlichen Gegebenheiten vor Ort abgeleitet. Die Schlucht neben dem Berg, auf dem die Stadt errichtet wurde, fällt steil zum Taubertal hin ab und erinnert an die Form einer Klinge.
Der 37 Meter hohe, im 14. Jahrhundert errichtete Turm mit zierlichem Erkertürmchen und Laternenhaube diente ab dem 16. Jahrundert als Wasserturm, mit dem die Brunnen der Stadt versorgt wurden. Von einer Quelle außerhalb der Stadtmauern wurde das Wasser in einen Behälter hinauf in den Turm gepumpt. An der Innenseite des Turms gibt es einen Zugang zum fast zwei Kilometer langen noch heute begehbaren Wehrgang.
Wehrkirche St. Wolfgang
Die St.-Wolfgang-Kirche ist als Wehrkirche direkt in die Befestigungsanlage am Klingentor eingebaut. Als Wehrkirche werden Kirchen bezeichnet, die mit Vorrichtungen zur Feindabwehr wie beispielsweise Schießscharten versehen sind. Was von außen trutzig wirkt – und ist – besticht von innen mit seiner spirituellen Anmut. Im Hauptschiff liegen ganze drei Altäre aus der Zeit um 1500. Aus dieser Epoche stammt auch die Kirche selbst.
Der Heilige Wolfgang ist der Schutzpatron der Schäfer. Der Verein Historischer Schäfertanz hat in der Kirche eine Ausstellung, die über die Bedeutung der Schäferei und des Handelns mit Schafwolle im mittelalterlichen Rothenburg berichtet. Unter der Kirche sind heute noch die Kasematten erhalten, die nur über steile und schmale Gänge erreichbar sind.
Die Kirche ist an einem Ort errichtet, von dem man glaubte, dass sich dort wunderliche Dinge zutrugen. Schon vor dem Bau 1493 pilgerten Menschen an die offene Stelle am Klingentor. Und was läge da näher, an genau dieser Stelle eine Kirche zu errichten. Da die Kirche aber viel zu nah an der Stadtmauer lag, integrierte man sie einfach in die Stadtmauer und befestigte ihre Mauern als Bollwerk, das im Falle eines Angriffs Schutz bot. Die Wallfahrtskirche ist in all der Zeit nie zerstört worden
Wässele
Das sogenannte Wässele unterhalb des Tors wurde früher als Waschplatz für Pferde genutzt. Hier wurden die Hufe gesäubert und das Fell der Pferde gepflegt.
Galgentor
Seinen anderen Namen erhielt das Würzburger Tor aufgrund der Tatsache, dass der Weg durch das Tor nach Osten, also zum Köpfenwieslein – der Richtstelle mit Galgen – führte. Rothenburg besaß seit dem 14. Jahrhundert die Blutgerichtsbarkeit über ihre Untertanen. Diebstahl, Gotteslästerung und Ehebruch wurden ebenso direkt vor Ort bestraft wie Raub und Mord. Leichte Straftaten wurden am Pranger geahndet, bei schwereren verwendete man damals auch schon einmal glühende Eisen, hängte den Täter oder köpfte ihn gar.
Der imposante Turm wurde im 14. Jahrundert nach der ersten Erweiterung der Stadt errichtet. Schon im folgenden Jahrhundert zerstörte ihn ein Brand und er musste neu aufgebaut werden. Nachdem es dem Feind im Dreißigjährigen Krieg an dieser Stelle – seitdem Kummereck genannt – in die Stadt einzudringen, verstärkte man die Anlage zwischen dem Röder- und dem Galgentor durch einige vorgelagerte zweigeschossige Streichwehren. Diese sollten die Sicht zu den Seiten verbessern.
Rödertor mit Röderturm
Im Osten der Altstadt Rothenburgs befindet sich im inneren Mauerring der Röderbogen mit seinem lanzenförmigen Turm als überhöhte Fortsetzung des Wehrganges. Das Rödertor ist der einzige begehbare Aussichtsturm in der Stadtmauer Rothenburgs. 1945 war das Stadtviertel fast völlig zerstört worden. Schwer getroffen wurde auch der Röderturm. Er wurde aber bald wieder aufgebaut und ist heute ein Vorzeigeobjekt für den vorbildlichen Wiederaufbau der Stadt.
Der Name Rödertor stammt von einem Rodungshof namens Rödlein, der damals im Osten von Rothenburg lag. Sein Aussehen hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Ursprünglich war der Röderturm einmal ein sogenannter Schalenturm, der zur Innenstadt hin geöffnet war. Als dann sehr viel später die Verteidigung der Stadt in den Hintergrund rückte, vermauerte man ihn an allen Seiten. Auch der obere Teil hat sich verändert. Früher einmal glich er dem Stöberleinsturm und hatte vier Erker an den Ecken.
Wer durch das Rödertor geht, blickt gleich auf die hübschen Zoll- und Torwärterhäuschen. Sie flankieren das Vortor. Der Hauptturm ist der älteste in der Anlage und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Neben dem Rathausturm ist der Röderturm der einzige Turm in Rothenburg, der besichtigt und bestiegen werden kann. Der Turm ist zur Besichtigung geöffnet, wenn die Fahne sichtbar am Turm und an der Stadtmauer ein Schild mit „geöffnet“ hängt.
Öffnungszeiten (Stand 2022)
- April/Mai/September/Oktober am Wochenende und an Feiertagen
- 11:00 – 14:00 Uhr
- Juni bis August: täglich 11:00 bis 14:00 Uhr
- Infos und Flyer zum Röderturm
Eintrittspreise
- Erwachsene: 2,50 Euro
- Kinder bis 18 Jahre: 1,00 Euro
Eine kunterbunte Mischung
Im 12. Jahrhundert war die Stadtmauer wohl nicht viel mehr als ein einfacher Erdwall mit Palisaden. Auch ein Burggraben war damals überall üblich. Seit dem Mittelalter wurde ein Bollwerk aus Steinen, Fachwerk und teilweise auch den Ruinen der Burg errichtet – nach einem Angriff und Zerstörung wohl immer wieder einmal neu. Im 14. und 15. Jahrhundert entstand der Wehrgang mit Schießscharten, der für Besucher der Stadt Rothenburg frei begehbar ist.
Kobolzeller Tor mit Siebersturm
Das beliebteste Fotomotiv Rothenburgs ist wahrscheinlich der Siebersturm und das Kobolzeller Tor, vor dem das Plönlein liegt. Das Wort Plönlein stammt eigentlich aus dem Lateinischen und bedeutet nichts anderes als „ebener Platz“.
Der Wehrgang bietet im weiteren Verlauf Richtung Kappenzipfel immer wieder einmal wunderschöne Ausblicke auf Rothenburgs Altstadt mit dem Rathaus und der Jakobskirche.
Das beliebteste Fotomotiv Rothenburgs ist wahrscheinlich der Siebersturm und das Kobolzeller Tor, vor dem das Plönlein liegt. Das Wort Plönlein stammt eigentlich aus dem Lateinischen und bedeutet nichts anderes als „ebener Platz“.
Der Wehrgang bietet im Weiteren Verlauf Richtung Kappenzipfel immer wieder einmal wunderschöne Ausblicke auf Rothenburgs Altstadt mit dem Rathaus und der Jakobskirche.
Erdbeben in Rothenburg
Bereits im Jahr 1400 zählte die Siedlung, die sich am Hang der Burg bildete, mit rund 6000 Einwohnern zu den zehn größten Städten des Heiligen Römischen Reiches. Als ein Erdbeben 1356 die Burg zerstörte, wurden die Steine zum Bau der Stadtmauer verwendet.
Burgtor
Das wehrhafte und trotzdem wunderschön anzuschauende Burgtor wurde um 1460 erbaut. Die westliche Toranlage ist mit dem höchsten Torturm der Stadtbefestigungsanlage ausgestattet. Auf dem wappengeschmückten Tor befindet sich eine Maske, aus deren Mundöffnung heißes Pech auf Angreifer geschüttet werden konnte.
Die dem Tor vorgelagerte Röderbastei besitzt mehrere Tore und einen umlaufenden Wehrgang. Das Vortor flankieren Wach- und Zollhäuschen mit spitzen Dächern und Schießscharten.
Wachgeküsst aus dem Dornröschenschlaf
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Rothenburg aus seinem tiefen Schlaf geweckt. Zu Zeiten, als sich die ersten Fremden als Touristen auf den damals noch beschwerlichen Weg in die Kleinstadt im Taubertal machten. Dass Rothenburg ob der Tauber heutzutage zu den besterhaltenen Städten Deutschlands zählt, ist wohl das Verdienst seiner weitsichtigen Bewohner, die die Stadt mit ihrem besonderen Charakter über die unsteten Zeiten retteten.
Anfahrt: Wie komme ich nach Rothenburg?
Von Nürnberg aus
Von Nürnberg aus fahrt ihr über die Südwesttangente Richtung Fürth/Würzburg/Bamberg, die dann in die B8 übergeht. Bei Langenzenn biegt ihr auf die St2252 Richtung Bad Windsheim. In Markterlbach wechselt ihr dann auf die B470 Richtung Rothenburg und folgt ihrem Verlauf bis Reichelshofen. Dort biegt ihr nach links Richtung Würzburg ab und erreicht Rothenburg nach etwa 7 km.
Über die A7
Auf der A7 Würzburg/Ulm nehmt ihr die Ausfahrt 108 und folgt der Beschilderung. Rothenburg liegt gleich neben der Autobahnausfahrt.
Parken
Die Einfahrt mit dem Auto innerhalb der Stadtmauern ist nicht zu empfehlen. Rings um die Stadtmauer gibt es jede Menge Großraumparkplätze, die einen Besuch der Stadt entspannt angehen lassen. Die Parkplätze sind gebührenpfichtig
- P1: Friedrich-Hörner-Weg (PKW, Motorräder)
- P2: Nördlinger Straße (PKW, Motorräder, Wohnmobile)
- P3: Schweinsdorfer Straße (PKW, Motorräder, Wohnmobile)
- P4: Galgentor (PKW, Motorräder)
- P5: Bezoldweg (PKW, Motorräder)
- Parkplatzplan Rothenburg
Fazit
Die Umrundung der Altstadt Rothenburgs auf und neben der alten Stadtmauer ist ein ganz besonderes Erlebnis, bei dem man für eine kurze Zeit in das späte Mittelalter eintauchen kann. Ihr könnt den Spaziergang das ganze Jahr über und zu jeder Zeit unternehmen – immer bieten sich spektakuläre Aussichten auf die Altstadt und die wichtigsten Gebäude. Die alten Mauern strahlen auch heute noch eine ganz atemberaubende Atmosphäre aus, deshalb darf eine Begehung der historischen Stadtmauer bei keinem Besuch Rothenburgs fehlen.
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