Zwölf Apostel und Bürgermeister-Müller-Museum

Eine Reise durch die Ergeschichte rund um Solnhofen

Eine der bekanntesten Fossillagerstätten in Deutschland liegt im Altmühltal. Die berühmten Solnhofner Plattenkalke haben vor einigen Jahren den Urvogel Archaeopterix zutagegebracht. Im Bürgermeister-Müller-Museum könnt ihr einige der spektakulären Funde bewundern, im nahen Steinbruch selbst danach suchen. Auf dem etwa sechs Kilometer langen Rundweg Teufel trifft Apostel entdeckt man weitere Highlights der Region: die Felsformation Zwölf Apostel und die Teufelskanzel, beides ebenfalls Zeitzeugen aus dem Jura.

Die Details zur Wanderung findet ihr weiter unten (Wanderkarte, GPS-Daten, Beschreibung …)

Bahnhof Solnhofen – Bürgermeister-Müller-Museum – Sola Basilika – Juratrockenhänge – Felsengruppe 12 Apostel – Gasthof 13 Apostel – Teufelskanzel Solnhofen – Parkplatz am Bahnhof

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Kaum irgendwo gibt es eine schönere Aussicht auf das Altmühltal

Solnhofen

Bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts erscheint Solnhofen – damals noch als Husen – in den schriftlichen Aufzeichnungen. Es gehörte zu den frühchristlichen Zentren, von denen aus Ostfranken erschlossen wurde. Als der ehemalige maior domus (Hofverwalter) 751 zum König der Franken gekrönt wurde, war es eine seiner ersten Amtshandlungen, die kirchliche Neuordnung zu forcieren. Dazu setzte er den angelsächsischen Mönch Sualo, auch Sola genannt, als Betreuer der Bevölkerung von Husen ein.

Sola-Basilika

Sola errichtete daraufhin mithilfe der Brüder Willibald und Wunibald von Heidenheim, die übrigens die Brüder der bekannten Walburga waren, ein Kloster aus Stein. Als Sualo 794 starb, vermachte er das Kloster mitsamt Ort Solaehofinum, der ihm vom König geschenkt worden war, dem Königskloster Fulda. Aus dem Namen Solaehofinum entwickelte sich der Ortsname Solnhofen.

Im 9. Jahrhundert wurde der Leichnahm Solas in einem Hochgrab aus Kalkstein neu beigesetzt. Zwei Jahrhunderte später wurde eine neue Kirche eingeweiht. Teile der frühromanische Säulenbasilika mit vier Arkadenbögen und drei Säulen können heute noch besichtigt werden. Auch die Tumba ist erhalten geblieben, allerdings weilen die Gebeine des inzwischen heilgig gesprochenen Sola nicht mehr in ihnen.

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Neben der St. Veit Kirche liegt die ehemalige Sola-Basilika

Die Welt in Stein

Die Region um Solnhofen ist erdgeschichtlich einzigartig. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es sonst noch Areale eines Inselarchipels aus dem Erdmittelalter, vor allem der Jurazeit. Ein Bereich, in dem vor 150 Millionen Jahren Lagunen, Inseln und Korallenriffe am Übergang des Kontinents zum offenen Meer zusammenkamen. Entsprechend reich ist die Artenvielfalt, die sich hier wiederfindet.

Solnhofner Plattengestein

Viele dieser Tiere und Pflanzen sind uns bis heute erhalten geblieben. Sie sind in dem berühmten Gestein der Region konserviert. Die beigegrauen Solnhofner Platten sind berüchtigt für ihre Fossilieneinschlüsse, vor allem die große Zahl verschiedener Fischarten. Schon die Römer wussten die Steine zu schätzen. Fußböden und Wände errschaftlicher Villen und öffentlicher Bäder mit ihnen verziert und gestaltet. Besonders häufig kommen Ammoniten vor, und deshalb sind sie Maskottchen und Wahrzeichen des Naturparks Altmühltal.

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Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen

Der Bürgermeister Friedrich Müller

Bereits früh interessierte sich Friedrich Müller für die Natur in seiner Heimat. Er sammelt mit Inbrunst Käfer und Schmetterlinge und entwickelt sich schnell zu einem Autodidakten in der Entemologie. Als seine private Sammlung aus fossilen Fundstücken des Solnhofner Plattenkalks immer weiter wächst, stellt er diese erstmals 1954 aus.

Es dauerte aber noch weitere 14 Jahre, bis die Gemeinde dann das nach Friedrich Müller, der für beachtliche 22 Jahre auch das Amt des Bürgermeisters innehatte, benannte Museum gründete. Das Museum eröffnete 1970 seine Pforten mit Müllers Fossiliensammlung. Inzwischen wurde das Museum wie auch die Sammlung stark erweitert.

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Hologramm eines Archaeopterix Urvogels im Bürgermeister-Müller-Museum

Archaeopterix und Babykroko

Das bedeutendste und wertvollste Ausstellungsobjekt ist sicherlich der Urvogel Archaeopterix. Er gehört zu den ersten Spezies der Dinosaurier, die aktiv den Flug erlernt hat. Damit war er in der Lage, von Insel zu Insel zu fliegen – ein enormer Vorteil gegenüber seinen flugunfähigen Mitbewohnern. 14 versteinerte Exemplare – übrigens alle rund um Solnhofen entdeckt – sind bisher entdeckt worden. Hier im Bürgermeister Müller Museum ist eines der vollständigsten Skelette ausgestellt.

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Wunderschönes Schildkröten-Skelett im Solnhofner Plattenkalk

Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen

Eine weitere Besonderheit, die schon einmal rund um die Welt gereist ist, ist ein Raubfisch mit einem Flugsaurier im Maul. Im Maul des Flugsauriers ist noch immer ein kleiner Fisch vorhanden (dessen Skelett). Es ist wahrscheinlich, dass der Flugsaurier den Fisch gefangen hat und dabei von dem deutlich größeren Raubfisch gefangen wurde.

Dabei hat der Raubfisch den Flugsaurier versehentlich so ungünstig aufgespießt, dass wohl alle drei zu Boden gesunken und gestorben sind, weil sie nicht mehr voneinander loskamen. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass sich oft in den Solnhofner Platten ganze Geschichten – und nicht nur irgendein Fossil – herauslesen lassen.

Einer meiner Favoriten ist das Babykrokodil, nicht viel mehr als 20 Zentimeter groß. Trotzdem liegt der Minikroko so schön ausgebreitet da, dass seine Anatomie bis ins kleinste Detail erkennbar ist.

baby krokodil bürgermeister müller museum solnhofen
In jedem der Räume sind ganz besondere Zonen des Archipels beschrieben

Adresse

Bürgermeister-Müller-Museum

Bahnhofstr. 8

Öffnungszeiten (Stand 2023)

  • April bis
  • täglich 9:00 bis 17:00 Uhr

Eintrittspreise

  • Erwachsene: 5,00 Euro
  • Kinder: 3,50 Euro
  • Familienkarte: 12:00 Euro

Kombiticket mit Hobbysteinbruch

  • Erwachsene: 10,00 Euro
  • Kinder: 7,00 Euro
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Blick vom Eßlinger Ende über das Naturschutzgebiet Zwölf Apostel

Felsengruppe Zwölf Apostel

Friedrich Müller war aber nicht nur Sammler von Fossilien und Insekten. Seine Liebe zur Natur ging sehr viel weiter. Mit Inbrunst setzte er sich für den Erhalt von Biotopen in seiner Heimat ein, um die Flora und Fauna der einzigartigen Juralandschaft zu bewahren. Und er hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Felsengruppe Zwölf Apostel zum Naturschutzgebiet wurde. Heute ist die Felsformation nicht nur eines der meistfotografierten Motive aus dem Altmühltal, sondern auch zu einem der schönsten Geotope in Bayern erkoren.

Auch die Felsengruppe stammt aus der Jurazeit und ist ein Überbleibsel des tropischen Meeres, in dessen Randbereichen die Region lag. Den Untergrund bilden massige Schichtkalke des Treuchtlinger Marmors, der aus dem Weißen Jura stammt. Über ihnen entwickelten sich sogenannte Schwammkalksteine, die im Laufe von Jahrmillionen erodierten. Über dem Ufer der Altmühl sind eine Reihe von Felstürmen aus diesem dolomitischen Schwammkalk stehen geblieben, einige von ihnen hellgrau, andere elfenbeinfarbit, gräulich gelb oder auch grüngrau gefärbt.

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Um die herrliche Aussicht zu genießen, stehen zahlreiche Bänke auf dem Plateau

Naturschutzgebiet Juratrockenhang mit der Felsgruppe Zwölf Apostel

Zwischen den Felsen sind auf dem Plattenkalk weitläufige Halbtrockenrasen angesiedelt, die in lichte Wälder aus knorrigen Kiefern und einzelnen Wacholderbüschen übergehen. Früher einmal stand hier oben ein Mischwald aus Rotbuchen und Eichen.

Wie aber auch in anderen Regionen Deutschlands kam der Mensch und holzte rigoros ab, schickte Ziegen und Schafe durch die nachwachsenden Jungbäume. In kürzester Zeit konnten sich auf dem mageren, inzwischen ausgewaschenen und trockenen Boden ohne jegliche Beschattung nur noch wenige Spezies halten.

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Auf den Trockenwiesen blühen um Ostern herum die seltenen Küchenschellen

Raritäten im Naturschutzgebiet

Andere Arten aus dem Mittelmeer– und alpinen Raum sowie Steppengebieten aus Südosteuropa wanderten ein. Heute sind auf diesen Trockenrasen 187 seltene oder vom aussterben bedrohte Arten heimisch. Unter ihnen das Sonnenröschen und die Karthäusernelke. Wenn ihr um Ostern herum auf dem Wanderweg hoch über Solnhofen und die Zwölf Apostel wandert, trefft ihr auf die ebenfalls seltene Küchenstelle, die hier ganze Areale mit ihrem violetten Blütenkelch schmückt.

Teufelskanzel

Ein weiteres Geotop im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen – und damit im mittelfränkischen Teil des Naturparks Altmühltal – ist die Teufelskanzel, ein einsamer Dolomitblock auf der gegenüberliegenden Seite der Zwölf Apostel. Von hier aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf das Tal der Altmühl zwischen Solnhofen und Eßlingen. Am Hang blühen im Frühjahr um Ostern herum die seltenen Küchenschellen.

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Blick von der Teufelskanzel auf die 12 Apostel gegenüber

Rundweg Teufel trifft Apostel

Beschreibung

Der Rundweg Nr. 3 (Teufel trifft Apostel) startet am Bahnhof in Solnhofen und führt gleich zum Bürgermeister-Müller-Museum nur ein paar Häuser weiter auf der linken Straßenseite. Nach einer Besichtigung geht es die Bahnhofstr. weiter bis zur Altmühlbrücke.

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Ein kurzer Abstecher nach links geht zur Sola-Basilika, dann weiter über die Brücke stetig bergauf durch den Ort. Am Ortsrand führt uns der Weg auf einen schmalen, aber gut begehbaren Naturpfad auf die Trockenrasen und Wacholderheiden, die uns dann schließlich zu der Felsengruppe Zwölf Apostel leitet. An der anderen Seite geht es nach Eßlingen wieder bergab, vorbei am 13. Apostel, einer Gaststätte, in der eine Einkehr lohnt.

Auf der anderen Seite der Altmühl führt uns der Weg dann zunächst durch eine Unterführung, dann nach rechts zur Teufelskanzel. Am Berghang entlang mit guter Aussicht auf die 12 Apostel wandern wir dann wieder zurück zum Bahnhof Solnhofen. Es lohnt ein Ausflug zum Hobbysteinbruch (Infos im Museum).

Tipp: Wer alleine Wandern möchte und keine größeren Touristenströme mag, sollte unter der Woche oder gleich nach Sonnenaufgang losgehen und dann später ins Bürgermeister-Müller-Museum gehen.

Route

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Höhenprofil

teufel trifft apostel nr. 3 solnhofen höhenprofil

Details

  • Start/Ziel: Bahnof Solnhofen
  • Markierung: Teufel trifft Apostel, Rundweg Nr. 3
  • Länge: 6,7 km
  • Dauer: etwa 2 Stunden (plus Besichtigung)
  • Schwierigkeit: mittel (Aufstieg im Ort anstrengend)
  • für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
  • Aufstieg: 234 m
  • Abstieg: 227 m
  • DOWNLOAD Karte als pdf: Teufel-trifft-Apostel.pdf

TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS

So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät

museums cafe solnhofen essen trinken gaststätten
Klosterbrot Museums-Café im Ortskern

Essen und trinken

Solnhofen

Eßlingen

solnhofen wandern altmühltal zwölf apostel nr. 3
Auf dem Felsenplateau der 12 Apostel wachsen wunderschöne Kiefern

Anfahrt

Wenn ihr über die A6 Nürnberg-Heilbronn anreist, nehmt ihr die Abfahrt 57 Richtung Roth/Weißenburg und folgt der B2 etwa 50 km. Dann biegt ihr Richtung Eichstätt/Solnhofen ab und erreicht euer Ziel hinter Pappenheim.

Öffentliche Verkehrsmittel

Die Regionalbahn RB16 zwischen Nürnberg und München hält am Bahnhof in Solnhofen.

Parken

Am Bahnhof von Solnhofen sind einige kostenlose Parkplätze verfügbar. An Wochenenden oder in den Ferien kann es hier schon einmal etwas voll werden. Altenativen befinden sich oben am Ortsausgang am Ende des Hochholzner Weges oder an der Gaststätte 13. Apostel (gegenüberliegende Straßenseite).

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Blick über die 12 Apostel hoch über der Altmühl

Fazit

Auf nur sechs Kilometer Strecke reihen sich die Highlights der Region aneinander. Dabei sind nicht nur die beiden Geotope Teufelskanzel und Zwölf Apostel, sondern auch das Bürgermeister-Müller-Museum, in dem ihr euch die Fossilienfunde aus den Steinbrüchen in direkter Umgebung ansehen könnt, sondern auch die Sola-Basilika-Reste neben der St. Veit-Kirche. Der Weg ist durchgängig relativ einfach zu begehen, auch wenn er meist auf naturnahen Pfaden verläuft. Bei Nässe und Glätte ist etwas Vorsicht geboten. Mit Buggy und Kinderwagen sind die Pfade zum Teil etwas zu schmal und holprig.



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