Nur etwa 30 Kilometer südlich von Nürnberg liegt das Spalter Hügelland. Bekannt ist es vor allem für seinen Hopfenanbau und die zahlreichen Brauereien. Was aber kaum jemand weiß, ist, dass es hier im Fränkischen Seenland auch viele sehenswerte Schluchten gibt, die kleine Bäche in den Burgsandstein gegraben haben. Eine davon ist die wilde Massendorfer Schlucht. Ein etwa fünf Kilometer langer Rundweg führt direkt an der Massendorfer Schlucht vorbei. Ein paar steile Stufen führen hinab in das einzigartige Biotop.
Details zur Wanderung siehe unten (Karte, Höhenprofil, GPX-Daten …)
Wandern im Spalter Hügelland
Wandern im Spalter Hügelland hat einen ganz besonderen Reiz. Inzwischen gibt es rund 14 gut ausgeschilderte Wanderwege mit abwechslungsreichen Landschaften. Kirschgärten, offene Fluren und lichtdurchflutete Wälder, in denen sich einzigartige Schluchten versteckt halten. Da geht Naturliebhabern und Wanderern so richtig das Herz auf. Das Schöne an der Region: Hier ist es noch nicht überlaufen, Massentourismus ein Fremdwort.
Wie eingestreut liegen auf so mancher Anhöhe alte Burgen. Von den Höhen herab laden herrliche Aussichten ins Fränkische Seenland zum Verweilen oder gar einer Rast ein. Die Region ist nur dünn besiedelt, der Trubel weit entfernt. Es sei denn, es findet gerade eines der Feste in den verträumten Dörfern statt. Dann sind alle auf den Beinen, Einheimische und Besucher gleichermaßen, und feiern die LebensLust (regionale Bräuche und Traditionen), LebensWege (Spalter Geschichte) und LebensArt (Kunst und Kultur). Dass es dabei immer genügend Gerstensaft gibt, versteht sich von selbst.
Hopfenstadt Spalt
Hopfen, Bier und Spalt – schon seit Jahrhunderten sind diese Begriffe wie selbstverständlich miteinander verknüpft. Wenn man vom Hopfen spricht, kommt man um das Spalter Hügelland nicht herum. Und auch wenn die kleine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Roth nur rund 5000 Einwohner zählt, so ist sie doch über die Region hinaus bis in alle Welt bekannt.
Dass der Hopfen hier in Mittelfranken so dominant ist, liegt vor allen an den Böden hier in der Region. Denn beste Ergebnisse liefern tiefgründige, lehmige Sandböden. Und genau die gibt es hier. Schon 1120 wurde der Hopfen im Spalter Land urkundlich erwähnt. Als erste Gemeinde erhielt Spalt als erste Gemeinde in Deutschland und unbestrittenes Hopfenzentrum im Jahr 1538 ein eigenes Hopfensiegel.
Geschichtlich geht die Stadt auf das Kloster St. Salvador aus dem 9. Jahrhundert zurück, weshalb Spalt schon 2010 seine 1.200 Jahre alte Stadtgeschichte feiern konnte. Tatsächlich war das Kloster zunächst für seinen Weinanbau bekannt. Und es dauerte ein paar Jahrhunderte, bis der Hopfen Einzug hielt und zum Wahrzeichen von Spalt wurde. Vom 15. bis 17. Jahrhundert wurde die Stadt nicht nur von der Pest, sondern auch das eine oder andere Mal von den Truppen der Ansbacher Markgrafen und der Nürnberger heimgesucht.
HopfenBierGut
Die Geschichte der Stadt Spalt hat so einige Highlights aufzuwarten. Wer Lust hat, kann die Tour erweitern, indem er die Güsseldorfer Straße Richtung Ortsmitte geht.
Dort findet ihr nicht nur zahlreiche Häuser, die mit ihren hohen Speichern unter dem Dach an die Hochzeit des Hopfenanbaus erinnert, sondern auch das HopfenBierGut – das Museum im alten Kornhaus. Wer schon immer gerne wissen wollte, wie aus Hopfen das süffige Getränk wird, ist hier genau richtig.
Neben dem begehbaren Kessel ist natürlich das Erleben der Braukunst Highlight im Museum. Riechen, fühlen, beobachten – und natürlich schmecken, das ist die Spalter Braukunst.
Adresse
Museum HopfenBierGut
Gabrieliplatz 1
91174 Spalt
Öffnungszeiten:
- ab 1. Februar 2023
- Mittwoch bis Sonntag
- 10 bis 17 Uhr
- Führungen: jeden Sonn- und Feiertag um 11:00 Uhr
- aktuelle Informationen
Eintritt
- Erwachsene: 7,00 Euro
- Schüler (ab 10): 3,00 Euro
- Familien: 16:00 Euro
Von Spalt aus geht es zum höchsten Punkt unserer Wanderung, dem bewaldeten Gipfel des Massenbergs. Langsam werden die Wege schmaler und die Natur mächtiger.
Massendorfer Schlucht
Der Burgsandstein entstand vor über 200 Millionen Jahren im Oberen Trias. In Deutschland ist diese geologische Formation weiter verbreitet als jede andere. Das Klima war damals sehr trocken und glich schon fast einem Wüstenklima. Die Erosion war wegen der spärlichen Vegetation entsprechend groß. Periodisch anschwellende Flussläufe schwemmten enorme Mengen an Sand und Schlamm an. Später wurde dieser Sand zu Sandstein verfestigt. Aus dem Schlamm entstanden Tongesteine.
Abenteuerlich und geheimnisvoll
Eine der eindrucksvollsten Schluchten im Spalter Hügelland, ist die Massendorfer Schlucht. Hier liegen die Felsbrocken wild getürmt auf dem Boden herum. Wir betreten die etwa 30 Meter breite Schlucht von unten herauf. Je weiter es hinaufgeht, umso schmaler und unwegsamer wird es. Der Einstieg erfordert Trittsicherheit und gutes Schuhwerk.
Bei Nässe oder Schnee kann es hier so glatt und rutschig werden, dass die Schlucht kaum noch begehbar ist. Aber selbst im Sommer ist das Mikroklima in der Massendorfer Schlucht eher kühl und feucht. Und dieses besondere Klima bietet einer Reihe seltener Pflanzen und Tieren eine Heimat. Die schattige Lage und die hohe Luftfeuchtigkeit bilden zusammen mit den kühlen Luftabflüssen aus den vielen Höhlungen im Felsen ein kühl-feuchtes Schluchtenklima aus, das sich deutlich von dem Klima im Umland unterscheidet. Hier kann beispielsweise beobachtet werden, dass sich Schneereste bis weit ins Frühjahr halten und auch nach Mitte Mai noch Spätfröste auftreten.
Bemooste Sandsteinfelsen
Rund 300 Meter lang und 50 Meter breit ist sie, die Massendorfer Schlucht. Nicht besonders groß, dafür aber wild und abenteuerlich. Ein kleiner, zu Sommerzeiten unscheinbarer Bach hat sich im Laufe der Zeit 20 Meter tief in den Burgsandstein eingegraben. An der einen oder anderen Stelle sind die roten und beigefarbenen Sandsteinfelsen unterspült, sodass Halbhöhlen entstanden sind, in die man fast hineingehen kann.
Vor allem bei nasser Witterung und Schnee ist die Schlucht sehr schwer begehbar. Normales City-Schuhwerk ist deshalb tabu. Zwar führen kleine Stege über das Wasser, allerdings müsst ihr auch über Baumwurzeln, Geröll und matschigen Untergrund laufen. Die Massendorfer Schlucht ist ganzjährig frei zugänglich, aber nicht bei jeder Witterung auch wirklich begehbar.
Im Winter, wenn der Einstieg besonders schwierig erscheint, belohnt das Biotop den Abenteurer mit wunderschönen Kaskaden aus Eiszapfen, die durch das herabrinnende Wasser an den Felsen entstehen und in der Sonne wie Millionen von Sternen glitzern.
Und noch ein paar nette Begegnungen
Das schöne Wetter im April lockt schon um die frühe Uhrzeit andere Wanderer aus dem Bett. Als ich auf den Stufen vor der Massendorfer Schlucht sitze, um meine Breze genüsslich zu essen – eine Bank gibt es hier leider nicht – kommen von oben drei Damen in meinem Alter vorsichtig die rutschigen Stufen herunter. Dass auch ein Hund dabei ist, registriere ich erst, als mir eine warme Hundeschnauze über die Schulter schaut und neugierig an meinem Frühstück schnuppert.
Nach einem netten Gespräch verabschieden sich die Damen und ein älterer Herr, der mit Tochter und Enkelkindern unterwegs ist, gesellt sich auf einen kurzen Plausch zu mir. Von oben naht ein älteres Paar die Stufen hinunter. Auch sie haben sichtlich Schwierigkeiten mit der dicken Laubschicht. Darunter liegen haufenweise Eicheln, die einem motivierten Wanderer schnell die Füße wegziehen können.
Wir unterhalten uns kurz, machen ein paar Witze und ich bekomme doch tatsächlich ein Schokoladenosterei als Nachtisch überreicht! Anscheinend sind heute alle in bester Laune. Herrlich! Dann plötzlich sind wieder alle verschwunden und ich bin für den Rest der Wanderung wieder völlig alleine unterwegs.
Generell trifft man hier trotz der Bekanntheit der Schlucht nur selten auf große Menschenmassen. Lediglich an Sonntagen kommt die eine oder andere Familie für einen kleinen Ausflug vorbei, um in der kleinen Wildnis hier am Hang des Massenberges ein wenig Abenteuerluf zu schnuppern. Mit Kinderwagen oder Buggy kommt man hier allerdings nicht besonders weit. Ihr könnt den fahrbaren Untersatz allerdings am Fuße der Schlucht abstellen und mit dem Nachwuchs an der Hand oder auf dem Arm hochsteigen.
Wandern auf dem Rundweg Brombachsee 24 durch die Massendorfer Schlucht
Toureninfos
Der nur 5 Kilometer lange Rundwanderweg kann alternativ auf dem Wanderparkplatz oder in der Altstadt von Spalt begonnen werden. Die Wanderung führt euch durch das sanfte Hügelland um Spalt, vorbei an den typischen Dörfern und Sandsteinfelsen im Wald.
Route
Höhenprofil
Details
- Länge: 5 km
- Dauer: etwa 1,5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mäßig (nur leichte Anstiege, teilweise schmale Wege)
- Mindestalter für Kinder: ca. 5 bis 6
- Markierung: blaues Schild mit Brombachsee 24
- Anstieg: 216 m
- Abstieg: 232 m
- Start/Ziel: Wanderparkplatz an der Verbindungsstraße Spalt/Massendorf
- DOWNLOAD Karte als pdf: Wanderkarte-Massendorfer-Schlucht
- DOWNLOAD Beschreibung als pdf: Beschreibung-Massendorfer-Schlucht-Spalt
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄT / WANDER-APP
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Fazit
Der Rundweg ist mit 5 Kilometern nicht besonders lang und deshalb perfekt für einen kleinen Ausflug am Wochenende. Wer etwas mehr Zeit hat, sollte sich die Altstadt von Spalt ansehen und das Museum im Kornhaus besuchen. Überall in der Stadt gibt es urige Gasthäuser, in denen ein Bier aus einer der vielen kleinen oder größeren Brauereien aus der Region schon fast Pflicht ist, schließlich seid ihr in der Hopfenhochburg Deutschlands!
Das könnte dich auch interessieren
…
Mensch da war ich letztes Jahr zum ersten Mal, dabei wohne ich nicht weit weg! Schluchten haben einfach was. Hätte gern mehr davon hier in der Gegend. Ich werde bestimmt nochmal hinfahren und dieses mal meine Staffelei und Farben einpacken um dort zu malen 🙂
Liebe Anja,
da bin ich ja mal gespannt, was dabei herauskommt. Ich würde mich freuen, wenn du mir ein Foto von deinem „Schluchtenbild“ schicken würdest!
Herzliche Grüße,
Michaela