Mitten im romantischen Frankenland an der Burgenstraße, zwischen sanften Hügeln, Wiesen und Wäldern liegt die ehemalige Hohenzollernresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Die Kleinstadt Ansbach – heute Regierungshauptstadt von Mittelfranken – gilt als Stadt des fränkischen Rokoko mit barocken Fassaden und versteckten Innenhöfen. Wohl berühmtestes Bauwerk der mittelfränkischen Kleinstadt ist die prachtvolle Residenz der Markgrafen mit prunkvollem Hofgarten. Noch heute ist der heitere Stil der Epoche an vielen Stellen zu erkennen.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise Residenz
Marktgräfliche Residenz Ansbach
Aus einem spätmittelalterlichen Stiftshof außerhalb der Stadtmauern entwickelte sich zu Zeiten des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg um 1400 eine Wasserburg, deren Überreste im nordwestlichen Flügel der heutigen Residenz erhalten geblieben sind. Unter dem Markgraf Georg Friedrich dem Älteren entstand zwischen 1565 und 1575 ein anspruchsvoller Prachtbau im Renaissancestil.
Um 1700 wurde die Anlage dann im Barockstil umgebaut. Sehenswert sind nicht nur die „Gotische Halle“, einem langen Raum mit Kreuzrippengewölbe, und der Festsaal mit Deckenfresko, sondern auch die Sammlung Meißner Porzellans im Spiegelkabinett. Eine Führung in dem schlossartigen Herrschaftsitz ist ein absolutes Muss bei einem Besuch in Ansbach.
Romantik trifft Rokoko und Moderne
Wer sich die prunkvollen Innenräume genauer ansehen möchte, sollte an einer Führung teilnehmen.
Führungen
- Dauer: rund 50 Minuten
- stündlich
Eintrittspreise
- Erwachsene: 5,00 Euro
- Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: frei
Öffnungszeiten
- April bis September: 9:00 bis 18:00 Uhr
- Oktober bis März: 10:00 bis 16:00 Uhr
- montags geschlossen
- aktuelle Öffnungszeiten
Der Festsaal wird derzeit renoviert und kann voraussichtlich erst wieder 2025 ohne Gerüsteinbauten besichtigt werden. Aufgrund der Fassadensanierung kommt es auch in den Räumen der markgräflichen Appartements zu Beeinträchtigungen.
Das Ende der Markgrafen
Als der letzte Markgraf schließlich nach seinem Ableben 1791 sein Hab und Gut an die Preußen vermachte, interessierte sich niemand mehr wirklich für die mondänen Räumlichkeiten. Da die preußischen Könige bereits üppig mit ihren Schlössern in Berlin und Potsdam ausgestattet waren, wurde der mittelfränkische Wohnsitz nicht mehr als Herrschersitz verwendet. Ungenutzt und fast ein wenig in Vergessenheit geraten gab es natürlich auch niemanden mehr, der in den Räumlichkeiten irgendetwas veränderte.
Bis heute blieb das meiste so, wie es der letzte Markgraf hinterlassen hat: 27 Prunkräume, die man dem äußerlich schlichten Bauwerk auf den ersten Blick gar nicht zutrauen mag. Tapeten, Vorhänge, Möbel, modischem Schnickschnack der damaligen Zeit, Kristalllüster und Porzellan – nahezu alles noch im Original erhalten. Und natürlich Deckengemälde und Wandverzierungen der Extraklasse.
Hofgarten
Überquert man die Straße, liegt gegenüber dem markgräflichen Wohnsitz hinter einer Mauer der Hofgarten mit Orangerie. Der Eingang liegt etwas versteckt in einem Eck hinter dem letzten Haus.
Hier in den weitläufigen Parkanlagen gelang es einem Hofgärtner im Jahr 1627 zum ersten Mal, eine Agave nördlich der Alpen zum Blühen zu bringen. Nicht zuletzt deshalb hat die Kultur südländischer Kübelpflanzen hier im Hofgarten eine lange Tradition. Über den Sommer schmücken über 150 Zitronen-, Orangen-, Feigen-, Granatapfel- und Lorbeerbäume den weiten Platz vor der Orangerie.
Nach den Eisheiligen Mitte Mai dürfen die kälteempfindlichen Kübelpflanzen aus mediterranen Gefilden ins Freiland. Sie alle wachsen in den sogenannten Versailler Kübeln, stahlgefassten Pflanzgefäßen, deren Wände aus Holz ausgetauscht werden können. Das Aus- und Einräumen der inzwischen doch schon recht stattlichen Bäume ist mit einem ganz schönen Aufwand verbunden. Für die riesigen Kübel – und derer gibt es nicht gerade wenig – gibt es besondere Transportkarren, die genau auf die Gefäße zugeschnitten sind.
Öffnungszeiten
- März: 7:15 bis 20:00 Uhr
- April bis August: 7:15 bis 22:00 Uhr
- September und Oktober: 7:15 bis 20:00 Uhr
- November bis Februar: 7:15 bis 18:00 Uhr
- Eintritt frei
Orangerie – mehr als nur ein schnödes Gewächshaus
Ganze 150 Meter liegen zwischen dem Herrschersitz und dem weitläufigen Park. Das ist für die damaligen Grundsätze sehr ungewöhnlich. Und auch sonst geht es dort etwas anders zu als in anderen Barockgärten.
Die Gartenanlage ist in jeder Hinsicht etwas ganz besonderes – und einzigartig. Zum einen ist nicht das Schloss Ausgangspunkt des geometrisch angelegten Gartens. Das hat einen einfachen Grund, denn bereits zu Erbauung im 18. Jahrhundert war schlichtweg nicht genügend Platz neben dem Schloss, um dort einen Park zu errichten.
Bereits bei der Errichtung gab es eine bauliche Trennung der beiden Anlagen. Und auch heute noch trennen die Promenade und alte Häuser den Hofgarten von der Residenz. Eigentlich war es üblich, den Blick vom Schloss aus über die weitläufigen Gartenanlagen schweifen zu lassen und die hoheitliche Wohnsitz als zentrales Element in die Gestaltung mit einzubeziehen. Das war hier jedoch nicht möglich.
Mangels Alternativen baute man kurzerhand eine Orangerie als zentrales Element in den Schlosspark. Aber nicht irgendeine Orangerie, sondern eine pompöse, schlossähnliche Variante, die fortan nicht nur geometrischer Ausgangspunkt für alle Sichtachsen war, sondern auch als Gewächshaus und Lustschloss für illustre Gesellschaften diente.
Während die Nordseite der Orangerie den Kolonnaden des Louvre nachempfunden ist, stand der Südseite der Grand Trianon in Versailles Pate. Zur gleichen Zeit wurde auch der Hofgarten im barocken Stil umgestaltet, der bereits seit 1535 bestand.
Heute beherbergt die Orangerie nicht nur ein Café und Restaurant, sondern ist auch Konzert- und Tagungsstätte in historischem Ambiente.
Orangerie Café
- Öffnungszeiten: 11:00 bis 18:00 Uhr (Montag Ruhetag)
- Mittagstisch: 11:00 bis 14:00 Uhr
Barocke Gartenanlage
Im Garten vor der Orangerie fehlen die typischen Buchsbaumhecken, die sonst einer der wichtigsten Bestandteile eines Hofgartens im französischen Stil sind. Stattdessen schmücken ornamentale Rasen- und Kiesflächen den Vorplatz, gesäumt von schmalen Blumenrabatten in leuchtenden Farben.
Um die Rabatten zu bepflanzen, werden in der Hofgärtnerei jährlich rund 10.000 Blumen von 31 Arten und Sorten kultiviert. Die Bepflanzung ist einem zeitgenössischen französischen Gartenbuch nachempfunden, das die damals verwendeten Blumen auflistet.
Alle 2,4 Meter wiederholen sich die Muster. Nach je 30 Zentimetern wechselt die Art und Farbe der Blumen im Beet.
Der Park und die Orangerie entstanden in den Jahren zwischen 1723 und 1750. Die schlossähnliche Orangerie diente fortan sowohl als Gewächshaus als auch Lustschloss für illustre Gesellschaften. Im Zweiten Weltkrieg wurden Garten und Orangerie vollständig zerstört und im Anschluss im Stil des Klassizismus wieder neu aufgebaut.
Kräutergarten
Wer kennt sie nicht: die hübschen Fuchsien, die im Sommer mit ihren außergewöhnlichen Blüten unsere Balkone und Terrassen schmücken? Aber wer kennt schon den Namensgeber der beliebten Blühpflanze? Der Franziskanermönch Charles Plumier entdeckte die Pflanze 1696 auf dem heutigen Haiti und widmete sie einem von ihm hochgeschätzten Arzt und Pflanzenkundler. Sein Name ist Leonhart Fuchs – Botaniker und Leibarzt. Zu seinem Gedenken ist eine farbenprächtige Fuchsie vor dem Reliefbild des Botanikers in der Mauer aufgestellt.
Leonhart Fuchs
Es gibt viele Gründe, sich an Leonhart Fuchs zu erinnern. Ansbach hat einen ganz besonderen. Denn zwischen 1528 und 1535 war der Botaniker für den Markgrafen als Leibarzt tätig. Hier begann Fuchs auch damit, sein berühmtes Heilpflanzenbuch „New Kreütuerbuch“ zu schreiben.
Der Kräutergarten wurde erst im Jahr 2001 anlässlich des 500. Geburtstags des Leibarztes und Kräuterkundigen angelegt. Während auf die Verwendung von Beeteinfassungen aus Buchsbaum bei der Orangerie bewusst verzichtet wurde, bildet der immergrüne Busch im Kräutergarten ein zentrales Element zur Gestaltung der Beete.
Als Inspiration des klassischen Kräutergartens diente ein Kräuterbuch, in dem Fuchs zahlreiche Pflanzen mitsamt ihrer gesundheitlichen Wirkung festgehalten hatte. Leonhart Fuchs gilt als „Vater der Botanik“, im 16. Jahrhundert war der Botaniker als Leibarzt für den Markgrafen tägig.
Mit seinen Forschungen wollte Fuchs seinerzeit den Arabern den Rang in der Medizin und Arzneikunde streitig machen. Zum ersten Mal in der Geschichte führte Fuchs die wissenschaftliche Benennung der Pflanzen ein. Da seine Studien für Apotheker und Ärzte vorgesehen waren, wählte er die gebräuchliche lateinische Sprache.
In den Beeten entlang der niedrigen Umfassungsmauern der ehemaligen Gärtnerei sind einige der rund 500 Pflanzen, die Leonhart Fuchs damals in seinem Buch beschrieben hat, zu finden. Jede der zahlreichen Kräuterpflanzen, von denen wir noch heute viele als Gemüse und Gewürze kennen, ist mit einem Steckschild versehen. Auf ihm steht sowohl der botanische Name als auch die geläufige Bezeichnung der Pflanze. Außerdem ist noch in altdeutscher Sprache eine Wirkung festgehalten. Die eine oder andere Beschreibung klingt recht amüsant. Etwa beim Schnittlauch steht: „Er reytzt zur Unkeuschheyt.“
Infos
Residenz und Hofgarten Ansbach
Promenade 27
91522 Ansbach
Homepage: schloesser.bayern.de
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Verwaltung für staatliche Schlösser, Gärten und Seen.
Tipp:
Direkt neben der Residenz liegt die teils gut erhaltene Ansbacher Altstadt. Heute befindet sich hier die Fußgängerzone mit Geschäften und Cafés. Viele der alten Häuser sind in hervorragendem Zustand erhalten geblieben. Ein Besuch lohnt immer – auch wenn ihr nicht shoppen möchtet.