Przewalski-Pferde galoppieren über die offene Heide, Rotwild versteckt sich in den lichten Wäldern und Wisente grasen friedlich unter alten Eichen. Das alles – und noch viel mehr – verbirgt sich hinter Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide unmittelbar vor den Toren Berlins. Hier findet man eine Tier- und Pflanzenvielfalt, wie sie in Deutschland selten geworden ist. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ist heute wieder seltenes Leben eingekehrt. Und wie könnte man die herrliche Natur näher erleben, als auf einer Wanderung?
Details zur Wanderung (Karte, Höhenprofil, GPX) weiter unten
Wildnis vor den Toren Berlins – Döberitzer Heide
Rund 55 Kilometer Wanderwege führen durch die Wildnis, fernab von Besiedlung und Verkehr. Im Frühling und Herbst hört man die Rufe der Kraniche, von Zeit zu Zeit kreisen seltene Seeadler über der Landschaft in der Döberitzer Heide. Und auf 85 Meter Höhe bietet die Aussichtsplattform eine einzigartige Aussicht über lila blühende Heide und offene Sandlandschaften. Bei schönem Wetter kann man bis zum Berliner Fernsehturm sehen.
Zwischen Potsdam und Elstal im südlichen Brandenburg, genauer gesagt im schönen Havelland, erstreckt sich Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide über eine Fläche von 3650 Hektar. Fast die Hälfte ist als Wildniskernzone deklariert. Wo die Heidelandschaft einst unter Panzern erbebte, leben heute um die 90 Wisente, 30 Wildpferde und fast 100 Tiere Rotwild. Die Landschaft ist sehr vielseitig und lässt sich am besten bei einer Wanderung oder mit dem Mountainbike erkunden.
Das Havelland
Ein Paradies für Wasserfreunde, das ist das Havelland. Mitten in Brandenburg und in direkter Nähe der größten Metropole und Hauptstadt Deutschlands liegt es. Geprägt von einem Fluss, der der Region den Namen gab: die Havel. Fast alles dreht sich hier um das Fließgewässer. Doch im Verborgenen liegt ein ganz besonderes Kleinod, das nur wenige der vielen Ausflügler jemals besucht haben. Was einst ein Truppenübungsplatz der unterschiedlichsten Nationen war, ist heute ein Schatzkästchen der Sonderklasse.
Die Panzer rollen nicht mehr
Nur wenige Kilometer westlich der Stadtgrenze Berlins im Brandenburger Landkreis Havelland liegt der ehemalige Truppenübungsplatz Döberitz. Die militärische Nutzung lässt sich bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Damals wurden die zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen vom König Preußens enteignet, um sie zur Ausbildung des preußischen Heeres zu nutzen.
Zu Zeiten der NS-Diktatur erweiterte man die Anlage um Bunker und Schießstände. Im nördlichen Randbereich entstanden Kasernenkomplexe wie die Adler-Löwen-Kaserne in Elstal. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die sowjetischen Besatzungtruppen das rund 5500 Hektar große Gebiet bis zu ihrem Abzug im Jahr 1992.
Die Sowjetarmee hinterließ hier in der Döberitzer Heide unüberschaubare Mengen an allem möglichen Schrott und Abfällen. Erst kurz vor der Jahrtausendwende begann die Räumung des Geländes. Es galt, Altlasten und Kampfmittel zu beseitigen, um ein ausgedehntes Wegenetz für Wanderer zu schaffen. Allein neun Tonnen Munitionsschrott sammelte man dabei ein, von anderen Altlasten ganz zu schweigen.
Auf den Spuren der Natur
Große Teile des ehemaligen Truppenübungsgeländes gehören heute zum Naturschutzgebiet Döberitzer Heide und Ferbitzer Bruch. Die offenen Landschaften, die sich mit Wäldern aus Stieleiche und Hängebirke abwechseln, werden durch Beweidung mit Schafen, Rindern, Ziegen und Przewalski-Pferden, den sogenannten Urwildpferden aus dem mongolischen Steppen, beweidet und damit vor einer erneuten Bewaldung geschützt.
Könige der heimischen Wälder – Wisente in der Döberitzer Heide
Im lichten Wald sollen sie irgendwo leben, die seltenen Wiesente. Einst die Könige unserer Wälder, wurden sie vor rund 100 Jahren fast ausgerottet. Das letzte freilebende Wisent wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Alle heute lebenden Tiere stammen von nur zwölf Exemplaren ab, die allesamt in Zoos oder Tiergehegen lebten. Damit haben sie ein ähnliches Schicksal erlitten wie die Urwildpferde.
In freier Wildbahn gibt es den europäischen Bruder des amerikanischen Bisons bis auf eine Ausnahme nirgends. Lediglich im Sauerland wurden 2013 ein paar Exemplare ausgewildert. Hier in der Döberitzer Heide haben die riesigen Tiere eine neue Heimat gefunden. Zwar lebt das größte Säugetier Europas hier nicht wirklich in Freiheit, die Wisente können sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz jedoch weitestgehend frei entfalten. Sie fühlen sich sehr wohl hier und vermehren sich fleißig.
Nicht jeden Tag schaut man einem Wisent direkt in die hübschen, braunen Augen. Bei einem Ausflug in die Döberitzer Heide an der B5 bietet sich gleich mehrfach die Chance auf eine Begegnung mit den riesigen Kolossen. Rund 800 Kilogramm schwer werden ausgewachsene Tiere.
Aber ein bisschen dafür tun müsst ihr schon. Denn um die Wisente zu Gesicht zu bekommen, müsst ihr schon gut zu Fuß sein – oder euch mit dem Mountainbike ein Stückchen über den oft sandigen Untergrund quälen. Und eine Portion Glück braucht ihr natürlich auch, denn das Naturschutzgebiet im Havelland ist riesig. Die Wiesente erfüllen hier eine nützliche Aufgabe: Die lebendigen Rasenmäher fressen junge Bäume und bewahren die Heidelandschaft dadurch vor dem Zuwachsen. Die Besonderheit der Wisente in der Döbritzer Heide: Anders als in den meisten Schutzgebieten werden die Tiere nicht zugefüttert. Nicht mal im Winter. Sie leben also praktisch so wie in freier Wildbahn.
Eigentlich ausgestorben: Przewalski-Pferde
Sie gelten als die Nachkommen der Urwildpferde, die vor über 5500 Jahren das Volk der Botai im Norden Kasachstans erstmals gezähmt wurden. Doch irgendwann galten die Przewalsi-Pferde aus den Steppen der Mongolei als ausgestorben. Lediglich ein Dutzend Exemplare gab es noch. Nicht in ihrer Heimat, sondern in Privatbesitz und Zoos. Dank der Zuchtprogramme konnten sie vereinzelt wieder in den Steppen Eurasiens ausgewildert. Trotzdem bleibt die Art nach wie vor bedroht.
Herrliche Rundumsicht ins Naturschutzgebiet Döberitzer Heide
Ein wenig Kondition braucht schon für den langen Rundweg um die Kernzone des Naturschutzgebietes Döberitzer Heide. Da lohnt es sich, ein wenig Proviant mit auf den Weg zu nehmen. Überall gibt es Picknickplätze auf dem Weg. Einer der schönsten liegt am Aussichtsturm. Hier lohnt sich der Rundumblick aus luftiger Höhe.
Die gute Sicht bis nach Berlin ergibt sich nicht nur aus der Höhe des Turms. Auch sein Standort ist mit Bedacht ausgewählt. Er steht nämlich auf der höchsten Erhebung der Döberitzer Heide, etwa 85 Meter über dem Meeresspiegel. Auf der Deckenplatte des vor rund 75 Jahren gebauten Bunkers ist dieser Aussichtsturm errichtet worden. Und mit etwas Glück erhascht ihr von hier oben aus auch einen Blick auf eine der Wisent-Gruppen.
Nach über acht Kilometer Wanderung habt ihr euch natürlich auch eine kleine Pause verdient. Rings um den Aussichtsturm sind deshalb ein paar Picknicktische aufgestellt. Aber nicht nur hier – am gesamten Rundweg sind immer wieder Rastmöglichkeiten vorhanden. Toiletten gibt es hier allerdings nirgendwo. Genauso wenig wie irgendwelche Einkehrmöglichkeiten. Einfach überall nur Natur um euch herum (sieht man von den Zäunen, die die Kernzone einrahmen einmal ab).
Wandern in der Döberitzer Heide
Durch Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide ziehen sich eine Menge sicherer Wanderrouten von unterschiedlicher Länge. An Equipment empfehlen sich unbedingt feste Schuhe, Wetter entsprechende Kleidung und im Sommer genügend zu Trinken.
Das Gebiet liegt sehr abgelegen und auf einer Wanderung gibt es keine Möglichkeit, Vorräte aufzufüllen oder irgendwo einzukehren – und auch eine Abkürzung mitten durch den ehemaligen Truppenübungsplatz gibt es nicht. Nehmt also unbedingt ausreichend Verpflegung mit auf eure Tour. (Meine drei Liter Wasser haben bei 38 Grad nicht ausgereicht und ich bin ziemlich dehydriert die letzten Kilometer zum Wohnmobil zurückgeschlichen).
Rundwege:
- Priorter Heiderundweg: 4 km, etwa 1 h Laufzeit
- Große Obeliskenrunde: 7,5 km, rund 1,5 h Gehzeit (ab Parkplatz Havelpark)
- Tageswanderung um die Wildniskernzone: etwa 24 km, um die 7 h Gehzeit
Großer Rundwanderweg – 24 km durch die Natur
Wegbeschreibung
Um den 24 Kilometer langen Rundweg um die Kernzone des Truppenübungsplatzes bewältigen zu können, braucht es gute Kondition. Der Weg durch das sandige Dünengelände der Döberitzer Heide führt zunächst an ausgedehnten Heideflächen entlang. Ihr passiert das Feuchtgebiet Ferbitzer Bruch und wandert durch lichte Waldgebiete mit den charakteristischen Eichen und Birken.
Mit etwas Glück seht ihr die Wisente, Przewalski-Pferde oder auch Rotwild. Aber haltet nicht nur nach den großen Tieren Ausschau. Denn neben euren Füßen hüpfen, krabbeln und flattern Insekten, die teilweise endemisch, teilweise fast ausgestorben sind.
Nach etwa acht Kilometern trefft ihr auf den Aussichtssturm am Finkenberg mit sagenhaftem Panoramablick über das Havelland. Entlang der Strecke findet ihr mehr als ein Dutzend liebevoll eingerichtete Rastplätze, denn die Möglichkeit für eine Einkehr besteht auf der gesamten Strecke nicht. Und keine Angst, verlaufen könnt ihr euch hier nicht. Es geht eigentlich immer am Zaun zur Kernzone entlang.
Unterschätzt die Strecke nicht, denn 24 Kilometer auf hartem Untergrund sind etwas völlig anderes als auf dem allgegenwärtigen Sand. Man hat das Gefühl beim Wandern, es geht zwei Schritte vorwärts und einen wieder zurück.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz hinter dem Erlebnisdorf (Zur Döberitzer Heide, Estal)
- Markierung: Roter Punkt (Rundwanderweg)
- Länge: 24 km
- Dauer: 6 bis 7 Stunden (ohne Pausen)
- Schwierigkeit: mittel (keine nennenswerte Steigungen)
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: bedingt (sehr sandiger Untergrund)
- Aufstieg: 611 m
- Abstieg: 607 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rundweg-Döberitzer-Heide-Karte
PLANDATEN FÜR GPS-GERÄTE
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Naturschutzgebiet Döberitzer Heide
Von besonderem Wert sind die riesigen Offenflächen im Naturschutzgebiet der Sielmann-Stifung. Dazu zählen nicht nur die herrlich lila blühenden Heiden, sondern auch die auf den ersten Blick recht kargen Trocken- und Magerrasen. Sieht man aber etwas genauer hin, erkennt man die beachtliche ökologische Vielfalt dieser ganz eigenen Naturräume. Um die 850 verschiedene Farne und Blütenpflanzen haben sich hier angesiedelt, viele von ihnen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Darunter die Wiesen-Kuhschelle und der Heilziest.
Aber auch die Tierwelt hält außergewöhnlich viele seltene Exemplare bereit. Hier sagen sich noch Wiedehopf und Feldhase Gute Nacht, trifft die Blauflügelige Ödlandschrecke auf die Zauneidechse. Und ab und zu krabbelt ein Käfer zwischen den Grasbüscheln herum, den ihr wahrscheinlich noch nie gesehen habt.
Goldlaufkäfer
Dieser flugunfähige Käfer gehört wohl zu den schönsten Käfern, die unsere Natur zu bieten hat. Der Goldlaufkäfer besiedelt naturnahe Wiesen und Felder, manchmal findet man ihn auch im eigenen Garten, wenn es dort offen und warm ist. Der Käfer ist sehr mobil – und sehr gefräßig.
Zu seinem Beutespektrum gehören allerlei Insekten. Er legt sich aber auch mit deutlich größeren Opfern an. Er verschmäht weder Schnecken noch Regenwürmer, wenn er ihnen habhaft wird. Zwar steht der Goldlaufkäfer nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, allerdings ist er inzwischen so selten geworden, dass er als besonders schützenswert gilt.
Moore mitten im Trockenrasen?
Im Gebiet der Naturlandschaft Sielmanns finden sich über dreißig Moore, jedes für sich anders in der Größe und Beschaffenheit. Allerdings leiden all diese Flächen unter akutem Wassermangel. Trotz intensiver Schutzbemühungen gelten sie deshalb als stark gefährdet.
Essen und trinken
Auf dem gesamten Weg gibt es keinerlei Möglichkeiten, sich zu verköstigen. Nehmt also unbedingt etwas zu essen und vor allem ausreichende Mengen an Getränken mit. Vor allem im Sommer kann es hier sehr heiß werden und es gibt auch nicht besondes viel Schatten.
Anfahrt: Wie komme ich in die Döberitzer Heide?
Über die A2 oder A10
Wer über die A2 anreist, nimmt die Abfahrt 81 auf den Berliner Ring (A10) Richtung Hamburg/Prenzlau. Nach knapp 30 km biegt ihr auf die B5 Richtung Berlin Zentrum. Dort geht es gleich nach 3 km bei der Abfahrt Elstal raus und dann links auf die Straße Zur Döberitzer Heide.
Parken
Am Ende der Straße Zur Döberitzer Heide sind Parkplätze vorhanden.
Fazit
So herrlich es auch hier in der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide sein mag, so solltet ihr niemals vergessen, dass es sich hier um einen ehemaligen Truppenübungsplatz und jetzt um ein Naturschutzgebiet handelt. Deshalb solltet ihr die gekennzeichneten Wanderwege nie verlassen und auch Zäune und Tore als Absperrung respektieren. Denn nicht nur vom Gelände selbst, sondern auch von den Weidetieren kann eine Gefahr ausgehen.
Hinweis: Der Rundweg durch die Döberitzer Heide ist nichts für Anfänger. Seid ihr erst mal losgelaufen, geht keine Abkürzung und auch kein Taxi oder Bus wieder zurück zum Ausgangspunkt und ihr müsst bis zum Ende durchhalten.
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