Wacholderwanderweg Teil 2 (Hohenburg – Kastl)

Auch in der zweiten Etappe des Wacholderwanderwegs zwischen Hohenburg und Kastl ist die Landschaft im Lauterachtal sehr abwechslungsreich. Immer wieder wechseln Trockenrasen mit Wacholderheiden ab, verträumte kleine Ortschaften und ein paar schattige Wälder säumen den Weg. Diesmal geht es auch hinab zur Lauterach, denn direkt neben ihrem Ufer verläuft ein gemütlicher Radweg.

Alle Details zur Wanderung findet ihr weiter unten (Karte, GPS-Daten, Beschreibung …)

Hohenburg Marktplatz >>> Friedhofskirche St. Salvator >>> Ruine Hohenburg >>> Allersburg >>> Ransbach >>> Lauterachtal-Radweg >>> Mühlhausen >>> Markt Kastl

kartoffelkäfer schafe wacholderwanderweg hohenburg etappe 2

Wacholderwanderweg Etappe 2

Hohenburg – Kastl

Nach einer hoffentlich erholsamen Nacht in Hohenburg geht es weiter auf dem Wacholderwanderweg. Bis nach Kastl sind es etwa 16 Kilometer. Noch ein letzter Blick auf das Rathaus und das Fledermaushaus auf dem Marktplatz, dann geht es über die Lauterach und hinauf auf den Südhang des Lauterachtals.

Zunächst werfen wir noch einen letzten Blick auf den weitläufigen Marktplatz aus dem 14. Jahrhundert mit dem wunderschönen historischen Rathaus. Durch das Erdgeschoss führt ein Tunnel zur Brücke über die Lauterach auf der Rückseite. Trotz aller Romantik und der vorbildlich restaurierten Häuser im Ortskern ist es nicht zu übersehen, dass eine erhebliche Anzahl an Häuser schon seit langer Zeit leersteht. Junge Leute wandern aus den ländlichen Gebieten ab, die Dörfer veröden. Und wenn dann doch einmal neu gebaut wird, dann außerhalb.

Ein gutes Beispiel für einen solchen Verfall ist das alte Pflegschloss in Hohenburg, das gegen Ende des 16. Jahrhunderts für den Pfleger errichtet wurde, der für die Verwaltung der Burg verantwortlich war. Zu dieser Zeit richteten sich die Pfleger der Bischöfe von Regensburg etwas kuscheliger ein, denn bisher hatten sie auf der großen, schwer zu heizenden und zugigen Burg selbst gelebt.

Nach der Säkularisation stand das Haus leer und verkam zum Armenhaus. Noch heute fristet es sein erbärmliches Dasein. Und momentan ist noch keine Änderung in Sicht. Das Schlösschen sucht nach wie vor einen Prinzen, der es aus dem Dornröschenschlaf wachküsst.

wacholderwanderweg etappe 2 felsen wacholderheide hohenburg lauterachtal
Schon gleich hinter Hohenburg geht es wieder in die herrliche Wacholderheide

Mendendorfer Friedhofskirche St. Salvator

Die Friedhofskirche, einst exponiert am Ortsrand gelegen, stammt aus dem späten 14. Jahrhundert. In Unterlagen wird sie 1451 als „capella sancti Salvatoris extra muros oppidi Hohenburg“ beschrieben. So weit, so gut. Oder doch nicht. Denn schaut man sich die Ausrichtung der Kirche an, so ist sie – mit einer leichten Geländeanpassung – an den Sonnenaufgang zur Tag- und Nachtgleiche ausgerichtet. Und das bedeutet in der Kirchengeschichte eigentlich eine Entstehung zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert.

Anscheinend war das Gotteshaus schon damals etwas wackelig auf den Beinen, denn bereits beim Bau wurde sie mit seitlichen Stützpfeilern versehen. Ansonsten ist von gotischen Elementen wie dem Chor bis hin zu barocken Elementen bei den Fenstern und Türstürzen so ziemlich jede Stilepoche vertreten.

Heute ist man der Überzeugung, dass die Kirche St. Salvator ursprünglich ein romanischer Bau war, genauer gesagt eine Profangeschoßkirche aus der Zeit der Pabonen in Regensburg (12. Jhd.), die später mehrfach umgebaut oder angepasst wurde.

Das gotische Gewölbe in der Kirche ist wohl erst im 17. Jahrhundert entstanden. Auf den Schlusssteinen der Gurtbögen befinden sich neben dem päpstlichen und bischöflichen Wappen auch die Wappen der Markgrafen von Hohenburg.

wacholderwanderweg teil etappe 2 hohenburg kastl kirche st. salvator
Oberhalb von Hohennburg liegt die Koppelkirche St. Salvator

Siechkobel – Armenhaus und Hospiz

In der West- und Nordwand der Empore der St. Salvator Kirche hat man zugemauerte Durchlässe gefunden, die früher zum Haus hinüberführten, das noch sich noch heute an die Westfassade zu lehnen scheint. Ein solcher Zusammenbau von Kirche und Haus ist nicht unbedingt üblich. Normalerweise stehen Kirchen immer völlig frei auf dem Areal.

Von Fotografien aus dem Ende des 19. Jahrhunderts weiß man, dass dieses an die Kirche gebaute Haus zwar früher einen eigenen Eingang hatte, ansonsten aber nur mit winzigen Fenstern ausgestattet war. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass damals aus gegebenem Anlass eine Art Bürgerspital, Siechenkobel genannt, für die Mittellosen und Kranken als festes Haus an die Kirche gebaut wurde. Neben frischem Wasser, einer vorübergehenden Unterkunft und Pflege war auch die Seuchenhygiene eine wichtige Institution.

Wurden die hohen Herren ernsthaft krank, bekamen sie einen abgetrennten Raum im Obergeschoss, das sogenannte Herrenbett. Mit entsprechender Privatbetreuung. Und war der betuchte Stifter nicht mehr zu retten, so konnte er hier zumindest in Würde seinem Ende entgegensehen. Das Herrenzimmer hatte einen separaten Eingang vom Obergeschoss, den man von der Empore der Kirche erreichte. So konnte der hohe Herr den dortigen Gottesdiensten beiwohnen, um dort für sein Seelenheil zu beten.

wacholderwanderweg oberpfalz toskana hohenburg etappe 2
Rathaus in Hohenburg – Ansicht von der Lauterachbrücke

Ruine Burg Hohenburg

Hoch über der Ortschaft Hohenburg liegt die Ruine der gleichnamigen Burg, einer der ältesten Burgengründungen auf dem Nordgau (das ist ungefähr das Gebiet der heutigen Oberpfalz). Die Burg stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts und wurde zum Schutz und dem Eintreiben des Wegezolls an einer wichtigen Handelsstraße errichtet, die von der Elbe über Forchheim bis nach Regensburg reichte. Graf Ernst von Hohenburg waren unter anderem mit den Grafen von Velburg verwandt.

Rund 200 Jahre später gelangte die Herrschaft an den Bischof in Regensburg, der die Anlage mit Pflegern besetzte. Als deren Sitz ab 1600 ins Tal verlegt wurde (Pflegschloss Hohenburg), verfiel die Burg. Weitere 200 Jahre danach ließ das Königreich Bayern die Gebäude abreißen. Die 521 Meter hohe Erhebung, auf der die Ruine der Hohenburg steht, heißt übrigens deshalb Schlossberg, weil man die Anlage im 16. Jahrhundert zu einem Schloss umbaute.

burg ruine hohenburg wacholderwanderweg lauterachtal oberpfalz

Der Verfall geht weiter

Heute liegt die Ruine inmitten des Truppenübungsplatzes Hohenfels. Und deshalb gehört sie offiziell nicht mehr zum Markt Hohenburg im Landkreis Amberg-Sulzbach, sondern zur Gemeinde Hohenfels im Landkreis Neumarkt. Zwar erreicht man die Ruine über einen schmalen Pfad von Hohenburg aus, leider kann man sie aber nicht einfach so besichtigen. Leider setzt sich der Verfall durch die besondere Lage weiter fort. Die Bemühungen der Gemeinde, die Ruine dauerhaft zugänglich zu machen, verlief leider bislang erfolglos.

Auf historischen Zeichnungen ist eine stattliche Anlage mit Zwinger und Mauertürmen zu erkennen, die sich um die ganze Burg herumzogen. Einen Graben gab es wegen der steilen Berghänge ringsum wohl nie. Heute noch zu erkennen sind Reste des quadratischen Bergfrieds mit rundem Innenraum. Im Osten schloss sich der Palas an. Diese ältesten Gebäudeteile stammen wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert.

allersburg wacholderwanderweg etappe 2 bayerische toskana

Allersburg

Die nächste Ortschaft, auf die wir auf der zweiten Etappe des Wacholderwanderwegs durch das liebliche Lauterachtal treffen, ist das Pfarrdorf Allersburg. Mitten hindurch fließt ein forellenreicher Bach, in alten Zeiten Allersbach, heute Hausener Bach genannt. Auf dem Kirchenberg muss es vor vielen Hundert Jahren einmal eine Burganlage gegeben haben, oder zumindest einen hochmittelalterlichen Adelssitz.

Dort lebte das Ministerialengeschlecht der Allersburger, die den Grafen von Hohenburg unterstellt waren bis zu ihrem Aussterben im 14. Jahrhundert. Die Burg verschwand, wahrscheinlich ist ein Abgang ins Tal. Der ehemalige Burgstall ist heute mit dem Friedhof und der Ortskirche St. Michael überbaut.

wehrkirche michael allersburg hohenburg wacholderwanderweg oberpfalz
Wahrscheinlich ist die Pfarrkirche in Allersburg auf einer ehemaligen Burganlage aufgebaut

Pfarrkirche St. Michael Allersburg

In der Mitte des Dorfes erhebt sich auf dem niedrigen Bergrücken die Pfarrkirche St. Michael mit Friedhof, deren Geschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Die Kirche ist umgeben von einer Ringmauer, in der noch Schießscharten erkennbar sind. Innerhalb der vier Meter hohen Wehrmauer liegt auch die ehemalige Leonardi-Kapelle, die einige Jahre sogar als Schulzimmer diente.

wacholderwanderweg oberpfälzer toskana bayern hohenburg kastl

Das heutige Kirchengebäude ist sicherlich nicht das erste, es werden sogar zwei Vorgängerbauten vermutet. Nach ihrer Renovierung erstrahlt St. Michael seit 2019 wieder in neuem Glanz. Der Kirchenpatron, St. Michael, ist auf dem Alarbild verewigt, am Chorbogen die vier Evangelisten mit Jesus dargestellt.

In der Kirche steht die Stabkreuzplatte von Allersburg, ein Gedächtnismal für den 1283 verstorbenen Ritter Heinrich von Kutzenhofen. Die Platte aus Stein ist neben dem Haupteingang in die Wand eingemauert und knapp zwei Meter hoch. Ursprünglich war sie einmal in den Boden über der Grabstelle angebracht. Um sie vor der drohenden Abnutzung zu schützen, stellte man die Platte dann bei der Renovierung 1985 aufrecht.

Ransbach

Rund fünf Kilometer flußaufwärts von Hohenburg liegt Ransbach, eine kleinere Ortschaft an der Lauterach.

St. Peter Ransbach

Die heutige Filialkirche St. Peter wurde auf einer Vorgängerkirche aus dem 13. Jahrnundert aufgebaut und stammt wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. Besonders auffällig an dem Chorturm mit oktogonalem Obergeschoss ist sicherlich die hübsche Zwiebelhaube. Bei einer Erweiterung bekam sie gleichzeitig barocke Stilelemente. Die Friedhofsmauer, die den Sakralbau ringförmig umschließt ist aus Bruchsteinen aufgebaut.

lauterach lauterachtal wacholderwanderweg hohenburg kastl tag 2 etappe
Zwischen Ransbach und Mühlhausen kommen wir endlich der Lauterach etwas näher

Lauterachtal-Radweg

Das Lauterachtal ist nicht nur bei Wanderern eines der idyllischsten Täler im Bayerischen Jura. Der ebene Radweg durch die Toskana der Oberpfalz führt von Kastl bis nach Schmidmühlen an der Lauterach entlang, wo diese schließlich in die Vils mündet. Der Lauterachtal-Radweg ist etwa 23 Kilometer lang und durchgehend flach. Wer mit Kleinkindern im Buggy oder Kinderwagen unterwegs ist und nicht den Original-Wacholderwanderweg laufen kann, kann diese Alternative wählen, um die herrliche Landschaft und Ruhe trotzdem zu genießen.

Die Lauterach

Die Lauterach hat noch weitgehend ihren ursprünglichen Charakter erhalten und driftet in sanften Schleifen durch das Tal. Sie ist ein gutes Fischgewässer, denn die Quellen entlang des Verlaufs von nur 35 Kilometer Länge halten die Temperatur des Wassers auch im Sommer in der Regel unter 20 Grad und im Winter bei 8 Grad. Kein Wunder, dass sich in der Lauterach noch die heimische Bachforelle wohlfühlt. In Schmidmühlen mündet sie dann schließlich in die Vils.

Und weil das Tal der Lauteracht eine Ausrichtung von Ost nach West hat, findet man hier sonnenverwöhnte Südhänge. Die sengende Sonne und flachgründige Böden bieten Trockenrasen und säulenförmig wachsenden Wacholderbüschen gute Lebensbedingungen. Die Wacholderheiden werden durch Rinder- und Schafbeweidung baumfrei gehalten. Eine Traumlandschaft, die nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch ihren aromatischen Duft nach wildem Thymian an die Toskana erinnert, nur liegt sie mitten in Bayern.

rathaus markt kastl oberpfalz ziel wacholderwanderweg

Etappenziel: Kastl

Wahrzeichen der Marktgemeinde Kastl ist die Klosterkirche, die hoch über der Ortschaft thront. Die Anlage stammt aus dem 10. Jahrhundert, um 1098 wurde dort ein benediktinisches Reformkloster gegründet. Die Klosterkirche St. Peter ist heute noch Pfarrkirche und gilt als eines der Meisterwerke aus der oberpfälzer Romantik. Hier ist auch die Tochter von Kaiser Ludwig dem Bayern bestattet, die als kleines Kind verstarb. Ihre Mumie kann noch heute besichtigt werden.

Wacholderwanderweg Etappe 2

Beschreibung

Auch an Tag 2 des Wacolderwanderweges gibt es viel zu erleben und entdecken. Haltet die Augen offen, denn manchmal sind es die kleinen Dinge am Wegesrand, die ganz besonders verzaubern.

Route

wacholderwanderweg etappe 2 wanderkarte

Höhenprofil

wacholderwanderweg etappe 2 höhenprofil

Details

  • Start: Marktpatz, Hohenburg
  • Ziel: Marktplatz, Kastl
  • Distanz: 15,4 km
  • Aufstieg: 420 m
  • Abstieg: 389 m
  • Dauer: je nach Kondition zwischen 5 und 6 Stunden
  • Markierung: Rundes Schild mit einem grünen Wacholderbusch (Wacholderwanderweg)
  • Schwierigkeit: mittel (nur mäßig lange Steigungen)
  • DOWNLOAD Karte als pdf: Wacholderwanderweg-Teilstrecke2.pdf
  • DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Wacholderwanderweg-Etappe2

 

ROUTE FÜR GPS-GERÄTE ODER WANDER-APPS


So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät 

cappuccinostation kastl oberpfalz toskana wacholderwanderweg

Essen und trinken

Die Verpflegung auf dem Weg solltet ihr euch unbedingt in euren Rucksack packen, denn die erste Möglichkeit für eine Einkehr liegt in Kastl, also am Ziel der Etappe. Beim Frühstück nach der Übernachtung in Hohenburg könnt ihr euch ein paar Scheiben Brot oder Semmeln als Wegverpflegung schmieren.

wacholderwanderweg teil 2 hohenburg kastl oberpfalz toskana
Blick vom Wacholderwanderweg auf Hohenburg zurück

Etappe 3: Rundweg über das Hochholz von Kastl

Es geht noch weiter! Zwar nicht in der offiziellen Routenbeschreibung enthalten, aber um nichts zu verpassen ist die dritte Etappe des Wacholderwanderweges, eine Runde durch das Hochholz über Kastl. Zwar nur ein paar Kilometer lang, fasst sie alle Highlights noch einmal auf.

Fazit

Sieht man sich die Bilder an, kann man gar nicht glauben, dass ich die zweite Etappe bei fast 40 Grad gelaufen bin. Trotz wolkenverhangenem Himmel eine echte Traumstrecke, die immer wieder fantastische Ausblicke und Eindrücke bietet. Besonders schön sind die mäandernden Schleifen der Lauterach bei Mühlhausen, denen man hier recht nahe kommt. Ich empfehle eine weitere Übernachtung, um dann in Ruhe alle Sehenswürdigkeiten im Zielort ansehen zu können.



Das könnte dich auch interessieren

Du bist auf der Suche nach einer erlebnisreichen Wanderung oder einem tollen Ausflug in Franken, der Oberpfalz oder ganz Bayern? Dann schau doch einfach mal auf unserer interaktiven Karte nach! HIER FINDEST DU UNSERE INTERAKTIVE KARTE

Kommentar verfassen