Auf den ersten Blick erscheint das Fleckchen direkt am nördlichen Standrand von Roth fast ein wenig unscheinbar auf der Landkarte. Bei näherer Betrachtung entpuppt es sich jedoch als wirkliches Kleinod, denn auf dem Wasserweg trefft ihr nicht nur auf viele unterschiedliche natürliche und künstlich angelegte Gewässer. Wer genau hinsieht, erfährt auch unglaublich viel über den Wald, ohne dass es einer einzigen Tafel bedarf, die irgendetwas erklärt.
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Schleifweiher >>> Meckenlohe >>> Main-Donau-Kanal >>> Treffersäge >>> Schleifweiher
Wandern im Landkreis Roth
Nur eine halbe Stunde Fahrt von Nürnberg entfernt liegt die Stadt Roth, Kreisstadt des mittelfränkischen Landkreises Roth mit seiner Seenlandschaft, dem Spalter Hügelland und den schroffen Schluchten und Flusstälern im Altmühltal. Die Landschaften sind sehr abwechslungsreich und bieten Wanderern gleich vor den Toren Nürnbergs jede Menge einzigartige Erlebnisse in der Natur. Einige der vielen kartierten Wanderwege beginnen gleich am Stadtrand der knapp 25.000 Einwohner zählenden fränkischen Stadt Roth am Zusammenfluss der Roth, Rednitz und Aurach.
Schleifweiher an der Oberen Glasschleife in Roth
Ganz im Norden der Stadt Roth liegt der Stadtteil Obere Glasschleife, der bis an die Bundesstraße 2 heranreicht und bereits sehr ländliche Prägungen aufweist. Hier beginnt die Wanderung auf dem Wasserweg. Auf den ersten Kandidaten zum Thema Wasser trefft ihr bereits nach wenigen Metern: den Schleifweiher. Der Schleifweiher ist kein natürliches Gewässer, sondern eine Aufstauung des Brunnbaches, der später in die Rednitz fließt.
Wasser und Wald
Zwar heißt der Rundweg von Roth über den Main-Donau-Kanal bei Meckenlohe Wasserweg, interessant sind aber nicht nur die vielen unterschiedlichen Gewässer am Wegesrand. Wer sich für die Natur interessiert, findet ganz nebenbei außerdem gute Beispiele für die einzelnen Entwicklungsstadien von Wäldern. Auf den ersten Blick mögen die einzelnen Waldstücke langweilig oder erschreckend kahl aussehen. Wer allerdings etwas genauer hinsieht, erkennt die typischen Anzeichen und Bewohner der einzelnen Lebensräume und Entwicklungsstadien sehr gut. Und mit ihnen die charakteristische Tier- und Pflanzenwelt.
Die Entwicklung des Waldes
Noch vor wenigen Hundert Jahren waren große Teile Europas mit Laubmischwäldern überzogen. Jahrhundertealte Baumriesen standen neben jungen und auch abgestorbenen Bäumen. Solche Wälder sind Lebensraum für unzählige Tier und weitere Pflanzenarten. In Deutschland und auch im übrigen Mitteleuropa existieren zwar noch ein paar fast natürliche – und deshalb außerordentlich wertvolle – Waldbestände, unberührte Urwälder gibt es bei uns aber schon lange nicht mehr.
Denn spätestens seit dem Mittelalter werden die Flächen zunehmend als Kulturlandschaft genutzt. Die Holznot erforderte Nachschub. Als Ergebnis entstanden vielerorts flächendeckende Plantagen aus Kiefern und Fichten.
Dass die Natur in der Lage ist, schon in kurzer Zeit mit Ereignissen wie Sturmwurf oder einem Insektenbefall fertig zu werden, könnt ihr anschaulich auf dem Wasserweg erleben. Auch wenn das eine oder andere Waldstück hier am Stadtrand von Roth vielleicht keine Augenweide ist, so lässt sich bei näherer Betrachtung wunderbar erkennen, wie sich ein Wald entwickeln kann.
Einige der Waldgebiete verkörpern noch die typischen Kiefern-Monokulturen, die mit kahlen Stämmen dicht an dicht von Menschenhand gepflanzt wurden und kaum einen Unterwuchs zulassen, weil sie nur wenig Licht durchlassen. Zudem sorgt die dicke Nadelschicht für eine Versäuerung des Bodens, sodass sich hier kaum eine andere Pflanze ansiedeln kann.
Es geht voran: Ein neuer Wald entsteht
In einigen Waldstücken ist der Randbereich bereits locker mit jungen Buchen, Eichen und Eschen durchsetzt. Richtig drastisch sieht die Region einige Hundert Meter hinter der Unterführung aus. Anscheinend hat es in diesem Bereich entweder starken Windbruch oder einen Borkenkäferbefall gegeben, sodass weite Flächen jetzt abgeholzt und kahl daliegen. Wer sich aber vom ersten Schock erholt hat, erkennt, dass zum Teil schon neue Anpflanzungen stattgefunden haben. Und die Natur wartet natürlich nicht, bis wir Menschen etwas tun.
Seht ihr genauer hin, erkennt ihr auch Birken und andere Pionierpflanzen, die sich nach einem Waldbrand oder einer Rodung als erste auf ganz natürliche Weise wieder ansiedeln. Die Samen werden vom Wind verbreitet oder von Vögeln oder anderen Tieren hierher verschleppt.
Diese Pionierbäume kommen gut mit den unterschiedlichsten Lebensbedingungen zurecht und zeichnen sich außerdem durch ihr extrem schnelles Wachstum aus. Allerdings sind sie alle nicht besonders konkurrenzstark und auch nicht sehr langlebig. Deshalb werden sie in der Regel innerhalb von weniger als einhundert Jahren von Buchen, Eichen, Ahornbäumen oder anderen Baumarten abgelöst, die typisch für unsere ursprünglichen Wälder waren.
Meckenlohe – ein Dorf mit Charme
Nur drei Kilometer nordöstlich von Roth liegt umrahmt von Wäldern das Dorf Meckenlohe. Vor rund 400 Jahren gab es hier neben vier Höfen fast doppelt so viele Ämtergebäude. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist bis heute fast gleichgeblieben, allerdings sind natürlich etliche Neubauten dazugekommen. Im Ort stehen noch immer ein paar sehr alte Häuser, die euch so manche Geschichte erzählen könnten. Der Abschnitt des Main-Donau-Kanals bei Meckenlohe wurde bereits im Jahr 1987 fertiggestellt und auch gleich darauf geflutet. Da damals der Finsterbach im Weg war, verlegte man den Bauchlauf kurzerhand in einem Rohr unterhalb des Kanals entlang auf die andere Seite.
Main-Donau-Kanal
Über 170 Kilometer ist er lang und schafft damit erstmals eine durchgehende Schifffahrtsstraße zwischen der Nordsee bei Rotterdam und dem Schwarzen Meer in Rumänien. Das schafft der Kanal, indem er die Donau bei Kelheim mit dem Main bei Bamberg verbindet, der dann später in den Rhein fließt. Schon früher gab es einen Vorläufer, allerdings war dieser historische Ludwig-Donau-Main-Kanal, auch Alter Kanal genannt, nicht für große Schiffe geeignet. Und weil es halt nicht der erste Kanal war, wird er Neuer Kanal genannt. Mit 16 Schleusen überbrückt er fast 250 Meter Höhenunterschied. Das erste Schiff fuhr dann im Jahr 1992 durch den Kanal.
Ein paar Fakten zum Rhein-Main-Donau-Kanal:
- Länge: 171 km
- Höhenunterschied: 243 m
- Breite an der Sohle: 31 m (trapezförmig)
- Breite am Wasserspiegel: 55 m
- Wassertiefe: 4 m
Und es gibt auch eine Reihe von Häfen am RDM-Kanal: Bamberg, Forchheim, Erlangen, Fürth, Nürnberg, Roth, Berching, Beilngries, Dietfurt und Kelheim.
Rekordverdächtig
Die Schleusen in Leerstetten, Eckersmühlen und Hilpoltstein sind baugleich. Mit 25 Meter Hubhöhe sind diese sie die höchsten bislang in Deutschland gebauten Schleusen. Und der Main-Donau-Kanal hält noch einen Rekord: Er ist der einzige Kanal der fünfzehn Anrainerstaaten miteinander verbindet.
Wanderung auf dem Wasserweg
Wegbeschreibung
Direkt am Schleifweiher gibt es ein paar Parkplätze, ansonsten könnt ihr auch in einer Nebenstraße parken. Der etwa 10 km lange Rundweg beginnt am Schleifweiher und führt meist durch den Wald zunächst durch die Unterführung der B2 nach Meckenlohe.
Er tangiert den Main-Donau-Kanal, bevor es wieder durch den Wald zunächst zur Treffersäge, einem ehemaligen kleinen Industriebetrieb, zurück zum Scherweiher am Ortsrand von Roth geht. Verlaufen könnt ihr euch eigentlich nicht, denn der Wasserweg ist sehr gut ausgeschildert.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Schleifweiher in Roth
- Distanz: 9,8 km
- Dauer: 2,5 Stunden
- Schwierigkeit: leicht (mit geländegängigem Buggy befahrbar)
- Markierung: Wasserweg
- Anstieg: 120 m (kaum nennenswert)
- DOWNLOAD Karte als pdf: Wasserweg-Roth-Wanderkarte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Wasserweg-Roth.pdf
TOUREN-DATEN für GPS-GERÄTE und WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Zwar ist der Rundwanderweg nicht besonders lang, es ist dennoch immer gut, für die Planung zu wissen, ob irgendwo eine Einkehrmöglichkeit besteht.
In Meckenlohe
Einer von den wenigen landwirtschaftlichen Betrieben in Meckenlohe ist der Hof der Familie Winkler, die auch einen kleinen Hofladen betreibt, in dem ihr von Eiern über Nudeln und Milchprodukten auch Säfte, Kürbiskernöl und sogar Eis vom Bauernhof bekommt.
FAMILIE WINKLER
Schwander Str. 19
91154 Roth-Meckenlohe
Schon mal zum Einstimmen: Hoflädle
Obere Glasschleife
Ein kleines bisschen orientalisches Flair gibt es am Ortsrand im Restaurant Seerose. Familie Vrykos serviert seit 2015 typisch griechische Spezialitäten in gemütlichem Ambiente. Auf der neuen Sommerterrasse fühlt ihr euch – mit Blick auf den Schleifweiher – fast schon ein wenig wie im Urlaub.
RESTAURANT SEEROSE
Türkisches Restaurant
Obere Glasschleife 1
91154 Roth
Spielplatz am Schleifweiher
Direkt neben dem Schleifweiher liegt ein Kinderspielplatz, der allerdings schon so in die Jahre gekommen ist, dass ich ihn nicht wirklich zum Spielen nutzen würde. Er ähnelt eher einem Lost Place mit Retrocharakter. Zum Ansehen aber dennoch lohnenswert, vor allem das uralte Kettenkarussell.
Anfahrt: Wie komme ich nach Roth?
Wer von Nürnberg aus anreist, fährt am besten über die A6 Richtung Heilbronn und biegt bei der Ausfahrt Schwabach West/Rednitzhembach nach links ab. Den Kreisverkehr in Pfaffenhofen verlasst ihr an der zweiten Ausfahrt und biegt die zweite Straße links ab (Brunnbachstraße). Nach etwa 2 km kommt ihr direkt am Schleifweiher an.
Adresse fürs Navi: Roth, Obere Glasschleife 1
Parken
Am Schleifweiher sind einige wenige Parkplätze vorhanden. Falls sie schon besetzt sind, bleibt euch noch die Möglichkeit, in einer Seitenstraße Richtung Ortseingang euer Auto abzustellen.
Fazit
Der Rundweg hat zwar keine spektakulären Highlights auf der Liste, ist insgesamt aber sehr angenehm zu wandern. Es gibt viel Abwechslung und kaum Steigungen, zudem sind die Wege durchgehend auch mit einem geländegängigen Kinderwagen oder Buggy zu befahren. Eine perfekte Tour für einen Sonntagnachmittag oder einfach mal für zwischendurch, weil ihr nicht weit fahren müsst. Wer nicht einkehren möchte, sollte sich zumindest etwas zu trinken mitnehmen. Auch ein kleiner Snack schadet nicht, denn es gibt zu jeder Jahreszeit genügend zu entdecken, sodass die Zeit wie im Flug vergeht.
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