Im oberbayerischen Landkreis Eichstätt liegen zwei kleine Dörfer, die durch einen wunderschönen Naturlehrpfad verbunden sind: Schernfeld und Obereichstätt. Auf rund 8 Kilometern wandert ihr an einem der schönsten Geotope Bayerns vorbei, könnt Trockenrasen, Wälder und skurrile Dolomitfelsen bewundern. Und das alles immer mit einem Blick auf die Altmühl hinab, die sich langsam und bedächtig durch den Naturpark Altmühltal windet.
Die Details zur Wandertour findet ihr unten (Wanderkarte, GPX …)
Schernfeld >>> Steinbruch >>> Trockenhang >>> Dolomitfelsen >>> Obereichstädt >>> Abzweig zum Fossiliensteinbruch >>> Kapelle >>> Schernfeld
Der Naturlehrpfad – Geologie und Geschichte leicht erklärt
Der Naturlehrpfad beginnt am ehemaligen Steinbruch Schernfeld und zieht sich am südlichen Ortsrand entlang des Obereichstätter Hanges durch Obereichstätt. Dann geht es aufwärts zum Blumenberg. Wer nach Versteinerungen im Fossiliensteinbruch suchen möchte, kann einen kleinen Abstecher machen. Zurück führt der Naturlehrpfad weiter oben auf dem Berghang an Trockenrasen und Steinbrüchen vorbei zurück nach Schernfeld zum Ausgangspunkt. Der Naturlehrpfad verläuft mit wenigen Ausnahmen abseits der Straßen. An 15 Stationen wird die Geologie, die Flora, Fauna und Landschaftsgeschichte der Umgebung erklärt.
Schernfeld
Auf der Hochfläche der Frankenalb mitten im Naturpark Altmühltal liegt nur sechs Kilometer von Eichstätt entfernt die kleine Ortschaft Schernfeld. Noch bis vor etwa 50 Jahren gehörte das Dorf zu Mittelfranken, 1972 – bei der Gebietsreform – wurde es jedoch Oberbayern zugeordnet. Teile der Gemeinde stammen aus dem 12. Jahrhundert. In seinem Wappen trägt Schernfeld einen Ammoniten.
Damit weist die Gemeinde auf ihre Lage in der Eichstätter Alb hin, in der seit Jahrhunderten die Jurasteinbrüche eine große Rolle spielen. Sie sind für die Funde zahlreicher Fossilien berühmt, rund 600 versteinerte Tierarten wurden in den Plattenkalken bis heute gefunden.
Die Altmühl schmückt sich mit fremden Federn
Es mag skurril erscheinen, dass der kleine, langsam fließende Fluss ein solch breites Tal wie das Altmühltal geschaffen haben soll. Und das hat er auch nicht. Ursprünglich floss durch das Wellheimer Tal die Urdonau. Die Altmühl mündete lediglich als kleiner Nebenfluss bei Dollnstein in die Urdonau. Erst in den letzten Eiszeiten verlegte die Urdonau ihren Verlauf mehrfach bis ins heutige Donautal.
Und seitdem wird das frühere Bett der Donau zwischen Dollnstein und Kelheim von der Altmühl durchflossen und ist heute Wanderern und Naturliebhabern als Altmühltal ein Begriff. Und weil das Altmühltal so viele seltene geologische, tierische und pflanzliche Raritäten beherbergt, ist es vor über 50 Jahren, nämlich im Juli 1969, zum Naturpark erklärt worden. Heute zählt der Naturpark Altmühltal zu den größten Naturparks in Deutschland.
Ein besonderer Steinbruch im Altmühltal: Geotop Steinbruch am Sportplatz Schernfeld
Seit der Mensch Häuser, Mauern und Straßen aus Stein baut, sind Steinbrüche Bestandteil unserer Landschaften. Oft werden sie einfach nach ihrer Erschöpfung wiederverfüllt oder rekultiviert. Doch diese Maßnahmen schaffen in der Regel wieder nur artenarme Lebensräume. Überlässt man einen Steinbruch jedoch sich selbst, begrünt er sich von ganz alleine wieder – zunächst mit sogenannten Pionierpflanzen. Dann wechseln die Pflanzenarten allmählich bis zu einer lockeren Bewaldung. Für viele Tier- und Pflanzenarten sind Steinbrüche wertvolle Lebensräume. Zu diesen Tieren gehört beispielsweise der stark gefährdete Apollofalter.
Der ehemalige Steinbruch hier am Sportplatz gehört übrigens zu den schönsten Geotopen in Bayern und ist deshalb vor dem Zuschütten und umfassenden menschlichen Eingriffen geschützt. Es lohnt sich, hier ein wenig Zeit zu verbringen und einmal genauer hinzusehen.
Dolomit des oberen Malm Delta
Schon kurz vor Obereichstätt werden am Hang malerische Felstürme sichtbar. Im Gegensatz zu den übrigen Felsen weiter oben und unten am Hang bestehen diese Felsen nicht aus Algen-Schwammriffen, sondern aus Dolomitgestein aus Schwammkalken des oberen Malm Delta. Im Laufe der Zeit sind sie etwa 30 Meter aus dem Untergrund hervorgetreten. Sieht man genau hin, sind die einzelnen Schichten noch gut erkennbar. Dohlen und Turmfalken nutzen die kleinen Nischen und Höhlen in den Felsen als Brutplatz. Und auch der seltene Uhu brütet im Altmühltal in solchen Nischen im Fels. Allerdings nur dann, wenn er nicht durch Kletterer gestört wird.
Obereichstätt im Herzen des Altmühltals
Mit seinen rund 700 Einwohnern ist Obereichstätt deutlich kleiner als Schernfeld. Das zur Gemeinde Dollstein gehörige Dorf entstand um 1137 wahrscheinlich wegen der ergiebigen Karstquelle. Während zunächst Adlige eine Wasserburg an der Altmühl bewohnten, lag eine zweite Burg vermutlich unterhalb der Kirche. Nach dem Aussterben der Grafen ging die Ortschaft später an den Bischof von Eichstätt über.
Die Geschichte des Ortes ist eng mit dem Hüttenwerk verbunden, das einst hier stand. Durch das Hüttenwerk war die reiche Ortschaft in ganz Bayern bekannt. Es gab soziale Einrichtungen wie Arbeiterwohnhäuser und eine Werkskantine. Für die Arbeiter richtete man sogar eine Werkskrankenkasse ein – und zahlte schon damals in eine Pensionskasse. Die heute noch erhaltenen klassizistischen Gebäude des Hüttenwerkes wurden um 1830 erbaut.
Zunächst goss man im Werk Gebrauchsgegenstände wie Töpfe und Kessel, später wagte man sich auch an Kunstgegenstände. Da der Verhüttung Unmengen an Bäumen zum Opfer fielen, kam es schließlich zu einer Verknappung des Feuerholzes. Und weil die Preise für das Holz immer höher stiegen, wurde der Hochofen schließlich 1862 stillgelegt, da er sich als unrentabel erwies.
Trockenrasen sind nicht nur ausgedörrte Grasflächen
Große Teile des Obereichstätter Hanges sind mit Trockenrasen überzogen. Solche Trockenrasen bilden sich ausschließlich an heißen und nährstoffarmen Südhängen, auf denen sonst nur schwer etwas wächst. Diese Lebensräume sind jedoch nicht natürlich, sondern von Menschenhand geschaffen. Als Ergebnis extremer Waldrodung und anschließender Beweidung mit Schafen oder Ziegen haben sich solche Trockenhänge gebildet, die heute im Naturpark Altmühltal maßgeblich das Landschaftsbild prägen.
Bei hohen Sommertemperaturen, flachgründigem Boden, Trockenheit und Kahlfrösten müssen Pflanzen und Tiere hier extremen Umweltfaktoren trotzen. Aber obwohl die Lebensbedingungen als wirklich schwierig gelten, zählen Trockenrasen zu den artenreichsten Biotopen überhaupt. Und um diese Biotope zu erhalten, müssen Trockenrasen durch moderate Schafbeweidung erhalten werden, da sie ohne diese Bewirtschaftung schnell wieder von Sträuchern und Bäumen besiedelt werden.
Fossilienmuseum in Harthof
Das Altmühltal ist für seine ergiebigen Fossilienfunde berühmt. In den Plattenkalken sind nicht nur Pflanzen, sondern auch Ammoniten und viele seltene Tiere aus längst vergangenen Zeiten versteinert. Einige dieser fossilen Schätze könnt ihr im Museum Bergér bewundern.
Adresse Jura Museum Bergér
Harthof 1
85072 Eichstätt (OT Harthof)
Homepage: museum-berger.de
Eintrittspreise
- Erwachsene: 3,00 Euro
- Kinder: 1,00 Euro
- Familie (2 Erw. + alle Kinder): 7,00 Euro
Öffnungszeiten
- Juni bis September
- Samstag, Sonntag, Feiertage: 10:00 bis 17:00 Uhr
- Montag bis Freitag: 13:30 bis 17:00 Uhr
Steinbruch für Fossiliensammler
Schaut am besten vor dem Besuch im Steinbruch zunächst im Museum Bergér vorbei. Dort könnt ihr nicht nur Hammer und Meißel ausleihen, sondern auch schon einmal ansehen, was es alles so im Fossiliensteinbruch zu entdecken gibt und wonach ihr überhaupt suchen sollt. Nehmt euch am besten Ersatzkleidung zum Umziehen mit (gerade bei nassem Wetter). Am Steinbruch gibt es eine Waschgelegenheit und Toiletten. Wenn ihr länger bleibt, denkt an ausreichend Getränke und einem kleinen Snack für die hungrigen Forscher.
Adresse Fossiliensteinbruch
Kinderdorfstraße
85072 Eichstätt (OT Blumenberg)
Öffnungszeiten
- Mai bis Oktober
- täglich 10:00 bis 17:00 Uhr
- bei schlechtem Wetter geschlossen
Eintrittspreise
- Erwachsene: 4,00 Euro
- Kinder: 1,50 Euro
- Familien (2 Erw. + alle Kinder): 8,00 Euro
Es gibt auch ein Kombiticket für das Museum und den Steinbruch
- Erwachsene: 7,00 Euro
- Kinder: 2,50 Euro
- Familien: 15,00 Euro
- Werkzeug pro Tag: 2,00 Euro (im Museum erhältlich)
Wandern auf dem Naturlehrpfad
Wegbeschreibung
Der Rundweg hat eine Länge von rund 8 Kilometern und ist wegen seiner vielen Steinbrüche und geologischen und historischen Sehenswürdigkeiten auch gut für Familien mit Kindern geeignet. Die Strecke ist bis auf eine längere Steigung recht einfach zu bewältigen.
Allerdings sollten die Kinder schon etwas älter sein, denn für Buggys ist die Tour wegen der teils starken Steigungen sehr beschwerlich. Gekennzeichnet ist der Weg durch eine Silberdistel, die in Deutschland hauptsächlich im Alpinen Raum vorkommt und unter Schutz steht. Aber auch hier an den Trockenhängen im Altmühltal fühlt sich die Blume wohl.
Auf dem Weg informieren über ein Dutzend hübsch gestaltete Tafeln über die geologischen Besonderheiten und die örtliche Tier- und Pflanzenwelt. Highlight auf dem Weg ist das Fossilienmuseum und der Fossiliensteinbruch, in dem ihr selbst zu Hammer und Meißel greifen könnt.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Sportplatz am Leitenbruck, Schernfeld
- Alternative: Parkplatz an der Allee, Obereichstätt
- Markierung: Silberdistel
- Länge: 8,3 km
- Dauer: 3 Stunden (ohne Pausen und Besichtigung)
- Schwierigkeit: mäßig
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja, allerdings ein paar Steigungen vorhanden
- Aufstieg: 227 m
- Abstieg: 227 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Naturlehrpfad-Schernfeld-Wanderkarte.pdf
PLANDATEN FÜR GPS-GERÄTE
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Fazit
Wie hingedruckt liegt am ehemaligen Steilhang des Urdonautals die kleine Ortschaft Obereichstätt zwischen schroffen Felsen und Trockenrasen am Südhang über der verschlafenen Altmühl. Wer hier auf dem Naturlehrpfad wandert, bekommt Einblicke in die für den Naturpark Altmühltal typischen Landschaftsformen. Für Kinder bietet der Rundweg ein ganz besonderes Highlight: den Fossiliensteinbruch am Blumenberg. Hier können alle kleinen und großen Forscher selbst mit Hammer und Meißel auf Entdeckungsreise gehen.
Das könnte dich auch interessieren
So schön ist es bei uns in Deutschland
16 Nationalparks, ebensoviele Biosphärenreservate und unzählige weitere Naturschutzgebiete gibt es in ganz Deutschland. Jedes von ihnen mit einer ganz besonderen Natur, die seltene Pflanzen und Tiere beheimatet. Ein paar davon haben wir besucht. Unsere Wanderungen und Ausflüge findet ihr HIER.
…