Nürnberg ist reich an grünen Oasen. Überall gibt es die Möglichkeit, ein wenig Energie in der Natur zu tanken. Zu den schönsten Parks und Grünanlagen im nürnberger Stadtgebiet gehört der Volkspark Dutzendteich im Süden der mittelfränkischen Metropole. Bei schönem Wetter treffen sich hier Fahrradfahrer, Inline-Skater und Spaziergänger, um für einen Augenblick die Natur vor der Haustüre zu genießen.
Alle Details zum Rundwanderweg (Karte, GPX-Daten …)
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Der Dutzendteich – mehr als nur ein See in Nürnberg
Für viele ist das Gelände um den Dutzendteich nur Rock im Park und Norisring, Tretboot-Fahren und Würstchenbude. Man könnte den Volkspark Dutzendteich aber auch als besonders artenreiches Naherhohlungsgebiet bezeichnen, in dem viele Nürnberger – nur drei Kilometer von der Innenstadt entfernt – am liebsten ihre Freizeit verbringen. Der heutige Volkspark ist bereits seit dem 16. Jahrhundert beliebtes Ausflugsziel.
Vom Sumpf zum Naherholungsgebiet
Heute mag man es kaum für möglich halten, dass das Gebiet um die Pegnitz, in dem sich heute die Nürnberger Innenstadt befindet, einmal ein unzugängliches Sumpfgebiet war. Der See entstand wahrscheinlich um 1430 herum durch das Aufstauen kleinerer Bäche. In seiner damaligen Form gibt es ihn heute jedoch nicht mehr. Mit der Errichtung des Reichsparteitagsgeländes im Nationalsozialismus ist er erheblich geschrumpft und die mit Granit gepflasterte Aufmarschstraße teilt ihn seitdem in den Großen und den Kleinen Dutzendteich.
Aus eins mach zwei: Kleiner Dutzendteich
Beim Bau der Großen Straße durch die Nationalsozialisten entstand 1934 der kleine Dutzendteich. Da der Teich kein Frischwasser aus einem Bach enthält, sondern lediglich mit einem unterirdischen Abzweig über Rohre aus dem Langwasserbach versorgt wird, besteht jedes Jahr im Sommer die Gefahr, dass der Sauerstoffgehalt so weit absinkt, dass Fäulnisprozesse in Gang kommen und das Gewässer umkippt. Zu erkennen ist das im Vorfeld bereits durch die enorme Algenblüte im Kleinen Dutzendteich. Besonders gefährlich sind die Blaualgen, die bereits mehrfach aufgetreten sind. Deshalb ist das Baden hier auch regelmäßig verboten.
Flachweiher
Eigentlich bietet der Flachweiher hervorragende Bedingungen für Amphibien wie Teichmolche und Grasfrösche, denn sein Wasser ist relativ flach, seine Ufer schattig. Leider wird im Weiher jedoch bis heute Fischzucht betrieben. Da die Fische aber den Laich der Molche und Frösche fressen, haben die seltenen Amphibien hier im Flachweiher keine Chance zu überleben.
Dennoch gibt es auch hier am Flachweiher vom Aussterben bedrohte Tiere. Im Frühjahr kann man Schwarzhalstaucher und Lappentaucher beobachten, die hier Rast auf ihrem Zug in die Brutgebiete machen. Ein paar Schwarzhalstauchern gefällt es hier sogar so gut, dass sie seit einigen Jahren ihre Jungen am Flachweiher großziehen.
Steinerne Relikte aus der Zeit des Nationalsozialismus
Über 70 Jahre nach Kriegsende stehen viele steinerne Relikte aus der NS-Zeit noch immer. Und nirgendwo wird der Größtenwahn der Nationalsozialisten wahrscheinlich deutlicher vor Augen geführt als in Nürnberg.
Große Straße
Die Große Straße war einst die zentrale Achse des Reichsparteitagsgeländes. Die Paradestraße ist zur Kaiserburg ausgerichtet, um eine symbolische Verbindung zu schaffen. Sie ist 60 Meter breit und sollte nach den Plänen des Architekten Alfred Speer 2 Kilometer lang werden. Realisiert wurden allerdings bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 nur 1,5 Kilometer. Aber allein dafür waren schon 60.000 Granitplatten notwendig.
Da Granit teuer war, wurden Lager in der Nähe von Granitsteinbrüchen angelegt und der Granit von KZ-Häftlingen abgebaut. Die Konzentrationslager Flossenbürg, Mauthausen und Groß-Rosen gehörten zu solchen Granit-Abbaulagern.
Nach 1945 nutzten die Amerikaner die Große Straße als Militärflugplatz, später erwies sich die riesige Fläche als idealer Parkplatz für das nahegelegene Messegelände, das Stadion und den Volksfestplatz. Heute ist nicht mehr die gesamte Länge der Großen Straße mit Granitplatten ausgelegt. Bei den Sanierungsarbeiten wurde etwa ein Drittel der ehemaligen Paradestraße asphaltiert.
Kongresshalle – die Unvollendete
Zum Areal des Reichsparteitagsgeländes gehört auch die riesige Kongresshalle. Geplant war der zweitgrößte nationalsozialistische Monumentalbau, der an das Kolosseum in Rom erinnert, für sage und schreibe 50.000 Zuschauer. Nach der Grundsteinlegung wurde jedoch nur 4 Jahre an der Anlage gebaut, deshalb wurde sie nie fertiggestellt.
Heute gehört das Gebäude der Stadt. Nach dem Krieg nutzte man den Bau zunächst als Lager. Pläne, aus ihm ein Sportstadion zu machen oder es zu einem Einkaufszentrum umzubauen, scheiterten. Inzwischen darf die unvollendete Kongresshalle nicht mehr abgerissen werden, da sie unter Denkmalschutz steht. Im Nordflügel liegt übrigens das Dokumentationszentrum.
Nummernweiher – Andenken an den alten Tierpark
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich der Nürnberger Tiergarten noch nicht am heutigen Standort in Zerzabelshof, sondern weiter südlich am Dutzendteich. Aus dieser Zeit stammen auch die Nummernweiher. Ursprünglich gab es vier davon, allerdings wurden die beiden nördlich gelegenen Weiher zugeschüttet.
Die beiden heute noch existierenden Nummernweiher am Dutzendteich waren die Becken für die Seelöwen und das Becken für die Schwimmvögel. Das ehemalige Seelöwenbecken erkennt ihr noch am Seelöwenfelsen. Der Weiher für die Schwimmvögel enthält eine Brutinsel, auf der auch heute noch Schwäne und andere Wasservögel brüten.
Zeppelinfeld
Da wo früher politische Parolen über das Gelände hallten, schlagen heute Tennisbälle gegen die Mauern der Zeppelintribühne. DTM-Motoren röhren mit sagenhafter Geschwindigkeit an ihr vorbei und mindestens einmal im Jahr dröhnen die Bässe von Rock im Park bis nach Langwasser.
Viele Nürnberger sind über einen Besuch auf dem Volksfestplatz oder einem Sonntagsessen im Café Wanner noch nicht hinausgekommen. Dabei gibt es hier im Volkspark und dem integrierten Reichsparteitagsgelände jede Menge zu sehen. Die Dimensionen der Nazibauten sind unbeschreiblich und man muss sie selbst einmal gesehen haben, um sich den Wahnsinn vorzustellen.
Nur noch Schwarz-Weiß-Bilder zeugen von den Massenaufmärschen der Nationalsozialisten mit der Zeppelinhaupttribüne als monumentaler Kulisse. Mit fast 12 Fußballfeldern Größe bot das Zeppelinfeld Platz für 320.000 Menschen, davon 70.000 als Zuschauer auf den Tribünen. Über 150 Scheinwerfer strahlten zu solchen Gelegenheiten rund um das Zeppelinfeld, um dem Spektakel in ein entsprechendes Ambiente zu hüllen.
In der Mitte der Tribühne liegt ein zusätzlich erhöhter Teil, eine altarähnliche Sprecherkanzel, von der aus Adolf Hitler den Paraden beiwohnte und zu den Massen sprach. Denn demonstrieren sollten diese monumentalen Bauten vor allem eins: absolute Macht.
Das Zeppelinfeld ist übrigens nach Ferdinand Graf von Zeppelin benannt, der am 28. August 1909 mit seinem Luftschiff auf dem Rasen landete. Oberhalb der 360 Meter langen Sitzreihen auf der Haupttribühne verläuft eine doppelte Pfeilerreihe, in der eine 300 Quadratmeter große Halle positioniert ist. Wegen ihrer schmückenden Deckenmosaike wird sie auch Goldener Saal genannt. Ihr könnt das beeindruckende Bauwerk, das übrigens perfekt erhalten ist, nur im Rahmen einer Führung besuchen.
Silberbuck – nostalgischer Name für eine giftige Müllhalde
Der Hügel, der den Silbersee vom Messegelände trennt, ist keine natürliche Erhebung in der Landschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Nürnberger Altstadt zu 90 Prozent zerstört. Und irgendwohin musste man schließlich den Trümmerschutt schaffen. An die 10 Millionen Tonnen davon liegen hier am Silberbuck angeblich unter der Grasnarbe, die heute riesige Bäume zieren.
Die Trümmer aus der Altstadt sind allerdings nicht das Einzige, das hier liegt. Bis 1962 wurden ohne jegliche Abdichtungsmaßnahmen Unmengen von Hausmüll und Industrieabfälle ebenfalls hier abgelagert. Viele dieser Industrieabfälle haben nach heutigen Einschätzungen Sondermüllcharakter. Steht man oben auf der Spitze des Müllberges und blickt auf die Stadt hinab, kann man sich in dieser Idylle kaum vorstellen, was da unter den Füßen so alles lagert.
Ungeachtet dessen ist die Aussicht über die Metropole phänomenal. Der Silberbuck liegt etwa auf der gleichen Höhe wie der Burgberg. Von hier aus könnt ihr direkt auf Augenhöhe auf die Kaiserburg bis zum Business Tower der Nürnberger Versicherung schauen – und noch viel weiter!
Der „Schatz“ im Silbersee
Beim Abstieg funkelt schon der Silbersee durch die Bäume. Unten angekommen bietet sich ein traumhafter Blick über den See. Aber kaum 80 Meter weiter am Ufer steht eine Badeverbotstafel. Der jüngste See im Parkareal ist der Silbersee als Relikt der Bauruine „Deutsches Stadion“. An dieser Stelle sollte im Dritten Reich das größte Stadion der Welt entstehen. 400.000 Zuschauer sollte der gigantische Bau fassen, um den geplanten nationalsozialistische Kampfspielchen zuzujubeln.
Das größte Stadion der Welt kam allerdings nie über die 10 Meter tiefe Grube hinaus, denn 1944 wurden alle Bauaktivitäten eingestellt. Die Baugrube füllte sich mit Grundwasser und ist seitdem als Silbersee zu bewundern. Doch die Idylle trügt. Aus der östlich liegenden Mülldeponie Silberbuck treten nach wie vor giftige Stoffe wie Schwefelwasserstoff aus und landen direkt im Silbersee.
Deshalb auch das Verbot, hier baden zu gehen. Jeder, der weiß, was hier alles im Wasser sein könnte, verzichtet von sich aus gerne auf das Badevergnügen. Nichtsdestotrotz hat sich das Ufer des Silbersees sehr naturnah entwickelt und bietet hervorragende Bedingungen für zahlreiche Wasservögel. Hier tummeln sich Kanadagänse neben kleinen Teichhühnern und Rallen, die auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten stehen.
Eichenallee
Vom Café Wanner, oder besser gesagt dem Gutmann, führt der Rundweg durch die schönste Eichenallee der Stadt. Vor über 100 Jahren wurde mit der Anpflanzung das Ostufer des Dutzendteichs aufgewertet. Neben der heimischen Stieleiche findet ihr hier auch amerikanische Sumpf- und Roteichen mit spitz gelappten Blättern. Die inzwischen hochgewachsenen Bäume schirmen nicht nur den Park gegen die Innenstadt ab, sondern sind auch wichtiger Lebensraum für zahlreiche Vögel und andere Lebewesen.
Eine Wanderung im Volkspark Dutzendteich
Wegbeschreibung
Wasser, alte Eichen und die Geschichte der fränkischen Metropole sind eure ständigen Begleiter auf der Rundwanderung. Langweilig wir die Tour deshalb an keiner Stelle. Kaum habt ihr ein Starenpaar in ihrem Nest beim Brüten beobachten können, fällt der Blick auf einen der monumentalen Naziprachtbauten, um gleich danach wieder in nostalgischer Natur zu schwelgen.
Die Gegensätze sind krass und vielleicht auch absichtlich so gewählt. Wer mag, kann hier gut einen ganzen Tag verbringen und dem Dokumentationszentrum einen Besuch abstatten, sich gleich einer Führung anzuschließen und anschließend im Gutmann von den Eindrücken erholen, bevor es eine Runde mit den Tretboot über den Dutzendteich geht. Detaillierte Wegbeschreibung unter Details.
Route
Details
- Start/Ziel: P&R Parkplatz Bauernfeindstraße
- Alternativen: Parkplatz am Zeppelinfeld oder gegenüber vom Volksfestplatz
- Markierung: keine
- Länge: 7,0 km
- Dauer: 3 Stunden (ohne Pausen und Besichtigung)
- Schwierigkeit: leicht
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja
- barrierefrei
- Aufstieg: bis auf den Silberbuck absolut flaches Gelände
- DOWNLOAD Karte als pdf: Rrundwanderweg-Volkspark-Dutzendteich-Wanderkarte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung: Rundwanderweg-Volkspark-Dutzendteich-Wegbeschreibung.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Lehrpfad „Natur am Dutzendteich“
Wir halten uns auf unserer Route zu einem großen Teil an den Wegverlauf des Lehrpfades Natur am Dutzendteich. Auf 15 Tafeln könnt ihr euch über die reichhaltige Natur auf dem Areal informieren. Der gesamte Rundweg ist etwa 5 Kilometer lang, kann an der einen oder anderen Stelle aber abgekürzt werden.
Ein Andenken an alte Zeiten: Café Wanner
Kultstatus hat die Gaststätte Wanner am nördlichen Zipfel des Großen Dutzendteichs. Nachdem es die Stadt aufgebeben hatte, den illegalen Getränkeverkauf durch die Weiheraufseher zu unterbinden, wurde erstmals 1638 das offizielle Schankrecht vergeben. Den Weiheraufseher gibt es auch heute noch, allerdings verkauft er kein Bier mehr, sondern kontrolliert täglich den Wasserzustand der Weiher.
Das Wanner ist tot, es lebe das Gutmann!
Gasthäuser gibt es bereits seit 1713 am Dutzendteich. Die heutige Gaststätte Wanner ist auf das 1899 errichtete Parkrestaurant zurückzudatieren. Als das Aus der baufälligen Gebäude kurz bevorstand, machte Fritz Gutmann das Lokal zu seinem Aushängeschild für seine Brauerei und ließ es aufwändig sanieren.
Denn der Brauereichef hat nicht nur ein Faible für alte Häuser, sondern auch für Nürnberg. Ab 2007 fließt wieder frisches Weizenbier im Strandcafé. Aber natürlich gibt es hier im Gutmann nicht nur Bier. Auch das reichhaltige Speisenangebot lockt an Wochenenden Hunderte von Besuchern ins Lokal und den großen Biergarten am Dutzendteich.
Öffnungszeiten
- täglich 10:00 bis maximal 22:00 Uhr
- Küche schließt früher
- Speisekarte
Anfahrt: Wie komme ich zum Volkspark Dutzendteich?
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
- Buslinie 36 bis Luitpoldhain
- Straßenbahnlinie 7 oder 8 bis Luitpoldhain
- U1 bis Bauernfeindstraße
- Buslinie 45 bis Dokumentationszentrum
Mit dem Auto
Der Volkspark liegt südöstlich der Innenstadt Nürnbergs. Ihr erreicht ihn von der A6 aus, wenn ihr am Autobahnkreuz Nürnberg Süd die Abfahrt Messe nehmt und über die Münchener Straße Stadteinwärts fahrt. Auf der A9 haltet ihr euch an der Abfahrt Nürnberg Fischbach auf der Regensburger Straße Richtung Zentrum und biegt an der Kreuzung beim Obi nach links auf die Bayernstraße.
Parkplätze
- Park&Ride-Parkplatz an der Münchener Straße bei der U-Bahn-Haltestelle Bauernfeindstraße
- Bayernstraße gegenüber vom Volksfestplatz
- Beuthener Straße oder Zeppelinstraße am Zeppelinfeld
Fazit
Egal, ob ihr geschichtsinteressiert oder Naturliebhaber seid, eine spannende Wanderung machen oder einfach nur einen Spaziergang mit den Kleinen im Kinderwagen unternehmen wollt, es wird für jeden etwas geboten. Spielplätze gibt es hier natürlich auch, beispielsweise am Silbersee. Richtig ruhig ist es hier übrigens selten. Wer dennoch ohne große Menschenschwärme unterwegs sein möchte, sucht sich am besten den frühen Vormittag für den Ausflug aus, denn dann sind meist nur ein paar Jogger und Hundehalter im Volkspark unterwegs.
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