Auf unserer Tour über den Weinberg-Rednitztal-Wanderweg vom Ortsrand von Roth über Rittersbach und Rothaurach entdecken wir die typischen Pflanzen und Tiere der heimischen Wälder und Wiesen – und tauchen in die bewegte Geschichte dieses ganz besonderen Landkreises in der Metropolregion Nürnberg ein. Etwas ganz Besonderes sind die Teiche vor Rittersbach und der Weinbergpark, der vor vielen Jahren entstand und eine unglaubliche Vielzahl an Baumarten aus der ganzen Welt enthält. Es lohnt sich deshalb etwas länger hier zu verweilen und einmal genau hinzusehen.
Details zur Tour findet ihr weiter unten (Karte, Höhenprofil, GPX-Daten …)
Weinberg (Roth) >>> Weinbergpark >>> Rittersbach >>> Rothaurach >>> Weinberg
Vom Weinberg hinab ins Rednitztal
Wer sich in Franken die Wanderschuhe schnürt, kann überall etwas Einzigartiges erleben. Durch die Landschaft ziehen sich grüne Hügel und lichte Wälder. Und auf entspannten Wandertouren stärkt man sich zwischendurch in urigen Biergärten und Gasthäusern mit fränkischen Spezialitäten.
Der Wanderweg beginnt auf dem Parkplatz am Ende des Unteren Weinbergweges und führt zunächst an den Eisenbahngleisen entlang in südlicher Richtung. Ein paar Meter vor der Brücke zur Bundesstraße geht ein unscheinbarer, recht überwucherter Weg nach rechts in den Wald.
Vor den Teichen biegen wir nach links. Es lohnt aber auch ein kleiner Abstecher zu den Gewässern. Als ich im Juli dort war, brütete ein Paar Graureiher in den hohen Bäumen am Nordufer der Weiher. Es sieht etwas unbeholfen aus, wie die Reiher mit ihren langen Beinen in ihrem Nest in den Wipfeln der Fichten herumstaksen. Nach rund 100 Meter biegt der Wanderweg nach rechts in den Wald. Der Pfad scheint wenig frequentiert zu sein, denn er ist das eine oder andere Mal von hohen Gräsern und Gestrüpp überwuchert.
Weinbergpark – ein Landschaftspark im Dornröschenschlaf
Im Südwesten der Kreisstadt liegt an einem südlichen Hang über dem Rednitztal der Weinbergpark. Auf der Fläche des Parks liegen zwei historische Parkanlagen. Erbaut wurden beide Anlagen im 19. Jahrhundert als Sommerwohnsitze von der Familie Seitz.
Ursprünglich waren beide Parks gartenkünstlerisch einmal sehr reichhaltig ausgestattet. Der sogenannte „Untere Weinberg“ entstand 1825 im romantischen Stil.
Der „Obere Weinberg“, auch Seitz-Park genannt, kam etwa 50 Jahre später – zu Zeiten des Biedermeier – hinzu. Noch heute zeichnen sich die beiden Parkanlagen vor allem durch ihren vielfältigen Baumbestand aus, in dem auch etliche amerikanische Baumarten vorkommen.
Als die Familien abwanderten, wurden die beiden Parks noch für einige Jahre durch Gärtner der Familie gepflegt. Schließlich wurden sie veräußert und kamen um 1939 in den Besitz der Stadt beziehungsweise des Landkreises und werden seitdem – wie es im Kaufvertrag verankert ist – als öffentliches Erholungsgebiet und Grünanlage bewirtschaftet.
Wald ist nicht gleich Wald
Je nach Standort, Höhenlage und Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser – nicht zu vergessen der menschlichen Nutzung – finden wir in Deutschland die unterschiedlichsten Waldgesellschaften. Und genauso verschieden ist auch die Tierwelt, die in diesen Wäldern lebt.
In allen Stockwerken eines Waldes, von den Baumkronen bis hin zu unterirdischen Höhlen finden sich Nischen, in denen sich Tiere einen Lebensraum geschaffen haben. Ob Wohnraum, Tages- oder Nachtverstecke oder gar ein Platz zum Überwintern, überall findet sich in Spalten, den Ästen in luftiger Höhe und auch im Wurzelbereich der Bäume eine Möglichkeit für Tiere, sich dort häuslich einzurichten. Und: Der Wald ist nicht stumm. Er ist voller Balzgesänge, Rufe und Kontaktlaute vieler dieser Tiere. Ihr müsst nur genau hinhören.
Waldbewohner an den Fraßspuren erkennen
Wer sich hier gütlich getan hat, verraten die Überreste einer Mahlzeit oft ganz genau. So lässt sich meist ganz gut erkennen, ob eine gerissene Taube einem Habicht zum Opfer gefallen ist und er ihr die Federn ausgerupft hat, oder ob der Fuchs die Federn abgebissen hat. Für Eichhörnchen typisch sind die angenagten Fichtenzapfen.
Und so richtig was los ist im Totholz. Diese letzte Phase eines Baumes ist eine der wertvollsten Strukturen in einem Wald. Denn Totholz bietet nicht nur Siebenschläfern und wärmeliebenden Reptilien einen Unterschlupf, sondern auch unzähligen Pilzen, Käfern und anderen Organismen einen Lebensraum.
Totholz ist ein charakteristische Merkmal für einen natürlichen Wald und spielt im Ökosystem daher eine zentrale Rolle. Ohne abgestorbene Äste und Baumstämme kann kein Wald sein natürliches Ökosystem aufrechterhalten, das ihn schützt und leben lässt.
Viel Geschichte
Die 19 Ortsteile von Roth haben jede Menge zu bieten. Typisch fränkische Kultur mit urigen Gaststätten, alte Dorfbacköfen, die jetzt wieder in Betrieb sind, und jede Menge Geschichten, die auch heute noch präsent sind. Vor allem aber die Leonische Industrie hat die Region rund um Roth stark beeinflusst. Aber die Menschen hier haben auch viel Leid erfahren. Im 15. und 16. Jahrhundert rottete die Pest ganze Familien aus. Und im Dreißigjährigen Krieg wurden viele Dörfer zerstört.
Rittersbach
Unsere Wanderung führt uns durch Rittersbach, wo wir uns auf der T-Kreuzung rechts auf der Ritterstraße halten und dem Verlauf bis zur Flurstraße folgen. Erstmalig vor rund 700 Jahren urkundlich erwähnt, bestand Rittersbach damals aus acht Höfen. Bis heute sind es nur knapp über 400 Einwohner. Dafür wartet das beschauliche Pfarrdorf mit einer Vielzahl an Baudenkmälern auf. Hierzu gehören unter anderem verschiedene Bauernhäuser, das ehemalige Schulhaus und die ehemalige Schmiede.
Durch Felder und Wald
Am Ortsende von Rittersbach, direkt am Ortsausgangsschild biegen wir auf den zweiten Feldweg nach rechts und gehen durch die Felder bis zum Waldrand. Kurz hinter einer kleinen hölzernen Geräteschuppen geht es auf dem Schotterweg nach rechts Richtung Nordosten nach Rothaurach.
Rothaurach
Nach einigen Kilometern erreichen wir den Ortsrand von Rothaurach und gehen rechts am Sportplatz vorbei. Den Ort gibt es bereits seit dem 14. Jahrhundert, der Ort gehörte damals aber zu Kammerstein. Der alte Dorfkern befindet sich nördlich der Hauptdurchgangsstraße (Äußere Abenberger Straße). Neben einem Gasthof befinden sich dort überwiegend landwirtschaftliche Gehöfte wie der Bärenhof. Den Süden prägen vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser jüngeren Datums.
Der Name des Dorfes stammt wahrscheinlich aus dem Mittelalter, denn hier gab es vier Ortschaften mit dem Namen Aurach, die alle an der Aurach lagen. Da diese Namensgleichheit nicht selten zu Verwechslungen führte, änderte man im 14. Jahrhundert kurzerhand. Drei Ortschaften bekamen den Namen ihres Kirchenpatrones zugefügt, nämlich Petersaurach, Veitsaurach und Barthelmesaurach. Das vierte Aurach benannte man nach seiner Lage: Rothaurach (damals noch Rotawrach).
Bis etwa 1920 gehörte auch der Weinberg zur Ortschaft. Die Mühle im Ort, die lange Zeit der Stromversorgung diente, gehörte im 18. Jahrhundert der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher. In der 1970er Jahren mussten sich die Bürger dann entscheiden, ob sie künftig lieber zur Gemeinde Büchenbach gehören wollten oder zur Stadt Roth. Nach einigem Hin und Her entschied sich die große Mehrheit für Roth.
An der Kreisklinik folgen wir dem Weinbergweg, der vom Wendehammer leicht nach rechts den Berg hinunterführt. Kurz bevor wir auf den Westring treffen, biegt der Rundweg nach rechts in den Wald und wir erreichen nach wenigen Minuten wieder unseren Ausgangspunkt am Parkplatz.
Weinberg-Rednitztal-Wanderweg
Toureninfos
Wir beginnen den Rundwanderweg auf dem Parkplatz am Ende der Unteren Weinbergstraße. Der Pfad führt und durch Wälder, die Dörfer Rittersbach und Rothaurach und wieder zurück zum Weinberg. Die genaue Wegbeschreibung haben wir unter Details zum Download und Ausdrucken für dich als pdf.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz, Unterer Weinbergweg
- Alternativ: Bahnhof Roth (in direkter Nähe)
- Distanz: 11,5 km
- Dauer: etwa 3 bis 3,5 Stunden
- Schwierigkeit: leicht
- Markierung: Weinberg-Rednitztal (weiße Schrift auf blauem Grund)
- Anstieg: 92 m
- Abstieg: 84 m
- für Buggy/Kinderwagen geeignet: nein (teils stark überwucherte Waldwege)
- DOWNLOAD Karte als pdf: Karte-Weinberg-Rednitztal-Wanderweg.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Weinberg-Rednitztal-Wanderweg.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und Trinken
Wenn ihr nicht so früh wie ich unterwegs seid, findet ihr in jedem der Dörfer und natürlich auch in Roth tolle Gasthäuser, in denen ihr euch die typisch fränkische Küche, aber auch vegetarische Gerichte und feine Süßspeisen schmecken lassen könnt.
Rittersbach
Gasthof Böbel
Die Familie Böbel betreibt nicht nur eine Metzgerei im Ort Rittersbach, sondern auch gleich eine Gaststätte. Neben fränkischen Schmankerln gibt es auch die eine oder andere leckere Eigenkreation.
Adresse
Ritterstr. 11
91166 Georgensgmünd-Rittersbach
Öffnungszeiten
- täglich von 10:30 bis 22:00
- Dienstag: Ruhetag
Rothaurach
Landhotel-Gasthof Böhm
Schwabacher Str. 1-3
91154 Rothaurach
Öffnungszeiten
- Montag bis Samstag: 17:30 bis 21:30 Uhr
- Donnerstag: Ruhetag
- Sa, So + Feiertage: 11:30 bis 14:00 Uhr
Und auch nur ein paar Häuser weiter auf der gegenüberliegenden Seite liegt der Bärenhof mit Hofladen:
Bärenhof
In dem regionalen Familienbetrieb, der mit sehr viel Einsatz und Leidenschaft geführt wird, wachsen Hühner, Puten, Hähnchen, Gänse und Enten auf. In der hofeigenen Metzgerei bekommt ihr nicht nur leckere Bratwürste und Grillfleisch, sondern auch verschiedene Wurstarten – natürlich alles aus Geflügelfleisch – direkt vom Hersteller. Und damit nicht genug: Eier, selbst hergestellte Nudeln, Kartoffeln vom Rothauracher Acker und viele, viele weitere Produkte aus der direkten Umgebung gibt es hier. Dienstags wird immer frisch geschlachtet. Schaut einfach mal vorbei, wenn ihr euch von wirklich regionalen Produkten begeistern lassen möchtet!
Adresse
Bärenhof
Schwabacher Str. 10
91154 Rothaurach
Homepage: rothauracher-baerenhof.de
Öffnungszeiten Hofladen
- Montag bis Freitag: 8:00 bis 18:00 Uhr
- Samstag: 8:00 bis 14:00 Uhr
- sonn- und feiertags geschlossen
(Anmerkung: Nein, wir bekommen keinen Cent für die Erwähnung der Gasthöfe und Hofläden hier auf der Seite. Wir möchten nur gerne alle regionalen Familienbetriebe unterstützen.)
Fazit
Der wenig anspruchsvolle Rundwanderweg führt meist durch den Wald, manchmal auch über landwirtschaftliche Nutzflächen sowie die beiden kleinen Ortsteile von Roth und Georgensgmünd: Rittersbach und Rothaurach. Der Weg ist gut markiert. Für den Kinderwagen ist die Wanderung nicht besonders gut geeignet, da einige Waldwege doch etwas holprig sind. Ich empfehle unbedingt lange Hosen. Teilweise ist der Wanderweg anscheindend nur sehr spärlich frequentiert. Entsprechend schmal und überwuchert sind die Pfade an einigen Stellen im Wald. Andere Teile führen über gut ausgebaute Schotterwege. Nehmt auf jeden Fall einen kleinen Imbiss und viel zu trinken mit – zumindest dann, wenn ihr am Morgen unterwegs seid und die Gaststätten noch nicht geöffnet haben.
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