Rundweg von Hirschberg nach Rudolphstein entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze
Nur eine schmale Brücke trennt das thüringische Städtchen Hirschberg vom Landkreis Hof in Oberfranken. Und dennoch waren die Menschen östlich und westlich der Saale jahrzehntelang voneinander abgeschnitten. Hier verlief die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen DDR. Nach der Wiedervereinigung sind jede Menge Erinnerungen zurückgeblieben – und ein schmaler Grenzstreifen, der heute vielen seltenen Tieren und Pflanzen eine Heimat bietet: Grünes Band Deutschland.
Details zur Wanderung findet ihr weiter unten (GPS-Daten, Karte, etc.)
Hirschberg an der Saale
Zwischen den bewaldeten Ausläufern des Frankenwaldes liegt die Stadt Hirschberg am rechten Ufer der oberen Saale in Thüringen. Über dem terrassenförmig angeordneten Ort thront ein altes Barockschloss, von dem aus man eine herrliche Aussicht nach Oberfranken hat. Die Geschichte des Ortes geht auf das Jahr 1296 zurück.
Über 600 Jahre Hirschberg – davon 10.359 Tage eingesperrt
Als der Ministerrat der DDR 1952 die völlige Abriegelung der innerdeutschen Grenze beschloss, begann für Hirschberg eine Zeit von Mauern, Stacheldraht und Todesstreifen. Zunächst gab es nur einfache Holzzäune, in den nächsten Jahren wurden dann umfangreiche Grenzanlagen gebaut, unter anderem eine 1.400 Meter lange Mauer. Und da Hirschberg direkt bis an die Saale – also die eigentliche Grenze – gebaut war, lag das Städtchen nicht nur in der 5 Kilometer breiten Sperrzone, sondern mitten im besonders heiklen Schutzstreifen von 500 Metern.
Das bedeutete für die Einwohner, dass sie eine Wohn- und Aufenthaltsgenehmigung benötigten. Wer in den Ort hinein- oder herauswollte, musste den Kontrollpunkt auf der A9 oder in Dobareuth passieren. Für Besucher galten strenge Auflagen, sie mussten im Vorfeld einen Passierschein beantragen. Überall wimmelte es von Armee- und Polizeiangehörigen und bis in die 1970er Jahre waren nächtliche Ausgangssperren an der Tagesordnung. Ganz nebenbei gab es immer wieder Zwangsaussiedlungen.
Lederfabrik Hirschberg an der Saale
Über zwei Jahrhunderte prägte die Verarbeitung von Leder das kleine Städtchen Hirschberg. Bereits 1741 gibt es hier eine Gerberei, die sich auf die Produktion von Sohlenleder für Schuhe spezialisiert hatte. Als Heinrich Maximilian Knoch 1864 die Produktionsstätte von seinem Vater übernimmt, ahnt noch niemand, dass hier an der Grenze von Thüringen und Bayern in den nächsten Jahrzehnten eine der größten Lederfabriken in Deutschland, ja ganz Europa, entsteht. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verarbeiteten 1.500 Angestellte jährlich über eine halbe Million Rindshäute zu Sohlenleder und Schuhrahmen, Geschirr- und Sattlerleder.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Enteignung, zwei Drittel der Anlagen wurden für Reparationsleistungen an die Sowjetunion demontiert. Was übrig blieb kam in staatliche Hand. Genannt wurde das damals natürlich anders: Volkseigener Betrieb. Als in den 1960er Jahren die Nachfrage nach Ledersohlen stark zurückging, weil man neuerdings Sohlen aus Kunststoffen und Gummi bevorzugte, sattelte der Betrieb auf die Produktion von Oberleder für Schuhe und Bekleidung um.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wird aus dem Volkseigenen Betrieb der DDR eine GmbH. Und wie es mit vielen dieser Betriebe war, ging auch die Lederfabrik nur zwei Jahre später in Konkurs. Und da kein investitionsfreudiger Nachfolger gefunden werden konnte, riss man die Gebäude kurze Zeit später ab. Kosten: 40 Millionen DM. Die Stadt Hirschberg konnte jedoch das Firmenarchiv und das Verwaltungsgebäude der Lederfabrik retten. In ihm befindet sich seit 1997 das Museum für Gerberei und Stadtgeschichte.
Adresse
Museum für Gerberei und Stadtgeschichte
Saalgasse 2
07927 Hirschberg an der Saale
Öffnungszeiten (Stand 2023)
- Dienstag + Donnerstag
- 13:00 bis 16:30
- sonntags
- 14:00 bis 17:00 Uhr
Eintrittspreise
- Erwachsene: 3,00 Euro
- Kinder ab 7 Jahre: 1.50 Euro
- Aktuelles
Fahrradweg entlang der innerdeutschen Grenze
Im Vogtland nahe der oberfränkischen Stadt Hof beginnt der mehr oder weniger durchgängige Radweg entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Er verläuft auf der westlichen Seite des Grünen Bandes und ist zum Teil sehr gut ausgebaut und beschildert – bis zur Ostsee hinauf. Hier und da erinnern alte Steinbrüche, Grenzposten und andere sichtbaren Überbleibsel an den kalten Krieg direkt vor unserer Haustüre.
Naturpark Thüringer Schiefergebirge Obere Saale
Hier an der Grenze von Thüringen und Bayern treffen die hügeligen Vorboten von Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald und Fichtelgebirge zusammen. Die bewaldeten Bergrücken erreichen durchaus schon einmal an die 800 Meter. Durch sie hindurch schlängelt sich das blaue Band der Saale. Etwas weiter nördlich bildet die Saale zwei große Stauseen, Thüringer Meer genannt. Mitten hindurch führt einer der berühmtesten Weitwanderwege: der Rennsteig.
Das Land des Blauen Goldes
Zwischen den Wäldern des Frankenwaldes und der Saale liegt das Land des Blauen Goldes. Blaues Gold, so nennt man den Schiefer, der noch heute die malerischen kleinen Ortschaften prägt. Für eine lange Zeit gehörte der Abbau von Schiefer zu den wichtigsten Erwerbszweigen in der Region. Einer der größten Schieferbrüche lag hier im Saaletal an der Grenze von Bayern und Thüringen.
Auf dem Radweg, den wir auf unserem Rundweg nach Rudolphstein entlangwandern, ist noch dessen Abraumhalde zu bewundern. Hinter einer Trockenmauer ist sie als großer Schutthaufen am Saaleufer aufgetürmt. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, welch enorme Arbeit der Abbau für die Arbeiter bedeutete.
An die 95 Prozent des Schiefers, der bergmännisch gebrochen wurde, war als Dachschiefer nicht zu gebrauchen und landete als Abfall auf solchen Halden. Was wie eine unendliche Verschwendung anmutet, ist für die Natur jedoch ein Gewinn. Denn auf solchen Schieferhalden entsteht im Laufe der Zeit ein einzigartiger Lebensraum.
An dieser Stelle kann man gut die einzelnen Stadien der natürlichen Sukzession erkennen. Während vor allem auf dem Plateau vorwiegend Flechten und Moose wachsen, also allererste Besieder des nackten Gesteins, ragen an den Seiten Pionierbäume wie Birken und Kiefern in den Himmel. In diesem trockenen und heißen Biotop fühlen sich Insekten, Spinnen und Eidechsen wohl. Deshalb findet man in solchen von Menschenhand geschaffenen Lebensräumen oft seltene Arten.
Rudolphstein
Beim Schloss oder Gutshof Rudolphstein handelt es sich um eine alte Wehranlage, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts den Herren von Hirschberg zugeschrieben wurde. Knappe 50 Jahre später verkauften diese sie jedoch mit allen Besitztümern an das Kloster Waldsassen. Und das wiederum trat die Burg wiederum an die Burggrafen von Nürnberg ab.
Heute befindet sich in den Anlagen ein schickes Hotel. Die alten Gemäuer, die in den unterschiedlichsten Epochen entstanden sind, wirken einerseits wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Andererseits machen sie auch den besonderen Charme der Burg aus. So stammt der bastionsartige Osttrakt wahrscheinlich im 15. Jahrhundert, während der westliche Teil und der Turm aus dem 16. und 17. Jahrhundert angebaut wurden.
Sparnberg
Anfang des 13. Jahrhunderts kamen die Diepoldinger vom Haidstein nahe Cham in die Region. In ihrem Gefolge die Familie von Sparnberg, die sich direkt östlich einer kleinen Saaleschleife niederließ. Nur 100 Jahre später erhielt Sparnberg das Stadtrecht.
Wie kaum eine andere Zeit prägte der Zeitraum von 1945 bis 1989 Sparnberg. Nach der Sprengung der Saalebrücke wurde Sparnberg komplett von Mauern und Stacheldraht eingezäunt. Und während die Berliner Mauer am 01. November 1989 fiel und die Menschen aus der DDR in Scharen in den Westen strömten, durften sie auch weiterhin nicht nach Sparnberg hinein.
Die Sparnberger waren tatsächlich bis Dezember 1989 in ihrem Ort eingeschlossen, bevor dann endlich die Öffnung des Schutzstreifens erfolgte. Bis dahin beobachtete man die Menschen dort weiterhin mit Argwohn vonseiten der DDR-Funktionäre. 1990 errichtete man dann eine provisorische Brücke.
Brücke der Deutschen Einheit
Auf unserem Rundweg entlang des Grünen Bandes queren wir zweimal die Autobahn A9. Einmal führt kurz vor Rudolphstein eine Brücke über die A9 mit Blick auf die Autobahn-Raststätte in nur rund 200 Metern Entfernung. Das zweite Mal geht es unter der A9 hindurch. Dieses Viadukt mit den vielen Steinbögen wird auch Brücke der Deutschen Einheit genannt. Sie wurde 1936 von rund 300 Arbeitern in nur einem einzigen Jahr errichtet.
Auf ihren 256 Metern Gesamtlänge weist sie acht halbkreisförmige Bögen mit einem Durchmesser von fast 30 Metern auf. Außen ist die Saalebrücke Rudolphstein mit Granit verkleidet. Auf der östlichen Seite wurde im Jahr 1996 noch einmal kräftig angebaut. Wenn ihr unter der Brücke hindurchgeht, könnt ihr sehr gut erkennen, welcher Teil alt, und welche Konstruktion neueren Datums ist.
Der alte Kolonnenweg
Vom Dreiländereck Bayern/Tschechien/Sachsen bis hinauf zur Ostsee zieht sich das Grüne Band Deutschland. Auf der Ostseite ist es durch den Kolonnenweg geprägt, überdimensionale Rasengittersteine aus Beton, auf denen früher die DDR-Grenzsoldaten mit dem Trabi patrouillierten. Kilometerweit kann man auf ihm wandern, bis er plötzlich irgendwo abbricht und man auf einem Acker oder in einem Gewerbegebiet endet.
Auf etwa einem Zehntel des Biotopverbundes ist das Grüne Band versperrt und der Naturkorridor unterbrochen. Seit Jahrzehnten ist der BUND bemüht, die Restflächen zu kaufen oder gegen andere Alternativen zu tauschen, damit das Grüne Band irgendwann wieder komplett durchgängig ist. Inzwischen macht die Natur ihr Ding. Dort, wo eilig der verhasste Grenzzaun herausgerissen wurde, schuf man durch den aufgelockerten Untergrund ungewollt ideale Bedingungen für Baumsamen. Im Nu wuchs dort, wo einst der alte Zaun aus Stacheldraht war, ein grüner Zaun aus Gehölzen nach.
Naturschutz auf dem ehemaligen Todesstreifen
Mancherorts ist es gar nicht so leicht, den Grünen Streifen offen zu halten und den Wald rechts und links daran zu hindern, die Schneise wieder zu verschließen, die so wichtig für so manche Tier- und Pflanzenart ist. Und deshalb sind unzählige Naturschützer unentwegt damit beschäftigt, Bäume zu fällen und ganze Areale zu entbuschen.
Auch auf unserer Strecke, der Tour 12 zwischen Rudolphstein und Hirschberg, zeigt sich der Kolonnenweg vielseitig. Kurz hinter der Kirche in Sparnberg braucht man fast eine Machete, um durch das dichte Unterholz hindurchzukommen. Von den Betonplatten ist fast nichts mehr zu sehen. Kurze Zeit später lichtet sich der neue Urwald und der Weg wird wieder sichtbar.
Manchmal scheint die Sonne links über ein Weizenfeld bis auf den Kolonnenweg, dann wieder wachsen rechts und links so hohe Fichten am Flußufer in Reih und Glied, dass es dunkel wird ringsum – sogar im Sommer. Eines begleitet den Wanderer auf dem Grünen Band und dem Kolonnenweg immer: die Stille. Man kann sie fast hören.
Wanderung am Grünen Band Tour 12 – Bayern / Thüringen
Wegbeschreibung
Wir starten unsere Tour in Hirschberg auf dem Parkplatz an der Saalebrücke. Nach der Überquerung der Brücke erreichen wir die fränkische Seite und halten uns am anderen Ufer gleich nach rechts auf den Saale-Radweg. Wir folgen dem Saale-Radweg, auf dem auf halber Strecke die Abraumhalde des Schieferbruches liegt, und kommen schließlich über eine Obstbaumallee nach Sachsenvorwerk.
Wir folgen der Hauptstraße und gelangen nach ein paar Kurven auf die Verbindungsstraße von Tiefengrün nach Rudolphstein. Dort biegen wir nach rechts und überqueren die Autobahn A9. Auf der anderen Seite erreichen wir Rudolphstein. In der Ortsmitte liegt das ehemalige Schloss Rudolphstein, das heute ein Hotel beherbergt.
Wir folgen dem Straßenverlauf am Ortsende nach rechts Richtung Sparnberg und erreichen bald die hübsche Holzbrücke, die über den Fluss in den Ort hineinführt. Die Straße macht zunächst einen Bogen nach links, dann halten wir uns rechts den Berg hinauf zur Kirche. Links vor der Kirche führen ein paar Stufen den Berg hinauf. Ab hier folgen wir dem Klamm-Wanderweg (Markierung blau-weiße Streifen) oder dem Saale-Orla-Weg (rotes Dreieck). Diese beiden Wanderwege führt uns immer oberhalb der Saale entlang, zunächst unter der Brücke der Deutschen Einheit hindurch dann durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz am Saaleufer
- Länge: 10,5 km
- Dauer: 3 Stunden
- Markierung 1: Saale-Radweg (auf fränkischer Seite)
- Markierung 2: Kamm (blau-weiß) oder rotes Dreieck (Saale-Orla-Weg)
- Anstieg: 298 m
- Abstieg: 306 m
- Schwierigkeitsgrad: mäßig bis mittel, bei Nässe schwierig
- Kinderwagen-/Buggy-geeignet: nein
- DOWNLOAD KARTE ALS PDF: Grünes-Band-Tour-12-Wanderkarte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung: Grünes-Band-Tour-12-Wegbeschreibung.pdf
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Bis auf das Hotel in Rudolphstein liegt keine Gaststätte direkt auf dem Rundweg entlang des Grünen Bandes. Ihr könnt aber einen kleinen Abstecher nach Tiefengrün machen oder am Ende der Tour in Hirschberg einkehren. Wir haben uns etwas zu essen und trinken mitgenommen und zwischen Sparnberg und der Saaletal-Brücke auf dem Picknickplatz eine Rast eingelegt (auf der Karte eingezeichnet).
- Tiefengrün: Gasthaus zur Hulda, Tiefengrüner Str. 1
- Hirschberg: Gaststätte an der Lohmühle, Bahnhofstr. 21a
Anfahrt: Wie komme ich nach Hirschberg?
Auf der A9 Nürnberg-Berlin nehmt ihr die Ausfahrt 31 Berg/Bad Steben und haltet euch auf die St2692 Richtung Bad Steben. Nach einem Kilometer biegt ihr in Berg rechts ab auf die Hirschberger Straße. Ihr passiert Schnarchenreuth, Tiefengrün und Untertiefengrün und kommt über die Brücke nach Hirschberg hinein.
Parken
Wenn ihr die Saalebrücke in Hirschberg passiert habt, biegt ihr gleich die erste Straße nach links ab. Die Straße macht zuerst eine Links-, dann eine Rechtskurve und ihr seht schon den großen Wanderparkplatz am Saaleufer. Von hier aus startet unsere Tour auf dem Grünen Band.
Fazit
Bis auf ein paar wenige Steigungen ist der Weg weitestgehend flach und auf dem Fahrradweg sehr gut ausgebaut. Auf der Thüringer Seite sieht das anders aus. Der Weg hinter der Kirche ist schmal und auf den ersten Metern des Kolonnenweges recht zugewuchert. Schon bald wird es aber wieder übersichtlicher und weniger buschig. Wenn es nass ist, sind allerdings hier auch Pfützen und schlammige Stellen zu erwarten.
Passt auf dem Kolonnenweg auf, dass ihr gute – am besten knöchelhohe – Wanderschuhe anzieht, denn die Löcher in den Betonsteinen sind gerade so groß, dass man sich leicht die Knöchel verknaxen kann, sobald man nicht genau hinsieht. Alles in allem eine wundervolle Rundwanderung, auf der man die Natur und vor allem die absolute Stille genießen kann (sieht man einmal von der Autobahn ab, die zweimal zu passieren ist).
Hallo leider kann die GPS Datei zu dieser Tour nicht speichern. Rechte Maustaste auf Link und dann speichern Da kommt bei mir eine Fehlermeldung.. Gibt es diese Tour auch auf Komoot?
Lieber Matthias,
ich habe dir einen Download-Butten eingefügt, jetzt sollte es gehen. Denk bitte daran, dass du
die GPX-Datei nicht als Text Document speicherst, sondern ALLE DATEIEN auswählst, bevor du die Datei speicherst.
Liebe Grüße, Michaela