Mitten in Franken liegt zwischen Nürnberg, Bamberg, Würzburg und Rothenburg ob der Tauber der Steigerwald im Norden Bayerns. Landschaftlich ist die Region von Mischwäldern und Weinbau geprägt. Beim Wandern oder Radeln durch den Naturpark Steigerwald trefft ihr auf typische fränkische Haufendörfer und eine schier endlose Fülle an kulturhistorischen Kostbarkeiten. Dazu zählt auch Ebrach mit seinem über 800 Jahre alten Kloster Ebrach.
Kloster Ebrach – historischer Schatz im Steigerwald
Wohl zu den bedeutendsten Orten im nördlichen Bayern gehört die ehemalige Zisterzienser-Abtei in Ebrach. Die gotische Kirche mit der barocken Klosteranlage ist ein beliebtes Ausflugsziel im westlichen Bamberger Land. Vor fast tausend Jahren schufen die Mönche nahezu aus dem Nichts in den Tiefen des Steigerwaldes einen der schönsten frühgotischen Bauten Deutschlands.
Gründung des Klosters in Ebrach
Angeblich zogen vor rund tausend Jahren Zisterzienser-Mönche durch den Steigerwald. Als sie nach einer Nacht im Wald am nächsten Morgen aufwachten, war der Bischofsstab, den sie mit sich trugen, verschwunden. In Panik suchten die Mönche den ganzen Wald ab. Schließlich fanden sie den Stab verscharrt in der Erde. Das kam den Mönchen seltsam vor. Musste es doch ein Wildschwein gewesen sein, das den Bischofsstab entwendet hatte. Da sie dies als Zeichen Gottes ansahen, bauten die Zisterzienser-Mönche an dieser Stelle eine Abtei. Der Ort Ebrach stammt von dem Wort Eber (EB) und dem Fluss, an dem sie lagerten, der Rach.
Um 1800 standen die Gebäude für ein halbes Jahrhundert leer. Der Verfall drohte, bis das Königreich Bayern im Jahr 1851 eine Zwangsarbeiteranstalt in der Anlage einrichtete. Seit 1958 das Kloster Ebrach eine Jungendstrafanstalt mit rund 300 Haftplätzen für männliche Straftäter aus ganz Bayern.
Allerdings sind nur etwa 80 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 23 in den ehemaligen – und natürlich umgebauten – Gemeinschaftsschlafsälen der Mönche untergebracht. An die 200 Strafgefangene sitzen im sogenannten Neubau, ein Hochsicherheitstrakt im Plattenbaustil neben dem Kloster, ein.
In den 1980er Jahren entschloss sich die Justiz, das Kloster Ebrach zu sanieren und kunsthistorisch wertvolle Bereiche der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von den 25 Millionen Euro Gesamtkosten investierte der Freistaat Bayern fast 10 Millionen in den Denkmalschutz.
Die aufwändige Restaurierung und die regelmäßige Pflege haben die Klosteranlage Ebrach fast vollständig erhalten. Klosterkirche, Kaisersaal und das nicht weniger prunkvolle Treppenhaus des ehemaligen Zisterzienserklosters präsentieren sich heute dem Besucher als Kulturdenkmal von Rang und Namen.
Abteikirche
Mit dem Bau der Abteikirche wurde im 12. Jahrhundert begonnen. Die drei Grundsteine symbolisieren die Heilige Dreifaltigkeit. Der Grundriss der Abteikirche bildet ein Kreuz. Darüber wölbt sich die Basilika mit drei Kirchenschiffen und dem Querhaus.
Ende des 18. Jahrhunderts versahen die Zisterzienser ihre gotische Abteikirche mit einer frühklassizistischen Make-up. Die Würzburger Künstler Metero Bossi und Johann Peter Wagner verliehen dem dreischiffigen Langhaus Stil für die Ewigkeit. Die Fensterrosette an der Westseite ist dem Rosenfenster der Pariser Kathedrale Notre Dame nachempfunden
Geheimnis Klostergarten
Sie werden bewohnt von Menschen fortgeschrittenen Alters, gekleidet in unscheinbare Roben. Gütig lächeln oder verhärmt dreinschauen. In aller Abgeschiedenheit braut man in ihnen Bier und ein Chor singt sakrale Lieder. Nicht mehr ganz zeitgemäß scheint der stete Wechsel von ora et labora – beten und arbeiten. Trübsinnig und eintönig – wie wir es landläufig vermuten. Die Rede ist von Klöstern. Doch wer hat sich wirklich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob oder warum der Melissengeist tatsächlich von einer Klosterfrau stammt oder weshalb Baldrianpillen von der Firma Abtei hergestellt werden.
Die Antworten auf diese Fragen liegen wahrscheinlich – zumindest dann, wenn man die Sache historisch betrachtet, in einem verborgenen Teil der Klosteranlage: dem Klostergarten. Vor allem kulinarische und medizinische Errungenschaften sind uns aus alten Zeiten überliefert. Beide wären ohne Klöster nicht möglich gewesen.
Rund um die Klosteranlage liegen mitten im Ortskern Ebrachs noch heute einige der ehemaligen Gärten der Mönche. Da sich die Eremiten natürlich selbst versorgen mussten, beherbergte jeder Klostergarten etliche Parzellen, in denen Gemüse angebaut wurde oder Obstbäume standen.
Oberer Abteigarten mit Orangerie
Der Orangerie-Garten mit der Terrasse und dem Orangerie-Gebäude oberhalb des Gartens stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Früher war der obere Abteigarten als Gemüsegarten angelegt. Seit 2005 können Besucher ihn in seiner historischen Form erleben. Da die Eremiten sich in stetigem Austausch mit anderen Klöstern befanden, gelangten auch ehemals exotische Gewächse in den europäischen Raum.
Besonderer Betrachtung fanden auch stark duftende Schnittblumen. Sie standen im Verdacht, giftigen Gasen, die aus der Hölle durch den Erdboden aufstiegen, entgegenwirken zu können.
Unterer Abteigarten
Der untere Abteigarten liegt direkt neben dem Gebäude der Bayerischen Staatsforsten und ist über ein großes Tor erreichbar. Mittelpunkt dieses Gartens ist der Herkulesbrunnen von den fränkischen Bildhauern Peter Benkert und Wolfgang von der Auvera. Da der Brunnen schon stark in Mitleidenschaft gezogen ist und in Zukunft restauriert werden soll, schützt ihn zur Zeit eine Plane vor dem Verfall.
Überall laden Sitzgruppen unter dem Bäumen zum Rasten und Verweilen ein. Während der hintere Teil des Gartens mit Obstbäumen aufwartet, sind im vorderen Teil vorwiegend Rhododendren und Magnolien zu finden.
Kräutergarten
Der Kräutergarten wurde erst 1993 nach historischen Vorlagen wieder angelegt. Hier findet ihr über vierzig verschiedene Kräuter, auch wenn jetzt im Frühjahr noch nicht viel erkennbar ist.
Die Kräuter sind in klassischen, Buchsbaum gesäumten Beeten von strenger Geometrie gepflanzt. Im oberen Teil sitzen zwei Skulpturen aus Metall und lassen es sich gut gehen.
Ab etwa dem 9. Jahrhundert gab es in Klostergärten auch ein Areal für die Kultivierung von Kräutern. Die in antiken Schriften beschriebenen Pflanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten wurden von den Mönchen weiter beforscht, sodass sich der Bestand ständig vervielfältigte.
Heute sind die meisten Kräutergärten an den Klostern nur noch zur Zierde angelegt und sollen darauf hinweisen, wie gut die Mönche und Nonnen bereits vor Hunderten von Jahren über die Heilkräfte der Pflanzen informiert waren.
Wächterturm
Der Wächterturm oberhalb des Klosters Ebrach hinter dem unteren Klostergarten stammt von 1746. Er ist der einzige der ehemaligen Türme der Befestigung, der den Umbauten zur Strafanstalt nicht zum Opfer gefallen ist. Hinter dem Wächterturm erstrecken sich Wiesen und Weidelandschaften mit Rindern, die noch draußen grasen dürfen. In Sichtweite sind schon die malerischen Buchenwälder, die für die Region so typisch sind und für die der Steigerwald sicherlich auch so geliebt wird.
Hier im Naturpark Steigerwald findet man eine beeindruckende Mischung aus wunderschöner Natur und historischen Sehenswürdigkeiten der Extraklasse. Eines dieser Schätze ist sicherlich Ebrach mit seinem Zisterzienserkloster. Und auch wenn es heute völlig anders genutzt wird und viele der wunderbaren Kunstschätze verloren gegangen sind, so ist es doch immer noch sehr hochkarätig.
Historisches Treppenhaus
Das Treppenhaus nach Planungen von Balthasar Neumann (1715) zählt zu den prächtigsten barocken Bauten in Franken. Die Nähe zu Pommersfelden ist bereits im Eingangsbereich zu erkennen. Denn als Vorbild gilt das prächtige Treppenhaus von Schloss Weißenstein. Die dreiläufige Treppe bereitet mit Stuckarbeiten und Malereien das Erlebnis Kaisersaal vor.
Während die oberen Gemälde direkt auf die Wand gemalt sind, handelt es sich bei den unteren Kunstwerken um Leinwände, die nach Fertigstellung an die Wände fixiert wurden. Heute sieht man einen deutlichen Unterschied in der Farbqualität.
Bei dem Deckengemälde handelt es sich im Grunde genommen um kein reines Gemälde. An einigen Stellen ragen dreidimensionale Skulpturenelemente aus dem Kunstwerk heraus, wie beispielsweise der Oberkörper der Skulptur hinten links oder der Arm des Mannes hinten rechts.
Nach dem zweiten Weltkrieg beheimatete das Zisterzienserkloster für kurze Zeit auch amerikanische Truppen. Mangels Alternativen wurde die Küche für die Soldaten im Treppenhaus eingerichtet. Angeblich stand der Herd in der Grotte unter dem Treppenpodest unter dem mittleren Deckengemälde mit dem Engel. Der aufsteigende Dampf vom Kochen soll das mittlere Gemälde mit dem Engel deshalb stark in Mitleidenschaft gezogen haben.
Kaisersaal
Im Anschluss an das prunkvolle Treppenhaus war 1723 der Ebracher Kaisersaal nach Plänen Balthasar Neumanns entstanden, um seine Stellung unter den geistlichen und fürstlichen Fürsten zu festigen. Als Fest- und Empfangssaal war der Kaisersaal das Prunkstück des Klosters. Die vage Hoffnung auf einen Besuch des einst Mächtigsten des Landes – den deutschen Kaiser – wurde jedoch nie erfüllt.
Von der früheren wohl noch deutlich reichhaltigeren Ausstattung des Kaisersaals mit Statuen, sind heute nur noch wenige erhalten. Dazu gehören drei Frauen, ein Papst und Waffenherolde. Jetzt im Mai findet gerade der Ebracher Musiksommer im Kaisersaal statt.
Führungen
Treppenhaus und Kaisersaal
- ohne Voranmeldung
- täglich 13:15 Uhr
- Dauer: 30 Minuten
- Kosten: 2,00 Euro
- Treffpunkt: Tor an den Arkaden
Reine Kirchenführung
- nur mit Buchung
- Katholisches Pfarramt
- 09553 266
- Dauer: 45 Minuten
- Preis: 3,00 Euro
- Mitte April bis Ende Oktober
- 10-12 oder 14-18 Uhr möglich
- Orgelkonzert für 30 Euro buchbar
Gesamtpaket
- nur mit Buchung
- Klosterkirche, Kaisersaal, Treppenhaus und Museum zur Geschichte Ebrachs
- Verwaltungsgemeinschaft Ebrach
- 09553 922 00
- Dauer: 1,5-2 Stunden
- Kosten: 6,00 Euro
- reine Führung durch das Museum: 2,00 Euro (30 Minuten)
Essen und Trinken
Das ehemalige Zisterzienserkloster in Ebrach liegt heute direkt im Ortskern am Marktplatz von Ebrach. So habt ihr es nicht weit, wenn ihr nach etwas Gutem zu essen sucht. Auch ein alteingesessenes Hotel liegt direkt in Sichtweite.
Markt Ebrach zählt nur rund 1900 Einwohner, doch zieht der Ort mit seiner besonderen Lage und dem imposanten Klosterbau viele Touristen aus aller Welt an, für die neben einem Hotel und Ferienwohnungen auch ein Campingplatz bereit steht.
Auch in Ebrach: der Baumwipfelpfad Steigerwald!
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Ich will es nach der Corona-Zeit besuchen.
Hallo Joachim,
mach unbedingt die Führung mit, die ist echt klasse!
Michaela