Ganz im Norden von Bayern liegt der Naturpark Bayerische Rhön. Und mitten in dieser einzigartigen Natur gelangt man über den Naturlehrpfad Gangolfsberg bei Oberelsbach weit in die Vergangenheit zurück. Zurück zu den Zeiten, in denen die Landschaft der Rhön durch Vulkanismus entstand. Denn auf den Tafeln entlang des Pfades erfahrt ihr nicht nur jede Menge über die Bäume, sondern auch über die geologischen Hintergründe zur Entstehung des schroffen Mittelgebirges im Herzen Deutschlands.
Details zur Wanderung weiter unten (Wanderkarte, Tourendaten etc.)
Parkplatz an der St2286 >>> Basaltbrücke >>> Schweinfurter Haus >>> Gangolfskapelle (Ruine) >>> Frühgeschichtliche Wallanlage >>> Picknickplatz >>> Basaltprismenwand >>> Teufelskeller >>> Basaltbrücke >>> Parkplatz
Naturwaldreservat am Gangolfsberg
Im Jahr 1978 hat die Bayerische Staatsforstverwaldung am Gangolfsberg rund 75 Hektar Buchenwald als Naturwaldreservat ausgewiesen. Seitdem findet hier in der Kernzone des Biosphärenreservats Rhön keine forstliche Nutzung mehr statt und die Natur darf einfach nur sie selbst sein. Ziel ist es, dass sie sich im Laufe der Jahre wieder zu einem kleinen Urwald entwickelt. Aber auch jetzt schon hat das Naturwaldreservat auf dem Gangolfsberg ein ganz besonderes Walderlebnis zu bieten.
Kunterbunte Waldwelten – Naturlehrpfad Gangolfsberg
Auf dem 735 Meter hohen Gangolfsberg bei Oberelsbach in Unterfranken findet ihr jede Menge Naturschätze, im Kleinen und auch im Großen. Aber diese Schönheiten sind nicht einfach wahllos durcheinandergemischt. Jede Baumart bevorzugt ganz bestimmte Standortbedingungen. Und deshalb ändert sich der Baumbestand von den Tallagen bis hin auf den Gipfel ständig. Und mit den vorherrschenden Baumarten auch die typischen Begleitpflanzen und seine Tierwelt.
An einigen Stellen fallen steile Hänge in die tiefen Schluchten des Elsbachtales. In den Tallagen am Elsbach findet man Erlen- und Eschenwälder, an den unteren Hängen einen Schluchtwald aus Eschen und Ahorn. Dort, wo der Basalt an die Oberfläche tritt, kommt neben der Eiche auch die Linde und Ulme hinzu. Auf dem Boden wächst eine Krautschicht mit Silberblatt und Glockenblume.
Buchen findet man vorzugsweise dort, wo der Boden tiefgründig ist und nicht zu feucht. Hier findet ihr im Frühjahr Waldmeister und Buschwindröschen. Und in der Tierwelt haben am Gangolfsberg die Vögel das Sagen. Zaunkönig und Waldlaubsänger machen sich mit ihrer Stimme am Naturlehrpfad bemerkbar, zu Gesicht bekommt man sie jedoch nur selten. Ähnlich verhält es sich mit dem Schwarzspecht, den man immer wieder irgendwo klopfen hört. Denn inzwischen gibt es im Wald genügend Altbäume, in der er seine Nisthöhlen anlegen kann. Und da, wo der Specht ausgezogen ist, nutzen Hohltauben die verlassenen Höhlen zum Nisten.
Naturlehrpfad Gangolfsberg – Gesteinszauber und Aussichten
Den einzigartigen Zauber des Waldes könnt ihr in einer etwa zweistündigen Wanderung entdecken. Auf dem Naturlehrpfad Gangolfsberg liegen als markante Zeugen des Vulkanismus im Biosphärenreservat Rhön wunderschöne Basaltblöcke und ausgedehnte Basaltblockfelder. Der Wald ist sehr vielschichtig strukturiert. Meist dominiert die Rotbuche, dazwischen rund ein Dutzend heimischer Laubgehölze.
Was auffällt: Überall Totholz. Schließlich bleibt im Naturwaldreservat alles stehen oder liegen, was abstirbt oder umfällt. Und das ermöglicht einen naturnahen Nährstoffkreislauf, der den unterschiedlichsten Spezialisten in Flora und Fauna einen perfekten Lebensraum bietet.
Prismensäulen an der Prismenwand
Am eindrucksvollsten ist das Vulkangestein wohl an der Basaltprismenwand auf dem Naturlehrpfad zu erleben. Beim Gangolfsberg handelt es sich um eine Basaltkuppe auf einem Sockel aus Muschelkalk. An der Prismenwand ist der Basalt zu fünf- bis sechseckigen Säulen erstarrt. Man könnte fast glauben, jemand hätte sie sorgfältig aufeinandergestapelt und dort vergessen.
Vor 20 Millionen Jahren stieg aus der Erdkruste vulkanisches Material nach Richtung Oberfläche. Allerdings war das nicht überall mit feuerspuckenden Vulkanschloten verbunden. Vor allem in der Rhön war der Prozess langwierig und spielte sich vorwiegend im Verborgenen ab.
In Hunderten von Förderröhren drang Vulkanmaterial langsam nach oben. Meist handelte es sich dabei um Basalt oder ähnliche Gesteine. Aber nicht überall erreichte es die Erdoberfläche. Manchmal trafen sie auf wasserführende Zonen und setzten sich seitlich fort oder sie füllten die Röhren einfach nicht vollständig aus.
Während der Abkühlphase erstarrte die Masse. Dabei entstanden bei der Schrumpfung Risse im Basalt, sodass dieser in regelmäßige polygone Säulen aufgeteilt wurde. Bei zwei nachfolgenden Hebungsphasen, bei denen das heutige Mittelgebirge der Rhön entstand, stellten sich die Basaltsäulen hier am Naturlehrpfad Gangolfsberg schräg.
Basaltblockhalden am Gangolfsberg
Auswaschungen und Verwitterungen sorgten dafür, dass die Landoberfläche abgetragen wurde – und dabei kamen die Basaltlager an die Oberfläche. Dort, wo die Landmassen weiter erodierten, zerfielen die Basaltlager in Blöcke. Es entstanden große Blockmeere, sogenannte Basaltblockhalden wie beispielsweise am Lösershag bei Oberbach. Auch hier am Gangolfsberg kann man immer wieder verstreute Blockfelder aus Basalt erkennen.
Geotop Teufelskeller
Etwas Besonderes am Naturlehrpfad Gangolfsberg ist auch der sagenumwobene Teufelskeller. Als der Felsbrocken weiter oben abbrach, kam er so zum Liegen, dass unter ihm eine kleine Höhle entstand. Und hier soll natürlich der Teufel sein Unwesen getrieben haben. Daher auch der Name Teufelskeller. Die Höhle ist etwa fünf mal drei Meter groß und kann besichtigt werden. Allerdings ist der Aufenthalt wegen der geringen Höhe nicht besonders bequem. Der Teufelskeller wird als geologisch wertvoll angesehen und ist deshalb als Geotop geschützt.
Frühgeschichtliche Wallanlage Gangolfsberg
Oben auf dem Gipfelplateau des Gangolfsbergs (737 m) befinden sich Reste einer ehemaligen Wallanlage aus keltischer Zeit bis ins frühe Mittelalter. Man geht davon aus, dass die Anlage nicht ständig bewohnt war, sondern als eine Art Schutzburg genutzt wurde. Die Ringwallanlage gehört mit ihren 6.000 Quadratmetern zu den größten Anlagen in der Rhön.
Die ältesten Funde auf dem Gangolfsberg werden auf eine Zeit von etwa 500 vor unserer Zeitrechnung, der Eisenzeit, datiert. Die Wallanlage ist jedoch erst fast tausend Jahre später errichtet worden. Die Errichtung war damals recht einfach, denn hier am Gangolfsberg gab es jede Menge Steine.
Auch heute noch kann man an der Nord- und Westseite umfangreiche Geröllhalden sehen. Deshalb mussten die Steine nicht erst gebrochen und hergeschleppt werden.
Kapelle des Heiligen Gangolfs
Folgt man dem Wall auf dem Gangolfsberg nach Südosten, stößt man auf die Ruinen der St. Gangolfskapelle, die auf einem kleinen Plateau liegt. Allerdings ist von ihnen nicht mehr viel übrig geblieben, sodass sich der ehemalige Grundriss nur noch erahnen lässt. Errichtet wurde die Gangolfskapelle wahrscheinlich von der Propstei Fulda im 8. Jahrhundert hier auf dem Gangolfsberg. 1525 wurde sie jedoch im Bauernkrieg zerstört.
Der Heilige Gangolf stammte aus einer burgundischen Adelsfamilie und wurde im 8. Jahrhundert in Ostfrankreich geboren. Zwar verzieh er seiner Frau ihre Untreue und zog sich in die Einsamkeit zurück, dann ermordete ihn jedoch sein Nebenbuhler. In der katholischen Kirche wird Gangolf als Märtyrer und Heiliger verehrt. Der Legende nach entsprang überall dort eine Quelle, wo er seine Lanze in den Boden stieß. Meist wird er als Ritter mit Lanze und Schwert dargestellt, oft aber auch mit einer Quelle, die unter seinem Schwert hervorquillt.
Alter Steinbruch an der Flanke des Gangolfberges
Alte Unterlagen lassen vermuten, dass sich hier am Gangolfsberg gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Steinbruch befunden hat, in dem Basalt abgebaut wurde. Der Betrieb wurde jedoch mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges eingestellt. Man nutzte die Basaltprismen vor allem für die Befestigung von Deich- und Hafenanlagen. Mit Pferden wurden die Säulen bis zum Bahnhof nach Nordheim geschafft und von dort mit der Eisenbahn weitertransportiert. Nur mit einem Hammer, Keilen und einer Brechstange bewaffnet, wurden die Säulen per Hand herausgeholt.
Wandern auf dem Naturlehrpfad Gangolfsberg
Vielseitig und anschaulich ist er der Naturlehrpfad Gangolfsberg, oder besser gesagt: Waldlehrpfad Gangolfsberg. Der Weg startet am Schweinfurter Haus oder auf dem etwas weiter unten liegenden Parkplatz an der Bundesstraße. Teilweise hat der Weg recht starke Steigungen mit alpinem Charakter, die Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Informationstafeln zur Geologie und Natur machen die Tour aber trotzdem zu einem entspannten Waldspaziergang. Etwas Kondition und gutes Schuhwerk solltet ihr jedoch mitbringen. Denkt bitte daran, dass der Naturlehrpfad bei starkem Wind, Schnee und Glätte sowie in der Dunkelheit nicht betreten werden darf!
Beschreibung
Der Naturlehrpfad ist etwa 4 km lang, wenn ihr ihn ab dem Schweinfurter Haus aus lauft. Vom unteren Parkplatz habt ihr noch etwa einen Kilometer bis zum Naturlehrpfad. Der Weg lohnt sich aber, denn hier kommt ihr an der wunderschönen Basaltbrücke vorbei. Damit kommt ihr auf etwa 6 Kilometer insgesamt. Wir haben euch außerdem in der Variante 2 noch eine zusätzliche Schleife mit eingebaut, die etwas weiter unten Richtung Elsbach verläuft. Hier könnt ihr besonders gut beobachten, wie sich der Wald in Richtung Tal verändert. Wer richtig viel Zeit und Lust hat, kann natürlich auch von Oberelsbach aus starten. Dann kommen noch einmal 4 Kilometer (einfach) hinzu.
Routenvariante 1 (kurz)
Höhenprofil kurze Route
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz am Schweinfurter Haus oder am Franzosenweg
- Markierung: Naturlehrpfad Gangolfsberg
- Kurze Variante: 6 km (ab Schweinfurter Haus etwa 4 km)
- Aufstieg: 281 m
- Abstieg: 282 m
- Dauer: etwa 2 Stunden
- geeignet für Kinderwagen/Buggy: nein
- Schwierigkeitsgrad: mittel (teilweise steil, bei Nässe rutschig)
- DOWNLOAD Karte kurze Route als pdf: Naturlehrpfad-Gangolfsberg-kurze-Route-Karte
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Variante 2 (lang)
Höhenprofil lange Route
Details
- Start/Ziel: Wanderparkplatz am Schweinfurter Haus/Rhön oder am Franzosenweg
- Markierung: Naturlehrpfad Gangolfsberg
- Lange Variante: 8,2 km (ab Schweinfurter Haus etwa 6 km)
- Aufstieg: 308 m
- Abstieg: 309 m
- Dauer: etwa 3 Stunden
- geeignet für Kinderwagen/Buggy: nein
- Schwierigkeitsgrad: mittel (teilweise steil, bei Nässe rutschig)
- DOWNLOAD Karte lange Route als pdf: Naturlehrpfad-Gangolfsberg-lange-Route-Karte
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Anreise: Wie komme ich zum Gangolfsberg?
Kommt ihr von der Hochrhönstraße über die Thüringer Hütte oder von Urspringen (Richtung Thüringer Hütte), fahrt ihr bei der Abzweigung Schweinfurter Haus ab und folgt der schmalen Teerstraße bis zur Gaststätte. Über eine Schotterstraße erreicht ihr den Wanderparkplatz (bitte nicht an der Gaststätte parken).
- Punktkoordinaten des Wanderparkplatzes: N 50° 27.822 E 010° 05.651
- Von Oberelsbach oder Ehrenberg könnt ihr auch über den Franzosenweg (St 2286) fahren. Etwa 3,5 km vor/hinter Oberelsbach zweigt ein breiter Schotterweg ab, an dem ihr euer Auto abstellen könnt.
- Punktkoordinaten des unteren Parkplatzes: N 50° 27.399 E 10° 05.505
Essen und Trinken
Als Start- und Endpunkt für die Rundwanderung ist das Schweinfurter Haus ideal. Wenn ihr nach einem erlebnisreichen Tag Hunger oder Durst bekommt, könnt ihr hier ganzjährig einkehren. Das familiär geführte Gasthaus verwöhnt seine Gäste mit herzhafter rhön-fränkischer Hausmannskost und Spezialitäten aus dem Holzbackofen. Am Nachmittag gibt es natürlich auch Kaffee und Kuchen für naturverbundene Wanderer. Wenn ihr mit Kindern unterwegs seid, können die sich auf dem Spielplatz noch einmal austoben.
Adresse
Schweinfurter Haus
97656 Oberelsbach / Rhön
Homepage: schweinfurterhaus.de
Weitere Gasthöfe und Restaurants findet ihr im etwa 4 Kilometer entfernten Oberelsbach.
Fazit
Es lohnt sich, ein wenig mehr von der Gegend zu erkunden. Denn die Natur hier in der Bayerischen Rhön hat auf den verschiedenen Ebenen des Gangolfsberges ganz unterschiedliche Schönheiten zu bieten. Allein der Baumbestand ändert sich permanent vom Tal am Elsbach bis in die Höhenzüge. Nehmt auf jeden Fall etwas zu trinken mit und achtet auf gute Schuhe. Der Weg ist zum Teil sehr schmal und wegen des Laubes und der bemoosten Steine sehr rutschig. Mit dem Buggy oder dem Kinderwagen ist der Naturlehrpfad nicht zu empfehlen. Wenn ihr am Schweinfurter Haus parkt, ist der Weg entsprechend kürzer als vom unteren Parkplatz aus. Dann verpasst ihr aber die hübsche Basaltbrücke über den Elsbach.
2 thoughts on “Wandern auf dem Naturlehrpfad Basaltmeer Gangolfsberg (Rhön)”