Zwischen Hersbruck und Sulzbach Rosenberg in der Oberpfalz liegt das idyllisches Dörfchen Lichtenegg – nur einen Steinwurf von der Grenze zu Mittelfranken entfernt. Unten im Weigental führt die „Goldene Straße“ aus der Zeit Kaiser Karls IV. von Nürnberg Richtung Osten nach Prag. Oben auf dem Berg thront die Ruine der gleichnamigen Burganlage, umringt von einem Dutzend Häusern und einem traditionellen Wirtshaus.
Faszination Ruine
Verlassene Orte sind voll im Trend. Für die einen sind es nur ein Haufen Steine oder eine Bruchbude, für die anderen ist es Kopfkino. Doch was ist an diesen verlassenen Orten so beeindruckend? Vielleicht ist es ein bisschen wie Urlaub. Oder die Reise in eine andere Zeit – Orte mit Nostalgiefaktor. Denn verlassene Orte üben auf viele Menschen – wie auch mich – einen ganz besondere Anziehungskraft aus.
Denn in einer Zeit, in der nahezu alles technisch durchorganisiert und präzise getaktet ist, sind abseits gelegene Ruinen ein Denkmal dafür, dass es in unserer Heimat auch ganz andere, „wildere“ Zeiten gab. Von der verklärten Vorstellung über das Mittelalter ganz zu schweigen …
Burg Lichtenegg
Vom Parkplatz an der Durchgangsstraße geht es in den Ort hinein. Da er nur aus zwei oder drei Straßen besteht und die Burg gut sichtbar über Lichtenegg liegt, könnt ihr euch kaum verlaufen. Lauft einfach immer den Berg hoch. Auf der linken Straßenseite liegt die Gaststätte Alter Schlosswirt. Wenn ihr beim Eingang rechts in den Biergarten – den sogenannten Schloss-Garten – geht, führen ein paar Treppenstufen und ein mit einem Handlauf gesicherter Pfad hinauf zur Burgruine Lichtenegg. Der Eintritt ist frei.
Den 585 Meter hohen Burgberg in Lichtenegg krönt die schon von Weiten sichtbare Ruine der ehemaligen Burganlage. Die sanierten Gemäuer zeugen sehr eindrucksvoll von der einstigen Blütezeit der ehemaligen Reichs- und Amtsburg.
Zauber heutiger und vergangener Zeiten
Der Ursprung der Burg Lichtenegg ist nicht genau datiert und liegt verborgen im Dunkel der Geschichte. Vermutlich stammt die Burg aus dem frühen 13. Jahrhundert, denn nach 1200 entstanden die meisten Burgen im heutigen Bayern. Allerdings sind die heute noch vorhandenen Reste der Burg Lichtenegg auf einen Neubau aus dem Jahr 1562 zurückzuführen.
Die Burg wechselte häufig ihre Besitzer und gehörte zeitweise zur staufischen Reichsvogtei Nürnberg, teilweise war sie neubömische und bayerische Amtsburg, bevor sie fast völlig zerstört wurde. Seit 1998 ist die Burgruine im Besitz der Gemeinde Birgland und wurde teils mit privaten Mitteln und tatkräftigem Einsatz von den Freunden Lichteneggs restauriert.
Die eigentliche Burganlage umziehen zwei vorgelagerte Erdwälle aus aufgeschichteten Steinen. Der Zugang zur Burg erfolgte damals wie heute durch eine einfache, leicht erhöhte Öffnung in der Ringmauer. Diese Ringmauer ist aus unregelmäßigen Kalkbruchsteinen aufgebaut und sitzt direkt auf dem Felssockel auf.
Laut historischen Abbildungen bestand die Burg, bevor sie nach einem Brand im Jahr 1575 zur Ruine zerfiel, aus einem Wohngebäude (Palas) mit drei Etagen und einem ebenso hohen Bergfried. Wohngebäude und vorgelagerter Wirtschaftshof wurden von einer umlaufenden Mauer geschützt.
Der Aufgang wurde von einem Rundturm geschützt, dessen Fundamente auch heute noch zu sehen sind. Rechts führt der Weg zur Kernburg durch einen schmalen Gang zum Wohngebäude. Von der älteren Kernburg auf der felsigen Spitze des Burgberges ist leider nicht mehr viel zu sehen. Lediglich im Nordwesten sind ein paar spärliche Reste eines Bergfriedes erhalten, dessen Fundamente erst kürzlich wieder befestigt wurden.
Hier lebten schon vor 5000 Jahren Menschen
Scherbenfunde aus der Zeit um 3000 vor Christi Geburt beweisen, dass der Berg anscheinend bereits vor 5000 Jahren besiedelt war. Sagen und Historie in Lichtenegg liegen eng beieinander. So manch einer ist geneigt, beides miteinander zu verknüpfen. Aber irgendwie haben Märchen ja ihren Ursprung irgendwo in der Wirklichkeit.
Wenn in der Nacht die schwarze Stille über dem ehemaligen Nordgau ruht, soll manchmal ein jaulendes Bellen der Schlosshunde und das laute Zechgelage der Adelsgesellschaften zu hören sein. Und kommen Winde auf, so klingt es, als würden Ritter mit ihren schnaubenden Rössern den steilen Burgberg emporsprengen.
Ausblicke vom Feinsten
Einzigartig ist das schöne Panorama vom Burgberg nach Franken und die raue, nördliche Oberpfalz. Das einsame Gebiet ist durchzogen von idyllischen Tälern in ausgedehnten Wäldern, perfekt für Wanderungen.
Bei gutem Wetter kann man ganze 100 km weit in die Oberpfalz und den Fränkischen Jura sehen. Im Norden präsentiert sich das Fichtelgebirge mit dem 1023 Meter hohen Ochsenkopf. Im Nordosten liegt der Kaiserwald im bömischen Egerland und im Osten das Grenzgebirge zur Tschechischen Republik.
Mit etwas Glück sieht man im Südosten den Hohen Bogen (1079 m) im Bayerischen Wald, der rund 100 Kilometer entfernt liegt.
Das Dorf
Um 1720 baute Johann Philipp Jakob von Preysing unterhalb der Burg ein Herrenhaus samt fünf Häuschen für seine Untertanen. Aus diesem Grund könnte man ihn auch als Gründer des Ortes Lichtenegg bezeichnen.
Wandern in Lichtenegg
Der Ausflug zur Burgruine lässt sich perfekt mit einer kürzeren oder längeren Wanderung durch die herrlichen Hügel und Täler verbinden. Wir haben uns nur zwei der vielen Wandermöglichkeiten ausgesucht:
1. Burgberg-Panorama-Weg
Der gut markierte Wanderweg beginnt an der Infotafel direkt unterhalb des Wirtshauses in Lichtenegg. Es geht westlich eine kleine Anhöhe hinauf. Nach ein paar Hundert Metern führt der Rundweg durch den Wald und eine Albwiese bergab auf einen Flurbereinigungsweg. Dieser führt rechter Hand zunächst ein kurzes Stückchen ins Haunitztal und Högenbachtal hinab. Anschließend steigt der Weg südöstlich wieder zur Ortschaft Lichtenegg an.
- Start/Ziel: Infotafel in Lichtenegg unterhalb des Wirtshauses
- Länge: 1,8 km
- Schwierigkeit: leicht
- Gehzeit: etwa 40 Minuten
- Markierung: Gelbes Schild mit der Nummer 33
2. Zauberwald-Orchideen-Weg
Wir starten an der Infotafel unterhalb des Wirtshauses in Lichtenegg. Der etwas anspruchsvollere Wanderweg führt entlang des südlichen Dorfrandes hinauf zum Kronberg und anschließend immer bergauf und bergab über den Höhenrücken. Weiter geht es zum Hohen Fels, Hänsel und Gretel und dem Türkenfelsen.
Der Zauberwald-Orchideenweg entführt naturverbundene Wanderer nicht nur zu hoch gelegenen Waldlichtungen, auf denen der Frauenschuh zwischen Mai bis in die erste Julihälfte blüht, sondern auch zu einer unglaublichen Vielfalt weiterer Orchideenarten, die hier heimisch sind. Sie zeigen ihre charakteristischen Blüten je nach Art von Ende April bis in den August hinein zahlreich auf dem Zauberwald-Orchideenweg bei Lichtenegg.
MEHR INFOS ZUM ZAUBERWALD-ORCHIDEENWEG
Waldvögelein, Fliegenragwurz und Nestwurz, dazu weitere wunderschöne Blühpflanzen wie Küchenschellen, Seidelbast, Berganemonen, Salomonssiegel und Schlüsselblumen. Drumherum ein mystischer Wald, urtümlich und mancherorts exotisch anmutend.
Nach rund zwei Stunden Gehzeit tauchen wir ins Labyrinth der Elfen und Gnomen ein, bevor es zurück zum Ausgangspunkt geht. Ihr müsst jedoch schon sehr aufmerksam hinhören und –sehen, wenn ihr die grazilen Elfen auf den Wiesen und Waldlichtungen entdecken wollt.
Details
- Start/Ziel: Infotafel Lichtenegg unterhalb des Wirtshauses
- Länge: 5 km
- Gehzeit: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeit: mittel (nur mit geeignetem Schuhwerk)
- teils steil aufsteigende und abfallender Pfad
- Markierung: Gelbes Schild mit der Nummer 34
Essen und Trinken
Idyllisch gelegen, direkt am Fuße der Burgruine, steht das Schmankerl-Wirtshaus in Lichtenegg. Vom Biergarten aus geht ein schmaler Treppenaufgang zur Burg hinauf, die abends mit Flutlicht angestrahlt wird. Vom Rittersüppchen im gemütlichen Gasthaus oder an sonnenwarmen Tagen auf der windgeschützten Terrasse mit Burgblick über Wildgerichte und Brezenknödeln bis hinz zum Saiblingsfilet und hausgemachten Brotzeiten kommen auch Genießer auf ihre Kosten. Am Nachmittag verwöhnt die Küche ihre Gäste mit Kaffeevariationen und hausgebackenen Kuchen.
Alter Schlosswirt
Lichtenegg 5
92262 Birgland
Öffnungszeiten
- täglich von 10:30 bis 21:00 Uhr
- bei Bedarf bis 24:00 Uhr
- sonn- und feiertags ab 9:00 Uhr
- warme Küche durchgehend von 11:30 bis 21:00 Uhr
- montags nur nach Voranmeldung (außer an Feiertagen)
Anfahrt: Wie komme ich nach Lichtenegg?
Am schnellsten kommt ihr über die Autobahn A6 Heilbronn/Nürnberg/Tschechien zur Burgruine. Nehmt die Ausfahrt 64 Lauterhofen und haltet euch Richtung Frechetsfeld/Fürnried. In Fürnried geht es weiter über Wurmrausch nach Lichtenegg.
Parken
An der Ruine ist keine Parkmöglichkeit. Am besten stellt ihr das Auto auf dem Parkplatz unten an der Durchfahrtsstraße ab und geht den Berg hinauf. Der Zugang zur Ruine der Burg erfolgt über die Gaststätte Alter Schlosswirt.
Fazit
Die Burgruine Lichtenegg ist das ideale Ziel für einen sonntäglichen Ausflug. Wer etwas mehr als nur eine Stunde Zeit mitbringt, sollte unbedingt noch ein wenig in der Umgebung wandern gehen, denn rings um Lichtenegg ist die Natur mit ihrer wunderschönen Flora und Fauna einmalig. Hier findet ihr nicht nur schroffe Felsen, die wie Türme aus dem Erdreich ragen, sondern auch jede Menge seltene Orchideen am Waldrand. Wenn ihr die seltenen Orchideen wie den bezaubernden Frauenschuh einmal aus der Nähe betrachten möchtet, solltet ihr zwischen Mitte Mai und Mitte Juni vorbeischauen. Nicht zu vergessen: Bringt ein wenig Hunger mit, denn eine deftige oder süße Stärkung im Alten Schlosswirt ist ein absolutes Muss.
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In der Nähe liegen Klosterburg Kastl, die drei Schlösser von Schmidmühlen und das Fledermaushaus in Markt Hohenburg.
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