Zwischen Hilpoltstein und Weißenburg erhebt sich im Süden von Mittelfranken ein einsamer Zeugenberg. Und auch wenn der Schlossberg mit seinen 607 Metern Höhe nicht mit alpinem Flair aufwarten kann, so wirkt der Ausläufer der Weißenburger Alb in der sonst flachen Umgebung des Fränkischen Seenlandes recht beeindruckend. Und auch landschaftlich hat der Schlossberg im Landkreis Roth so einiges zu bieten. Wir haben uns heute auf den Weg gemacht, das Gesteinsmassiv im nördlichen Altmühltal auf einer kleinen Wanderung von etwa vier Kilometer einmal näher zu erkunden.
Details zur Wanderung unten (Wanderkarte, GPS-Daten etc.)
Das Kirchendorf Schlossberg
Am Osthang des einsamen Berges liegt das gleichnamige Kirchendorf mit knapp 200 Einwohnern. Im 13. Jahrhundert als Husen bei Heidekke bekannt, war der nur aus ein paar Höfen bestehende Ort noch vor der Errichtung Schlosses der Herren von Heideck vorhanden.
Um 1600 standen nur noch Ruinen des damaligen Herrschaftssitzes, im 19. Jahrhundert verschwanden auch diese vollständig, weil die Steine von den Bewohnern des Ortes zum Bau verwendet wurden. Zum Ende des Alten Reiches um 1800 gehörten 38 Anwesen mit über 200 Personen, darunter ein Zapfenwirt und ein Hirtenhaus zur Ortschaft.
Heilig Geist Filialkirche in Schlossberg
Um 1560 wurde im Ort eine neue evangelische Kirche gebaut, nachdem zunächst nur katholische Kapellen auf dem Berg errichtet waren. Im Zuge der Gegenreform wurde diese dann 1628 katholisch. In den folgenden Jahrhunderten fanden immer wieder Anbauten und umfassende Restaurierungen statt. Der Turm wurde erst um 1900 angebaut und dreißig Jahre später mit Stahlglocken ausgestattet. Das Innere der Kirche ist immer noch stark vom Rokoko geprägt, teilweise sind auch Fragmente aus der Spätgotik und dem Barock erkennbar, wie beispielsweise einige der Holzschnitzereien.
Entstanden aus Muscheln und Meer
Wie auch beim Hesselberg handelt es sich beim Schlossberg um einen Zeugenberg, eine typische Bergform der Jura-Schichtstufen. Zeugenberge sind Erhebungen, die wie aus dem Nichts ganz allein wie eine Insel in der sonst flachen oder leicht hügeligen Landschaft am Eingang zum Altmühltal herausragen.
Neu sind diese Berge nicht, ihr Ursprung liegt in längst vergangenen Zeiten. Vor rund 200 Millionen Jahren gab es hier ein flaches, salzhaltiges Meer, auf dessen Boden sich über lange Zeit Überreste verstorbener Krustentiere wie Ammoniten und Muscheln ansammelten.
Die kalkhaltigen Reste der toten Schalentiere bildeten auf dem sandigen Meeresboden dicke Schichten, die durch den Druck des Meeres stark verdichtet wurden. Nach dem Zurückweichen des Meeres lag diese Kalkschicht nun offen und damit Erosionsprozessen preisgegeben. Dort, wo die Kalkschicht sehr dick war, blieb sie häufig erhalten. Heute ragen sie aus der umgebenden Landschaft empor, während die weichere Umgebung fortgespült wurde. So entstehen aus den ehemaligen Senken im Meer isolierte Berge.
Schlossberg-ohne-Schloss
Wer den Zeugenberg erklimmt, sucht wahrscheinlich nach seinem Namensgeber, dem prächtigen Schloss. Und findet keins. Nur eine saftig grüne Wiese schmückt heute das Plateau oberhalb der Ortschaft im Osten des Zeugenberges. Doch der Name ist keine Aufschneiderei oder Wunschtraum der Heidecker.
Um 1260 erbauten die Herren von Heideck tatsächlich hier auf dem Schlossberg eine Burg, die ihre ungünstig gelegene Stammburg Altheideck ersetzen sollte.
Wegen finanzieller Schwierigkeiten der Brüder Konrad I. und Friedrich I. ging die Herrschaft jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts an die Herzöge von Bayern-Landshut über. Weniger als ein halbes Jahrhundert später verloren diese im Landshuter Erbfolgekrieg die Landgüter jedoch wieder an das Fürstentum Pfalz-Neuburg.
Doch das neu gegründete Fürstentum hielt den Besitz auch nicht lange inne. 1542 verpfändete der Pfalzgraf das Amt Heideck an die Reichsstadt Nürnberg, die die bereits im Verfall befindliche Burg wieder instant setzte. Für ein paar Jahre saßen dort noch Vögte, bis der bauliche Niedergang den Abbruch einforderte. Reste der Mauern wurden zum Ausbau des Dorfes verwendet, sodass heute rein gar nichts mehr – bis auf den leeren Platz auf dem Berg – übrig geblieben ist.
Vergangene Burg-Schönheit
Das Aussehen der Burg ist durch historische Abbildungen belegt. Die Vorburg wurde durch einen mächtigen Halsgraben und steile Hänge nach drei Seiten geschützt. Ein zweiter solcher Halsgraben schnitt diese Vorburg von der kleinen Hauptburg ab, die einen hohen quadratischen Bergfried und einen zweiten Turm mit Fachwerkaufbau besaß. An der südöstlichen Seite war der Palas, also das Wohnhaus, angesiedelt. Und natürlich enthielt die Vorburg auch Wirtschafts- und Gesindehäuser, Werkstätten und einen Brunnen.
Deutschlands zweitgrößter Naturpark: Naturpark Altmühltal
Über fast 3000 Quadratkilometer umfasst der 1969 gegründete Naturpark, der sich südlich von Nürnberg vom Fränkischen Seenland bis an die Donau bei Ingolstadt ausbreitet. Kernbereich des Naturparks ist das von der Altmühl durchflossene malerische Altmühltal im Zentrum von Bayern.
Neben sanften, bewaldeten Hügeln über saftig grünen Tälern findet man hier landschaftliche Besonderheiten: Trockenrasenhänge und Wacholderheiden, Karsthöhlen und die Steinbrüche der Region, in denen Plattenkalk abgebaut wird. Berühmt sind die Solnhofner Platten, in denen eine Vielzahl von Fossilien eingeschlossen sind. Und eben auch Zeugenberge wie den Schlossberg.
Wandern auf dem Schlossberg-Rundweg
Beschreibung
Unsere Wanderung einmal rund um den Schlossberg startet in der Ortschaft Schlossberg. Direkt gegenüber der Heilig-Geist-Kirche neben dem alten Schulhaus liegt ein Parkplatz, auf dem ihr euer Auto abstellen könnt. Nach ein paar Metern bergauf geht der Rundweg rechts auf dem kleinen Stichweg den Berg hinauf. Vom Picknickplatz am Wasserreservoir habt ihr einen wunderbaren Ausblick auf den Ort.
Ein Stückchen weiter oben trefft ihr auf das Plateau, auf dem einst die Burg stand. Kurz hinter der Infotafel geht ein unscheinbarer Abzweig nach rechts ab und führt uns über einen steilen Pfad durch den ehemaligen Halsgraben bergab. Wenn ihr auf einen breiteren Weg trefft, folgt ihr ihm dem Hinweisschild folgend nach rechts. Nach einer kleinen Lichtung liegen rechts ein paar alte Häuser, nach denen der Pfad auf einen Forstweg mündet, dessen Verlauf wir folgen.
Nach einigen Hundert Metern verlasst ihr den Forstweg wieder nach links steil bergauf. Dort, wo ihr oben aus dem Wald kommt, liegt ein Pavillon oben auf dem Schlossberg mit Aussicht bis zum Brombachsee – nebst uriger Picknickstelle. Weiter geht es an der Hochfläche am Waldrand entlang nach Osten. Nach dem Funkturm führt ein schmaler Weg durch den tiefen Burggraben zurück zur ehemaligen Burg und dem Parkplatz an der Kirche.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz an der Heiliggeist-Kirche in Schlossberg
- Markierung: Schlossberg Rundweg
- Länge: 4,2 km
- Dauer: 1 bis 1,5 Stunden
- Schwierigkeit: mäßig (ein paar kurze, steile Steigungen)
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein (Teile steil und schwer begehbar)
- Aufstieg: 180 m
- Abstieg: 148 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Schlossberg-Rundweg-Heideck-Karte
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Noch ein paar Bilder vom Rundwanderweg
Essen und trinken
Auf dem Rundweg sowie im Ort gibt es leider keine Möglichkeit für eine Einkehr. Ihr solltet deshalb eine kleine Stärkung mit in den Rucksack packen. Gelegenheiten für ein kleines Picknick gibt es zu genüge. Wer nach der Wanderung eine Stärkung braucht, kann nach Heideck fahren oder in den Nachbarort Rudletzholz:
Gasthaus zu den Drei Linden
Rudletzholz 5
91180 Heideck-Rudletzholz
Speisekarte und Öffnungszeiten
Anfahrt: Wie komme ich nach Schlossberg?
Über die A6 Nürnberg-Heilbronn nehmt ihr die Ausfahrt 57 Richtung Roth/Augsburg/Weißenburg. Fahrt auf der B2 immer geradeaus. Nach knapp 20 Kilometern geht es an der Ausfahrt bei Wernsbach Richtung Hilpoltstein/Eckersmühlen. In Wallesau biegt ihr nach rechts auf die RH34 (Heidecker Str.) und fahrt über Laffenau bis nach Heideck. Den Kreisverkehr verlasst ihr an der ersten Ausfahrt (Hauptstraße) und folgt deren Verlauf immer geradeaus. Nach gut zwei Kilometer Strecke kommt ihr direkt nach Schlossberg. Die zweite Straße nach rechts führt steil den Berg hinauf zur Kirche.
Parken
Direkt gegenüber der Kirche oben am Berg gibt es einen kleinen Parkplatz. (Bei Schnee und Glätte ist der steile Anstieg hinauf zum Parkplatz womöglich nicht mit dem Auto befahrbar).
Fazit
Manchmal muss man gar nicht weit raus, um einen herrlichen Tag auf einer Wanderung zu verbringen. Und oft sind es die wenig bekannten, scheinbar unspektakulären Touren, die es besonders in sich haben. Das gilt auch für den Rundwanderweg Schlossberg bei Heideck. Allein der Streckenabschnitt durch den alten Burggraben, von dem heute nichts mehr zu erkennen ist, lässt das Herz höherschlagen. Wenn man nach oben blickt, ragen hoch über unseren Köpfen die Kronen alter Buchen in den Himmel, die sich mit einem sanften Rauschen im Wind hin und her wiegen. Ich ertappe mich dabei, gleich ganz unbewusst einen tiefen Atemzug der Waldluft in mich einzusaugen. Er ist zweifellos entspannend und doch auf seine ganz eigene Art faszinierend.
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