Heute sind wir wieder einmal im Landkreis Fürth in Mittelfranken unterwegs. Genauer gesagt in Roßtal. Dort haben wir uns eine Wanderung über den rund 13 km langen Drei-Gründles-Weg über Trettendort, Buchschwabach, Deferndorf und Oedenreuth vorgenommen. Und das bei sommerlicher Hitze über 30 Grad! Glücklicherweise gibt es immer wieder Möglichkeiten zum Abkühlen und Rasten. Es geht über Feld und Wald, vorbei an unzähligen wunderschönen alten Fachwerkhäusern, kleinen Teichen und Bächen einmal quer durch die Ortsteile von Roßtal.
Details zur Tour weiter unten (Karte, Höhenprofil, GPX-Daten …)
Roßtal – mehr als nur irgendein Ort im Landkreis Fürth
Wer hätte gedacht, dass der Marktflecken im Landkreis Fürth schon über 1050 Jahre alt ist? Damit ist das Kleinod Roßtal tatsächlich älter als Nürnberg. Und weil Roßtal von den Bomben des zweiten Weltkrieges weitestgehend verschont blieb, findet man in der Gemeinde auch heute noch zahlreiche fränkische Fachwerkbauten von historischer Bedeutung. Im Landkreis wird die idyllische Ortschaft liebevoll Roschdl genannt.
Archäologischer Rundweg in Roßtal
Ausgrabungen in den 1960er Jahren brachten im Pfarrgarten Funde zutage, die auf eine frühe Nutzung des Areals hindeuten, die auf das 8. Jahrhundert n. Chr. verweisen. Auf dem heutigen Oberen Markt befand sich einst eine karolinische Befestigung, die später immer weiter ausgebaut wurde.
Die Hochzeiten sind in der frühmittelalterlichen Großburg namens horsadal zu sehen. Wie viele andere solcher Befestigungsanlagen wurde die Burg auf einem Bergsporn errichtet, dessen Bergrücken nach drei Seiten hin steil abfällt. Nur von Süden her war die Anlage leicht zugänglich. Verschiedene Fakten weisen darauf hin, dass in Roßtal ein Kloster geplant war. Dazu zählt vor allem der Klostergarten als sichtbarer Hinweis.
Seite Archäologischer Rundweg Roßtal
Schloss Roßtal
An der Stelle der ehemaligen Burganlage am Marktplatz liegt heute ein „Schloss“, das die Herren von Heideck Ende des 13. Jahrhunderts erwarben. Rund 50 Jahre später erhielt der Ritter Burckhard von Seckendorff-Horuf das Anwesen als Lehen. Bis zu seiner Zerstörung im ersten Markgrafenkrieg verblieb es anschließend im Besitz der Ritter von Wolmertshausen. Der Neubau erfolgte mit einem dreigeschossigen Satteldachbau. Das Obergeschoss und der Ostgiebel zeigen auch heute noch das freiliegende Fachwerk. Heute dient das einst pompöse Schlösschen als Wohnhaus.
Trettendorf
Einer der vielen kleinen Ortsteile von Roßtal ist Trettendorf. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich mit knappen 40 Einwohnern in ein paar alten Gehöften nicht wirklich viel getan. Trotzdem ist der Ort mit seinen alten Fachwerkhäusern besonders hübsch anzuschauen. Und wenn ihr Glück habt, sind auch ein paar Alpakas auf der Weide der Alpakas Ranch. Am Zaun hängen die Fotos mit den Namen der Tiere, damit ihr auch wisst, wen ihr da vor euch habt.
Buchschwabach
Wie auch Trettendorf ist Buchschwabach bis heute hauptsächlich ein Bauerndorf. Noch in den 50er Jahren zählte man dort über 40 Bauernhöfe. Heute sind es wohl ein paar weniger geworden. In längst vergangenen Zeiten standen hier unzählige Buchen an beiden Seiten des Bachlaufes, deshalb heißt der Ort Buchschwabach. Von den wunderschönen Buchenwäldern ist heute leider nicht mehr viel zu sehen, nur noch kleine Waldparzellen türmen sich zwischen den weiten Feldern im Landkreis. Erstmals erwähnt wird der Ort Buchschwabach in der Schwabacher Markbeschreibung des Regensburger Klosters St. Emmeram, die um das Jahr 800 herum entstand.
Fast die Hälfte seiner Einwohner verlor Buchschwabach übrigens im 30jährigen Kieg. Denn als der kaiserliche Feldherr Wallenstein nach Franken einzog und sein Lager zwischen Stein und der Alten Veste aufschlug, kam es zu Seuchen und Hungersnot unter den Soldaten. Seine Gefolgsleute mussten immer wieder Streifzüge in benachbarte Dörfer unternehmen, um Futter und Lebensmittel zu besorgen. Und bei diesen gewaltsamen Requisitionen kamen in Buchschwabach ganze 64 Menschen um.
Maria-Magdalena-Kirche
Die hiesige kleine Kirche (Maria-Magdalena) dürfte wohl zwischen 1350 und 1400 erbaut worden sein. Direkt daneben liegt das alte Schulhaus mit seiner hübschen Fachwerkfassade. Wenn man etwas genauer hinsieht, sind an der Pfarrkirche Buchschwabach drei Bauphasen erkennbar. Wahrscheinlich ist das Chorgeschoss aus dem 13. Jahrhundert der älteste der Bauteile. Dann folgt im 15. Jahrhundert der Turm und gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Langhaus und die Sakristei. Leider ist die Kirche immer abgeschlossen, sodass man sich den Innenraum nur in Ausnahmefällen ansehen kann.
Fledermäuse brauchen Freunde – Naturlehrpfad
Unter diesem Motto startet die NAJU ihren Aufruf zum Fledermausschutz. auch hier in Buchschwabach. Denn es war ein langer Weg, bis die fliegenden Säugetiere vom blutsaugenden Vampir zum Kinderbuchstar und Tier des Jahres 1992 wurden. Denn Aberglaube und Angst schürten ein Image, dem die Fledermäuse in Deutschland so gar nicht entsprechen.
Unsere heimischen Fledermäuse sind allesamt harmlose Insekten- und Pflanzenfresser, die lediglich ein paar Fliegen etwas zuleide tun. Und spätestens seit Batman gilt die Silhouette einer Fledermaus am Himmel als etwas Positives. In China weiß man das schon länger, denn das Zeichen für Fledermaus bedeutet gleichzeitig auch Glück.
Vor 50.000 Jahren waren die Flugkünstler schon genauso hoch entwickelt wie heute und sahen auch fast genauso aus. Weltweit gibt es über 1000 verschiedene Fledermausarten, die zwischen fünf und 15 Jahre alt werden können. Einige Arten werden sogar noch viel älter.
Doch leider hat der Mensch in den letzten Jahrzehnten immer stärker in das Leben der Fledermäuse eingegriffen, weshalb der Bestand drastisch zurückgegangen ist.
Von der Großen Hufeisennase gibt es nur noch eine einzige Kolonie in Deutschland, nämlich in Hohenburg in der Oberpfalz. Und weil eben der gesetzliche Schutz für die Flugsäugetiere nicht ausreicht, um deren Aussterben zu verhindern, werden wir alle aufgerufen, etwas zu tun.
Tipp: Wenn ihr mehr über die Große Hufeisennase erfahren möchtet, besucht ihr am besten das Fledermaushaus in Hohenburg. Dort gibt es auch Führungen in den Sommermonaten.
Scheurl Schloss Defersdorf
Kaum zu glauben, dass der winzige Ortsteil von Roßtal ein eigenes Schloss sein Eigen nennen kann. Die Rede ist vom Wohnsitz der Patrizierfamilie Scheurl, dessen Ursprünge bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Eigentlich stammt das Geschlecht der Scheurls aus Schwaben. Zu Wohlstand gelangte die Familie – wie übrigens fast alle Nürnberger Patrizier – durch ihren regen Fernhandel.
Ihr Handelsnetz erstreckte sich vom italienischen Venedig bis nach Russland. Vor allem Gold und Silber, aber auch Seide und kostbare Tuche gehörten zum Sortiment der Patrizierfamilie. Zunächst in Nürnberg ansässig erwarben sie 1566 Defersdorf und nannten sich fortan – nach dem Vorbild des Adels – Scheurl von Defersdorf. Heute ist im ehemaligen Schloss eine gut besuchte Pizzeria untergebracht.
Und: In Defersdorf gibt es eines der schönsten Bushäuschen, die ich je gesehen habe. Anscheinend ist das idyllische Häuschen von der Dorfgemeinschaft errichtet worden. Man kann nicht nur an schönen Tagen draußen auf der schattigen Bank sitzen, sondern sich auch bei Kälte und Nässe in den Innenraum mit Bänken verkriechen. Und damit man nicht im Dunklen sitzen muss, gibt es auf Knopfdruck Licht. Perfekt!
Durch Wald und Wiese zurück nach Roßtal
Über Oedenreuth gelangt ihr dann wieder zurück nach Roßtal. Eine ideale Möglichkeit für eine kleine Rast bietet der kleine Teich am Ortsrand von Roßtal (beim Sportplatz). Im Frühjahr und Sommer könnt ihr dort einem Froschkonzert lauschen und mit etwas Glück auch ein paar der grünen Gesellen live zu Gesicht bekommen.
Die Teichfrösche fühlen sich hier wirklich zuhause! Setzt euch einfach auf die Bank am Teich und verhaltet euch ruhig. Dann kommen die Frösche oft rauf zum Bachlauf.
Pfarrkirche St. Laurentius und Krypta
Ein buntes Wirrwarr verschiedener Stilepochen zeigt sich in der oben in der Altstadt positionierte Pfarrkirche. Erste Indizien für eine Kirche gibt es bereits vor über 1000 Jahren. Allerdings ist von dem ursprünglichen Bau nicht mehr viel übriggeblieben. Bis auf die frühromanische Krypta wurde die Kirche immer wieder in Teilen zerstört. So dürfte das Langhaus mit den romanischen Fenstern wahrscheinlich aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammen und der Turm aus dem frühen 15. Jahrhundert.
Und auch später wurden noch die Portale und Fenster verändert. Die einst kostbaren Altäre fielen 1627 leider einem Blitzschlag zum Opfer, allerdings blieb der Turmbau weitestgehend unbeschadet. Heute zeigt sich die geräumige Pfarrkirche St. Laurentius in sehr schlichter Würde. Besonders schön sind die modernen Farbverglasungen der Chorfenster aus dem Jahr 1963 anzusehen.
Wer etwas genauer hinsieht, findet nicht nur die Figur des heiligen Laurentius und Merkmale, die auf die unterschiedlichen Stilepochen hinweisen, sondern auch ein bescheidenes Schild mit der Aufschrift „Krypta“. Über ein paar ausgetretene Stufen gelangt ihr in einen unter der Erde gelegenen Raum – den ältesten Teil der Kirche.
Die Krypta zählt zu den ältesten Bauwerken Frankens und stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1000 nach Christus. Die Decke mit Tonnengewölbe wird von zwölf Pfeilern getragen.
Die Nische in der Westwand war einst geöffnet, um den Wallfahrern einen Blick auf das Grab der Stifterin, der Pfalzgräfin Irmgard, zu gewähren, die als Heilige verehrt wurde. Wenn die Kirche geöffnet ist, könnt ihr normalerweise auch hinunter zur Krypta steigen und sie euch ansehen.
Ein paar Anekdoten
In einer alten Sage heißt es, dass die Stadt Nürnberg von den Roßtalern gegründet wurde …
Die ehemaligen Roßtaler Bürger, die nach Nürnberg gezogen waren, hegten eine große Sehnsucht nach ihrer geliebten Kirchenglocke und wollten nichts lieber als diese in Nürnberg zu haben. Als Nürnberg also immer größer und reicher wurde, versuchten die ehemaligen Roßtaler Bürger Roßtal die Glocke abzukaufen. Dazu versprach man so viele Gulden, wie man dazu benötigte, den Weg zwischen beiden Städten in einer Reihe auszulegen. Die Roßtaler aber wollten ihre Glocke lieber behalten und lehnten das großzügige Angebot großmütig ab.
Heimatmuseum und Klostergarten Roßtal
Direkt neben der St. Laurentiuskirche liegt der Klostergarten. Hier bekommt ihr Einblicke in altes Pflanzenwissen und die frühmittelalterliche Gartenkultur. Das Heimatmuseum in Roßtal zeigt Ausstellungsstücke aus längst vergangenen Zeiten – hier wird die Geschichte aus dem Landkreis Fürth in Mittelfranken zum Erlebnis!
Wandern auf dem Drei-Gründles-Weg
Direkt an Nürnberg grenzt der Landkreis Fürth. Eine wunderschöne Gegend, die wandertechnisch leider zu den Regionen in Mittelfranken gehört, die noch immer in den Kinderschuhen steckt.
Zwar gibt es seit Kurzem einen kleinen Wanderführer mit 14 Touren durch den Landkreis Fürth, allerdings sind nur wenige Rundwege dabei.
Macht mit:
Leider ist der Landkreis Fürth immer noch ein schwarzes Loch auf der Wanderkarte. Alle, die eine tolle Tour im Landkreis Fürth kennen, sind deshalb herzlich eingeladen, sie uns zu schicken, um etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen und auch die letzten vergessenen Ecken für Wanderbegeisterte zu erschließen. Sendet uns einfach eine E-Mail mit den Daten (auch GPX-Daten möglich). Dann wandern wir gerne eure Route nach und veröffentlichen sie hier.
Routen
Originalroute
Sommerroute
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Park & Ride Parkplatz am Bahnhof Wegbrücke (Zufahrt Holzgraben)
- Wohnmobile: Parkplatz am Sportplatz auf der Hochstraße
- Markierung: Drei-Gründles-Weg (DGW), Holzschild oder schwarzer Schriftzug auf gelbem Grund
- Länge Originalweg: knappe 13 km
- Dauer Originalweg: rund 3,5 Stunden
- Länge Sommerweg: 14 km
- Dauer Sommerweg: 3,5 bis 4 Stunden
- geeignet für Kinderwagen/Buggy: ja (nur etwa 200 m über Grasweg)
- Aufstieg: 108 m
- Abstieg: 105 m
- Schwierigkeitsgrad: leicht (keine steilen oder schwierigen Anstiege)
- DOWNLOAD Originalweg Karte als pdf: Drei-Gruendles-Weg-Rosstal-Karte
- DOWNLOAD Originalweg Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Drei-Gruendles-Weg-Rosstal
- DOWNLOAD Sommerroute als pdf: Drei-Gruendles-Weg-Sommerroute
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Anfahrt: Wie komme ich nach Roßtal?
Nach Roßtal kommt ihr über die B14 von Nürnberg nach Ansbach oder auch mit der Bahn. Nehmt einfach die S7 oder den R7 und steigt am Bahnhof Roßtal Wegbrücke aus. (Achtung, es gibt zwei Bahnhöfe in Roßtal!).
Parken
Der Wanderweg startet direkt vom Bahnhof Wegbrücke aus. Dort könnt ihr auf dem Park & Ride Parkplatz auch euer Auto abstellen.
Fazit
Die Wanderung über den Drei-Gründles-Weg rund um Roßtal führt lange Strecken über Straßen und Felder. Eltern, die mit ihren kleinen Kindern im Buggy unterwegs sind, müssen aber nicht viel befürchten, denn diese Verbindungsstraßen in die winzigen Ortsteile von Roßtal sind nicht besonders frequentiert. Allerdings ist es an heißen Tagen sehr schweißtreibend, über den Asphalt zu laufen. Aus diesem Grund haben wir uns kurzerhand an einem Junitag mit über 30 Grad entschlossen, eine mit-mama-nach-Variante auszuprobieren, die ein wenig mehr Wald beinhaltet. Ihr findet die Beschreibung der Schatten-Ausweichroute unter Drei-Gründles-Weg-Sommer. Die ursprüngliche Route ist perfekt für alle kühleren Tage oder auch die Wintermonate.
Schöner Artikel!
Ich freu mich immer, wenn ich beim Lesen eines Artikels neues lerne, v.a. historisches. Und v.a. wenn es dann noch in meiner fränkischen Heimat ist!
Liebe Ilona,
schön, dich kennenzulernen und danke für das Lob. Ich denke, ich entdecke auf deinen Seiten – neben dem besonders gelungenen aus Bamberg, den ich bereits gelesen habe – sicherlich noch weitere tolle Inspirationen für meine Reisen.
Herzliche Grüße,
Michaela