An der deutsch-tschechischen Grenze liegt in der nördlichen Oberpfalz der zweitkleinste Naturpark Bayerns, der Naturpark Steinwald. Eingebettet zwischen Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald wölbt sich der über 900 Meter hohe Granitrücken des Steinwaldes zu einem markanten Gebilde, bewachsen von Nadelwäldern, die von wunderschönen Buchenbeständen durchzogen werden. Mitten hindurch führt ein wunderschöner Rundweg von etwa 6 km Länge mit Namen Waldhistorischer Lehrpfad. Abenteuer Natur für Jung und Alt!
Details zur Tour: Karte, Höhenprofil, GPX-Daten
Einzigartig und aus Tradition anders – der Steinwald
Das spürt man auch hier im Norden der Oberpfalz. Im Steinwald tauchen Besucher in die herzliche Atmosphäre der Region. Und die Einheimischen sorgen – und das nicht nur mit ihrem Dialekt – auf ganz individuelle Art dafür, dass ihre Identität hier im vergessenen Ende von Bayern erhalten bleibt.
Zwar nah dran, aber kein Teil vom Fichtelgebirge
Südlich des Fichtelgebirges liegt er, der Naturpark Steinwald. Und viele behaupten, er sei ein Ausläufer des Fichtelgebirges. Aber das stimmt so nicht ganz. Untersuchungen belegen, dass der hiesige Granit weicher ist als im Fichtelgebirge und außerdem eine andere Zusammensetzung hat. Und ein wenig jünger ist er außerdem. Was beide jedoch gemeinsam haben, ist das raue Klima mit wochenlangen Frostperioden und Schneestürmen im Winter. Und auch im Sommer steigt die Temperatur nur an wenigen Tagen über 25 Grad.
Wald, Wasser und wildes Land
Zwei Drittel des Naturparks Steinwald sind unter Schutz gestellt. Seit 1970 gibt es ihn, als einziger ehrenamtlich geführt und vom Massentourismus völlig unberührt. In Beschlag haben den Park nicht die zahlreichen Besucher, sondern vor allem die Natur mit ihren einzigartigen Tier- und Pflanzenarten genommen. 80 Prozent seines Kerns versteckt der Naturpark unter einer dichten Decke aus Nadelhölzern. Dazwischen immer wieder Buchen, aber auch alter Bergahorn und Eichen.
Den Boden bedeckt ein dickes Polster aus Moosen, Farnen und Sträuchern. Auf den offenen Wiesen fühlen sich Orchideen, Arnika und Thymian wohl. Und es gibt auch nasse Fleckchen mit Wollgras, Sonnentau und Sumpfblutauge. Über die Lichtungen auf dem Waldhistorischen Lehrpfad bei Pfaben flattern Distelfalter, Kaisermantel und der Schachbrettfalter von Blüte zu Blüte.
Klein aber fein: Wandern in Bayerns kleinstem Naturpark
Stein und Wald – sie prägen den Naturpark ganz im Osten Bayerns, ein absolutes Idyll für alle Naturliebhaber. Tonnenschwere Felsbrocken, wie von Riesenhand aufeinandergetürmt. Sie alle sind Zeugen einer bewegten Vergangenheit in der Erdgeschichte. Hier auf dem Themenweg kann man noch völlig frei von Abgasen und Lärm wandern, dem Alltag entfliehen und neue Energie tanken.
Durchzogen von unzähligen Wanderrouten durch geheimnisvolle Waldlandschaften, dazwischen immer wieder Felsen, Burgen oder auch Steinmeere. Am schönsten sind die imposanten Granitformationen, die auch schon Johann Wolfgang von Goethe inspiriert haben, zu Fuß zu erkunden. Egal, ob gemütlich oder abenteuerlich, flach oder eher bergig, Routen zum Wandern gibt es im Steinwald überall für jeden Geschmack und jedes Fitnesslevel.
Ein Einblick in die Geschichte – Das Leben im Steinwald früher und heute
Wer auf dem Lehrpfad wandert, bekommt mehr als Natur pur. Auf elf Stationen und Schautafeln wird das Leben hier im Südosten Deutschlands früher und heute anschaulich dokumentiert. Für die Menschen war das Leben hier schon immer eine ganz besondere Herausforderung. Nur der, der hart gearbeitet hat, konnte sich und seine Familie ernähren und seine Existenz sichern.
Mit der Industrialisierung wurde das Leben für die Menschen zwar leichter, allerdings begann zu dieser Zeit auch ein enormer Raubbau an der Natur. Der Abbau von Erzen und die Herstellung und Verarbeitung von Eisen verlangte Unmengen von Holz. Mehr, als der Wald liefern konnte. Später gewann der Wald dann zunehmend auch als Erholungsraum an Bedeutung und wurde schließlich 1970 unter Schutz gestellt.
Wandern auf dem Waldhistorischen Lehrpfad
Los geht es am Steinwald-Portal in Pfaben. Direkt vom Parkplatz aus lauft ihr noch ein kleines Stück bis zum Spielplatz. Hier findet ihr bereits das erste Hinweisschild zum Waldhistorischen Lehrpfad im Steinwald. Hinter dem Infohäuschen geht es auf einem schmalen Pfad bergauf. Zwar ist der Tourenverlauf nur mäßig steil, allerdings geht es immer wieder über Stock und Stein.
WERBUNG
Aus diesem Grund ist Trittsicherheit und festes Schuhwerk beim Wandern auf dem Rundweg ratsam. Für Kinderwagen oder Buggys und auch für die ganz Kleinen, die noch etwas wackelig auf den Beinen sind, ist die Tour nicht zu empfehlen. Allen anderen wird jede Menge geboten. Schon gleich nach dem Einstieg in den Wald liegen rechst auf der Hangflanke zahlreiche Felsformationen, die unbedingt auch eine nähere Betrachtung verdienen.
Zwischen Sphinx und Saufelsen
Anschauliche Informationstafeln und sagenhafte Naturschönheiten bringen immer wieder Abwechslung und Highlights in die Rundwanderung. Besonders die Saubadfelsen, aber auch ein Abstecher ins Moor sind neben den Rothirschen am Waldhaus einige der Besonderheiten, die das Wandern zu einem wahren Vergnügen im Naturpark machen.
Die Stationen auf dem Waldhistorischen Lehrpfad
11 Stationen sind es insgesamt, die sich in die charmante Natur auf dem Lehrpfad bei Erbendorf einfügen. Um nur einige zu nennen:
Zipfeltannenfelsen
Kaum taucht ihr neben links neben dem Infohäuschen am Spielplatz in den Wald, trefft ihr bereits auf die ersten Felsformationen, die hier am Hang aus dem Boden ragen. Der Steinwald ist überwiegend aus Granit aufgebaut. An vielen Stellen tritt er markant an die Oberfläche. Sieht man genauer hin, erkennt man die Einschlüsse aus Quarz, Feldspat und Glimmer. Sie stammen nicht aus dem Wasser der früheren Ozeane, sondern aus dem Inneren einer Magmenkammer tief unten im Inneren der Erde.
Zu den attraktivsten Felsformationen zählt der Zipfeltannenfelsen. Lässt man seiner Fantasie freien Lauf, kann man alles Mögliche im steil aufragenden Granitfelsen erkennen, je nachdem, von welcher Seite man die Felsformation ansieht. Liebevoll nennt man das Wahrzeichen des Steinwaldes auch Steinwald-Sphinx.
Quellen und Waldbäche
Hier im Naturpark gibt es unzählige Quellen, Bäche und kleinere Gewässer. Mit dem Wasser dieser Bäche wurden im Mittelalter hier im Norden der Oberpfalz Mühlen, Hammerwerke und Glasschleifen betrieben. Waren die Fließgewässer früher ein wichtiger Faktor für die florierende Wirtschaft, so dienen sie heute wieder ihrem ursprünglichen Zweck. Sie sind Lebensraum für zahlreiche – oft selten gewordene – Tiere und Pflanzen, unter anderem die Flussperlmuschel.
Es gab Zeiten, da wurde allzu sorglos mit dem wertvollen Nass umgegangen, Quellen durch Drainagen oder Auffüllungen zerstört. Dabei standen sie im Altertum einmal als Sinnbild für Kraft und Leben. Die Austrittsstellen des klaren, reinen Wassers galten als Heiligtümer, an denen Tempel oder Kirchen erbaut wurden.
Historische Köhlerei
Trefft ihr auf dem Streifzug auf seltsame, kreisrunde Flächen mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern, seid ihr auf die Spuren eines sehr alten Handwerks gestoßen: der Köhlerei. Die Köhler haben große, runde Holzhaufen aufgeschichtet und diese in Brand gesetzt, nachdem sie sie mit Erde bedeckt hatten. Mit einem solchen Meiler, bei dem das Holz ohne Zufuhr von Sauerstoff verbrannt wurde, hat der Köhler Holzkohle hergestellt.
Ihr mögt euch vielleicht fragen, wofür solche Unmengen an Holzkohle nötig war – schließlich gab es damals noch keinen Grillhype im Vorgarten. Ganz einfach, Holzkohle hat zwei ganz entscheidende Vorteile: Sie ist viel leichter und deshalb einfacher zu transportieren als Holz und sie erzeugt deutlich mehr Hitze. Damit war die Holzkohle damals der einzige Brennstoff, mit dem man Eisen verhütten konnte.
Saubadfelsen
Aus dem harten Granit haben Wind und Wetter steil aufragende Felsengruppen aus dem Erdreich herausgenagt. Am Hohen Saubad befindet sich eine ganz einzigartige Felsformation auf 858 Metern Höhe. Wer den kurzen Abstecher zu der imposanten Felsburg macht, wird mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Aus dem Gipfel des Saubadfelsens brechen immer wieder Steine heraus und bilden zu dessen Fuß eine steile Blockhalde, die sich als steinerner Gletscher langsam ins Tal hinab bewegen.
Stärkung, Erholung und Information: Waldhaus
Nach seiner Sanierung wurde das Waldhaus im Jahr 2014 als Gaststätte für Wanderer eröffnet. Ganz im Stil der Region ist die Fassade mit Granitbrocken ein echter Hingucker. Im ersten Stock findet ihr eine Ausstellung der Bayerischen Staatsforsten und des Naturparks Steinwald e.V. zum Thema Wald. Die Speisekarte ist bodenständig und perfekt für eine kleine Einkehr beim Wandern. Im Sommer hat auch der Biergarten draußen geöffnet.
Öffnungszeiten
Sommer
- Samstag: 11 bis 18 Uhr
- Sonn- und Feiertage: 11 bis 18 Uhr
Winter
- Samstag: 12 bis 17 Uhr
- Sonn- und Feiertage: 11 bis 17 Uhr
Industrielle Entwicklung
Wer weiß schon, dass die Oberpfalz das Ruhrgebiet des Mittelalters war? An jeder Ecke gab es hier Bergbau, Schmelz und Glashütten. Zum Teil kann man die Folgen noch heute erkennen, denn dafür wurde so viel Holz zum Befeuern der Öfen benötigt, dass der Wald ringsum komplett abgeholzt wurde.
Wald, Wild und Jagd
Wird ein Wald bewirtschaftet, ändern sich seine Strukturen nachhaltig. Aus diesem Grund gibt es heute kein Auerwild mehr im Steinwald. Dafür sind jetzt wieder Biber, Uhu und Luchs hier heimisch.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz am Ende von Pfaben (bei Erbendorf)
- Markierung: Waldhistorischer Lehrpfad
- Länge: 6,2 km
- Dauer: etwa 2 Stunden (ohne Pausen)
- Schwierigkeit: mäßig
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: nein
- Aufstieg: 244 m
- Abstieg: 232 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Waldhistorischer-Lehrpfad-Karte.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Anfahrt
Wenn ihr über die A93 kommt, nehmt ihr die Ausfahrt Falkenberg/Erbendorf. Ihr fahrt Richtung Erbendorf weiter. Etwa einen Kilometer nach dem Ortsende von Erbendorf biegt ihr nach rechts ab Richtung Pfaben.
Parken
Am Ortsende von Pfaben liegt ein großer Platz mit kostenlosen Parkmöglichkeiten.
Fazit
Der Waldhistorische Lehrpfad ist zwar nicht sonderlich steil, allerdings sind wegen der vielen steinigen und stark durchwurzelten Abschnitte bei nassem Wetter Trittsicherheit und festes Schuhwerk erforderlich. Mit Kinderwagen oder Buggy ist der Waldlehrpfad nicht befahrbar. Ihr könnt das Waldhaus mit dem Rotwildgehege aber über die Forststraße erreichen. Damit verpasst ihr allerdings die schönsten Streckenabschnitte.
Das könnte dich auch interessieren
Du bist auf der Suche nach einer erlebnisreichen Wanderung oder einem tollen Ausflug in Bayern? Dann schau doch einfach mal auf unserer interaktiven Karte nach! HIER FINDEST DU UNSERE INTERAKTIVE KARTE
…
1 thoughts on “Waldhistorischer Lehrpfad im Naturpark Steinwald (Oberpfalz)”