Am südwestlichen Stadtrand von Nürnberg liegt ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Das Gebiet zwischen Stein und Oberasbach steht seit 1995 unter Naturschutz und ist Rückzugsort für geschützte Tier- und Pflanzenarten. Der Hainberg ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Für Wanderer und Naturliebhaber ist er zu jeder Jahreszeit ein immer wieder lohnenswertes Ziel im Landkreis Fürth. Und auch die Kleinsten können schon mit, denn die Wege auf dem Hainberg sind auch mit dem Buggy und dem Kinderwagen ein echter Spaß. Wir sind einmal kreuz und quer durch das Schutzgebiet gewandert und haben etwa 8 Kilometer zusammenbekommen. Wer nicht ganz so weit laufen möchte, kann etwa auf der Hälfte abkürzen und entweder die nördliche oder die südliche Schleife einzeln erleben.
Details zur Tour weiter unten: Karte, Höhenprofil, GPX-Daten
Naturschutzgebiet Hainberg
213 Hektar ist das Naturschutzgebiet Hainberg groß. Es liegt überwiegend im Stadtgebiet von Stein und Oberasbach. Die fast 15 Hektar große, besonders geschützte Kernzone hingegen liegt im Nürnberger Stadtteil Großreuth bei Schweinau. Das Naturschutzgebiet umfasst die größte Fläche an Sandmagerrasen im Norden Bayerns. Sie besteht aus einem Mosaik sehr unterschiedlicher Biotope. Dazu gehören Heiden, Sanddünen und auch Wälder.
Momentan dominieren noch die Kiefern im Wald, aber das soll sich im Laufe der Zeit ändern. Die ersten Schritte, strukturreiche Mischwälder zu entwickeln, zeigen bereits Erfolge. Um die Ansiedlung heimischer Baumarten zu fördern, werden gezielt standortfremde Arten entnommen. Eigentümer des Naturschutzgebietes Hainberg ist seit 2010 die DBU Naturerbe GmbH, eine Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die wertvolle Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten erhält und optimiert.
Sandachse Franken – die fränkische Wüste
In der letzten Eiszeit entstanden in Bayern große Sandgebiete. Die Sandachse Franken erstreckt sich rund 100 Kilometer von Bamberg über das Ballungsgebiet Nürnberg/Fürth/Erlangen bis hin nach Weißenburg. Diese Lebensräume entlang der Rednitz, Pegnitz und Regnitz gilt es zu schützen, damit diese seltenen Binnendünen und Trockenrasen erhalten bleiben.
Bewohner der Sandachse müssen schon ausgetüftelte Überlebensstrategien entwickelt haben, um unter diesen extremen Bedingungen zu existieren. Manche Tiere haben sich einen dichten Pelz als Sonnenschutz zugelegt, andere haben ihre Aktivitäten auf die kühleren Nachtstunden verlegt. Die Temperaturschwankungen sind fast mit Wüstenregionen gleichzusetzen, denn an Sonnentagen wird es glutheiß. Im Sommer wird es nicht selten bis zu 60 Grad am Boden. Und trocken ist es sowieso. Nährstoffe gibt es kaum.
Sandspezialisten – sowohl unter den Tieren als auch bei den Pflanzen – sind so stark angepasst, dass sie nirgendwo anders existieren können. Verschwindet der Sand oder die offenen Flächen, so verschwinden auch unweigerlich sie. Rund 300 Arten, die sich hier wohlfühlen, stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Zur Sandachse Franken gehören nicht nur das Naturschutzgebiet Hainberg, sondern auch die Naturschutzgebiete am Rothsee und der Tennenloher Forst, in dem Przewalski-Pferde den auf ganz naturliche Weise den Magerrasen und mit ihm all die seltenen Tiere und Pflanzen vor der erneuten Verwaldung schützen. Damit die Ödlandschrecke, Sandgrasnelke, Heidelerche und viele andere gefährdete Tier- und Pflanzenarten auch weiterhin ihr letztes Rückzugsgebiet erhalten bleibt.
Hochzeit in Grün – die Zauneidechse im Frühling
Zauneidechsen lieben Trockenheit – und ein Bad in der Sonne. Die wärmenden Strahlen brauchen die Tiere, um ihren kalten, steifen Körper erst einmal in Schwung zu bringen. Die Zauneidechse ist tagaktiv. Trotzdem bekommt man sie heutzutage kaum noch zu sehen. Denn wohl fühlen sich die Eidechsen nur dort wohl, wo es sich schnell erwärmt und dazu auch noch genügend Versteckmöglichkeiten gibt. Bahndämme, Steinbrüche und Wildgärten sind ideale Plätze für die ortstreuen Reptilien.
Während weibliche Zauneidechsen immer bräunlich gefärbt sind, wechselt das Männchen sein Gewand zur Paarungszeit in ein leuchtendes Grün an Kopf- und Körperseite. Mit der Paarung ist diese Beziehungskiste für die beiden Eidechsen aber auch schon wieder vorbei. Das Männchen schert sich überhaupt nicht um die Eier, das Weibchen sieht seine Pflicht erledigt, wenn es die Eier in einer Sandgrube abgelegt hat. Um die Eier und die Jungtiere kümmern sie sich nicht. Sie sind sogar ausgesprochene Rabeneltern, denn wenn die Jungtiere geschlüpft sind, können diese froh sein, wenn sie nicht von ihren eigenen Eltern gefressen werden.
Oberasbach – ein bisschen Geschichte
Wer hätte gedacht, dass das heutige Stadtgebiet von Oberasbach als eines der ältesten Siedlungsgebiete im Landkreis Fürth zählt? Spuren menschlicher Existenz lässt sich bis zum Ende der letzten Eiszeit zurückverfolgen, also bis etwa 10.000 vor Christus. Die ersten Franken kamen gegen Ende des 6. Jahrhunderts in die Region. Sie legten damals die Grundsteine für die heute noch existierenden Ortsteile.
Wie fast alle Ortschaften in der Region viel auch dieses Siedlungsgebiet im 13. Jahrhundert an die Burggrafen von Nürnberg, später – nach der Reformation – an die Ansbacher Markgrafen. Vor einigen Hundert Jahren wurde die flache Region im heutigen Landkreis Fürth nicht nur landwirtschaftlich genutzt. Da der Hainberg damals noch stark bewaldet war, diente er als sogenannter Hutewald vorwiegend als Weide zur Viehhaltung. Erst am 30. April 1994 wurde Oberasbach schließlich das Stadtrecht verliehen. Ja, ihr habt richtig gelesen! Erst 1994.
Wallenstein auf dem Hainberg
Berühmt wurde der Hainberg durch Wallenstein im Dreißigjährigen Krieg. 1632 war der Raum Oberasbach Teil des Wallensteinschen Lagers. Als sich der Schwedenkönig Gustav II. Adolf in Nürnberg verschanzt hatte, kampierte Wallenstein mit den Armeen der Katholischen Liga im wohl größten Feldlager der Weltgeschichte hier am Hainberg für etwa 70 Tage. Nicht ohne verheerende Folgen für Oberasbach und die angrenzenden Gebiete.
Damit das riesige Heer aus über 30.000 Infanteristen, 12.000 Reitern und dazugehörigem Tross – geschätzt um die 60.000 Menschen – überhaupt dort lagern konnte, wurden zunächst um die 13.000 Bäume gefällt. Und damit nicht genug: Alle Ortsteile wurden schwer verwüstet und nach dem Abzug in Brand gesteckt.
Wo einst die Panzer rollten: Truppenübungsplatz Hainberg
Ab 1898 wurde der Hainberg als Truppenübungsplatz der in Nürnberg und Fürth stationierten Regimente genutzt. Damals gehörten große Teile des Landes dem Fürther Kommerzienrat Max Eiermann, der auf dem Gelände sein Bronzewerk Eiermann und Tabor betrieb, sowie ansässigen Bauern. Nachdem der Hainberg 1914 kurzfristig als Militärflugplatz diente, nahm der Betrieb mit Beginn des Ersten Weltkrieges weiter zu. Man hob Schützengräben aus, die zur Ausbildung neuer Rekruten genutzt wurden. An Feiertagen und Ostern durften diese dann von der Fürther Bevölkerung besichtigt werden. Ab 1933 war der Hainberg Übungsplatz der Deutschen Wehrmacht.
Der Hainberg in der Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges trainierten in Fürth stationierte Amerikanische Einheiten der Johnson und William-O.-Darby Barracks sporadisch auf dem Gelände. Mit großem Getöse rückten die Truppen aus und hielten ganz in der Nähe der Anwohner Manöver ab. Kugeln aus Maschinengewehren und Kanonen flogen über den Hainberg, der Lärm war bis nach Fürth zu hören. Man kann sich vorstellen, dass die Anwohner das nicht besonders lustig fanden. Fand gerade eine Übung statt, positionierte man eine Rote Flagge an der Einfahrt, was den Anwohnern signalisierte, dass das Betreten strikt untersagt war.
Der Star unter den Vögeln am Hainberg
Stare gehören zu den bekanntesten Vögeln überhaupt. Ähnlich wie die gänzlich schwarze Amsel ist der Star, der ebenfalls einen gelben Schnabel hat, zur Futtersuche häufig auf dem Boden anzutreffen. Doch auf den zweiten Blick sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Denn sein Gefieder ist weiß gepunktet, im Sommer im Kopf- und Halsbereich auffällig purpur eingefärbt. Die schwarzen Federn haben außerdem einen metallisch-grünen Hauch.
Vor Einbruch des Winters ist mit Staren eines der schönsten Naturschauspiele der Vogelwelt zu erleben. Dann nämlich, wenn sie als schwarze Wolken über den Himmel manövrieren und eindrucksvolle Formationen in der Dämmerung zeigen.
Drohender Verbuschung vorbeugen
Damit der Sandtrockenrasen am Hainberg nicht zunehmend verbuscht, ist das Zurückschneiden von Sämlingen und dem Stockausschlag der Robinie durch freiwillige Helfer notwendig. Zudem wird der Bewuchs durch die Beweidung mit Schafen kurzgehalten. Diese Maßnahmen greifen zwar ins natürliche Gleichgewicht ein, ist aber für den Fortbestand wichtig. Und das auch für die heimische Vogelwelt.
Für bodenbrütende Vögel ist kurzes, lückiges Gras existenziell, denn nur so können sie ihre Feinde schon aus großer Entfernung erkennen. Und das ist natürlich für ihr Überleben und das ihres Nachwuchses sehr wichtig. Andere Tiere und Pflanzen brauchen den trockenen, heißen Boden. Schattenspendende Bäume und kühle, feuchtere Erde lässt sie schnell verschwinden.
Und mittendrin ein künstlicher Teich
Durch das Naturschutzgebiet Hainberg fließt der Kreuzbach. In der Mitte des Geländes bildet er einen birnenförmigen Teich aus. Der Kreuzbach wird auch Asbach genannt. Von ihm leitet sich der Ortsname ab. Er befindet sich ausschließlich auf dem Gemeindegebiet Oberasbachs. Seit 2016 gibt es umfassende Sanierungs- und Renaturierungsmaßnahmen am See. Durch Entschlammung sind inzwischen neue Flach- und Tiefwasserzonen entstanden. Der Ein- und Auslauf des Weihers wurden in Stein gefasst und kanalisiert. So soll eine ausreichende Menge an Frischwasser – und mit ihm Sauerstoff – in den Weiher eingetragen werden.
Es führt ein schmaler Weg einmal rings um den See herum, der aber nur zu Fuß umlaufen werden darf. Wenn ihr mit dem Fahrrad unterwegs seid, müsst ihr es am Zaun beim Eingang abstellen. Mit dem Kinderwagen und Buggy wird es auf dem Weg etwas schwierig. Es loht sich, hier ein wenig länger zu verweilen und genau hinzusehen. Hier haben nicht nur Stockenten, Gänse und Blesshühner ihr Revier, es sonnen sich auch jede Menge Eidechsen auf den Baumstämmen und Steinen am Ufer. Sie alle sind aber sehr scheu und verschwinden sofort, wenn ihr zu laut seid oder euch schnell bewegt.
Wandern im Naturschutzgebiet Hainberg
Beschreibung
Es lohnt sich zu jeder Jahreszeit, den Hainberg zu besuchen. Während im Frühjahr das Leben langsam erwacht und ein besonders zartes Grün die Landschaft überzieht, verwandelt sie sich im Laufe des Sommers zu einer staubigen Einöde, die aber dennoch nicht leblos und langweilig wirkt. Jetzt blühen Trockenexperten wie die Heidenelke und Distel am Wegesrand. Bei jedem Schritt schwirren unscheinbare Ödlandschrecken auf und entblößen ihre hellblau gefärbten Hinterflügel. Kaum gelandet, ist das Farbspektakel vorbei und die Ödlandschrecke damit wieder fast unsichtbar.
Der Herbst produziert ein wahres Farbspektakel in den Wald, denn inzwischen sind Laubbäume hier am Hainberg keine Seltenheit mehr. Und auch der Winter muss nicht trist und langweilig sein. Bei klirrender Kälte zaubert die Natur wunderschöne Eiskristalle auf die Gräser, die im Licht der aufgehenden Sonne wie Diamanten funkeln.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz Steiner Straße oder Friedhofstraße Unterasbach
- Markierung: keine
- Länge: 8 km (auch kürzere Strecken möglich)
- Dauer: 2 bis 2,5 Stunden
- Schwierigkeit: leicht
- für Kinderwagen/Buggy geeignet: ja
- Aufstieg: 384 m (keine nennenswerten Steigungen)
- Abstieg: 380 m
- DOWNLOAD Karte als pdf: Naturschutzgebiet-Hainberg-Wanderkarte.pdf
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Naturschutzgebiet-Hainberg-Beschreibung.pdf
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
- DOWNLOAD GPX-Daten: Wanderung-Naturschutzgebiet-Hainberg.gpx
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Essen und trinken
Auf dem Weg durch das Naturschutzgebiet Hainberg gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. Wenn ihr nach der Wanderung ausgehungert seid, könnt ihr in einem der Gaststätten in Oberasbach und Umgebung einkehren. Ein paar Beispiele:
- Kupferpfanne, Habichtweg 1, Oberasbach
- Restaurant Poseidon, Gebersdorfer Str. 278, Nürnberg
- Gelber Löwe, Rothenburger Str. 40, Oberasbach
- Parthenon, Am Rathaus 5, Oberasbach
Fazit
Egal, von welcher Seite ihr kommt, und ob ihr nur einen kleinen Spaziergang machen oder gleich einen halben Tag hier im Naturschutzgebiet Hainberg verbringen möchtet: alles ist möglich. Die 213 Hektar sind von einem dichten Netz an Wanderwegen durchzogen und ihr könnt überall etwas Neues entdecken. Bleibt aber bitte immer auf den ausgewiesenen Wegen, denn nur so ist sichergestellt, dass die Natur – und vor allem die am Boden brütenden Vögel – nicht gestört werden. Hunde sind übrigens am Hainberg erlaubt, allerdings solltet ihr sie an die Leine nehmen. Und auch Kinder können sich hier wunderbar austoben, solange ihr aufpasst, dass sie auf den Wegen bleiben.
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