Direkt am Ortsrand von Eschenbach bei Hersbruck im Landkreis Nürnberger Land liegt der Wengleinpark. Der nur etwa 500 Einwohner zählende Luftkurort bildet das Eingangstor zum Hirschbachtal mitten in der Fränkischen – beziehungsweise der Hersbrucker Schweiz. Und hier versteckt sich ein Park, der nicht mit seiner Größe glänzt, sondern mit seiner Vielfalt an seltenen Pflanzen und Tieren.
Alle Infos zur Tour findet ihr weiter unten (GPS-Daten, Karte etc.)
Verkanntes Kleinod mitten im Nirgendwo: der Wengleinpark
Ein Sonntag im Mai. Acht Uhr am Morgen. Als ich auf dem Parkplatz kurz vor dem Ortseingang von Eschenbach halte, ist noch nichts los. Etwas hilflos, weil ich keine Hinweisschilder finden konnte, sehe ich mich um. Glücklicherweise hält ein weiteres Auto neben mir, eine Dame steigt aus und öffnet die Heckklappe ihres Wagens, um ihren Hund aus dem Auto zu lassen. Nach dem Weg gefragt antwortet sie freundlich, dass ich einfach die dritte Straße im Ort links hochlaufen soll.
Und dann kann sie sich wohl nicht verkneifen, noch hinzuzufügen: „Aber erwarten Sie nicht zu viel. Es ist nur ein Wald.“ Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg. Am Waldrand finde ich dann auch das wohl einzige Hinweisschild für den Wengleinpark. Es geht ein paar Meter den Berg hinauf. Rechter Hand taucht plötzlich der Heroldturm vor mir auf, der den Eingang zum Park symbolisiert.
Wer hier in Eschenbach wohnt, für den ist der Wengleinpark vielleicht nur ein Wald. Für andere Besucher ist er etwas ganz besonderes. Vor allem für Besucher aus dem bayerischen oder fränkischen Umland. Wir sind heute nur noch Wälder gewohnt, die zu einem Großteil, wenn nicht gänzlich, aus Fichten und Kiefern bestehen.
Ein alter Buchenwald gehört deshalb nicht zum alltäglichen Anblick und lässt unsere Herzen ein wenig höher schlagen, wenn das Sonnenlicht sanft durch die hellgrünen Blätterkronen blinzelt und das Laub unter unseren Wanderschuhen raschelt. Dass es dieses kleine Stückchen ursprünglich in Deutschland überall heimischen Buchenwaldes heute noch gibt, haben wir Carl Wenglein zu verdanken – und heute dem Bund Naturschutz.
Carl Wenglein – ein Pionier beim Naturschutz
1882 in Nürnberg geboren, übernahm Carl Wenglein mit 27 Jahren die Nadelfabrik (Norica Werke) in Schwabach. Dort wurden unter anderem Grammophonnadeln mit dem Namen „Herold“ hergestellt und weltweit vermarktet. Der erfolgreiche Unternehmer war gleichzeitig aber auch ein großer Naturfreund. Ein Großteil seines Vermögens floss in Projekte zum Naturschutz. Vor allem die heimische Vogelwelt hatte es dem Unternehmer angetan.
Nach Eschenbach kam Carl Wenglein durch seine Frau, deren Familie in der Hersbrucker Alb große Steinbrüche betrieb. Die Sebald-Werke gibt es dort noch heute. In Eschenbach baute Carl Wenglein nicht nur eine große Villa, sondern auch eine Art Kurpark für seine kranke Tochter. Neben zahlreichen Bauten zur Verschönerung der Landschaft sollte vor allem die typische örtliche Natur bewahrt werden.
Heroldturm
Weniger wie ein Turm, sondern eher wie eine scheinbar mittelalterliche Burgruine in Miniaturformat liegt der Heroldturm am Hang. Der Turm wurde von Carl Wenglein erbaut, der eine besondere Leidenschaft für die alten Ritterzeiten entwickelte. Das Carl-Wenglein-Naturschutzgelände Eschenbach entwickelte sich damals rasch zu einem beliebten Ausflugsziel. Oft begab sich Carl Wenglein in den Heroldsturm, um von oben seine Besucher zu beobachten. Als Carl Wenglein 1935 starb, drohte das Gelände zu verfallen. Es war fast schon in Vergessenheit geraten, als sich der Bund Naturschutz im Jahr 1966 seiner annahm und auch heute noch betreut.
Wir folgen dem steil ansteigenden Waldpfad entlang der alten Mauern des Heroldturms. Nach kurzer Wegstrecke zweigen links die verschiedenen Wanderwege ab. Zunächst geht es über ein paar Steinstufen hinauf zu einer idyllisch gelegenen Bank, auf der sich eine kleine Rast lohnt. Etwas weiter oben teilt sich der Weg. Linker Hand führt der Wengleinweg über den Berghang. Wir halten uns an der Salamanderstatue rechts und folgen dem etwa einen Kilometer langen Salamanderweg.
Salamanderweg im Wengleinpark
Tümpel, Totholz und tiefe Spalten – Feuersalamander fühlen sich in den Traufhängen der Hersbrucker Alm wohl, da sie hier noch ihre Ansprüche an ihre Lebensräume vorfinden. Besonders bei nasskühlem Wetter trifft man hier auf die schwarz-gelb gefärbten Feuchtraumbewohner.
Sonst sind Feuersalamander eher nachtaktiv. Die schwarz-gelbe Färbung dient dem Kriechtier – in Kombination mit einem schwach giftigen Hautsekret – als Abschreckungsmaßnahme gegen Fressfeinde. In Deutschland kommen zwei Arten des Feuersalamanders vor: eine längsgestreifte und eine gefleckte Variante. Im Wengleinspark trefft ihr mit ein wenig Glück beide Varianten.
Wenn ihr vom Heroldturm heraufkommt, trefft ihr nach dem Abzweig links und den Stufen am Hang auf den Salamanderweg, der durch die einschlägige Statue markiert wird.
Nach dem Abzweig fallen vor allem die kreuz und quer herumliegenden Baumstämme auf. Ungepflegt ist die Devise, denn menschliche Eingriffe werden nach Möglichkeit vermieden. Das Ergebnis: eine urwaldähnliche Vielfalt mit einem hohen Anteil an Totholz. Ein perfekter Lebensraum für eine Vielzahl an Lebewesen, darunter auch der seltene Schwarzspecht und natürlich der Feuersalamander.
Wundert euch also nicht, wenn der Pfad immer schmaler wird und ihr das eine oder andere Mal über einen umgefallenen Baumstamm klettern müsst. Ihr verlasst das dichte Waldgebiet an der Kühtränke. Dieser Tümpel wird von einer darüber liegenden Quelle gespeist und dient den Feuersalamandern als Laichgewässer. Ab März bis in den Frühsommer kann man hier mit etwas Glück die Larven auf dem Grund des Gewässers betrachten.
Wir halten uns rechts und passieren den Schulwald. Der Schulwald stammt aus einer Initiative aus den 60er Jahren, bei der Schulklassen mithalfen, sogenannte „Ödlandflächen“ mit Fichten aufzuforsten. Da der Feuersalamander jedoch ein typischer Vertreter der Laubmischwälder ist, gehören diese Maßnahmen – ebenso wie der Straßenbau – zu den wesentlichen Gefährdungen des scheuen Kriechtieres.
Wengleinweg im Wengleinpark
Der Wengleinweg klettert über eine Länge von rund zwei Kilometern und 100 Höhenmetern durch Wälder und Wiesen, Felsen und Schluchten des Frankenjura.
Um zum Wengleinweg zu gelangen, gehen wir wieder den Pfad am Heroldturm empor, steigen links die Stufen hoch und halten uns am Abzweig Wengleineg/Salamanderweg links. Linker Hand passieren wir die Hartmannsdorfer Hütte. Diese erste Hütte aus Holzstämmen benannte Carl Wenglein nach dem Ort, aus dem seine Frau stammte. Genutzt wurde sie als Unterstand für die Gerätschaften der Parkpfleger. Alle Wege und Bauwerke im Wengleinpark stehen heute unter Denkmalschutz und müssen in der ursprünglichen Form erhalten bleiben.
Ritterschlucht
Der Wanderweg macht eine scharfe Rechtskurve und wir erreichen die Ritterschlucht. Angeblich wurden hier am Rande von Eschenbach Schwerter und Rüstungen gefunden. Böse Zungen behaupten jedoch, dass Carl Wenglein diese Utensilien aus der Ritterzeit selbst versteckt habe, um Gerüchte über eine verborgene Ritterburg in die Welt zu setzen. Wir bewegen uns auf felsigen Pfaden vorbei an moosbewachsenen Dolomitformationen aus dem weißen Jura: Jahrmillionen alte, fossile Schwammriffe und Muschelbänke des Jurameeres.
Infohaus
Eigentlich sollte dem in den Berg hinein gebauten Häuschen ein Dach im Berchtesgadener Stil aufgesetzt werden. Nachdem das nicht genehmigt wurde, entstand dieses einfache Dach. Heutzutage wird das Infohaus für Ausstellungen genutzt. Neben der heimischen Flora pflanzte Wenglein hier auch alpine Pflanzen an, die jetzt noch als Überbleibsel seines einstigen Alpinums bewundert werden können.
Befreiungshalle der anderen Art
Der Name des ehemalig als Plumpsklo genutzten Häuschens ist auf den Humor des Unternehmers zurückzuführen. Denn angeblich saß der Schalk Carl Wenglein stets im Nacken. Direkt gegenüber liegt eine Wiese im Schlossanger. Seit Jahrzehnten wird sie jährlich gemäht, um eine Verbuschung zu verhindern. So hat sich im Laufe der Zeit die artenreiche Kräuterwiese mit seltenen Orchideen wie dem unter Naturschutz stehenden Frauenschuh erhalten.
Direkt gegenüber der Nisthöhlenmauer lohnt ein kleiner Abstecher nach links zum Aussichtspunkt. Hier hat man eine phantastische Sicht über das Hirschbachtal.
Luisenhütte
Weiter oben auf dem Anger befindet sich die Luisenhütte. Zu Zeiten Wengleins wurde die Hütte Schwabacher Hütte genannt. Zu Ehren einer Spenderin wurde sie jedoch vom Bund Naturschutz umbenannt. Seit Anbeginn dient sie als Unterstand und Rastplatz für Besucher. Hangseitig ist eine Terrasse angelegt, auf der Tische und Bänke für Wanderer bereitstehen.
Ein wundervoll ruhiger Ort, um eine kleine Rast oder ein Picknick zu machen. Direkt nebenan kann man eine ausgeklügelte Apparatur zur Fütterung von Wildvögeln betrachten, die aus Wengleins Werkstatt stammt. Das im Inneren geschützte Futter rieselt ganz von selbst in die überdachte Rinne, aus der es die Vögel herauspicken können.
Weiter auf dem Pfad geht es bis zu einem alten, verschlossenen Tor. Hier geht der Weg im rechten Winkel nach links ab und führt den Hang hinunter. Folgt ihr dem Weg weiter, endet er auf einem breiten Kiesweg, auf dem ihr euch strikt links halten müsst, um den Berg wieder herunterzukommen.
Abstecher in den Buchenwald
Nach etwa 100 Metern besteht die Möglichkeit, einen kleinen Abstecher in den Buchenwald zu machen. Jedem, der Buchenwälder liebt, dem sei dieses Intermezzo empfohlen. Folgt einfach der Markierung mit dem grünen Balken auf weißem Grund ein Stück weit. Wenn ihr genug habt, kehrt ihr wieder auf den Kiesweg zurück und geht auf ihm hinab ins Tal.
Nach wenigen Minuten kommt ihr dann wieder am Heroldturm an.
Essen und trinken
Hotel & Gaststätte Grüner Schwan (im Ortskern an der Hauptstraße)
Neben einer Gastwirtschaft mit 60 Sitzplätzen gibt es an sonnigen Tagen auch die Möglichkeit, sich im großen, schattigen Biergarten niederzulassen. Die Speisekarte wechselt täglich fränkische und internationale Gerichte. Der besondere Schwerpunkt liegt jedoch in der Zubereitung feiner vegetarischer Gerichte wie Strudel, Küchle, Vollkornpizza und Gulasch – alles aus Gemüse. Das Fleisch kommt zu einem Großteil von Biobauern.
- Eschenbach 12, 91224 Pommelsbrunn
- Telefon: 09154-91 69 50
- Homepage: gruenerschwan.de
- E-Mail: info@gruenerschwan.de
Öffnungszeiten
- Dienstag und Freitag: 15:00 bis 01:00 Uhr (Küche 17:00 – 21:00 Uhr)
- Samstag: 10:00 bis 01:00 Uhr (Küche: 12:00 – 20:00 Uhr)
- Sonntag: 10:00 bis 01:00 Uhr (Küche: 12:00 – 19:00 Uhr)
Auch Übernachtungen möglich (Hotelbetrieb)
Wandern im Wengleinpark
Wir sind über die beiden ausgeschilderten Wanderwege Salamanderweg und Wengleinweg gewandert und haben einen kleinen Abstecher über den Heinrich-Scheuermann-Weg in den Buchenwald gemacht.
Route
Höhenprofil
Details
- Start/Ziel: Parkplatz am Ortseingang Eschenbach (von Hersbruck aus links)
- Länge: 4,9 km
- Schwierigkeit: mittel (einige etwas steilere Anstiege)
- Dauer: 2 Stunden reine Gehzeit
- Markierung 1: Salamander (Salamanderweg)
- Markierung 2: blauer Schäfer (Wengleinweg)
- Markierung 3: grüner Balken auf weißem Grund (Heinrich-Scheuermann-Weg)
- Aufstieg: 263 m
- Abstieg: 262 m
- Salamanderweg einzeln: 1,0 km
- Wengleinweg einzeln: 1,9 km
- DOWNLOAD Karte als pdf: Wanderung-Wengleinpark-Karte
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Wengleinpark
TOUREN-DATEN FÜR GPS-GERÄTE UND WANDER-APPS
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Fazit
Es ist fast ein wenig schade, dass der einzigartige Wengleinpark im Nürnberger Land so wenig bekannt ist. Vielleicht macht aber auch gerade diese Gegebenheit den besonderen Reiz des Naturschutzgebietes aus. Wer ein kleines Stückchen Buchenwald mit all seinen vielseitigen Lebensräumen besuchen möchte, ist hier genau richtig. Wenn euch die Strecke für eine Wanderung nicht ausreichen sollte, dann geht einfach alle drei Wege durch den Wengleinpark. Jeder hat seine ganz eigenen Reize und Naturräume. Nehmt euch unbedingt eine Kleinigkeit für ein Picknick an der Luisenhütte mit und ausreichend zu trinken. Bei feuchtem Wetter ist rutschfestes Schuhwerk notwendig.
Der Rundwanderweg Eschenbacher Geißkirche (rund 5 km) mit der Markierung roter Ring passiert den Wengleinpark und es lohnt ein Abstecher auf den Wengleinweg.
Für mehrtägige Touren eignet sich der Heinrich-Scheuermann-Weg (23 km) wunderbar, um einen Zwischenstopp im Wengleinpark einzulegen. Übernachten könnt ihr gegebenenfalls im Hotel Grüner Schwan.
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Sehr schön, aber leider keinen Salamander gesehen, dafür viele Fotos gemacht.
Dein Blog ist immer wieder eine Inspirationsquelle für schöne Wanderungen.
LG Bernd