Wandern durch den alten Stadtwald von Weißenburg
Am Übergang vom Fränkischen Seenland zum Naturpark Altmühltal liegt die Stadt Weißenburg. Die Stadt ist bekannt für seine römische Geschichte. Doch wer kennt schon die geheimen Schätze der mittelfränkischen Stadt? Heute haben wir einen Naturgenuss der ganz besonderen Art ausgesucht: den Ludwigswald. Die 10 Kilometer lange Wanderung durch den Ludwigswald von Weißenburg führt durch alte Laubwälder und duftende Magerwiesen zum Walderlebnispfad und dem Römerbrunnen.
Details zur Wanderroute weiter unten (Karte, Höhenprofil, GPX-Daten …)
Wanderparkplatz Jakobsruhe >>> Allee >>> ehemaliger Steinbruch >>> Stadelhof >>> Bergwaldtheater >>> Römerbrunnen >>> Jakobsruhe
Weißenburg – mehr als eine alte Römerstadt
Mit gerade mal 18.000 Einwohnern ist Weißenburg gerade mal eine Kleinstadt. Sieht man mal von ihrer Römergeschichte ab, würde sich wahrscheinlich kein Tourist hierher verirren. Jedes Mal, wenn ich hier bin, bin ich begeistert von den hübschen Fachwerkhäusern auf dem Höhenzug des Fränkischen Jura und frage mich, warum sie eigentlich nicht mehr Beachtung findet und ein solches Schattendasein führt.
Eigentlich landet man eher zufällig hier, vielleicht auf der Fahrt von Nürnberg in den Naturpark Altmühltal. Wenn man auf der Fahrradtour beim gotischen Rathaus plötzlich auf die Bremse steigt oder auf der Suche nach einer Eisdiele oder einer Gaststätte sucht, um sich zu stärken oder einen Augenblick niederzulassen.
Oder auch dann, wenn man an einem verregneten Tag vom Brombachsee oder dem Altmühlsee einen Kurzausflug zum Limes oder dem Römermuseum nach Weißenburg kommt. Jeder scheint nur auf der Durchreise, um anschließend zum eigentlichen Ziel, vielleicht dem Albrecht-Dürer-Haus in Nürnberg oder auch die Altstadt von Rothenburg ob der Tauber anzuschauen.
Schade, denn all diese Touristen, erkennen die wahren Schönheiten der Stadt gar nicht. Anscheinend hat jemand einfach nur vergessen, das auch wirksam zu kommunizieren. Denn wer fährt schon an einen abgelegenen Ort, von dem er gar nichts weiß?
Und genau aus diesem Grund, schläft Weißenburg seinen Dornröschenschlaf – in der Hoffnung, sie werde irgendwann schon von einem Prinzen wachgeküsst. Aber vielleicht ist der Schlaf ja bald zu Ende, denn wer einmal da war, der zeigt sich beeindruckt von so viel fränkischer Idylle – und dabei so viel Bescheidenheit und Ruhe.
Ich bin davon überzeugt, es wird nicht mehr lange dauern, dann werden die Besucher Weißenburg gezielt ansteuern. Und das nicht nur, um die wunderschöne Stadt anzuschauen, sondern auch, um von hier aus in den Stadtwald zu ziehen.
Der Ludwigswald von Weißenburg
Liebevoll wird der Stadtwald von Weißenburg auch Ludwigswald genannt. Denn am 03. Oktober 1338 überließ Kaiser Ludwig IV. – der Bayer genannt – das große Waldgebiet der Reichsstadt zur Holzgewinnung und Weidenutzung. Die Weißenburger haben das Gebiet durch Zukäufe schließlich noch vergrößert und meist gehegt und gepflegt, wenn die Not zu Kriegszeiten nicht einmal wieder besonders hoch war.
Eine solch langjährige, durchgängige Verbindung zwischen einem Forst und einer Stadt – inzwischen sind es fast 700 Jahre -dürfte im deutschsprachigen Raum wohl einmalig sein. Und deshalb hat Weißenburg auch eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Ludwigswald.
Und wenn man hier unter den Bäumen steht und das Sonnenlicht blinzelt durch das Blätterdach, versteht man auch, warum die Menschen hier ihren Wald so sehr lieben.
Magerwiesen am Südhang
Der Begriff Magerwiese mag sich zunächst ein wenig trist und schnöde anhören. Aber langweilig sind Magerwiesen wirklich nicht. Denn sie zählen zu den artenreichsten Wiesen überhaupt. Magerwiesen entstehen auf kalkhaltigen, nährstoffarmen Untergründen, vor allem an Südhängen, die nicht nur unter Wassermangel, sondern auch noch unter extremer Sonneneinstrahlung leiden. Und dafür ist die Gegend hier perfekt, denn schließlich bildet Weißenburg den südlichen Abschluss der SandAchse Franken. Hier können sich vor allem konkurrenzschwache Pflanzen etablieren, die sich perfekt an die unwirtlichen Bedingungen angepasst haben.
Walderlebnispfad am Römerbrunnen
Gleich nachdem wir die Straße hinter dem Bergwaldtheater überquert haben, erreichen wir den Walderlebnispfad am Römerbrunnen im Stadtwald. Insgesamt ist der Lehrpfad etwa 4 Kilometer lang, wir wandern aber nur einen Teil der Strecke.
Zu unterschiedlichen Themen erlebt ihr mehrere Stationen rund um das Thema Artenvielfalt und Naturschutz im Wald. Immer wieder trefft ihr auf Tafeln zu den Tieren, die hier leben, wie Eichhörnchen oder auch Hasen.
Der Römerbrunnen im Ludwigswald
Natürlich kommt ihr auch im Stadtwald von Weißenburg nicht um die Römer herum. Bei dem sogenannten Römerbrunnen handelt es sich eigentlich um eine Quelle des Vokammerbaches.
Vermutlich wurde sie in der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einer barocken Einfassung versehen. Aus diesem Grund hieß der Ort früher auch Riemleinsbrunnen (nach der Erbauerfamilie benannt). Im Laufe der Zeit wurde der Name entstellt und umgedeutet. Deshalb heißt die Quelle heute Römerbrunnen. Der Platz eignet sich perfekt für ein kleines Picknick. Wenn ihr so richtig schlemmen wollt: ein opulenter Grillplatz ist auch vorhanden.
Die Sage vom Römerbrunnen
Einst hielten sich römische Soldaten im Wald bei Weißenburg auf, als einer der Soldaten auf ein junges Mädchen in Begleitung eines alten Mannes traf. Nachdem der Soldat den alten Mann getötet hatte, folgte er dem fliehenden Mädchen ins Unterholz, um sie zur Sklavin zu machen. Als sich das germanische Mädchen jedoch mit einem Speer wehrte, tötete der Soldat auch sie und begrub ihre Leiche.
Orientierungslos irrte der Soldat durch den Wald, bis er schließlich auf eine Quelle stieß. Der Römer folgte dem Verlauf des Baches und fand so wieder zurück zu seiner Kohorte. Als er den günstigen Lagerplatz auf der Anhöhe seinen Landsmännern beschrieb, bauten sich die Soldaten dort ihren Stützpunkt und fassten die Quelle mit Steinen ein. An diesem sogenannten Römerbrunnen soll noch heute der Geist des weiß gekleideten, germanischen Mädchens erscheinen, die dort nach ihrem Vater sucht. Vielleicht trefft ihr sie ja, wenn ihr an einem nebligen Tag durchs Unterholz streift …
Wandern durch den Ludwigswald
Der Ludwigswald ist mehr als nur irgendein Wald. Schon seit Generationen wird der Stadtwald gehegt und gepflegt. Allein die herrliche Allee, die die Wanderung vom Parkplatz Jakobsruhe einleitet, ist besonders sehenswert. Überall trefft ihr auf alte, knorrige Linden, Ulmen oder auch Ahornbäume, die sich zwischen den Buchen und Nadelbäumen durch ihr seltsames Wuchsverhalten hervortun.
Wegbeschreibung
Der etwa 10 Kilometer lange Rundweg beginnt auf dem Wanderparkplatz Jakobsruhe an der Holzgasse. Wenn ihr in Weißenburg Richtung Bergwaldtheater fahrt, liegt der Parkplatz in einer steilen Linkskurve rechts.
Von hier aus wählt ihr den unteren Weg durch eine Allee mit der Beschilderung Nr. 7 Richtung Stadelhof. Es geht am Südosthang entlang auf einem idyllischen Wanderweg durch den Wald mehr oder weniger geradeaus. Nach etwa 400 Metern trefft ihr auf einen breiteren Forstweg, der euch nach rechts führt …
Die gesamte Tourenbeschreibung findet ihr unter den Details als pdf zum Ausdrucken.
Route
Höhenprofil
Details
Achtung: Der Rundweg folgt keiner einheitlichen Markierung. Druckt euch daher unbedingt die Karte und die genaue Wegbeschreibung aus!
- Start/Ziel: Wanderparkplatz Jakobsruhe (Holzgasse)
- Parkmöglichkeit für Wohnmobile: Parkplatz am Bergwaldtheater
- Markierung 1: Stadelhofweg (schwarze 7 auf gelbem Grund) bis Stadelhof
- Markierung 2: Main-Donau-Weg bis zur Forststraße
- Markierung 3: Waldlehrpfad (gelbes Schild mit einem Specht) bis Römerbrunnen
- Markierung 4: Gunthildis-Weg (Nr. 6) zurück zum Bergtheater, Holzgasse
- Länge 10 km
- Dauer: rund 3 Stunden
- kinderwagengeeignet: nein
- Aufstieg: 557m
- Abstieg: 511 m
- Schwierigkeitsgrad: mittel (keine steilen oder schwierigen Anstiege)
- DOWNLOAD Karte als pdf: Karte-Weissenburg-Ludwigswald
- DOWNLOAD Wegbeschreibung als pdf: Beschreibung-Ludwigswald-Weissenburg
TOURENDATEN FÜR GPS-GERÄTE / WANDER-APP
So funktioniert´s: Anleitung zum Download und Importieren in eine Wander-App oder ein mobiles GPS-Gerät
Kleinode in Weißenburg
Und überall treffen wir auf versteckte Sehenswürdigkeiten direkt in Weißenburg oder auch im Stadtwald.
Bergwaldtheater
So wird die Freilichtbühne genannt, die in einem ehemaligen Steinbruch errichtet wurde. Gesäumt von stattlichen alten Bäumen bietet sich hier eine zauberhafte Kulisse für die jährlichen Festspiele. Die Naturbühne mit ihrem romantischen Ambiente gehört schon seit 1929 zu den schönsten Theatern unter freiem Himmel in Deutschland. Das Programm ist bunt gemischt und reicht von Theater und Kabarett über Musical und Rock bis hin zu Veranstaltungen für Kinder.
Apothekermuseum Weißenburg
Wenn ihr noch einen Abstecher in die Innenstadt von Weißenburg machen möchtet, dann haltet eure Augen offen. Neben dem bekannten Römermuseum sind in den Häuser weitere Schätzchen versteckt, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erkennt – und die auch kaum in einem Reiseführer erscheinen.
Dazu gehört das Apothekenmuseum. In den Gewölben im Untergeschoss der Einhorn-Apotheke befindet sich der historische Arzneikeller: eine Ansammlung alter pharmazeutischer Geräte aus dem 19. Jahrhundert (das eine oder andere Prachtstück ist sogar noch älter). Sie stammen aus der Zeit, als die Apotheke noch von dem Apotheker und Archäologen Wilhelm Kohl betrieben wurde.
Adresse
Rosenstraße 3
91781 Weißenburg
Homepage: Einhorn-Apotheke
Öffnungszeiten
- Mo., Di., Do. + Fr.: 11:00 und 14:30 Uhr
- Mi. + Sa.: 11:00
- in der Einhorn-Apotheke
AUF ENTDECKERTOUR DURCH WEISSENBURG
Fazit
Ihr seid auf der Suche nach einem beschaulichen Örtchen, voller unerwarteter Überraschungen – noch abseits der üblichen Touristenströme, in dem ihr sowohl die römische als auch die fränkische Geschichte hautnah erleben könnt? Wenn man mich fragt, wohin man Bayern unbedingt fahren sollte, was sich abseits der einschlägigen Sehenswürdigkeiten lohnen würde, dann kann ich aus Überzeugung Weißenburg nennen. Die Natur und die Aussichten ins Tal sind spektakulär und überall finden sich Zeichen der bewegten Geschichte Frankens.